Polen 1939

xyzet

Neues Mitglied
Im Sommer 1939 flohen viele Angehörige der deutschen Minderheit in Polen
vor der Einberufung in die polnische Armee, bzw. aus anderen Gründen
nach Deutschland.

Frage:

- Konnten diese Personen - die ja polnische Staatsbürgerschaft besaßen -
kurzfristig in die Wehrmacht eingezogen werden - insbesondere ehemalige
Berufssoldaten, Unteroffiziere - und am Septemberfeldzug teilnehmen ?

Unter den Angehörigen der K-Trupps der Abwehr waren wohl einge
ehemalige polnische Staatsbürger, aber die hatten wohl keinen
Status der Wehrmachtsangehörigen.


Kann hier jemand ev. irgendeine vernuftige Quelle im Net empfehelen ?
 
Frage:

- Konnten diese Personen - die ja polnische Staatsbürgerschaft besaßen -
kurzfristig in die Wehrmacht eingezogen werden - insbesondere ehemalige
Berufssoldaten, Unteroffiziere - und am Septemberfeldzug teilnehmen

Vermutlich ist das - auch ohne das ich den Umfang der Flüchtlinge kenne - in einem merkbaren Umfang ausgeschlossen:

die Mobilmachung folgte nach festgelegten Einberufungsplänen (Mob.Plänen des Heeres), bezogen auf bestimmte deutsche Reservistenjahrgänge, die zuvor in der Wehrmacht ausgebildet worden waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bis 16 August 1939 wurde ca. 6200 Wehrpflichtigen, überwiegend deutscher Nationalität, die den Einberufungsbefehlen nicht gefolgt haben die polnische Staatsbürgerschaft aberkannt.
Später - in nur einer Woche vom 20 bis 26 September sind allein in
der Wojewodschaft Posen 572 Anträge auf Aberkennung der Staatsbürgerschaft
wg. Flucht nach Deutschland gestellt worden. Am 26 Juli 1939 ergeht eine Verordnung des polnischen Innenministeriums über die Enteignung und treuhänderische Verwaltung der Güter der ins Reich geflüchteten Wehrpflichtigen deutscher Nationalität.
(Angaben nach Prof. Waldemar Rezmer, polnischem Militärhistoriker)


Genaue Zahhl ist schwer einzuschätzen, aber insgesamt waren es wohl einge Tausend der - überwiegend - deutschen Reservisten,
die nach Deutschland geflüchtet sind. Die Frage ist eben ob, und im welchem Umfang
die Wehrmacht auf diese Männer zurückgegriffen hat.
(kurzfristig - später sind sie alle/fast alle eingezogen, mitunter sollten auch die polnischen Dienstgrade anerkannt worden sein )
Formal - dürften sie M.m.n. den Dienst bei der Wehrmacht kaum sofort antreten - erw. Mob- pläne, Unterschiede in der Ausbildung, gesetzliche Einschränkungen usw. Aber wie war es in Wirklichkeit ?
 
Später - in nur einer Woche vom 20 bis 26 September sind allein in der Wojewodschaft Posen 572 Anträge auf Aberkennung der Staatsbürgerschaft wg. Flucht nach Deutschland gestellt worden.

Da ist bestimmt der August 1939 gemeint, kurz vor Kriegsausbruch. Am 20.9. war Posen schon besetzt, und solche Anträge kann ich mir beim CdZ kaum vorstellen.

...mitunter sollten auch die polnischen Dienstgrade anerkannt worden sein ...Formal - dürften sie M.m.n. den Dienst bei der Wehrmacht kaum sofort antreten - erw. Mob- pläne, Unterschiede in der Ausbildung, gesetzliche Einschränkungen usw. Aber wie war es in Wirklichkeit ?
Da nach den Mob-Plänen die Auffüllungen streng strukturiert waren, wird die Wirklichkeit bis auf Ausnahmen (Dolmetscher etc.) den Formalien gefolgt sein.

Dass die Wehrfähigen Volksdeutschen später eingezogen wurden, wenn nicht in der Wehrwirtschaft unabkömmlich etc., ist klar. Da gab es keine Ausnahmen.

Für die Dienstgrade wäre ich an einem Beispiel interessiert, am besten ein Offizier, der sich in der Dienstalterliste nachvollziehen lässt.
 
Vor einiger Zeit war im Fernsehen ein älterer Film, ich glaube eine DDR-Produktion, über den Überfall auf den Sender Gleiwitz. Im Film haben die Mitglieder des Kommandos sich vorgestellt und einige dabei Ihre früheren Dienstgrade in der polnischen Armee erwähnt bzw. ihre Dienstzeit. Ich weiss nicht, wie historisch korrekt das Ganze war, wirkte aber recht plausibel. Dass die "Brandenburger" auch Volksdeutsche einsetzten, ist ja bekannt.
 
@xyzet

Ich habe von diesem Themenkreis keine Ahnung, sondern kann nur ein paar Tipps zur Recherche beisteuern.

Das war ja keine Massenerscheinung, sollte es aber zu propagandistischen Zwecken ausgenutzt worden sein, würde ich im ersten Schritt mal den "Völkischen Beobachter" aus diesem Zeitraum durchsuchen; wenn es propagandistisch ausgenutzt wurde, dann wird der VB den Startschuß gegeben haben.

Eingedenk, daß es tw. ehemalige polnische Soldaten/Offiziere waren, wurden die sicherlich "abwehrtechnisch" bearbeitet. Derartige Unterlagen, inkl. Bestandsbeschreibung findest Du hier:

Bundesarchiv, Bestand Ausland/Abwehr:

http://startext.net-build.de:8080/b...ndex.htm?kid=0388C618840E4ED8B514E46AEDF3D01E

Und da es sich um Personalia handelt, natürlich könnte es auch Unterlagen beim Heerespersonalamt geben. Die findest Du hier (Findbuch RH 7)

http://startext.net-build.de:8080/b...=8C8FF921798E41B4B0BE7DA8B03A08E0&searchPos=2


M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für die Dienstgrade wäre ich an einem Beispiel interessiert, am besten ein Offizier, der sich in der Dienstalterliste nachvollzbrowkaiehen lässt.
Major Kurt Erik Temme aus Dabrowka bei Graudenz - entlassen
im November 1939 aus der Gefangenschaft. Eingezogen in die Wehrmacht -
- ? fiel 1944 in Holland. In der polnischen Armee Unterleutnant der
Reserve (Leutnant ?)
Wie die Anerkennung - übernahme der Dienstgrade im einzelnen vollzogen
wurde - ? Ob es da "Karenzzeit" - zusätzliche Ausbildung gegeben hat - ?

Aus den Reihen der deutschen Minderheit in Polen dürften relativ
wenige polnische Offiziere stammen. Die Deutschen wurden an den
Offiziersschulen nicht zugelassen, nicht gern gesehen, bzw. konnten regulär den Dienstgrad Fähnrich/Reserveoffizier erreichen, obwohl es da sicherlich Ausnahmen gegeben hat.

Annerkennung der polnischen Dienstgrade in der Wehrmacht -
in den Tagebüchern oft erwähnt wird wohl in erster Linie die unteren
Manschaftsränge betreffen.

Waffen - SS - ? Obwohl anscheinend die meisten (oder alle) Ukrainer die
später in den Waffen - SS Freiwiligenverbänden gedient hatten, ihre
Offiziersgrade aus der polnischen Armee mitgebracht hatten.
Ukraiinska Nazionalna Armija ? Wikipedia
Der hier erwähnte SS- Sturmbannführer (General) Pawlo Schandruk und
General Anders haben bis 1939 in einem Regiment gedient.
Anders war Vorgesetzter vom Schandruk.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat:
xyzet
Major Kurt Erik Temme aus Dabrowka bei Graudenz - entlassen im November 1939 aus der Gefangenschaft. Eingezogen in die Wehrmacht -- ? fiel 1944 in Holland.

Hiernach:
Niemieccy towarzysze broni
wären es etwa 8000 deutschstämmige, die in der polnischen Armee im September 1939 Dienst leisteten.

Vom diesem Autor gibt es eine interessante Ausarbeitung - Minderheiten in der Armee der II Republik, wo diese Problematik etwas detailierter beschrieben wird - allerdings eine Miniausgabe vom eingen Hundert Exemplaren. Nicht mehr aufzutreiben.

Was das Thema anbelangt - deutschstämmige mit polnischer Staatsbürgerschaft in der deutschen Wehrmacht im Septemberfeldzug -
nach wie vor - ?.

Danke für die Tipps zu Quellen.
gruß
 

Interessant, dass es auch Polen gab, die auch für eine Kooperation mit Deutschland gegen die Sowjetunion sich eingesetzt haben. In dem von Silesia verlinkten Aufsatz (letzter Link) wird W?adys?aw Studnicki - Wikipedia, the free encyclopedia erwähnt. Er sprach sich gegen die Unterdrückung Polens ein und schlug eine Kooperation vor:

As a result, in January 1940 he decided to issue a “Memo to the German Government”, in which he expressed his opposition to the policy of German occupational authorities, based on bloody terror. In his view, this stance would result in growing anti-German feelings among ethnic Poles, which would make it impossible to create an agreement between Poles and Germans, aimed at the Soviet Union.

Furthermore, a few weeks after the Invasion of Poland, Studnicki presented to German military authorities the “Memo on Recreation of Polish Army and the Oncoming German - Soviet War”. In this document, he proposed recreation of Polish Army, which would fight the Soviets alongside the Wehrmacht. Furthermore, he suggested that a Polish Government should be recreated. To make this happen, German authorities should cease killings and repression of Polish activists. Polish Army, in cooperation with the Wehrmacht, was to seize the territories west of the Dniepr river, while Germans were to march further east, to the Caucasus.
 
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