Polonisierung von nichtpolnischen Namen gegen Ende der dritten polnischen Teilung

zoka

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ich auch!!!

mittlerweile glaube ich fest daran, dass der Name Margarethe von Ma?gorzata kommt, denn auch der Waschlappen kommt aus dem polnischen: warum sonst berichtete Heinrich Heine von einem polnischen Edlen namens Waschlapski? man sehe: Heinrich Heine - Gedichte: Zwei Ritter ...freilich kommt auch der Tiername Esel aus dem polnischen, wie der bei Heine belegte Name "der große Eselinski" deutlich demonstriert.

übrigens hat das polnische auch auf das italienische große Auswirkungen: unzweifelhaft ist das Aussehen mancher polnischer Städte (poln. mjasto) traurig, und so übernahmen die weslcesn Italiäner flugs das mjasto in Form von mesto (traurig) als musikalische Charakterbezeichnung.

...ok, wissen tun wir allerlei anderes... :rofl::still:
Apropos Heines “Eselinski”:

Was mich interessieren würde (auch wenn vielleicht ein bisschen themenfremd), warum es zumindest im östlicheren Mitteleuropa (aber auch in Österreich) um die 19. Jahrhundertwende (also nach Heine...!) Mode war, Familiennamen auf slawisch klingende abzuändern. Klar, dass auch der Fabrikarbeiter sich interessant machen, sich mit einem fremdländisch klingenden Namen schmücken wollte, damit er als Mann von Welt galt.(einer meiner Ahnen folgte ebenfalls dieser Unsitte, wobei er in solch slawischen Anwandlungen seine Unterschrift besonders kunstvoll zu verzieren pflegte) Aber warum gerade immer slawisch (eigentlich immer auf’s Polnische zielend) und viel weniger französisch – italienisch schon gar nicht... Inwiefern waren die Polen derart begehrenswert? War es vielleicht das kollektive Mitleid, mit der entschwundenen Nation? Oder die Verklärung dieser damals ehemaligen Nation?
 
War es vielleicht das kollektive Mitleid, mit der entschwundenen Nation? Oder die Verklärung dieser damals ehemaligen Nation?

Das könnte ein Grund gewesen sein. Ob es ein "kollektives" Mitleid war, sei dabei aber mal dahingestellt. Das Schicksal des polnischen Volkes war jedenfalls immer wieder Thema im Diskurs des Vormärzes. Und der fällt übrigens durchaus in die Epoche Heines.

Siehe z. B. historicum.net: Hambacher Fest und

Novemberaufstand ? Wikipedia

Allerdings mögen bei solchen Namensgebungen auch andere Gründe eine Rolle gespielt haben, etwa radikal nationalistische, vielleicht auch "völkisch" zu nennende.

Insgesamt kenne ich mich in der Materie zu wenig aus, aber vielleicht reicht mein Beitrag aus, um einen Anstoß zu geben, die Materie detaillierter zu diskutieren?
 
Was mich interessieren würde (auch wenn vielleicht ein bisschen themenfremd), warum es zumindest im östlicheren Mitteleuropa (aber auch in Österreich) um die 19. Jahrhundertwende (also nach Heine...!) Mode war, Familiennamen auf slawisch klingende abzuändern.
Hast du dafür mal ein paar Beispiele?

Ich mag es ja, in Schlesien über die Friedhöfe zu ziehen und nach Sznajder und Szpilman etc. zu suchen. Die Polonisierung dieser Familiennamen dürfe aber eher daran liegen, dass die Träger im polnischen Staat lebten, bzw. sich trotz der deutschen Herkunft des Familiennamen zu Polen bekannten. (Die Problematik der "Volks-" und "Reichsdeutschen" nach 1918 und insbesondere nach 1945 mal außen vor gelassen.)
 
Inwiefern waren die Polen derart begehrenswert? War es vielleicht das kollektive Mitleid, mit der entschwundenen Nation? Oder die Verklärung dieser damals ehemaligen Nation?
kommt wohl immer darauf an, wer wann wo und wie -- Prinz Orlofski hat eine polnische Endung, ist aber ein dekadenter Russe (Strauß, Fledermaus) - Namen auf ...off (Rebroff, Rachmaninoff) waren um 1900 die dt. schreibweise russ. Namen. Speziell polnische Namensgebungen solcher Art fallen mir nicht ein.
 
Danke für die Antworten, Leute! Habe erst bei Euren Antworten bemerkt, wie schwierig die Frage v.a. allem in einem deutschen Forum ist. Die Hin- und Herwanderungen, und auch die Hin- und Hervertreibungen machen es sehr schwierig, einen polnisierten deutschen Namen als Polnisierung nach rein modischen Aspekten zu identifizieren. Meine Familie stammt tatsächlich teils aus Österreichisch Schlesien, aber auch aus vielen anderen Gebieten.

Wie dem auch sei... bei vor einiger Zeit gemachten Recherchen stieß ich verblüfft auf die Tatsache, wie viele alte ungarische Namen plötzlich mit neuen Endungen, wie eben “-y” oder “-ski” geschrieben wurden. Von meinem Ahnen, den ich zuvor erwähnt hatte, weiß ich mit 100% Sicherheit, dass er seinen ungarischen Namen lediglich aus einer Laune heraus plötzlich mit einem “y”, statt mit einem “i” enden ließ. Hierauf befragte ich mehrere ältere Ungarn, warum denn ein einfacher Ungar anfangs des 20. Jhs., ohne ausgeprägte politische Neigungen, und ohne irgendwelche Repressalien zu befürchten, so tat. Die Antwort war durchwegs, es sei halt damals Mode gewesen, seinen Namen fremdländisch klingen zu lassen. Aber warum gerade immer polnisch?

Meine Vermutung ist, dass es sich um eine Vernebelung der Vergangenheit handelte, wodurch eine mögliche adlige Abstammung impliziert wurde, die v.a. bei der entschwundenen polnischen Nation als kaum nachprüfbar erschien. Andererseits wurden durch offensichtliche Polnisierungen Beschuldigungen wegen Hochstaplerei vermieden, sodass nur eine ‘unschuldige’ Verwischung stattfand. Warum aber nicht eher französisiert wurde, ist mir ein Rätsel, da Frankreich doch einiges weiter weg liegt, und Französisch immer noch als sehr vornehm galt. Womöglich war es die verwobene Geschichte, die zum Geheimnisvollen genutzt wurde...?

Das wäre eigentlich schon alles.
 
Habe die Beiträge mal abgespalten. Gegen das Monsterungetüm von Überschrift sind Verbesserungsvorschläge erbeten.
 
wodurch eine mögliche adlige Abstammung impliziert wurde,
aber das betrifft doch prinzipiell russische bzw. russifizierende Namen nicht minder, man denke nur an die angebliche Überlebende der Romanows, jene Anastasia, welche die Boulevardblätter unsicher machte :D

ob die Herkunft und Genealogie von Andrei Kirillowitsch Rasumowski ? Wikipedia , dem Gönner und Mäzen Beethovens, allgemein bekannt war und gleichsam aus solchen Adelshäusern fiktive Blaublutlinien mittels "exotischer" Schreibweisen angedeutet werden sollten? Auf jeden Fall weist der Name Rasumowski allerlei verschiedene Schreibweisen.
 
Habe die Beiträge mal abgespalten. Gegen das Monsterungetüm von Überschrift sind Verbesserungsvorschläge erbeten.
Danke, El Quijote! Die Frage hatte tatsächlich ganz und gar nicht ins Thema ‘ob Deutsche eigentlich alle Polen sind’ gepasst.

Warum man mancherorts polnisch anmutende Namen als schick empfand, und anderswo eher weniger, hat mit der Beliebtheit der Nation, v.a. also mit der gemeinsamen Geschichte zu tun. Wahrscheinlich hatten v.a. die Verknüpfungen der Herrscher den Ungarn die Polen näher gebracht, aber auch umgekehrt. In der ungarischen Lyrik des 19. Jhs. steht der Pole für Güte und Warmherzigkeit, während umgekehrt ebenfalls ein Wohlwollen heute noch da ist. Vielleicht liegen die beiden Nationen hierzu auch geografisch ideal, nahe genug, und einander doch nicht zu nahe...

Inwieweit Deutsche ihren Namen aus einer Laune heraus polnisierten, wäre durch die engen geschichtlichen Verknüpfungen nur schwer festzustellen. Eigentlich brauchte man hierfür Deutsche, die durch geografische Distanz von den Polen getrennt lebten. Eine Idee wäre z.B., sich die Deutschen in den USA des 19. Jhs. vorzunehmen, ob es da nicht auch Polnisierungen der Namen gegeben hatte. Hier wäre es wenig relevant, ob die Namensänderung auf Druck geschah - wichtig wäre nur, ob sich Deutsche für polnisch anmutende Namen entschieden, oder z.B. eher für holländisch klingende.


(Vorschlag: Der Titel des Threads könnte z.B. auch “Polnisierung deutscher Namen aus freiem Willen” heißen. Ob das Thema interessant genug ist, bleibt dahingestellt...)
 
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