Pomponius Mela - unterschätzte Quelle

flavius-sterius

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Dieser Tage ist mir bei einem Artikel zum ersten Mal der Name "Pomponius Mela" untergekommen. Das deutsche Wikipedia schreibt über ihn folgendes

https://de.wikipedia.org/wiki/Pomponius_Mela

Es handelt sich um einen Geographen und Kosmographen aus der Zeit der julisch-claudischen Dynastie. Jedoch bringt es diese Quelle gerade mal auf zwei Erwähnungen im Geschichtsforum, wenn man der Google-Suche glauben darf. Dabei ist sein Werk überraschend gut auf uns gekommen.

Hat jemand im Geschichtsforum seine Werke gelesen. Lohnt sich der Kauf des

Kreuzfahrt durch die Alte Welt. Zweisprachige Ausgabe. Hrsg. von Kai Brodersen?

Und warum ist dieser Herr zum Beispiel gegenüber Strabo so deutlich weniger wahrnehmbar?
 
Jedoch bringt es diese Quelle gerade mal auf zwei Erwähnungen im Geschichtsforum, wenn man der Google-Suche glauben darf.

Wie bitte?
Ich meine mich erinnern zu können, dass ich Pomponius Mela schon deutlich öfter erwähnt hätte.
Und tatsächlich finde ich allein unter meinen Beiträgen mehr als nur zwei Erwähnungen:

Der Fluss "Lupia" taucht bei einer Reihe anderer antiker Autoren auf, bei Pomponius Melo, Strabon, Tacitus, Cassius Dio.

Keiner dieser Autoren kennt einen Fluss "Julia" in Germanien...

Bei Pomponius Mela 3.30 werden Main und Lippe korrekt als Nebenflüsse des Rheins aufgezählt, während Ems, Weser und Elbe ins Meer münden:
"Amnium in alias gentes exeuntium Danubius et Rhodanus, in Rhenum Moenis et Lupia; in Oceanum Amissis, Visurgis et Albis clarissimi"

Gerade in geografischen Werken heißt caput eigentlich immer "Quelle".
Z. B. Pomponius Mela: Timavus, novem capitibus exsurgens = "Timavus, der aus neun Quellen aufsteigt."
Oder: Rhenus, ab Alpibus decidens, prope a capite duos lacus efficit, Venetum et Acronium = Der Rhein, der von den Alpen herabfällt, bringt nahe der Quelle zwei Seen hervor, den Venetus und den Acronius (Ober- und Untersee des Bodensees)

So richtig konsistent ist das nicht: Wenn die Suiones "im Ozean" wohnen, können sie nicht gleichzeitig an einem anderen Meer als dem Ozean wohnen.
Von einer Insel schreibt Tacitus jedenfalls nichts.
Und woher sollte Tacitus die Vorstellung von einer "großen" Insel haben?

Strabo und Pomponius Mela wussten noch nichts von dieser Insel, Plinius erwähnt sie erstmals, und bei Ptolemaios sind alle skandinavischen Inseln zusammen noch viel kleiner als die Kimbrische Halbinsel:

So ähnlich schildert auch Pomponius Mela die "Inseln der Glückseligen"; diese "bringen überreichlich Selbstgewachsenes hervor; und weil eins nach dem anderen immer sofort nachwächst, ernähren sie die völlig unbekümmerten Einwohner glücklicher als andere Städte mit sorgfältigem Anbau. Eine ist besonders bemerkenswert durch zwei einzigartige Quellen: Wer von der einen trinkt, lacht sich tot. Das Heilmittel dagegen ist, aus der anderen zu trinken."

Contra Fortunatae insulae abundant sua sponte genitis et, subinde aliis super aliis innascentibus, nihil sollicitos alunt beatius quam aliae urbes excultae: una singulari duorum fontium ingenio maxime insignis: alterum qui gustavere, risu solvuntur in mortem; ita affectis remedium est ex altero bibere.

Pomponius Mela scheint die Nachrichten Jubas II. nicht benutzt zu haben.
 
Beruhigend. Google hat Sepiolas Beiträge auf IGNORE. Die Datenkrake ist fehlbar.

Sepiola, hast Du das von mir zitierte Buch gelesen? Kannst Du es empfehlen?
 
Ich komme auf 19 Treffer (Beiträge mit Erwähnung), darunter auch die Beiträge von Sepiola.
 
Es ist eine Ewigkeit (Erscheinungsjahr) her dass mir die eingangs angeführte Übersetzung von Brodersen im Rahmen einer geographiewissenschaftlichen Einführungsveranstaltung zum Thema “Weltbilder“ begegnete - drum kann ich mich nur gröbstens an Inhalte erinnern, das (subjektiv) empfundene Lesevergnügen ist jedoch noch präsent.

Edit:
Als bemerkenswert erinnere ich die (den theoretischen Fachwissensstand seiner Zeit aufgreifende) Annahme einer bewohnbaren (temperierten) Zone auf der Südhalbkugel mitsamt gegenläufiger Jahreszeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und warum ist dieser Herr zum Beispiel gegenüber Strabo so deutlich weniger wahrnehmbar?
Das liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten hier sich für die Geschichte des eigenen Vorgartens am meisten interessieren, gerade im Unterforum Römisches Reich wird das besonders deutlich. Da geht es fast ausschließlich um die Römer in Germanien (und ihre decumani in der Schweiz :D). Auch Tacitus, Cassius Dio, Velleius Paterculus, Florus haben ja viel mehr zu bieten, als immer nur die Römer in Germanien, aber dennoch sind das die Quellenstellen, die bei uns im Forum fast ausschließlich diskutiert werden (naja, bei Tacitus kommt noch die Christuserwähnung dazu). Pomponius bietet halt geographisches Material, aber wenig zu den kritischen Themen.
 
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