Propaganda von damals

Tuman

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Zunächst überschwemmte eine Unzahl von Flugschriften das Deutsche Reich und die angrenzenden Länder. "Von tyrannischen Türken jetzigen Einbruch..." war hier die Rede, und "von dem Erbfeind christlichen Namens", der ausgezogen sei, Europa und den christlichen Glauben ein für allemal zu vernichten.

Am meisten unter den Schriften erregte der "Brief des Kaisers der Türken an den Kaiser der Christen" Aufsehen. Hier wurde ein angebliches Schreiben Sultan Mehmeds IV. an Kaiser Leopold I. und an Kasimir, den König von Polen, in deutscher Übersetzung wiedergegeben. In dieser Botschaft hieß es:

Von Gnaden des im Himmel waltenden Gottes verpfänden wir, Mola Mohammed, glorreicher und ganz gewaltiger Kaiser von Babylonien und Judäa, von Orient und Occident...Dir, Caesar Roms, und Dir, König von Polen, Unser heiligstes Wort,...daß wir im Begriffe sind, Dein Ländchen mit Krieg zu überziehen, und wir führen mit uns dreizehn Könige mit hundertdreißigtausend Kriegern, Fußvolk und Reiterei, und werden Dein Ländchen mit diesem Heere... ohne Gnade und Barmherzigkeit mit Hufeisen zertreten und dem Feuer und Schwert überliefern. Vor allem befehlen wir Dir, Uns in Deiner Residenz Wien zu erwarten, damit wir dich köpfen können; auch du, kleines Königlein von Polen, tue dasselbe. Wir werden Dich sowie all Deine Anhänger vertilgen und das allerletzte Geschöpf Gottes, wie es nur ein Giaur ist, von der Erde verschwinden lassen. Wir werden groß und klein zuerst den grausamsten Qualen aussetzen und dann dem schändlichsten Tod übergeben. Dein kleines Reich will ich Dir nehmen und dessen gesamte Bevölkerung von der Erde wegfegen."

Dies waren maßlose Drohungen, geeignet, die Gemüter zu erhitzen. Das Original dieses Dokumentes hat sich im österreichischen Staatsarchiv erhalten und scheint zu bestätigen, zu welcher Grausamkeit und Arroganz die Türken fähig seien. Heute wissen wir, daß es sich um eine plumpe Fälschung handelt, damals aber wanderte die Druckschrift von Hand zu Hand und wurde Wort für Wort geglaubt.

Quelle: die Janitscharen, Gerhard Schweizer

durch die Propagandawirkung solcher Briefe, konnte man freiwillige Kämpfer anwerben und die zerstrittenen Fürsten haben ihren Streit untereinander beigelegt, um zusammen gegen die Türken vorzugehen
 
Wer sind diese Mädchen?

Auf der anderen Flußseite stand Großwesir Achmed Köprülü mit blankem Säbel und winkte immer neue Janitscharenregimenter über die Furt.
Er war bester Laune, ja er war übermütig. Voll Verachtung blickte er auf die Franzosen, die sich zum Gegenangriff sammelten.
Türkische (Osmanische) Chronisten berichten, daß dem Großwesir die weißen Perücken seiner Gegner lächerlich vorkamen, weshalb er sich mit geringschätzigem Lächeln an seine Aghas wandte und fragte: "Wer sind diese Mädchen?"
Doch das Lächeln sollte ihm bald vergehen. Diese "Mädchen" besaßen Kleingewehre, die den gegnerischen Musketen an Feuerkraft und Reichweite bei weitem überlegen waren.

Großwesir Achmed Köprülü war zwar ein guter Großwesir, aber er war kein guter General.
Er hat zuviele entscheidende Fehler gemacht, durch seine Überheblichkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Von welcher Schlacht der Osmanen gegen die Franzosen schreibst du da?

Die Franzosen und Osmanen waren doch meist miteinander verbündet, jedenfalls wenn es gegen die Habsburger ging.
 
zur Zeit Ahmed Koprülüs trag man ja noch gar keine weiße Perücken. Die kamen erst Anfang des 18. Jhdt. auf, Köprülü wirkte aber mitte des 17. Jhdt. - das nur am rande
 
Rovere schrieb:
zur Zeit Ahmed Koprülüs trag man ja noch gar keine weiße Perücken. Die kamen erst Anfang des 18. Jhdt. auf, Köprülü wirkte aber mitte des 17. Jhdt. - das nur am rande


ich hab mal nachgegooglet und habe das hier gefunden:

in den neueren Kulturperücken wurden hauptsächlich von den Frauen getragen, dann Louis 1624 XIII von Frankreich ausgestoßen die Ära der grossen Perücke - durch das Tragen ein. der Art und Weise gehaltene Einfluß in Europa und in seinen Kolonien, bis die amerikanischen und Französischen Revolutionen weg solche Symbole von Rank fegten.

http://www.stophairlossnow.com/German/de_History_of_Hair_Loss2.htm
 
Tuman schrieb:
ich hab mal nachgegooglet und habe das hier gefunden:

in den neueren Kulturperücken wurden hauptsächlich von den Frauen getragen, dann Louis 1624 XIII von Frankreich ausgestoßen die Ära der grossen Perücke - durch das Tragen ein. der Art und Weise gehaltene Einfluß in Europa und in seinen Kolonien, bis die amerikanischen und Französischen Revolutionen weg solche Symbole von Rank fegten.

http://www.stophairlossnow.com/German/de_History_of_Hair_Loss2.htm

"stop hairloss now" ist wahrscheinlich nicht die vertrauenswürdigste Quelle zur Haarmodegeschichte......
dennoch, sie haben insofern recht dass mit Louis XIII lange Haare bei Männern in Mode kamen, diese Mode gipfelte dann in monströsen Allonge-Perücken in den letzten Jahrzehnten des 17. Jhdts. Aber weiß waren die halt noch nicht, diese Mode setzt erst mit 1700 ein.
 
Rovere schrieb:
"stop hairloss now" ist wahrscheinlich nicht die vertrauenswürdigste Quelle zur Haarmodegeschichte......
dennoch, sie haben insofern recht dass mit Louis XIII lange Haare bei Männern in Mode kamen, diese Mode gipfelte dann in monströsen Allonge-Perücken in den letzten Jahrzehnten des 17. Jhdts. Aber weiß waren die halt noch nicht, diese Mode setzt erst mit 1700 ein.


Während der Zeit des französischen Königs Ludwig XIII., welcher bereits in jungen Jahren sein Haar verlor, wurde die Allonge-Perücke für die Herren erfunden, welche auch gleichzeitig zum Kleidungstück erhoben wurde. Diese Perücken waren meist aus Menschen- oder Tierhaaren gefertigt.

Unter
Ludwig XIV. [Sonnenkönig] arbeiteten 48 Perückenmacher am Hofe.

http://www.atelier-bassi.ch/Deutsch/Knowledge/Sites/Knowledge-Main.htm

unter 48 Perückenmacher war die Konkurrenz bestimmt sehr gross, da mussten bestimmt neue Ideen her.
Ich denk schon, dass es damals schon ein paar Offiziere weisse perücken trugen und die Soldaten hauptsächlich dunkle. Natürlich ist das nur eine Vermutung von mir.
Wenn du mir eine Quelle angeben könntest, würdest du mich zufriedenstellen.
 
Andronikos schrieb:
Von welcher Schlacht der Osmanen gegen die Franzosen schreibst du da?

Die Franzosen und Osmanen waren doch meist miteinander verbündet, jedenfalls wenn es gegen die Habsburger ging.

Von der zweiten Belagerung vor Wien.

du hast recht, diese waren Verbündet. Aber es könnten auch französische Söldner sein. ich kann es dir leider nicht erklären. Entweder hat der Autor unrecht oder die Chronisten. oder es waren Scheinverbündete und die Geschichte stimmt.

Wenn die Franzosen echte Verbündete gewesen wären, hätten die Osmanen Wien erorbern können, denke ich mir mal.
vielleicht hatten die Franzosen diesen Probagandabrief gelesen und haben es mit der Angst zu tun bekommen. ich weiss es nicht.
 
ist zwar nicht das Thema hier, aber es ist die selbe Quelle:

Sultan Selim hätte es kaum geschafft, rasch nach Kairo zu erreichen, wäre nicht zur rechten Zeit ein General der Mamluken zu den Osmanen übergelaufen. Selim hatte im Stillen darauf gehofft, denn er wusste, wie es um den Mamlukenstaat stand: Seit Generationen gab es blutige Machtkämpfe um die Nachfolge, und jeder Sultan besaß seine Neider. Auch Tuman Bey hatte seine Feinde, und der Mamlukengeneral Chair Bey war einer von ihnen. Er verriet den Türken, hinter welchen Sandhügeln der Mamlukensultan seine Kanonen versteckt hielt, und so konnten die osmanischen Soldaten ohne Schwierigkeiten die gefährlichen Hügel vor Kairo umgehen und von hinten angreifen. Die Musketen der Janitscharen rissen Lücken in die Reihen der angreifenden Mamluken, die mit wesentlich schlechteren Flinten und oft nur mit Bogen ausgerüstet waren.
Tuman Bey sah , daß alles verloren war, wenn nicht noch ein Wunder geschah. Mit dem Mut der Verzweiflung scharte er seine fähigsten Offiziere und besten Krieger um sich, dann preschte dieser Trupp in donnerndem Galopp genau auf die Standarte Sultan Selims zu. Viele stürzten unter den Flintenschüssen und Speerwürfen der Janitscharen zu Boden, aber niemand konnte Tuman Bey und seine treuesten Offiziere aufhalten, wie ein Augenzeuge, der Vater des späteren osmanischen Geschichteschreibers Seadeddin, berichtet. Die kühnen Reiter spalteten das türkische Heer, erreichten tatsächlich die Standarte. Tuman Bey sah vor sich einen hochgewachsenen Mann mit prächtigem Brokatmantel über dem Brustpanzer und golddurchwirktem Turban, hob den Speer und durchbohrte den Hals dieses Mannes, dann machte er kehrt und stob mit seiner tollkühnen Schar davon. Aber der Getroffene, den er für Sultan Selim gehalten hatte, war sein Großwesir Sinan Pascha, der nun vor den Augen seines Herrn verblutete. Selim selbst, klein gewachsen, rundlich, keine königliche Erscheinung, war dem Angreifer gar nicht aufgefallen.

Die Janitscharen - Gerhard Schweizer (tut mir leid, dass ich im Moment nur aus dem einen Buch rezitiere, aber demnächst kommt ein neues Buch dran)

Hier kämpften türkische Mamluken gegen türkische Osmanen.
aufgrund seines Mutes und seiner tragödischen Geschichte habe ich Tuman Bey als mein Nick ausgesucht.
 
Tuman schrieb:
Von der zweiten Belagerung vor Wien.

du hast recht, diese waren Verbündet. Aber es könnten auch französische Söldner sein. ich kann es dir leider nicht erklären. Entweder hat der Autor unrecht oder die Chronisten. oder es waren Scheinverbündete und die Geschichte stimmt.
Ja, genau - da waren auch französiche Verbände im Entsatzheer vor Wien. Die hat Louis XIV aber eher aus Imagegründen dahingeschickt - schließlich gings um die "Rettung des Abendlandes"....

Tuman schrieb:
Wenn die Franzosen echte Verbündete gewesen wären, hätten die Osmanen Wien erorbern können, denke ich mir mal.
vielleicht hatten die Franzosen diesen Probagandabrief gelesen und haben es mit der Angst zu tun bekommen. ich weiss es nicht.

Die Osmanen hätten Wien nicht erobern - bzw. nicht halten können. 1683 ist eine der größten - und grausamsten - Farcen der Geschichte. Das osmanische Reich war damals schon auf dem absteigenden Ast und es war heller Wahnsinn des unfähigen Wesirs Kara Mustafa gegen Wien zu marschieren.
Was passiert denn in der Schlacht am Kahlenberg? Das um ein vielfaches größere Heer der Türken wird vom kaiserlich-polnischen Koalitionsheer in wenigen Stunden geschlagen, es gibt kaum Verluste auf christlicher Seite, dafür eine gigantische Beute - ein kleiner David besiegt einen riesigen Goliath!
Das hat natürlich Gründe - das osmanische Heer war miserabelst geführt (Kara Mustafa liess sein halbes Offiziers-Korps vor Wien hinrichten - er wollte die Warnungen nicht hören), der Großteil der Truppen schlecht und rückständig ausgerüstet.
Die Pforte schien irgendwie in der Zeit Suleymans stehengeblieben zu sein - verbunden mit einer exzellenten Propagandamaschinerie die den Nimbus des schreckliche, unbesiegbaren türkischen Heeres verbreitete.
1664 funktioniert das noch, Montecuccoli besiegt die Türken in der Schlacht bei Mogersdorf. Der Friedensvertrag zwischen Pforte und Kaiser bestätigt aber nur den Status quo ante, trotz Sieges der kaiserlichen Truppen - Wien möchte den Rücken frei haben gegen die Franzosen, der Devolutionskrieg kündigt sich bereits an.

Geniale Wesire wie die Köprülüs sehen die Schwäche der Pforte, verteidigen die Machtpostiion des Reiches aber durch geschickte Diplomatie (und Nutzen des Nimbus - eine höchstmoderne Imagepolitik eigentlich).
Schwachköpfe wie Kara Mustafa legen es auf Konfrontation an und leiten dadurch den Abstieg ein.
1683 ist der Wendepunkt - vorher waren die Osmanen der Schrecken Europas, ihr Image auch ein wesentlicher Grund des Erfolges, psychologische Kriegsführung ist schliesslich keine Erfindung unserer Tage.
Danach kehrt sich dieses Image ins Gegenteil um - ein Krieg gegen die Türken ist ein schneller, aber ruhmreicher Sieg. Angst hat man jedenfalls keine mehr.
Der einstige Schrecken des Abendlandes wird zum günstigen Selbstbedienungsladen mit exotischem Flair - und das bleibt bis Atatürk so.
 
Dass auch französische Kontingente im Ersatzheer waren, ist erstaunlich. Im Handbuch der Europäischen Geschichte wird angegeben, dass das Ersatzheer aus Polen, Sachsen, Bayern, Franken und und Schwaben bestand. Mit "Franken" sollen vermutlich Franzosen gemeint sein. Wie kam es zu dieser Beteiligung Frankreichs, das früher mit den Türken gegen Habsburg verbündet war? Zu früheren Zeiten scheint es die Franzosen demnach nicht gestört zu haben, Bündnispartner des Osmanischen Reichs zu sein, auch wenn die abendländische Presse deswegen schlecht war.
 
danke Rovere, dass mit den Franzosen habe ich nicht gewusst.


aber ich bin der Meinung, dass die Osmanen mit Leichtigkeit Wien erorbern hätten können, wenn sie sich mehr beeilt hätten.
Und sie hätten es auch halten können, bis Verstärkung kam. sie hätten ohne Probleme nochmal 100.000 bis 200.000 Mann ausheben können. (meiner Meinung nach)
Schliesslich lag der dreißigjährige Krieg erst 15 Jahre zurück und die Länder waren erschöpft - aber dadurch hatten sie auch viel erfahrung und ihre Waffen hatten sich enorm verbessert.
Die hauptsächlichen Fehler von Kara Mustafa ausser seiner Überheblichkeit und Arroganz waren diese:

Er hatte es nicht eilig mit seinem Vormarsch nach Wien, er sah sich ohnehin bereits als Sieger und belagerte zuerst einmal die Grenzfestung Neuhäusel, um für seine Truppen den Rücken freizuhaben. Einen Monat lang stürmten die Janitscharen gegen die starken Wälle, bevor sich die Verteidiger ergaben. Ein Monat - dies bedeutete kostbare Zeit, in der sich viel ereignen konnte.
gerhard schweizer

er hat keine Auskundschafter ausgesandt und keine Wachen bzw. er hat sein Heer nicht absichern lassen.

er hätte schon vorher die berittenen Kuruzzen (Kruzitürken) losschicken lassen müssen um die Gegner schon vorab zu dezimieren durch Guerilla-Angriffe.

er hat gleich am Anfang seine besten kampferprobten Janitscharen gegen die Burgmauern geschickt und geopfert, die dann in der eigentlich Schlacht fehlten.

er hielt nicht die erfolgreiche Strategie der Osmanen ein, angreifen, zurückziehen und dann auflaufen lassen an der Sultanschanze.

das er seine Offiziere hat hinrichten lassen, habe ich nicht gewusst (danke @Rovere)
vielleicht wollte er es genau so machen wie Sultan Mehmed bei der Belagerung von Konstaninopel. Damals hatte Sultan Mehmed II nicht auf seine Wesire gehört die Belagerung abzubrechen, als sie erobert war liess er alle Wesire hinrichten und die Familien auslöschen damit hatte er das ganze türkische Adel abgeschafft.

es waren noch ein paar Fehler, aber da müsste ich nochmal nachschauen.

das Wetter spielte auch eine Rolle, aber das war nicht KaraMustafa's fehler

p.s. Ja, unter Sultan Süleymann stieg das osmanische Reich zur höchsten Blüte auf, aber am Ende seiner Regierungszeit leitete er selbst höchstpersönlich die Wende ein. (hat was mit Frauengeschichten zu tun.)
 
Sorry, ich muss mich korregieren - ich hab mich im Türkenkrieg vertan. 1664, in der Schlacht bei Mogersdorf, waren einige französische Kontingente dabei.
1683 im Entsatz von Wien gabs nur französische Exilanten im Heer des Kaisers - unter anderem auch Prinz Eugen von Savoyen.
 
Tuman schrieb:
Von der zweiten Belagerung vor Wien.

du hast recht, diese waren Verbündet. Aber es könnten auch französische Söldner sein. ich kann es dir leider nicht erklären. Entweder hat der Autor unrecht oder die Chronisten. oder es waren Scheinverbündete und die Geschichte stimmt.

Wenn die Franzosen echte Verbündete gewesen wären, hätten die Osmanen Wien erorbern können, denke ich mir mal.
vielleicht hatten die Franzosen diesen Probagandabrief gelesen und haben es mit der Angst zu tun bekommen. ich weiss es nicht.
achmed köprülü starb im jahre 1676 und wurde von kara mustafa abgelöst,der 7 jahre später vor den toren wiens die niederlage gegen das entsatzheer erlitt.
 
Tuman schrieb:
....
Doch das Lächeln sollte ihm bald vergehen. Diese "Mädchen" besaßen Kleingewehre, die den gegnerischen Musketen an Feuerkraft und Reichweite bei weitem überlegen waren.

.....

Was soll mit "kleingewehren" gemeint sein? Im Westen wurden damals auch Musketen verwendet die den türkischen in Feuergeschwindigkeit oder Reichweite keineswegs überlegen waren, eher im Gegenteil, da türkische Waffen i.d.R. länger und dadurch präziser waren.
 
Das einzige ist, dass nach dem dreissigjährigen Krieg im Westen die Bewaffnung mit Feuerwaffen durchgehender war als bei den Osmanen bei denen hauptsächlich die Janitscharen und wenig Truppen mehr mit Musketen ausgerüstet waren. Die Eiführung des Bajonetts war vermutlich wichtiger als eine nicht existente Erhöhung der Reichweite.
 
Tuman schrieb:
danke Rovere, dass mit den Franzosen habe ich nicht gewusst.


aber ich bin der Meinung, dass die Osmanen mit Leichtigkeit Wien erorbern hätten können, wenn sie sich mehr beeilt hätten.
Und sie hätten es auch halten können, bis Verstärkung kam. sie hätten ohne Probleme nochmal 100.000 bis 200.000 Mann ausheben können. (meiner Meinung nach)
Schliesslich lag der dreißigjährige Krieg erst 15 Jahre zurück und die Länder waren erschöpft - aber dadurch hatten sie auch viel erfahrung und ihre Waffen hatten sich enorm verbessert.
Die hauptsächlichen Fehler von Kara Mustafa ausser seiner Überheblichkeit und Arroganz waren diese:

Er hatte es nicht eilig mit seinem Vormarsch nach Wien, er sah sich ohnehin bereits als Sieger und belagerte zuerst einmal die Grenzfestung Neuhäusel, um für seine Truppen den Rücken freizuhaben. Einen Monat lang stürmten die Janitscharen gegen die starken Wälle, bevor sich die Verteidiger ergaben. Ein Monat - dies bedeutete kostbare Zeit, in der sich viel ereignen konnte.
gerhard schweizer

er hat keine Auskundschafter ausgesandt und keine Wachen bzw. er hat sein Heer nicht absichern lassen.

er hätte schon vorher die berittenen Kuruzzen (Kruzitürken) losschicken lassen müssen um die Gegner schon vorab zu dezimieren durch Guerilla-Angriffe.

er hat gleich am Anfang seine besten kampferprobten Janitscharen gegen die Burgmauern geschickt und geopfert, die dann in der eigentlich Schlacht fehlten.

er hielt nicht die erfolgreiche Strategie der Osmanen ein, angreifen, zurückziehen und dann auflaufen lassen an der Sultanschanze.

das er seine Offiziere hat hinrichten lassen, habe ich nicht gewusst (danke @Rovere)
vielleicht wollte er es genau so machen wie Sultan Mehmed bei der Belagerung von Konstaninopel. Damals hatte Sultan Mehmed II nicht auf seine Wesire gehört die Belagerung abzubrechen, als sie erobert war liess er alle Wesire hinrichten und die Familien auslöschen damit hatte er das ganze türkische Adel abgeschafft.

es waren noch ein paar Fehler, aber da müsste ich nochmal nachschauen.

das Wetter spielte auch eine Rolle, aber das war nicht KaraMustafa's fehler

p.s. Ja, unter Sultan Süleymann stieg das osmanische Reich zur höchsten Blüte auf, aber am Ende seiner Regierungszeit leitete er selbst höchstpersönlich die Wende ein. (hat was mit Frauengeschichten zu tun.)
kara mustafa pascha hat vergeblich versucht,die leistungen seines vorgängers köprülü ahmed,der 1669 kreta einnahm,zu übertreffen,dafür war er bereit,gegen den befehl des sultans,auf wien vorzurücken.
apafi mihail,könig von siebenbürgen,der ebenfalls bei der belagerung zugegen war,lobte zwar zunächst das heer von kara mustafa,stellte ihm dann jedoch die frage,wie er seinen reis ist,ob er in der mitte anfängt oder doch eher am rand.damit versuchte er,ihm karzumachen,dass es weiser wäre,sich auf sicheres territorium zurückzuziehen,um im jahr darauf wieder in die offensive gehen zu können.
 
Tuman:

(...) Einen Monat lang stürmten die Janitscharen gegen die starken Wälle, bevor sich die Verteidiger ergaben. Ein Monat - dies bedeutete kostbare Zeit, in der sich viel ereignen konnte.
gerhard schweizer



-> Ein guter Satz. Nur: der Zeitbegriff = das Zeitempfinden war vor (nicht mal) 100 Jahren bestimmt viel "relaxter"* als seit...... 1950 :)

;)

* hm....
 
Zuletzt bearbeitet:
ich glaube dennoch,dass die menschen im jahre 1683 schon wussten,was die zeitspanne von einem monat bei einer belagerung bedeutet und welche konsequenz sie mit sich bringt.
die "festung wien" war eine raffinierte konstruktion,keine frage,doch jeder zweitklassige feldherr wäre in der lage gewesen,mit einer 200.000 mann starken truppe und ca.300 kanonen die stadt in mehreren sturmangriffen einzunehmen.
wie gesagt,kara mustafa pascha hat die situation falsch eingeschätzt und,statt auf seine generäle zu hören,versucht,sich in die stadt "durchzugraben".
seinem tragischen schicksal wurde schliesslich in belgrad ein ende gesetzt.
 
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