Publius Clodius Pulcher

Q

Quintus Fabius

Gast
Umgekeht konnten aber auch Patrizier manchmal - auf Umwegen - plebeiische Ämter erreichen. So wie Clodius Pulcher, der Volkstribun wurde.

Und zwar ging das folgendermaßen:

Der Patrizier mußte sich dann von einem Plebejer adoptieren lassen. Damit wurde er rechtlich zu einem Plebejer. Wenn das eine angesehene plebejsiche Familie war, die selbst zur Nobilität gehörte dann ging das gerade noch so, wurde aber ungern gesehen, wenn es aber einfach irgendein Plebejer war, was aber sehr selten vorkam, dann war das ein absoluter Skandal und vollkommen unschicklich. Ein solcher Fall war z.B. Clodius Pulcher, der eigentlich aus der Gens der Claudier und damit aus dem erlesenen Kreis der gentes maiores der Patrizier stammte.

Der war aber ja auch sonst ein Krawallvogel ohne Ende.

Als Sohn von Appius Claudius Pulcher (Consul 79 v. Chr.) wurde er – unter dem Namen Claudius – in eine reiche patrizische Familie der römischen Republik hinein geboren. Wie seine drei Schwestern (mit denen ihm inzestuöse Beziehungen nachgesgt wurden),

Unter seinem Schwager Lucius Licinius Lucullus nahm er am Dritten Mithridatischen Krieg teil, zettelte dabei aber eine Revolte an, Plutarch zufolge, weil er der Ansicht war, nicht mit genügendem Respekt behandelt zu werden. Ein anderer Schwager, Quintus Marcius Rex, Prokonsul von Kilikien, übertrug ihm den Befehl über seine Flotte – woraufhin Clodius von Piraten entführt wurde. Nach seiner Befreiung zog er sich nach Syrien zurück, wo er bei einer von ihm angestifteten Revolte fast sein Leben verlor.
Nach seiner Rückkehr nach Rom im Jahr 65 v. Chr. klagte er Catilina wegen Erpressung an. Entgegen den Behauptungen Ciceros, der aus naheliegenden Gründen Clodius zum Erzschurken stilisierte, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Clodius später in Catilinas Verschwörung verwickelt war,

Die Affäre um die Bona Dea-Mysterien führte dann zum Bruch zwischen den beiden im Dezember 62 v. Chr.: Clodius betrat in Frauenkleidern (Männer waren bei den Mysterien nicht zugelassen) das Haus Caesars (der Pontifex maximus war), wo die Mysterien gefeiert wurden, weil er angeblich ein Verhältnis mit Pompeia Sulla, Caesars Frau, hatte. Er wurde entdeckt und vor Gericht gestellt, entkam jedoch der Verurteilung, indem er die Geschworenen bestach.

Nach seiner Rückkehr aus Sizilien, wo er im Jahr 61 v. Chr. Quaestor war, verzichtete er auf seinen Rang als Patrizier, indem er sich – mit Caesars Duldung – von einem gewissen Publius Fonteius adoptieren ließ und so zum Plebejer wurde. Dadurch konnte er am 10. Dezember 59 v. Chr. vom Volk zum Volkstribun gewählt werden, was Patriziern nicht erlaubt war.

Er fand einen Weg, um Cicero und den jüngeren Cato loszuwerden, der als Praetor nach Zypern gesandt wurde, um die Insel und den königlichen Schatz zu übernehmen. Ciceros Besitz wurde auf Clodius’ Anweisung konfisziert, sein Haus auf dem Palatin niedergebrannt, das Grundstück zur Auktion ausgeschrieben, das Clodius dann selbst über einen Strohmann erwarb. Nach der Abreise Caesars nach Gallien war Clodius praktisch alleiniger Herr in Rom, von bewaffneten Raufbolden und einem Netz geheimer Gesellschaften unterstützt.

Clodius attackierte daraufhin die Arbeiter, die Ciceros Haus auf öffentliche Kosten wiederaufbauten, griff Cicero auf offener Straße an und setzte das Haus seines Bruders Quintus Tullius Cicero in Brand.

Im Jahr 56 v. Chr., als curulischer Aedil, störte er weiterhin selbst die öffentliche Ruhe durch eine bewaffnete Gruppe, die in seinem Dienst stand, und klagte Milo gleichzeitig wegen öffentlicher Gewalt (de vi) an, da dieser sein Haus gegen Clodius’ Attacken verteidigt hatte. Juristische Verfahren wurden durch Ausbrüche von Gewalt behindert, bis sie schließlich fallengelassen wurden. Im Jahr 53 v. Chr., als Milo Kandidat für das Amt des Konsuls und Clodius für das Amt des Praetors waren, scharten die Rivalen bewaffnete Mannschaften um sich. Als sich Clodius und Milo am 18. Januar 52 auf der Via Appia trafen, brachen Kämpfe zwischen den beiden Gruppen aus, bei denen Clodius in der Nähe von Bovillae erschlagen wurde. Seine Leiche wurde von seinen Anhängern in die Curia Hostilia geschafft und mit dieser verbrannt.

Quelle: Wikpedia, dort aber aus
Jörg Spielvogel: P. Clodius Pulcher - eine politische Ausnahmeerscheinung der späten Republik.
 
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