Punischer Krieg/Corvus im römischen Schiffsbau

Es ist auch heute nicht unüblich im Holzschiffbau mit verschiedenen Hölzern zu arbeiten. Für Spanten und Stringer zum Teil härtere Sorten als für die Planken und erst Recht für das Deck. Harte Hölzer waren auch schwerer zu beschaffen, da Harthölzer einfach langsamer wachsen. Und in der Bearbeitung auch deutlich aufwendiger als Weichholz. Ist auch heute noch so.
 
Schwierig wird es, wenn unterschiedliche Hölzer z.B. im Plankenverbund montiert werden. Wenn das Holz Größenänderungen erfährt führt das zu Problemen, weil die Veränderungen der einzelnen Stücke innerhalb der Struktur unterschiedlich stark ausfallen.
Das betrifft die Sorte und auch den Lagerungs/Trockungszustand.
 
Ich kenne die Quellen nicht auf denen das beruht, aber mWn wurde eine Quinquereme erstmals von Dionysos I von Syrkus am Beginn des 4. Jh. eingesetzt, evtl im Zusammenhang mit der Belagerung von Motya.
Laut Diodor (14, 41-42 - zum Jahr 399 v. Chr.) war Dionysios I. von Syrakus tatsächlich der erste, der Penteren bauen ließ. Als ersten Einsatz einer Pentere erwähnt Diodor (14,44), dass Dionysios 398 v. Chr. damit seine Braut aus Lokri abholen ließ. In Zusammenhang mit der Belagerung von Motye finde ich keine ausdrückliche Erwähnung.
 
Zurück zum eigentlichen Thema, dem Corvus. Römische Münzen aus der Zeit des Zweiten Punischen Krieges stellen ihn auch bildlich im Bug der Schiffe dar:



Um noch einmal zu den römischen Münzen, die den Corvus, angeblich zeigen zu kommen. Diese Münze ist korinthisch, stammt aus Phaselis und zeigt ein griechisches Kriegsschiff des 4. Jh. v.Chr. mit einer ähnlichen Struktur auf dem Bug, wie das römische Kriegsschiff auf der Münze aus der Zeit der pun. Kriege. Die Bugzier zeigt eindeutig kein römisches Schiff.
Was das für Aufbauten sind , kann man aber nicht eindeutig sagen. Deshalb finde ich die Deutung der röm. Münzen als Corvus ziemlich problematisch.


Man muss schon einen Corvus sehen wollen um diese Bugaufbauten dazu zu erklären. Ähnliches sieht man auch bei Schiffen anderer Nationen, wie z.B. bei dem griechisch-hellenistischen Schiffsbug auf der Münze. Das zeigt mir vielmehr das griechische Vorbild der römischen Flotte. Das dürfte eher eine Art Bugkastell sein.

In den vorgenannten Beiträgen tauchen Münzen aus der Zeit des ersten Punischen Krieges und von davor auf, die Schiffe mit einer Konstruktion im Bugbereich zeigen. (Leider habe ich noch nicht herausgefunden, wie man die Grafiken direkt zitieren kann - muß man die Bildchen herunterherladen und dann wieder neu hochladen???)

Angenommen es handelt sich um keinen Corvus, was sollte es dann sein? Was ist ein Bugkastell? Oder was ist eine Kampfplattform? Ein Unterschlupf, aus dessen Deckung man den Feind mit Speeren, Pfeilen etc. bekämpft?
 
Auf diesem Bild, auf einer Nymphäumsmauer auf der Krim aus dem 3. vorchristlichen J.h. ist ein, offenbar großes Kampfschiff, mit hohen Vorder-und Achterkastellen zu sehen. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/79/Nimfei.jpg. Es könnte sich hier um eine Quinquereme (oder gößer Hexereme) handeln. Der Rumpf wirkt viel massiger als bei vergleichbaren anderen Riemenschiffabbildungen der Epoche, wie diesem Graffito an einer Mauer auf Delos http://www.ancientportsantiques.com/wp-content/uploads/2011/07/DelosCarlini85rangs.jpg

Das einzige Graffito, welches uns sagt, welche Art Schiff hier dargestellt wurde, befindet sich am Apollon-Tempel von Alba Fucens ,heute Albe. Dort hat der Künstler "NAVIS TETRIS LONGA" drübergeschrieben. Es handelt sich also um eine Quadrireme. Er har nur zwei Riemen eingeritzt. Möglicherweise war es ein zweireihiges Schiff ,mit je zwei Mann pro Riemen.
 

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Was ist ein Bugkastell? Oder was ist eine Kampfplattform? Ein Unterschlupf, aus dessen Deckung man den Feind mit Speeren, Pfeilen etc. bekämpft?
Bugkastelle waren erhöhte Aufbauten mit einer Brustwehr, welche eine erhöhte Position für Bogen- und Schleuderschützen und auch für den Wurf von Enterhaken boten , wie man bei dieser Darstellung, der ältesten Form eines griechischen Kampfschiffes sehen kann.
http://www.mandragore2.net/dico/lexique2/navires2/galere-bireme-grecque-gd.jpg
Hier noch sehr simpel, wahrscheinlich mit Lederverkleidung.
http://files.site-fusion.co.uk/webfusion24945/image/boat_cdm_paris_322_n1.jpg
https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/originals/af/48/02/af4802e04ca9e059f7d8657a1420d15c.jpg
 
Ca. 2/3 der im Mittelmeer vorhandenen aufgefundenen Rammsporne stammen aus der Schlacht bei den Ägatischen Inseln 241, und die wogen zwischen 80 und 125 kg.

Ich habe gerade einen interessanten Artikel zu der noch andauernden Untersuchung des "Seeschlachtfelds" gesehen:

The shipwrecks rewriting ancient history

Kurioserweise war Ausgangspunkt der Untersuchungen der Besuch des Archäologen Sebastiano Tusa bei einem Zahnarzt, wo er einen besonderen Dekorationsgegenstand sah: ein römischer Rostrum, ein Rammsporn.

Dieser wurde dem Zahnarzt als Bezahlung von einem Fischer gegeben.
 
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