Putschpläne

YoungArkas

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In vielen Staaten wurden Linksgerichtete Koalitionen nach erfolgreicher Wahl vom Militär gestürzt, häufig mit Unterstützung der CIA, die eine Anlehnung an die UdSSR verhindern wollte. Warum wurde Brandt nicht auf entsprechende Weise 1968 gestürzt? Praktisch war er doch eine Gefahr für die wichtigste Front im kalten Krieg. Oder sahen die Amerikaner in der SPD keine Gefahr für die deutsche Bündnisbeteiligung? Vertrauten sie darauf, dass sie zur Not mit ihren Kompetenzen des Besatzungsstatutes eingreifen könnten? Oder gab es am Ende Putschpläne und sie scheiterten einfach schon in der Planungsphase?
 
Moin

Warum sollte die SPD-Regierung eine Gefahr darstellen?
Mit der Regierungsübernahme blieb doch das gleiche politische und wirtschaftliche System in der BRD bestehen. Die Beziehungen zur USA verschlechterten sich ja nicht und ein NATO-Austritt stand ebenfalls nicht zur Debatte.

Gruß
Andreas
 
Ich habe vor Jahren mal die Kissinger-Bände gelesen. Demnach betrachtete man die neue Ostpolitik sorgfältig und mit Skepsis, andererseits schien eine Entspannung auch in den USA vor dem Hintergrund diverser Probleme, ua. des Vietnam-Krieges und der Rüstungsbegrenzung, erwünscht zu sein. Selbstverständlich gab es Konsultationen mit Washington.

Kissinger hat dazu in einem Kapitel erstaunlich umfangreiche Ausführungen gemacht, und äusserte sich auch zur Nützlichkeit dieser Politik für die USA. Die Schriften sind zeitnah entstanden.
 
Ich habe vor Jahren mal die Kissinger-Bände gelesen. Demnach betrachtete man die neue Ostpolitik sorgfältig und mit Skepsis, andererseits schien eine Entspannung auch in den USA vor dem Hintergrund diverser Probleme, ua. des Vietnam-Krieges und der Rüstungsbegrenzung, erwünscht zu sein. Selbstverständlich gab es Konsultationen mit Washington.

Kissinger hat dazu in einem Kapitel erstaunlich umfangreiche Ausführungen gemacht, und äusserte sich auch zur Nützlichkeit dieser Politik für die USA. Die Schriften sind zeitnah entstanden.

Ok, dann muss ich mich da mal einlesen. Danke für den Tipp!
 
In Vernunft der Nationen behandelt er das Thema (S. 810).

Die Vernunft der Nationen.: Über das Wesen der Außenpolitik. - Henry Kissinger - Google Books

Ansonsten ist die Idee eines Putsches in der damaligen BRD m.E. "außerhalb des politisch Möglichen" (allerdings: vielleicht gab es sogar einen Geheimplan des CIA, aber diese Planungen sind selten das Papier wert, auf dem sie stehen).

Selbst wenn man die Bücher von N. Klein gelesen hat, würde man kaum auf die Idee kommen, dass ein Bundeskanzler via Coup entfernt wird.

Wäre diese Aktion an die Öffentlichkeit geraten, wäre mir nicht ganz klar, was das für das westliche Bündnis bedeutet hätte. Aber sicherlich nichts positives.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum sollte die SPD-Regierung eine Gefahr darstellen?
Mit der Regierungsübernahme blieb doch das gleiche politische und wirtschaftliche System in der BRD bestehen. Die Beziehungen zur USA verschlechterten sich ja nicht und ein NATO-Austritt stand ebenfalls nicht zur Debatte.


Welche oppositionelle Partei / Gruppierung sollte denn zu dieser Zeit
Putschpläne verfolgt haben ?

Die hier denkbare KPD war seit 1956 verboten - linke Aktivisten
wurden sicherlich überwacht .

Die SPD war fix ins parlamentarische System eingebunden - mit dem
Godesberger Programm.
Schliesslich gibt es ja noch die immer wieder aufkommende Vermutung ,
dass die CIA auch die SPD ( Brandt ) verdeckt finanzierte und sich
damit auch dort Einfluss verschafft hat......
 
...
Ansonsten ist die Idee eines Putsches in der damaligen BRD m.E. "außerhalb des politisch Möglichen" (allerdings: vielleicht gab es sogar einen Geheimplan des CIA, aber diese Planungen sind selten das Papier wert, auf dem sie stehen). ....

@Thane

Korrekt. Ein Coup d'etat in der BRD, in einem teilsouveränen Staat, in Anwesenheit amerikanischer, britischer, belgischer und französischer Militärkontingente, die BRD fest eingebunden in NATO und EWG, das ist wirklich nicht das Papier wert, auf dem derartige Pläne gestanden haben könnten.

M. :winke:
 
In vielen Staaten wurden Linksgerichtete Koalitionen nach erfolgreicher Wahl vom Militär gestürzt, häufig mit Unterstützung der CIA, die eine Anlehnung an die UdSSR verhindern wollte. Warum wurde Brandt nicht auf entsprechende Weise 1968 gestürzt? Praktisch war er doch eine Gefahr für die wichtigste Front im kalten Krieg. Oder sahen die Amerikaner in der SPD keine Gefahr für die deutsche Bündnisbeteiligung? Vertrauten sie darauf, dass sie zur Not mit ihren Kompetenzen des Besatzungsstatutes eingreifen könnten? Oder gab es am Ende Putschpläne und sie scheiterten einfach schon in der Planungsphase?

Es konnte kein Zweifel, daran bestehen, dass die Regierung Brandt legal an die Macht gekommen war. Auch verfügte Brandt aus seiner Zeit als Regierender Bürgermeister von West-Berlin und Außenminister der Großen Koalition 1966-69 sicher über ausgezeichnete Kontakte zu den Amerikanern. Diesen dürfte daher bekannt gewesen sein, dass die sozialliberale Koaltion mitnichten plante, die BRD in eine sozialistische Republik mit prosowjetischer Ausrichtung zu verwandeln.

Wer hätte einen Putsch denn durchführen, welche Regierung das Ruder übernehmen sollen? In Frankreich war zwischen 1981 und 1984 sogar die Kommunistische Partei an der Regierung beteiligt, ohne dass die USA "einschritten".

In den Vierteljahresheften für Zeitgeschichte 3/2009 findet sich ansonsten ein Aufsatz zur britischen Sicht auf die Brandtsche Ostpolitik:
Institut für Zeitgeschichte: 3/2009
 
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