Quellen Rittertum

Friedemann

Neues Mitglied
Hallo liebe Experten,

ich suche gute Quellen über das Rittertum, z.B.
wie man Ritter wird, wie ein Ritter sein soll, was für Aufgaben und Pflichten aber auch Privilegien er hat, Kleidung, Waffen, Kampf, hohe Minne, milites Christiani, etc.

Diese Dinge werden zwar sehr gut in einigen Darstellungstexten wiedergegeben, doch suche ich nach kurzen, prägnanten Quellen.

Für die Mühge jetzt schon mal vielen Dank!

liebe Grüße
FW
 
Du könntest dir den Parzival-Epos heranziehen (die Szenen, in denen Parzival das erste Mal Rittern begegnet, sein Scheitern auf der Gralsburg, die Lehren des Fischerkönigs) und auch Liber ad milites Templi de laude novae militiae von Bernhard von Clairvaux, der hier allerdings über die neuen Ordensritter schreibt.

Etwa Bonzio von Sutri im Liber de vita christiana: Hier wird gefordert, dass der Ritter sein Leben in den Dienst Gottes stellt, Schismatiker und Häretiker bekämpft ("scismaticos et hereticos debellare"), sich bis zum Tod für die Republik einsetzt ("pro statu rei publice usque ad mortem decertare") und die Armen, Witwen und Waisen beschützte ("pauperes quoque et viduas et orphanos defensare"), keine Meineide schwört ("nec omnino dominis suis periuare") und den Frieden hält (fidem promissam non violare). Diese Aufstellung habe ich jetzt Gerd Althoff, Nunc fiant Christi milites, qui dudum extiterunt raptores. Zur Entstehung von Rittertum und Ritterethos, in Saeculum 32 (1981), S. 317 - 333 entnommen. Bei Fleckenstein, den ich gerade nicht vorliegen habe, gibt es noch andere Zeugnisse.

Des Weiteren wäre noch der Arme Heinrich von Hartmann von Aue zu nennen, der schon relativ zu Anfang beschreibt, was Ritter Heinrich auszeichnet (Achtung, der Anfang - "Ein ritter sô gelêret was, | daz er an den buochen las, | swaz er dar an geschriben vant: | der was Hartmann genannt, | dienstman was er zouwe." - ist seine Selbstbeschreibung), was er alles durch Aussatz verliert und durch Dienst an der Jungfrau wiedergewinnen muss.
 
An schriftlichen literarischen Quellen geben einige Epen wie das Rolandslied, verschiedene Artusromane oder der Ruodlieb eine Fülle von Informationen zu ritterlichem Ethos und Lebensverhältnissen im Hohen Mittelalter. Das lateinische Epos von Ruodlieb handelt von einem jungen Ritter, der in die welt auszieht, um sich zu bewähren. Neben märchenhaften Motiven finden sich im ruodlieb auch Lebensweisheiten und Ideale und eine Fülle von Details zu ritterlichem und bäuerlichem Alltagsleben. Auch für andere Bereiche ist der "Ruodlieb" eine wahre Fundgrube. Es wird darin das Schachspiel erwähnt, womit bewiesen ist, dass das "königliche Spiel" bereits vor den Kreuzzügen in Europa bekannt war.

Ullrich von Hutten ist sozusagen das Kontrastprogramm zur Artusepik des Hohen Mittelalters und eine detailreiche Quelle, die Auskunft über das weitaus weniger romantische Alltagsleben der Ritter im ausgehenden Mittelalter, das Fehdewesen und die Lebensverhältnisse auf einer Burg gibt.

Einen ausführlichen fachliterarischen Einstieg zum Thema Rittertum bietet das hier:
Josef Fleckenstein (Hrsg), Das ritterliche Turnier mit Beiträgen zu verschiedenen europäischen Ländern und natürlich auch zahlreichen Quellenangaben.

Vielleicht ist auch dieser Klassiker aus dem 19. Jahrhundert reizvoll:
Karl Friedrich Roth von Schreckenstein, "Die Ritterwürde und der Ritterstand" historisch politische Studien über deutsch mittelalterliche Standesverhältnisse Freiburg 1886.
 
Im Wikipedia-Artikel zur Deutschen Schule bin ich gerade auf eine kurze und prägnante Charakterisierung gestoßen. Es wird als eine der 'Zedeln' Lichtenauers, bei Wikipedia Leitvers genannt, zitiert:

"Jung Ritter lere /
got lip haben frawen io ere /
So wechst dein ere /
Uebe ritterschaft und lere /
kunst dy dich zyret und in krigen sere hofiret"
 
Einen ausführlichen fachliterarischen Einstieg zum Thema Rittertum bietet das hier:
Josef Fleckenstein (Hrsg), Das ritterliche Turnier mit Beiträgen zu verschiedenen europäischen Ländern und natürlich auch zahlreichen Quellenangaben.
zusätzlich kann auch Malte Prietzel Krieg im Mittelalter, Primus, Darmstadt 2006 und Kriegführung im Mittelalter. Handlungen, Erinnerungen, Bedeutungen, Schöningh, Paderborn - München - Wien - Zürich 2006 (Krieg in der Geschichte, Band 32) sehr lesenswert wenn auch etwas desillusionierend sein
 
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