Quellen zu römischen Häfen

Aretas

Mitglied
Hallo,

da hier ja doch die einen oder anderen Quellenexperten sitzen, dachte ich mir ich nutze das mal (wieder) schamlos aus ;)

Wem fällt ein, welcher antike (oder spätantike) Autor was zu (primär römischen) Häfen geschrieben hat?
Dabei ist es erstmal egal, ob es um Ausstattung, Funktion, technische Details etc. geht.
Ich will mich da mal ein wenig kund tun. Sicherlich kann ich mir Sekundärliteratur schnappen, gehe aber ganz gerne über die Quellen heran.

Schon mal vielen Dank im Voraus.
 
Ich würde mal bei Plinius nachschauen, der hat ja über alles geschrieben. Oder bei Vitruv über die Architektur. Was vielleicht - wenn es allgemein um die Suche nach Quellen geht - ganz interessant ist, ist eine Münze Neros, die den Hafen von Ostia zeigt:
 

Anhänge

  • nero_1.jpg
    nero_1.jpg
    39,3 KB · Aufrufe: 603
Die Münze kannte ich noch gar nicht ... schon mal interessant. De architectura wäre auch meine erste Suchidee gewesen. Ich sitze nur grade in Jordanien und habe
a) keine soooo gute Bib an der Hand,
b) nicht immer Internet (weshalb die klassische Internetrecherche auch nur eingeschränkt funktioniert) und
c) keinen dauerhaften Strom (welchen mein PC nun mal braucht). Also bitte nicht denken ich wäre nur zu
a) faul oder
b) blöd zum suchen ;)

Liebe Grüße aus Petra.
 
Ich sitze nur grade in Jordanien [...]
Liebe Grüße aus Petra.

Petra ist toll! Du kannst dir unseres ehrlichen Neides gewiss sein. Siehst du? Wir sind schon alle ganz grün vor Neid: :D:chor::schleimer:



Die Münze ... schon mal interessant.


Dazu fällt mir dann glatt noch eine Münze ein:
comodo_m10.jpg
Laut Tesorillo.com eine Tetradrachme des Commodus.
http://www.tesorillo.com/altoimperio/comodo/comodo.htm
 
Wahnsinn, wie weit die Mitglieder des Forums reisen, nur um ein paar originelle Schnappschüsse für den Gebäuderaten-Thread zu schießen.:)
Quatsch. Auch ich beneide Dich, Aretas, - "beneiden" natürlich im wohlwollenden Sinne - ob Deines Aufenthaltsortes!

Es ist zwar kein römischer Hafen, aber vielleicht tut es ein herodianisches Häflein in Deiner Nähe auch:

In den 80er Jahren wurden Grabungen in der Oase Kallirrhoe am Ostufer des Toten Meeres durchgeführt (ungefähr auf der Grenze zwischen Peräa und dem Nabatäerreich, unterhalb von der berühmten Festung Marchäus). Die Oase und ihre Heilquellen sind aus den Quellen (Iosephos, Plinius, Mosaikkarte von Madaba etc.) schon lange bekannt. Auch ist aus Iosephos bekannt, dass Herodes d. Gr. dort gedachte, seine Krankheit zu kurieren. Aber erst die Grabungen haben nicht nur eine herodianische Villa und Bäder-Gebäude ans Tageslicht gefördert, sondern auch einen kleinen Hafen oder, ich will mal sagen, eine Anlegestelle. Grabungsfunde sind ja auch historische Quellen.
Eine Art Grabungsbericht:
Strobel, August; Wimmer, Stefan: Kallirhoe (...) Dritte Grabungskampagne des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes und Exkursionen in Süd-Peräa [=Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins, Bd. 32], Wiesbaden 2003, S. 58ff.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Herodes von seinem Winterpalast in Jericho aus ans Ufer des Toten Meeres reiste, um von dort aus per Schiff nach Kallirrhoe zu gelangen.
Übrigens wurden bei den Grabungen in Kallirrhoe auch einige Münzen des Nabatäerkönigs Aretas IV. (Deines vermutlichen Namensgebers) gefunden.

Entschuldige, falls das kleine Herodes-Häflein an Deiner Frage vorbei ging. Aber ich finde die Tote-Meer-Region und auch die südlich gelegene Felsenstadt Petra, die nabatäische Königsstadt, einfach hochspannend. Ich erhoffe mir von Dir in diesem Forum noch viele spannende Informationen zur Geschichte dieser Region (natürlich erst, wenn Du wieder in der "Zivilisation" mit schnellem Internet usw. bist).

Liebe Grüße ins Reich der Nabatäer
 
Die bekannteste Darstellung eines römischen Hafens findet man auf einem Relief aus Ostia.
Im Vordergrund sind zwei große Frachtschiffe (Oneria oder Corbita) zu sehen. Neben dem größeren Schiff sieht man einen Seemann in einem Boot, der offenbar damit beschäftigt ist, das Steuerruder aus dem Wasser zu heben. Das zweite Schiff wird über einen Steg entladen. Auf der Mole steht eine Kolossalstatue des Neptun. Hinter dem linken Schiff ist der Leuchtturm, mit offenem Feuer dargestellt. Rechts erkennt man einen Triumphbogen (eventuell des Kaiser Claudius) mit einer Elefantenquadriga.
 

Anhänge

  • hafen ostia.jpg
    hafen ostia.jpg
    158,1 KB · Aufrufe: 515
Guten Morgen,

ich habe das Thema nicht vergessen und bin auch wieder zurück in der "Zivilisation". Erstmal vielen Dank für die Antworten.
"Neidisch" muss hier niemand sein, auf meinen Aufenthalt in Petra ;) Was ist denn der "Gebäuderatenthread"? Wenn ich da was sinnvolles beisteuern kann, immer gerne. Habe genug Fotos, die auf der Festplatte rumliegen.

Vitruv war insofern schonmal ganz gut, dass er technische Details beschrieb, aber weniger auf Gebäudetypen (Funktionen) im Hafen einging. Einige zusammenfassende Werke über Häfen bis in die Spätantike (teils sogar bis in die Neuzeit) habe ich gefunden, allzuviel gibt es aber anscheinend auch nicht.

Lehmann-Hartleben. Die antiken Hafenanlagen des Mittelmeeres. Leipzig 1923. (natürlich hoffnungslos veraltet, aber um einen Überblick über Hafenstädte zu bekommen, noch brauchbar)

Zevi. Le strutture dei porti e degli approdi. Catanzaro 2004.

Zaccaria. Strutture portuali e rotte marittime nell´Adriatico di età romana. Triest 2001.

Varaldo Grottin. Porti Antichi. Genua 1996.

Weiterhin kann man sich natürlich die Publikationen über die einzelnen Hafenstädte schnappen und dort wühlen, werde mal bei Gelegenheit hier einige weitere Werke posten.

Münzen scheinen als Bildträger recht brauchbar in diesem Zusammenhang zu sein und ergänzen die anderen Darstellungen auf Sarkophagen, Reliefen, Wandmalereien.

Welches war denn der "typische" italische Hafen, von dem aus Militäroperationen starteten? Ostia? Oder eher Brundisium?
http://opac.hu-berlin.de:80/F/JL9GY...set_number=066307&set_entry=000001&format=999
 
Später wohl Misenum und Konstantinopel.

Ein sehr detailliertes Buch zur römischen Flotte, das auch den Häfen einigen Raum einräumt ist:

H. D. L. Viereck
Die römische Flotte. Sonderausgabe. Classis Romana
Nikol Vlgs.-Ges., Hamburg (Oktober 1999)
ISBN-10: 3930656337
ISBN-13: 978-3930656332

Da findest du dann sicher auch die primären Quellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
So zB der Weg des Pompeius beim Rückzug aus Italien, um nach Griechenland zu verschiffen.

Der Wiki-link gibt für die östliche Flotte des Augustus Ravenna an.

Für die westliche Flotte wurde Portus Julius bei Neapel extra gebaut, um dann dort sofort Schiffe gegen Sextus in Sizilien auf Kiel zu legen, den Hafen anschließend wieder aufzugeben (nautische Probleme?) und Misenum für die westliche Flotte auszubauen.

Für die wirtschaftliche Bedeutung verschiedener Häfen bietet sich als Einstieg DeMartino, Wirtschaftsgeschichte, an, der auch einiges aus den Quellen und archäologischen Funden herleitet (etwa zitierte "Seedarlehen", nach deren vertraglichen Bestimmungen östliche Reisen in Brundisium beginnen und enden mussten).
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu passt ein alter Beitrag aus einem anderen Thread.
Zu sehen sind von links aus gesehen: Die Nordspitze des Kap Misenum worauf sich die Villa des Lucullus befand, in der Kaiser Tiberius starb. Residenz des Flottenpräfekten, Unterhalb davon befand sich ein zum Meer hin offenes Theater. Thermen mit Schwimmbad. Daneben war die Werft, wo heute der Strand von Milliscola ist. Der Hafen war in zwei Becken getrennt, der Kanal dazwischen existiert noch heute. Die Linke Mole hatte zwei versetzte Reihen von jeweils 6 Bögen, die als Wellenbrecher dienten. Die rechte Mole stützte sich auf drei Pfeiler. Auf der rechten Bildseite sieht man die Sternwarte mit .dem Signalturm. Unterhalb befand sich ein größerer Villenkomplex. Der Berg im Hintergrund ist der "Monte Grillo".
Ostia war wohl eher ein Frachthafen. Sicher lagen auch zum Schutz einige kleinere Kriegsschiff und Kurierschiffe dort.
 

Anhänge

  • cap misenum heute.jpg
    cap misenum heute.jpg
    79 KB · Aufrufe: 574
  • cap misenum.jpg
    cap misenum.jpg
    90,5 KB · Aufrufe: 538
Nicht ganz das Thema. Aber falls jemand hier mal über eine Suchmaschine reinfindet:

1999 hat man in Pisa einen römischen Hafen ausgegraben und dabei sowohl die Hafenanlage als auch 16 Schiffe aus dem 1. Jahrhundert vuZ bis 4. Jahrhundert uZ gefunden. Neun Schiffe sollten restauriert und dann in einem Museum in Pisa ausgestellt werden. Ob die Italiener das auch auf die Reihe bekommen haben, weiß ich leider nicht

Die antiken Schiffe von Pisa | Römische Schiffe| Pisas San Rossore römischen Schiffe | Behind the Tower
 
Ich habe schon mit Aretas drüber gesprochen, daß es ja interessant wäre, den Hafen im Einzelfall mal zu defnieren. Ist der Hafen nur die Linie, wo das Wasser an die Mole brandet, oder zählt man die angrenzende und logistisch dazugehörige städtische (?) Architektur mit dazu? Lagerhallen, Werkstätten, Zollhäuser, Archive, Wachstationen. Gab es antike Kontore? Wo wurden Reparaturen ausgeführt, wo lagern Holz, Pech, Seile, Werkzeuge? Wo sind überhaupt die Werften, gehören die mit zu einem Hafenareal oder sind die gesondert? Wenn es einen Leuchtturm gibt, von wem wird er betrieben? Ist der Hafen frei von der Stadt aus zugänglich, oder gibt es geschlossene Bereiche, wie zum Beispiel der Kriegshafen in Karthago, gibt es soetwas wie das Arsenal in Venedig? Ich kenne mich dazu zu wenig aus, kennt da jemand entsprechende Grabungsergebnisse?
 
In erster Linie ist ein Hafen ein vom Meer, entweder durch natürliche Gegebenheiten, wie Landzungen oder künstlich errichtete Molen und Wellenbrecher geschütztes Becken. Zu einem Hafen gehören natürlich auch Lagerhallen und Werftanlagen um Schiffe instand zu halten. Häufig entstanden aus Häfen erst später Städte. Leuchttürme, auch kleine dürften zum Standart römischer Häfen gehört haben. Militärische Hafenanlagen waren sicher nicht ohne Weiteres für jeden zugänglich sondern dem Militär und dessen Bediensteten vorbehalten.
Lange Zeit war für Rom der Hafen von Puteoli (Pozzuoli) wichtigster Warenumschlagplatz. Hier befanden sich auch Werften in denen, unter Anderem die Obeliskenschiffe gebaut wurden. Ostia war erst durch die Neubauten unter Claudius und Trajan zum Haupthafen der Metropole geworden. Puteoli blieb aber weiterhin wichtig, das zeigt die von Domitian in Auftrag gegebene Via Domitia ,die von der Via Appia direkt zum Golf von Neapel führte.
Unter Agrippa wurden die nahe Puteolis gelegenen Seen ,Lacus Avernus und Lacus Lucrinus wurden durch einen Kanal miteinander verbunden und bildeten Hafenbecken. Die bewaldeten Ufer der Seen waren Holzlieferanten für den Schiffbau. Nachdem die Einfahrten aber stark versandeten entschied man sich für Misenum, mit seinen zwei Becken, als Hauptflottenbasis. In Antium entstand unter Nero ein weiterer Militärhafen der der Leitung von Misenum unterstellt war.
In Ravenna, welches wie später Venedig auf Pfählen in einer Lagune erbaut war boten sich die natürlichen Gegebenheiten zum Bau eines großen Hafens, mit Werftanlagen an. Der Zugang zu Bauholz aus den Wäldern Oberitaliens dürften eine wichtige Rolle gespielt haben.
Ein wichtiger Flottenstützpunkt waren auch Forum Iulii, dem heutigen Frejus in Frankreich, wohin Octavian die erbeuteten Schiffe nach der Schlacht von Actium bringen ließ.
 
Wenn man wie ich vor Ort ist lässt sich der Lago Traiano ja wunderbar finden, dachte ich vor ein paar Wochen.
Nach dem zweiten wunderbaren Besuch in Ostia sollte es dorthin gehen, aber Fehlanzeige, die Zäune zu, das Schloß davor und nicht mal eine Erklärung weshalb. Etwas ärgerlich.

Ähnlich erging es mir mit der Plinius-Villa südlich von Ostia, Schranke zu und zumindest von dieser Seite schwer zu "erklimmen". Vielleicht gibt es in dem Fall noch eine andere Möglichkeit. Man merkt ja daß es mal zu besichtigen war.
 
Galeottos anfangs angeführtes Bild aus Ostia ist in der Tat ein unglaublich lebendiges und informatives "Wimmelbild", das solche Details offenbart wie Segelfläche zwischen der Rah und Mastspitze (ist mir bislang nicht aufgefallen), Applikationen in Form von römischen Wölfinnen auf den Segeln, Götterstatuen im Heck und auf der Mastspitze ... ich würde zu gerne wissen, was das große Auge zu bedeuten hat, das rechts neben demkolossalen Neptun zu sehen ist.
Übrigens ist die Knubbeligkeit der herumwuselnden Menschen auf dem Bild m. E. ein deutliches Zeichen dafür, dass es sich in der Tat um ein Wimmelbild handelt, mit derselben Intention, mit der ein heutiger Zeichner so etwas malen würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Mummius Picius, ich halte das Auge für ein Apotropaion , ein unheilabwehrendes Symbol, wie es in der antiken Seefahrt üblich war und bei Kriegsschiffen auf dem Bug aufgemalt wurde. Da dieses Idol auf Handelsseglern nicht auf dem Rumpf zu sehen ist ,ist es möglich, dass man es irgendwo als Schild oder Relief am Segler befestigte. Das apotropäische Auge auf dem Hafenrelief scheint an der Rah des rechten Handelsschiffes aufgehängt zu sein. Da auf der Abbildung nichts proportional dargestellt ist, muss man annehmen, dass dieses Symbol eigentlich viel kleiner war.
 
Das „Wimmelbild“ zeigt uns noch viel mehr. Besonders aufschlussreich erweist sich das größere Schiff welches ich hier noch einmal abbilde. Zum Schiff selbst: Man sieht das, vom Mast, durch die dreieckigen Toppsegel, schräg nach vorn laufende, sehr starke Vorderstag (Tau zum absteifen des Mastes). Unten endet es in einer dreilochigen Jungfer, welche noch heute auf Segelschiffen gängig ist. Der schräg über den Bug liegende Artemonmast dient nicht nur zur Besegelung sondern im Hafen als Kran, was die darunterhängenden Flaschenzüge verraten . Die Köpfe von vier decktragenden, starken Balken stoßen durch die Außenbeplankung sind von außen sichtbar. Das große Steuerruder ist an einer Balkonartigen Auskragung befestigt. Der hochaufragende Vordersteven (Akrostolion) ist mit einem Relief , welches wahrscheinlich den Weingott Liber darstellt geschmückt. Der Mast wird mit Wanten seitlich steifgesetzt, durch die ein vorwitziger Matrose seinen Kopf steckt um alles sehen zu können. Zusammengehalten werden die Wantentaue mit einer sog. Spreelatte, auch noch heute üblich, unter der die Jungfern zum Festzurren hängen. Auf dem vorderen Teil des Decks bearbeitet der Schiffzimmermann ein Schiffsteil , über seine Schulter schaut, interessiert ein Matrose oder sein Gehilfe.
Auf dem Segel sieht man sehr deutlich die durch Ringe laufenden Geitaue, die, in gleichmäßigem Abstand über die ganze Segelfläche verteilt sind. Auf dem Segel sind die Buchstaben V (vivat oder votum ?) und L (Liber, Libero ?) zu sehen. Neben dem Stevenrelief weisen die Buchstaben auf den Weingott Liber (Bacchus)hin. Das würde die, bei der Wölfin trinkenden Zwillinge in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Auf der Kajüte hält der Eigner ? und seine Frau ein Opferritual über einem Altar ab. Die Frau hält einen aufgeklappten Kasten über die Opferflamme. Der Ma ,rechts neben der Dame hält unter dem Arm eine Weinamphore (nach der Haltung zu urteilen gießt er den Wein als Ofer aus). Bart und Frisuren passen in die Epoche der Severer.
Stevenzier, Segelaufschrift und Weinopfer deuten auf die Ware des Schiffes hin. Es handelt sich offenbar um eine Ladung Wein.
 

Anhänge

  • Kopie Oneria.jpg
    Kopie Oneria.jpg
    138,3 KB · Aufrufe: 458
Zurück
Oben