Rätemodell

K

KAYonFIRE

Gast
Ich habe ein Problem, wir haben in Geschichte im moment das Thema Russische Revolution und ich bin ein wenig verwirrt, was genau das Rätemodell Lenins war. Vielleicht kann man mir da weiterhelfen.
 
Hm, warum geht das nicht?

Egal, also copy - paste aus dem Artikel:

"Eine Räterepublik bezeichnet allgemein ein Herrschaftssystem, bei dem die Herrschaft vom Volk über direkt gewählte Räte ausgeübt wird. Rätesysteme sind der Versuch einer direkten Demokratie.

Die Räte werden auf mehreren Ebenen gewählt. So werden auf Wohn- und Betriebsebene Räte gewählt, die wiederum selbst Räte wählen. Dieses System ist meist an Verwaltungsebenen gebunden. Im Unterschied zu klassischen Demokratiemodellen nach Locke und Montesquieu existiert in Rätesystemen keine Gewaltenteilung. Die Räte haben ein imperatives Mandat, das heißt, sie üben auf ihrer jeweiligen Ebene alle drei Gewalten aus; sie sind für Gesetzgebung, Rechtsprechung und Ausführung voll verantwortlich. Die Räte können von ihrem Posten jederzeit abgerufen werden.

Die Idee der Räterepublik entstand aus der Arbeiterbewegung und wurde von Michail Bakunin, Karl Marx und Lenin weiterentwickelt. Das Rätesystem wurde während der russischen Revolution ab 1905 erstmals umgesetzt. Damals bildeten sich spontane Selbstverwaltungsorgane (Räte, russ. Sowjets) die, von Lenin unterstützt, nach der Oktoberrevolution 1917 fest eingerichtet wurden und das Grundgerüst der Sowjetunion bildeten.

In der Umbruchzeit nach dem Ende des ersten Weltkriegs bildeten sich im November 1918 nach dem Vorbild der Entwicklung in Russland auch in Ungarn, Deutschland und anderswo spontan so genannte Arbeiter- und Soldatenräte (zuerst am 4. November 1918 in Kiel). Nach dem Spartakusaufstand unter Führung der KPD im Januar 1919 stieg deren Zahl noch weiter an, nun gab es unter anderem in Berlin, München, Hamburg, Bremen und dem Ruhrgebiet Arbeiter- und Soldatenräte.

Im Dezember beschlossen die Räte aus ganz Deutschland im von Friedrich Ebert geführten "Rat der Volksbeauftragten" die Wahlen zu einer deutschen Nationalversammlung. Damit trafen sie die Wahl für eine parlamentarische Demokratie und gegen ein Rätesystem.

Trotzdem wurden im Frühjahr 1919 nach dem Vorbild der Sowjetunion in Bremen, Baden, Braunschweig und in München unter Kurt Eisner 1919 offiziell Räterepubliken proklamiert. Aber schon im März beschloss die Reichsregierung gegen die Räte vorzugehen. Die Reichswehr und Freikorps-Soldaten (sog. Weiße Truppen) erhielten den Auftrag, gegen die sozialistischen und kommunistischen Rätemilizen (sog. Rote Truppen) vorzugehen und lösten die Räterepubliken gewaltsam auf. Am 11. Oktober 1919 trat die Weimarer Verfassung in Kraft. Auch in Ungarn wurde im März 1919 eine Räterepublik proklamiert, die aber auch nur bis August 1919 Bestand hatte. Die Räte tauchten auch im Ungarischen Aufstand von 1956 wieder auf."

Und zum Begriff "Sowjet" (=Rat)

"Als Sowjet (russisch: Rat) bezeichneten sich in der russischen Revolution von 1905 bis 1907 Arbeiterkomittees der Betriebe und in Stadtteilen, die Funktionen der politischen und militärischen Macht ausübten. Sie bildeten sich spontan; Trotzki, der während dieser Etappe als Vorsitzender des Petersburger Sowjets wirkte, konstatierte, dass sie im Zuge der kommenden Revolution überall im Russischen Reich Sowjets bilden würden.

Dieser apriorischen Einschätzung entsprechend bildeten die überall aus dem Boden sprießenden Arbeitersowjets nach der russischen Februar-Revolution von 1917 eine Gegenregierung zur bürgerlichen provisiorischen Kerenski-Regierung. Mit der Zuspitzung der sozialen Konflikte und der Entwicklung der revolutionären Gärungsprozesse schwenkten die zuerst stark mit den Menschewiki sympathisierenden Sowjets nahezu linear nach links, bis die Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki) um Lenin und Trotzki schließlich den größten Einfluss auf die in den Sowjets organisierten Arbeiter hatten. In der mit der Theorie der permanenten Revolution konformen Oktoberrevolution erklärte sich der von bolschewistischen Arbeiterdelegierten dominierte Allrussische Sowjetkongress zur neuen Obersten Instanz Russlands.

Das ursprüngliche Organisationsprinzip waren die Betriebe, Dörfer, Armeeeinheiten, weshalb man von einer dem Parlamentarismus überlegenen "Rätedemokratie" sprach. Infolge des Bürgerkrieges konnte das Sowjetsystem aber nur in beschränktem Maße wirken, zwar konnten entgegen vorherrschender Darstellungen durchaus freie Diskussionen geführt, friedliche Demonstrationen geplant und Arbeiterorganisationen aufgestellt sowie auf kommunaler Ebene die Macht direkt von den Arbeitern und Bauern ausgeübt werden, jedoch konnte die bolschewistische revolutionäre Staatsführung fundamentale Oppositionsbewegungen oder antibolschewistische Strömungen nicht vollkommen akzeptieren. Allerdings ist zu bemerken, dass zu dieser Zeit in der Sowjetgesellschaft verhältnismäßig große Freizügigkeit herrschte, etwa wurden sich selbst als "Arbeiteropposition" deklarierende, in Wahrheit im Falle der Übernahme der Staatsführung für den Arbeiterstaat tödliche Bewegungen keinswegs verfolgt, solange sie nicht zu Aufständen aufriefen oder Gewalt anwendeten, wie zum Beispiel die Sozialrevolutionäre oder diverse anarchistische Zirkel. Die Jahre bis 1923 waren also von der Notwendigkeit straffer Organisation in Bezug auf die militärische Lage und die wirtschaftliche Not geprägt, was die ursprüngliche Hegemonie der Sowjets einschnürte.

Ab 1923, also in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, begannen die Rufe unter den Arbeitern nach der Wiederherstellung der Sowjetdemokratie immer lauter zu werden, was jedoch von der zunehmend auf die eigenen Privilegien bedachte Bürokratie, deren Macht zum einen aus temporär angelegten Maßnahmen, wie dem Verbot der Parteien und Fraktionen, und zum anderen aus im Grunde genommen illegalen Prozessen, wie der im Bürgerkrieg erfolgten und von revolutionären Bolschewiki, Anhängern des durch einen Schlaganfall paralysierten Lenin und des an der Front beschäftigten Trotzki, scharf attackierten Verschmelzung des Partei- und Staatsapparates. Nach dem Tode Lenins begann die Bürokratie, verkörpert durch das Triumvirat Stalin-Bucharin-Kamenew, ihr Machtmonopol und ihre sozialen Vorteile massiv auszubauen, während sie die Arbeitermassen politisch expropriierte. Die Linke Opposition, eine Organisation unter der Leitung Trotzkis, versuchte bis 1936, zuerst eine großangelegte Reform, dann eine zweite Revolution mit dem Zwecke der Wiederherstellung der vollen Sowjetdemokratie, des Mehrparteiensystems, der Abschaffung der Bürokratie an sich etc. zu erreichen. Diese Organisation artikulierte im Grunde die Forderungen der Arbeiter, was zur Folge hatte, dass die Linke Opposition eine im Stillen vom Proletariat gefeierte, halblegale Untergrundpartei wurde. Die herbeigesehnte zweite Revolution wurde jedoch hauptsächlich während der Großen Säuberung blutig zerschlagen, ihre Aktivisten deportiert und die Arbeiterklasse gewaltsam völlig demoralisiert.

Das Jahr 1936 markierte auch das Ende der Sowjetidee, denn in der neuen Stalin'schen Verfassung wurde das basisdemokratische Rätesystem auch formell abgeschafft, und durch ein machtloses konventionelles Parlament (Trotzki: "Eine Karikatur eines Parlamentes!") ersetzt.

Umgangssprachlich bezeichnete der Terminus (die) Sowjets in Deutschland die machthabende sowjetische Kaste und, in selteneren Fällen, auch das Sowjetvolk. Diese kleine Absurdität entstand wohl aus dem Umstand, dass die der bürokratischen "Diktatur über das Proletariat" gemäß zwangszentralisierte Union unter Stalin und dessen Nachfolgern als Bundesstaat erschien, und sich das in Konventionen operierende Bewusstsein vor dem Hintergrund dieser Tatsache eine volksähnliche Bezeichnung (vgl. "die Deutschen" ; "die Franzosen" etc.) konstruierte."
 
Danke nun ist meine Geschichtsklausur morgen gerettet, ich hatte nämlich überhaupt kein Plan (und das Buch anscheinend auch nicht!)
Vielen Dank
 
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