Reichtum in der Frühzeit des Menschen

Arldwulf

Aktives Mitglied
Ich hatte vorhin eine kleine angeregte Diskussion bezüglich der Gräber von Sungir, in welchen eine große Menge Schmuckgegenstände gefunden wurde, speziell bezüglich dem vermutetem sehr hohem Arbeitsaufwand der zur Herstellung all dieser Funde nötig war.

Und zwar geht es um die Frage: Welche Schlüsse kann man aus solchem Reichtum schließen? Lässt dies bereits auf eine strukturierte Gesellschaft, also auf Anführer und deren Nachkommen schließen für die solche Schmuckstücke hergestellt wurden?

Auf frühzeitlichen Handel?

Oder ist es eine aus heutiger Sicht erfolgte Überinterpretation, und die Menschen hatten damals einfach genug Zeit und Material (Mammutelfenbein) um solchen Schmuck herzustellen, also dass dieser gar nicht so ungewöhnlich war?

Fallen euch vergleichbar frühe Beispiele für eine herausgehobene Stellung einzelner Individuen ein?
 
Interessant finde ich die Verbindung von reichen Grabbeigaben und der nördlichen Lage. Ich vermute (Spekulation!), dass es sich bei den dort begrabenen Menschen va um Großwildjäger handelte. Bei diesen ist mE eine geringe "Arbeitsbelastung" (zur Deckung der Grundbedrüfnisse) und daher auch ein sehr großer "Freizeitanteil" am ehsten zu erwarten. Ich würde also darauf tippen, dass die va die Muße hatten, den Kram selber herzustellen. Solange da nicht Dinge gefunden wurden, die es in der Gegend nicht gab, muss man nicht von umfangreichen Handelskontakten oder eine Anhäufung von Reichtum mittels Handel ausgehen.
 
Was mich stutzig macht ist das junge Alter der Jugendlichen. Ganz offenbar wurde hier ja kein Häuptling (zumindest mal nicht allein) begraben. Und für 10.000 Mammutperlen muss man schon eine ganze Weile schnitzen.
 
für 10.000 Mammutperlen muss man schon eine ganze Weile schnitzen.

Im englischen Wikipedia-Artikel wird mit 13.000 Arbeitsstunden für die 10.000 Perlen gerechnet. Leider steht da nicht dabei, nach welcher Methode das ermittelt/errechnet wurde.
In meinen weiteren Überlegungen nehme ich die Zahl trotzdem als gegeben an.
Dass jemand nur zum Zeitvertreib 13.000 Arbeitsstunden mit der doch auf Dauer eher langweiligen Arbeit der Perlenherstellung verbringt - wenn man ansetzt, das pro Tag vier Stunden an der Perlenherstellung verbracht wurden, wäre das etwa 1.400 Stunden Perlenschnitzen im Jahr/Person - ist eigentlich als eher unwahrscheinlich zu betrachten. Wenn man die 1.400 Jahrestunden bei durchschnittlich vier Arbeitsstunden/Tag aufsummiert hat man also die Arbeit von zehn Jahren oder zehn Personen. Das scheint also schon eher eine Art Industrie gewesen zu sein.
 
Ich muss dabei an das Schindelschnitzen im Schwarzwald denken. Dort wurden Häuser ja mit etwa handflächengrossen Holzschindeln verkleidet. Wirtschaftlich und architektonisch hat das nie viel Sinn gemacht

Aber es hat halt auch nichts gekostet: im Winter gab es für Ältere und Kinder kaum Arbeit, als Material wurden Abfälle aus Bau- und Brennholz verwendet. Da sassen halt Opa und Enkel in einer geheizten Stube und haben Schindeln geschnitzt. Von Dezember bis März, 40 Stunden in der Woche, 160 im Monat, 640 im Winter.
 
Wirtschaftlich und architektonisch hat das nie viel Sinn gemacht.

Bist du dir da sicher? Schindeln findet man doch vorwiegend an der Wetterseite eines Hauses. Sie soll(t)en also offenbar den Regen an der Wand ableiten und nicht ins Flechtwerk eindringen lassen, wodurch die Häuser klamm geworden und schneller ausgekühlt wären.
 
Bist du dir da sicher? Schindeln findet man doch vorwiegend an der Wetterseite eines Hauses. Sie soll(t)en also offenbar den Regen an der Wand ableiten und nicht ins Flechtwerk eindringen lassen, wodurch die Häuser klamm geworden und schneller ausgekühlt wären.

Das Haus zu verkleiden ist sinnvoll. Aber diese Winzdinger sind sicher nicht der einfachste Weg. Hier auf der Alb wurde, bei ähnlichen Witterungsbedingungen, nur verputzt. Ich kenne die Teile auch nur aus dem Schwarzwald.
 
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