Rekonstruktion der Aussprache

argisti

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Hallo,
weiß jemand von euch, wie man die Aussprache längst ausgestorbener Sprachen wie etwa Sumerisch rekonstruiert hat?
Könnt ihr mir Literatur dazu empfehlen?

Schöne Grüße

Argisti
 
Das ist nicht ganz einfach.

Drei gute Voraussetzungen zur Bestimmung der Aussprache unbekannter Sprachen sind:

1. Sie wurden in einem uns bekannten Schriftsystem geschrieben.
2. Die besitzen Nachfolgesprachen, deren Aussprache wir kennen.
3. Sie sind durch Fremdwörter, Personen- und Ortsnamen in uns bekannten Nachbarsprachen belegt.

Für Sumerisch gelten soweit ich weiß nur Punkte 1 und 3. Die assyrische Keilschrift war bereits mehr der weniger gut verständlich und das Akkadische/Assyrische enthielt eine Reihe von Sumerischen "Lehnwörtern", dazu Ortsnamen und Herrscherbezeichnungen.

100% gesichert ist aber nichts...

Wikipedia schrieb:
Die Mehrdeutigkeit (Homophonie) vieler Silben der für das Sumerische verwendeten Keilschrift könnte vermuten lassen, dass das Sumerische eine Tonsprache war, bei der unterschiedliche Tonhöhen bedeutungsdifferenzierend wirkten. Allerdings spricht dagegen, dass es in Vorderasien sonst keine Tonsprachen gibt. Es kann auch sein, dass ein größerer Phonemreichtum als der heute aus der Schrift rekonstruierbare von den Defiziten dieses Schriftsystems überdeckt wird.

Da das Sumerische lange ausgestorben ist und in einem oft nicht eindeutig interpretierbaren Schriftsystem überliefert wurde, lassen sich Phonologie und Morphologie nur näherungsweise beschreiben, was auch erklären kann, warum es immer noch sehr unterschiedliche Theorien über die Verbalmorphologie (insbesondere das Präfixsystem des finiten Verbs) gibt.

Sumerische Sprache - Wikipedia
 
Danke Pope,
Wikipedia
Die Mehrdeutigkeit (Homophonie) vieler Silben der für das Sumerische verwendeten Keilschrift könnte vermuten lassen, dass das Sumerische eine Tonsprache war, bei der unterschiedliche Tonhöhen bedeutungsdifferenzierend wirkten. Allerdings spricht dagegen, dass es in Vorderasien sonst keine Tonsprachen gibt.
was spricht eigentlich gegen die sumerische Tonsprache? So weit ich weiß ist Sumerisch mit keiner der sonst bekannten Sprachen des alten Orients verwandt.

Nachtrag: Woher weiß man, dass Elamisch oder hurritsch keien Tonsprachen waren?
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Pope,
was spricht eigentlich gegen die sumerische Tonsprache? So weit ich weiß ist Sumerisch mit keiner der sonst bekannten Sprachen des alten Orients verwandt.


Ob Tonsprache oder nicht, das hat wenig mit der Verwandtschaft zu tun.

Eine besondere Häufung von Tonsprachen findet sich in Ostasien. Dabei kann man u. a. folgende Beobachtungen machen:

- Die Töne der heutigen chinesischen Sprachen haben sich erst in relativ neuer Zeit entwickelt. Alles deutet darauf hin, daß das Chinesische vor 2000 Jahren noch keine Tonsprache war. Dies ergeben z. B. die Untersuchungen altchinesischer Reime oder der frühesten aus dem Sanskrit eingeflossenen Lehnwörter.

- Vietnamesisch und Khmer (Kambodschanisch) sind miteinander verwandt. Das Vietnamesische ist eine ausgeprägte Tonsprache, das Khmer überhaupt nicht.

- Das Koreanische ist heute keine Tonsprache, war aber vor 500 Jahren nachweislich eine Tonsprache - die Töne jeder einzelnen Silbe wurden in der Schrift durch Seitenpunkte wiedergegeben. Im 16. Jahrhundert verschwanden die Seitenpunkte.


Man kann schon sagen, daß sich die Tonsprachen auf der Erde regional unterschiedlich verteilen, insofern kann man das geographische Argument als (schwaches und keineswegs beweiskräftiges) Indiz akzeptieren.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke hyokkose,
das ist ja interessant. Kennst du Literatur zu diesem Thema, vielleicht mit Schwerpunkt alter Orient? Ich habe zwar ein Buch über die "Sprachen des alten Orients" (Michael P. Streck), aber da steht kaum etwas über das Thema Aussprache drin.
Schöne Grüße
Argisti
 
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