Ritterlichkeit, sich ergeben, Lösegeld

Legat

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Man liest ja immer mal wieder, dass es üblich war,dass sich ein Ritter mitten in der Schlacht seinem ebenfalls ritterlichen Gegner ergeben hat und sein Gefangener wurde, damit man ihn für Lösegeld freikaufen musste.

Aber wie oft geschah so was denn?

Ist der "Gefangene" dann einfach unbehelligt vom Schlachtfeld spaziert, ohne Bewachung und ohne das ihn andere einfach angegriffen hätten?
Ich stelle mir das schon etwas seltsam vor.
 
Man liest ja immer mal wieder, dass es üblich war,dass sich ein Ritter mitten in der Schlacht seinem ebenfalls ritterlichen Gegner ergeben hat und sein Gefangener wurde, damit man ihn für Lösegeld freikaufen musste.

Aber wie oft geschah so was denn?

Ist der "Gefangene" dann einfach unbehelligt vom Schlachtfeld spaziert, ohne Bewachung und ohne das ihn andere einfach angegriffen hätten?
Ich stelle mir das schon etwas seltsam vor.

Das war im späten Mittelalter so üblich, nur dass man den Gegner nicht gleich auf dem Schlachtfeld laufen liess, sondern erst wenn seine Familie das Lösegeld gezahlt hatte. Das konnte unter Umständen recht lange dauern und so lange verwahrte man den Gefangenen an einem sicheren Ort, z.B. im feuchten Keller unter dem Bergfried wenn man ihn nicht mochte oder in einer bequemen Kemenate wenn er jemand von Stand war und nur peinliche berufliche Umstände zu dieser Situation geführt hatten.

Zeitweilig dürfte die Aussicht auf Lösegelder die Hauptmotivation für Ritter und Adelige für ihre Beteiligung am Krieg gewesen sein, so wie der Grund dass diese unter dem Adel nicht all zu blutig ausfielen.

Z.B.: Bei Agincourt wurden die gefangenen französischen Ritter hinter dem englischen Heer gesammelt und dort bewacht. Als Henry V eine falsche Nachricht bekam, dass sich ihm zusätzliche Französische Kräfte von seiner Rückseite näherten, befahl er die Gefangenen zu töten. Dieses erweckte großen Unmut unter seinen Rittern und musste durch die Bogenschützen durchgeführt werden, da die Adeligen sich weigerten.

Einer der bekanntesten Gefangenen für den Lösegeld erpresst wurde, auch wenn er nicht auf dem Schlachtfeld gefangen wurde, war Richard Löwenherz.

Einer der letzten war wohl Franz I. von Frankreich, der bei Pavia von Fußvolk vom Pferd geholt wurde und von diesen erst einmal gehörig geplündert, bevor ein spanischer Edelmann ihn erkannte und in aller Förmlichkeit ihn gefangen nahm.

Er wurde nach Madrid gebracht wo er erst in der Torre de los Lujanes untergebracht wurde: http://es.wikipedia.org/wiki/Casa_y_Torre_de_los_Lujanes und dann recht bequem im alten Alcazar real.

Seine Auslösung war kein Geld, sondern der Verzicht auf verschiedene dynastische Rechte und Territorien.
 
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In der Schlacht von Bouvines 1214 haben die Franzosen eine große Anzahl an Gefangenen gemacht. Getötet wurden in der Schlacht, gemessen an der Teilnehmerzahl, nur wenige Ritter (im Gegensatz zum anonymen Fußvolk). Dazu sind einige Annekdoten überliefert.

Der unterlegene Ritter hat sich in der Regel dem unmittelbaren Kampfgegner ergeben, wobei es dabei aber auch schon mal zu Komplikationen im Prozedere kommen konnte. Um die Gefangennahme des Grafen von Boulogne haben sich bsw. mehrere Ritter gestritten, so das sich der Graf dann einfach dem Bischof von Senlis ergeben hatte. Wenn ich mich recht an die Überlieferung erinnere, hatte er dazu als Geste der Kapitulation einfach sein Schwert vor diesem in den Boden geramt.

Sicherlich waren gefangen genommene Ritter ihrer Waffen und Rüstungen entledigt und in Aufsicht genommen worden. Ansonsten werden sie in der Haft gemäß ihres Standes ein vergleichsweise komfortables Leben geführt haben. Bei Bouvines waren einzig die Grafen von Boulogne und Flandern in Ketten gelegt wurden, da sie durch eine vorangegangene Huldigung an den König von England gegenüber dem König von Frankreich Felonie begangen hatten.

Bemerkenswert finde ich dazu auch das Beispiel um den Sire von Béthune. Der war bei Bouvines ebenfalls von einem gegnerischen Ritter gefangen genommen wurden. Auf das Versprechen hin, das Lösegeld schnellst möglich nachzuzahlen, war er aber noch vor Ort wieder frei gelassen wurden. Offenbar hatte der Ritter nicht das nötige Personal gehabt um den Sire beaufsichtigen zu können. Ob dieser das versprochene Lösegeld aber tatsächlich nachgezahlt hat, hab ich nicht feststellen können.
 
Ohne jetzt Einzelfälle zu suchen.

Bei den Kreuzzüge war es ein Mix. Könige und Fürsten wurden nach der Schlacht nach Hause entlassen. Niederer Adel und die Großmeister der Ritterorden (so fern sie überlebten) inhaftiert.

Ausnahme war zB einer der Züge nach Ägypten, wo die Templer unter Waffengewalt gezwungen wurden ihre Kasse zu öffnen, um den König auszulösen.
 
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