Römerlager Anreppen

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Cherusker

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Römerkastell Anreppen

War das Römerkastell Anreppen das Winterlager des Tiberius? Die Quellen besagen, daß Tiberius im Jahre 4./5. n.Chr. in Germanien überwinterte. Aber wo? :confused:
Im Kastell Anreppen sind Bauten entdeckt worden, die aus Holz gefertigt waren und nicht als die vorhandenen großen Speicher und Kasernen zu bezeichnen sind. Es gibt ein Zentralgebäude aus Holz (Grundfläche 70x48m), daß eher dem "Luxus" diente und nicht dem militärischen Zwecke . Das läßt auf die Anwesenheit bedeutender Römer schließen. Im Kastell sind außerdem merkwürdige Einbuchtungen gefunden worden, die sich z.Zt. nicht erklären lassen.
Ferner lag Anreppen in den Niederungen des Lippeufers und war somit auch hochwassergefährdet.
 
Zur "Hochwassergefährdung" denk doch bitte mal an die ganzen Kastelle entlang des Rheines. Die lagen bei weitem nicht alle auf Anhöhen um sich dort vor dem Vater Rhein zu schützen. Da muß man viel mehr davon ausgehen, dass römische Pioniere Gräben gezogen und Dämme gebaut haben. Abgesehen davon, sah das Hochwasser damals auch etwas anders aus als das heutige. Durch die unzähligen Flußauen hatte das Wasser auch mehr Möglichkeiten sich zu verteilen und nicht in einem Schwall alles zu ertränken. ;)

Anreppen bietet sicherlich durch die auffälligen Bauten einen gewissen Anreiz für eine Charakterisierung als Tiberiuslager. Aber haben wir außer gewagten Vermutungen ein wirkliches Indiz, geschweige denn einen Beweis?
 
Marbod schrieb:
Zur "Hochwassergefährdung" denk doch bitte mal an die ganzen Kastelle entlang des Rheines. Die lagen bei weitem nicht alle auf Anhöhen um sich dort vor dem Vater Rhein zu schützen. Da muß man viel mehr davon ausgehen, dass römische Pioniere Gräben gezogen und Dämme gebaut haben. Abgesehen davon, sah das Hochwasser damals auch etwas anders aus als das heutige. Durch die unzähligen Flußauen hatte das Wasser auch mehr Möglichkeiten sich zu verteilen und nicht in einem Schwall alles zu ertränken. ;)

Anreppen bietet sicherlich durch die auffälligen Bauten einen gewissen Anreiz für eine Charakterisierung als Tiberiuslager. Aber haben wir außer gewagten Vermutungen ein wirkliches Indiz, geschweige denn einen Beweis?

Die römischen Spitzgräben hätten mit Sicherheit kein Hochwasser aufhalten können! ;)

Die von mir geäußerten Ansichten wurden von Prof. Dr. Siegmar von Schnurbein bei einem Vortrag dargestellt. Es gab auch im Mittelalter große Überschwemmungen am Rhein, die trotz der Auen und Flußbiegungen viele Menschenleben gefordert haben. Ich habe auch einmal einen Bericht über frühere Hochwasser an der Weser gelesen, bei denen viele Menschen ertrunken sind.
Meine Vermutung geht dahin, daß das Lager Anreppen nur kurzfristig genutzt wurde und die Römer die Problematik der Überschwemmung nicht berücksichtigt haben.

In dem Vortrag wurde geäußert, das diese luxuriösen Gebäude atypisch für ein Römerkastell im Feindesland seien. Daher geht die Vermutung, daß hier eine hohe römische Persönlichkeit anwesend war, die damit auf ein "angenehmen" Lebenstil zurückgreifen konnte. Und hier gibt es eigentlich nur, im besagten Zeitraum, den Tiberius, der im Feindesland überwinterte.
 
Im Gegensatz zu heute wälzten sich meines Wissens nicht solchen Fluten bei Hochwasser den Rhein hinunter wie wir es heutzutage kennen. Der Anstieg kam nicht über Nacht sondern über einen längeren Zeitraum. Jedenfalls hier am Oberrhein, da hier genug Auslaufzonen für die Wassermassen vorhanden waren. Am Mittelrhein war die Situation natürlich bedingt durch das enge Rheintal ähnlich wie heute. Aber ein Hochwasser kamen auch für die Menschen damals nicht überraschend und die wußten sich vorzubereiten oder damit zu leben. Man kann bei einer unvorhersebahren Katastrophe vielleicht davon sprechen, dass viele Menschenleben dem zum Opfer wurden, aber bei einem normalen Frühjahrshochwasser? Wirklich nicht.

Desweitern haben wir ein römisches Legionslager fast vor der Haustür, welches unmittelbar am Rhein liegt. In einer Gegend mit vielen Altrheinarmen.
Wenn die römische Legion nicht mit dem Hochwasser umzugehen gewußt hätte, wäre dieses Lager niemals dort errichtet worden. Ebensowenig die nächsten Lager in Worms oder in Speyer. Die waren allesamt nicht kurzfristig als Winterlager angelegt. Da waren Truppen über einen längeren Zeitraum stationiert.
Das mag bei Anreppen sicherlich anders gewesen sein, aber allein aus der Vermutung, dass das Lager in einem Hochwassergebiet liegt den Schluß zu ziehen, dass es sich nur um ein kurzfristiges Lager gehalten haben kann, das halte ich auf den zweiten Blick doch schon eher für einen Schnellschuß! Das kann man von mir aus gerne in einer Argumentationskette mit einfügen, aber darauf basierend argumentieren würde ich nicht! Das hält aber ehe jeder wie es ihm gefällt, egal ob Prof. Dr. , Student oder interessierter Laie ;) Nur überzeugen kannst du zumindest mich damit nicht.

Der Schluß mit Tiberius liegt nahe, aber muß man denn bei der Suche nach einem "bedeutenden" Römer direkt an der Spitze anfangen? Problematisch hierbei ist die etwas gewagte Annahme der lückenlosen Überlieferung der damaligen Ereignisse. Wer sagt uns denn, dass Tiberius absolut der einzige halbwegs "bedeutende" Römer in dieser Zeit im rechtsrheinischen Raum war? Außerdem war Tiberius nicht für seinen luxuriösen römischen Lebensstil bekannt, sondern für seinen soldatischen "Spleen"! :confused:

Was spricht denn z.B. gegen eine Baumaßnahme des bequemen Varus? Dafür müßten wir allerdings frühere Bauspuren eines älteren Prätoriums finden, die vermutlich nicht da sind. :rofl:
Aber unnütze Hypothesen beiseite. Du warst doch auf dem Vortrag. Wie wurden denn die "Annehmlichkeiten" in dem Prätorium beschrieben? Gibt es da neue Erkenntnisse? Ich kenne leider nur die bisherige Annahme die einzig auf der besonderen Größe des Gebäudes beruht. Konnte man denn mittlerweile da etwas genauer identifizieren? Würde mich interessieren.
 
Marbod schrieb:
Aber ein Hochwasser kamen auch für die Menschen damals nicht überraschend und die wußten sich vorzubereiten oder damit zu leben. Man kann bei einer unvorhersebahren Katastrophe vielleicht davon sprechen, dass viele Menschenleben dem zum Opfer wurden, aber bei einem normalen Frühjahrshochwasser? Wirklich nicht.

Aber unnütze Hypothesen beiseite. Du warst doch auf dem Vortrag. Wie wurden denn die "Annehmlichkeiten" in dem Prätorium beschrieben? Gibt es da neue Erkenntnisse? Ich kenne leider nur die bisherige Annahme die einzig auf der besonderen Größe des Gebäudes beruht. Konnte man denn mittlerweile da etwas genauer identifizieren? Würde mich interessieren.

Also... noch einen Satz zum Hochwasser in früheren Zeiten. In einem Bericht in der Presse habe ich gelesen, daß ein Weser-Frühjahrshochwasser in Hameln in der Nacht eintraf und viele Menschen überrascht hat. So einen Bericht habe ich auch einmal im Fernsehen über den Rhein gelesen. Damals sollen viele Menschen nachts davon überrascht worden sein. Damals waren die Kommunikationsmittel nicht so gut wie heute. :)
Aber diese Hochwasserthese wurde auch nur auf dem Vortrag gesagt. Mir ist es eigentlich egal wo die Römer ihre Kastelle gebaut haben. Aber bei den anderen Lagern an der Lippe sollen sie wohl eher im Trockenen gesessen haben. ;)

Bei dem Vortrag wurde meiner Ansicht nach alles, was nicht militärisch war, als "luxuriös" bezeichnet. Es wurden auch in den Lippelagern schon Gebäude für den Handel entdeckt.
So hat man in Haltern einige Töpferöfen gefunden und ein großes Töpferzentrum außerhalb des Lagers (für Lampenproduktion). Daraufhin wurde geschlossen, daß sich die Römer schon sehr sicher in Germanien fühlten und es deshalb schon zivile Einrichtungen gab.
Allerdings so friedlich war es anscheinend doch nicht, da man in einem Töpferofen die Skelette von 20 Germanen und einem Hund gefunden hat. Man nimmt daher an, daß bei einem fehlgeschlagenen Angriff auf das Kastell, die Leichen in den Töpferofen geworfen worden sind.

Waldgirmes (nicht an der Lippe) wurde als erster Versuch einer Städtegründung in Germanien benannt.

Anreppen wurde kurz angesprochen und mit dem vorherigen Oberaden verglichen. Auch dort fand man ein großes Zentralgebäude (Grundfläche 103m x 94m). Ferner wurden auch in Oberaden Speicher und verschiedene Produkte gefunden, z.B. Weinholzfässer, Pfeffer,...
Allerdings kann man Oberaden in den Zeitraum 11v.Chr.-7/8v.Chr. als ein Versorgungslager einordnen. Anreppen muß also später in Betrieb gewesen sein, da ansonsten nicht der Tiberius Bezug erfolgt wäre. Und weshalb man jetzt Tiberius mit Anreppen in Verbindung bringt, das wurde nicht genau bezeichnet. Die Gebäude müssen doch etwas aufweisen, was man nicht nur militärisch bezeichnen kann. Aber da kann ich nur spekulieren...

Da die einzelnen Vorträge nicht länger als eine 1/2 Stunde dauerten, wurden die Ergebnisse recht schnell ohne Gegenfragen abgehandelt. Übrigens der Kalkriese-Vortrag ist ausgefallen (da hätte ich auch Rabatz gemacht :motz: :) ;) ).
 
Sehr geehrte damen und Herren,
ich bin ein Student von Universität Gent, Belgien. Ich untersuche das Römerlager von
Anreppen. Ich habe schon eine Beschreibung des Lagers gemacht und
www.anreppen.de gesehen. Aber jetzt muss ich noch Ausgrabungsberichte und
Artikels erschienen nach 1995 finden. Wissen Sie wo ich weitere
Illustrationen und derartige Ausgrabungsberichte (welche Zeitschrifte?) und Artikels finden kann?
Ich danke Ihnen sehr.
 
mal zum Hochwasser, Ihr könnt die Lippe nicht mit dem Rhein vergleichen, ich kenne die Örtlichkeit da ich aus der Gegend hier komme. Die Lippe hat hier ziemlich am Anfang ihres Laufes mal Grad 5 m breite und das Lager lag ( Augenschein)ca. 3m höher ich denke damit war es sicher Hochwasser geschützt für die hiesiegen Verhältnisse.
Aber zum Lager selbst, die Archäologen sagen das es geräumt wurde und nicht erstürmt allerdings im Zusammenhang mit der Varusschlacht aufgegeben wurde. Nun heißt es doch das Aliso das einzige nicht erstürmte war wenn man die Anmarschroute der Römer ins tiefere Germanien nachzieht dann stellt sich doch wirklich die Frage ob es nicht wirklich Aliso ist.
 
Anreppen = Aliso?

Detlef schrieb:
Aber zum Lager selbst, die Archäologen sagen das es geräumt wurde und nicht erstürmt allerdings im Zusammenhang mit der Varusschlacht aufgegeben wurde. Nun heißt es doch das Aliso das einzige nicht erstürmte war wenn man die Anmarschroute der Römer ins tiefere Germanien nachzieht dann stellt sich doch wirklich die Frage ob es nicht wirklich Aliso ist.

In Anreppen sind deutliche Brandspuren gefunden worden. Allerdings hat man keine Kampfspuren finden können. Somit schließt sich nach derzeitigem Stand eine Eroberung aus. Aber was sein kann, daß ist das nach dem Abzug der Römer ein Eindringen der Germanen stattfand, die dann das Lager abbrannten....? :grübel:
Was macht Anreppen so interessant?
Grundsätzlich sind alle Lippe-Lager unterschiedlich und wurden auch in verschiedenen Zeiten belegt. Paterculus berichtete, daß Tiberius in Germanien überwinterte. Die Fertigstellung für das Lager Anreppens wird für den Winter 4./5. n.Chr. festgelegt. Es wurde auf ein früheres römisches Lager aufgebaut. Das Ende Anreppens ist mit den Ereignissen der Varusschlacht zu sehen.
Obwohl Anreppen ein Militärlager ist, wurde hier ein großer Palast aus Fachwerk/Holz (mit verputzen und bemalten Wänden) gebaut. Es wurde sogar ein Garten angelegt! Das deutet auf eine hohe römische Persönlichkeit hin, sodaß hier Tiberius (der zu diesem Zeitpunkt noch kein Kaiser war!) genannt wird. Der Palast hat eine Grundfläche von 3.175qm. Varus kann es nicht gewesen sein, da er sich 4./5. n.Chr. noch nicht in Germanien aufgehalten hat....

Anreppen war ein Standlager, das umgehend besetzt war (im Winter und bei den Feldzügen wohl mit einer geringeren Besatzung). Mit der Größe von 23ha war Anreppen für die Besatzung einer Legion geeignet. Das Lager besaß am Südtor einen großen Getreidespeicher (Maße 56m x 58m), der auf Pfosten gebaut wurde. Dieser Speicher war im Lager noch einmal extra abgegrenzt und nahm 1,5ha des gesamten Lagers ein. Somit stellt Anreppen ein Versorgungslager für die nach Osten ziehenden Legionen da.
Es ist nach Meinung des Archäologen ausgeschlossen, daß sich die Römer aus dem germanischen Binnenland mit Getreide versorgen konnten. Daher benötigten sie die Lippe, um so per Schiff das Lager zu versorgen. Diese Schiffe mußten in den wasserreichen Zeiten die Lippe nutzen.
Geschützt wurde das Lager von zwei Spitzgräben (einem Kleinen und dem inneren ca. 6m breiten und 2m tiefen großen Spitzgraben, der sich an eine Holz-Erde-Mauer anschloß).
Ferner wurde ein holzverschaltes Entwässerungssystem angelegt, das das Abwasser auf der Straße nach außen führte.

Und nun zu Alsio:
Tacitus schreibt, daß Germanicus im Frühjahr 16 n.Chr. das ganze Gebiet zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein durch neue Grenzwälle und Erdwerke befestigte. Da Anreppen das bisher östlichste Römerlager an der Lippe ist, kann hier schon eine Beschreibung der Linie Lippe - Rhein erfolgen. Ferner stand von Paterculus geschrieben, daß das Aliso von
einer ungeheuren Anzahl von Germanen belagert wurde. Somit muß es eine römische Stammbesatzung gegeben haben, die stark genug war, sich dieser zu erwehren. Außerdem sind die Überlebenden der Varusschlacht auch nach Aliso geflüchtet. Alle römischen Lager wurden erobert, außer Alsio!
Es steht beschrieben, daß die Römer einem gefangenen Germanen die Kornspeicher zeigten, sodaß er den Germanen berichten sollte, daß eine langfristige Belagerung ebenfalls zwecklos sei.
Hier spricht es für Anreppen, da es eine gute Verteidigungsanlage und zudem noch große Getreidespeicher aufweist.
Wer die Geschichte um Aliso kennt, der weiß, daß die Römer durch einen Trick in einer "Nacht- und- Nebel-Aktion" aus dem Lager flohen. Sie konnten es daher nicht abbrennen. Vielleicht haben dann plündernde Germanen das Lager angezündet? Das ist zwar Spekulation....aber warum sollen Römer ein so großes gut ausgebautes Lager, das nur ca 4Jahre existierte vernichten, wenn sie doch die Eroberung Germaniens und Bildung einer Provinz zum Ziel hatten? Es ist anzunehmen, daß die Römer ihre Marschlager vernichteten (anzündeten), aber ein Versorgungslager mit einem Palast? Hatten sie sowenig Vertrauen in ihre militärischen Leistungen? Das glaube ich nicht.... Eher haben sie Brunnen durch Tierkadaver unbrauchbar gemacht.....

P.S.
Auch das Römerlager Kneblinghausen an der Möhne ist in die augustinische Zeit einzuordnen. Die strittige Toranlage ist auch an einem anderen Lippelager aus der Augustuszeit gefunden worden. Es kann somit ein "Sicherungskastell" für den Marsch an die Weser gewesen sein. Wenn die Römer diesen Weg wählten, dann können sie auch südlich vom heutigen Höxter an die Weser gelangt sein. Hedemünden ist dann nicht mehr weit.... :winke:
 
:fs: Na das hört sich ja an als wenn Du auch an dem tollen Treffen in Boke teilgenommen hast ! aber da gibt es einige Dinge mit denen ich nicht zufrieden bin, erstmal ist das Lager ja sicher überbaut und/oder erweitert worden, das Latrinenholz wird auf das Jahr 4/5 datiert und nix anderes ! erst 1/3 des Lagers sind ausgegraben also kann unter 2/3 noch einiges interessantes liegen oder ? Das der gute Beamtengemäß sein Lebenswerk erst in Buchform bringen möchte bevor er der Nachwelt gestattet weitere Erkentnisse zu sammeln halte ich für arg verwerflich, zumal es ja offensichtlich nicht an dem sonst üblichen Geldmangel liegt.

Zu den Prachtbauten muß ich sagen spricht nix unbedingt für Tiberius, es kann ganz ebenso gut sein das Varus selbst sich hier ein Palast als Winterlager bauen lies. Die Darstellungen über ihn lassen so eine Vermutung zumindest zu. Die Größe des Lagers heißt auch nicht das nicht z.B. 2 Legionen ausserhalb dessen in Marschlagern verweilen konnten, die Kornspeicher als fast ausschliessliche Nahrungsquelle an zu nehmen halte ich auch nicht für sehr hilfreich, die Römer haben sich innerhalb Germaniens sicher auf andere Nahrungsquellen umgestellt gehabt, Korn war wohl eher Marschverpflegung.
Das Kneblinghausen hier ins Puzzel passt habe ich ja schon immer gesagt, übrigens weiss ich von Schatzsuchern die dort vor vielen Jahren suchten das das Lager im Kampf gefallen sein soll, sie erzählten mir von Pilumspitzen, Bolzen und abgebrannter Holz Erde Mauer im Aussenbereich des Lagers ( wobei ich natürlich den Warheitsgehalt nicht prüfen konnte).
Das es sich bei Anreppen um Aliso handeln könnte sehe ich ja genauso, zumindest deutet vieles darauf hin.
 
DetlefZu den Prachtbauten muß ich sagen spricht nix unbedingt für Tiberius schrieb:
Man geht allgemein davon aus, daß Varus mit seinen 3Legionen in die Winterlager am Rhein zog. Er hat auch Asprenas mit 2Legionen in die Lager geschickt, warum sollte er im Germanengebiet geblieben sein? Daher ist es eigentlich unwahrscheinlich, daß Varus hier immer überwintert hat, da nur eine Legion im Lager Platz gehabt hätte. Die beiden anderen Legionen wären sicher mit einem Marschlager außerhalb nicht zufrieden gewesen. ;)

Es deutet schon daraufhin, daß das Lager für Tiberius und seine Überwinterung 4/5 n.Chr. errichtet wurde (höchstwahrscheinlich wurde ein älteres Römerlager ausgebaut bzw. erweitert). Eine Anwesenheit von Varus ist auch möglich, da er höchstwahrscheinlich über die Lippe-Linie vom Rhein ins Wesergebiet kam. Das Lager kann auch ein Sommersitz von Varus gewesen sein, der hier die Gebäude nutzte, um dann zeitlich begrenzte Unternehmungen an die Weser zu unternehmen.

Mit der Versorgung hat der Dr. Kühlborn schon recht. Sie muß über die Lippe erfolgt sein und daher wurden hier die großen Getreidepeicher eingerichtet. Andere Nahrungsmittel konnten auch nicht so einfach in Germanien besorgt werden, da die Germanen keine Vorratshaltung in dem Ausmaß kannten. Deswegen war Anreppen ein Lager, daß die Unternehmungen ins Wesergebiet und andere Gebiete unterstützte.

Es deuten sich jetzt folgende Theorien an, daß die Römer höchstwahrscheinlich südlicher als erwartet an die Weser zogen. D.h. sie zogen südlich des Teutoburger Walds/Eggegebirge an die Weser (vielleicht der Diemel folgend, die der einzige Fluß ist, der von West nach Ost fließt). Die Römer müßten dann in der Nähe vom heutigen Karlshafen an die Weser gekommen sein. Von dort ist es nicht mehr weit nach Hedemünden und zur südlichen Route an den Main. Gen Norden haben sie sich wohl (von Hedemünden aus) an der Leine orientiert.
Ein weiterer Weg kann von Anreppen vielleicht zum heutigen Bielefeld und dann über Bad Salzuflen zur Porta Westfalica (und dann den alten Helweg vor dem Samtforde entlang) geführt haben.

Das Kneblinghausen in die Zeit gehört, das glaube ich auch. Daher kann es auch durch einen Kampf verwüstet worden sein.

P.S.
Ich "suche" jetzt in einer anderen Gegend nach Römerspuren. :winke: Und vielleicht kann ein bestimmter Platz auch für die Römer in Anspruch genommen werden.
 
Ich habe nicht gesagt das er dort immer überwintert hat, ich könnte mir vorstellen das er das vor hatte und vielleicht ist er ja gar nicht mehr dazu gekommen. Anreppen lag strategisch Top ( auch Karl der Große nutzte diese Gegend aus den selben Gründen) und wenn die Römer im gange waren Städte zu gründen so brauchten sie einen Statthalter :grübel: und vielleicht hatte dieser vor hier eine Stadt zu gründen ! Und warum dann ins Winterlager zum Rhein ? Besser waren diese zu der Zeit auch nicht ausgestattet ( was den Pomp betrifft ) außerdem spricht dafür das die Römer offensichtlich schon im Jahre 4/5 begannen hier zu überwintern. Übrigens laß ich das Tiberius ein Winterlager anbauen ließ, nicht das er selbst dort überwinterte.

Die Speicher sind sicher interessant aber es kann ebenso gut sein das sie zum Speichern gedacht waren :confused: z.B. von Getreide was die Römer hier anbauen wollten oder taten! auf dem weiteren Weg gibt es nämlich keine günstigen Gelegenheiten mehr dazu ....

Ich habe das ja schon lange gesagt Lippe/Diemel/Weser, den Archäologen sogar geschrieben aber dort heißt es nur NOOOO.
 
Detlef schrieb:
Übrigens laß ich das Tiberius ein Winterlager anbauen ließ, nicht das er selbst dort überwinterte.

Die Speicher sind sicher interessant aber es kann ebenso gut sein das sie zum Speichern gedacht waren :confused: z.B. von Getreide was die Römer hier anbauen wollten oder taten! auf dem weiteren Weg gibt es nämlich keine günstigen Gelegenheiten mehr dazu ....

Ich habe das ja schon lange gesagt Lippe/Diemel/Weser, den Archäologen sogar geschrieben aber dort heißt es nur NOOOO.

Die Überwinterung des Tiberius wird aber von mehreren Fachleuten angenommen. Das halte ich nicht für abwegig.

Und die Speicher hatten auch die Bedeutung, die Dr. Kühlborn (der ja schnell in Rente will ;) ) ihnen zuweist. Das Gebiet um Anreppen gehörte damals zu den Brukterern. Ob hier schon die Errichtung von Städten geplant war, das bleibt Spekulation...
Ferner hatte Tiberius vorher einige germanische Stämme unterworfen und mit den Cheruskern einen Vertrag (Friedensvertrag oder Bündnis?) ausgehandelt. Die Lage um 4-9 n.Chr. war ruhiger als um das Jahr 1 (immensum bellum), aber inwieweit das Gebiet als befriedet angesehen werden konnte, das bleibt die Frage? Waldgirmes lag in einer anderen Gegend und kann daher auch ein Einzelfall geblieben sein.

Übrigens erzählen Archäologen auch nicht alle Einzelheiten. :) Gewisse Dinge behalten sie gegenüber Laien auch zurück. Erst wenn man konkret etwas zu einer Begebenheit weiß, dann kann man ihnen auch Informationen entlocken.

Erst richtig interessant würde es werden, wenn Anreppen als Aliso identifiziert werden kann. Ganz abwegig ist es nicht, da die Überlebenden der Varusschlacht sich nach Aliso retteten. D.h. Aliso muß ein gut befestigtes Römerlager gewesen sein, das gegenüber den anderen Lagern weiter östlich lag. Die Römer müssen in der Varusschlacht gewußt haben, daß Aliso in der Nähe lag, sodaß sie es erreichen konnten. Sie werden bestimmt keine 100km bis dort gelaufen sein, da sie ansonsten von den Germanen noch eingefangen bzw. eingeholt worden wären.
Hier eine Spekulation: vielleicht ist Varus von der Weser an der Diemel entlang Richtung Westen gezogen und wurde dann vom bekannten Weg in unwegsames Gelände (Eggegebirge) geleitet. K.H. Hanau hat auch einmal so eine Theorie aufgestellt. Dann wäre von der Paderborner Hochebene Anreppen auch für fliehende Römer gut erreichbar gewesen. :grübel:
 
Mal vorab, das die Archäologen nicht alles erzählen ist klar aber den Vortrag hätte ich mir schenken können, nix neues, nix besseres an Material, zu spät gekommen, teilweise Wirr geredet. (z.B. war erst genug Kohle da, später auf Nachfrage nicht mehr) Der Mann will während seiner Arbeitszeit Bücher schreiben um sie später zu verscheuern. Das war für mich völlig verschenkte Zeit, durch Überdüngung der Böden gehen jedes Jahr wichtige Beweise/Indizien verloren. Wenn man überlegt das der Fund einer einzigen Münze dort so extrem wichtig wäre :autsch: .

Zu den Speicher noch mal: In Gallien war das üblich, das Land nach dem mann sich dort gefestigt hatte zu bewirtschaften/lassen. Es könnten dafür sprechen das wie berichtet die Versorgung ja mit das größte Problem war , und eventuell das das Lager ja offensichtlich noch nicht seiner gedachten Bestimmung übergeben war.

Es steht, das Tiberius ein Winterlager errichtete bevor er nach Rom ging. (zumindest in meiner Übersetzung)

Die Route war 100 % Anreppen, der Alme entlang bis Siddinghausen übern Berg durchs Lager Kneblinhausen, Brilon, Marsberg, der Diemel entlang zur Weser. Allerdings sehe ich die nördliche Route entlang der Emmer zur Weser, noch nördlicher gibts ja den bekannten Bohlenweg (Kalkriese). Übrigens ist der Teil Strecke Paderborn Kneblinghausen auch der alte Kaiserweg gewesen.
 
Detlef schrieb:
:

Die Route war 100 % Anreppen, der Alme entlang bis Siddinghausen übern Berg durchs Lager Kneblinhausen, Brilon, Marsberg, der Diemel entlang zur Weser. Allerdings sehe ich die nördliche Route entlang der Emmer zur Weser, noch nördlicher gibts ja den bekannten Bohlenweg (Kalkriese). Übrigens ist der Teil Strecke Paderborn Kneblinghausen auch der alte Kaiserweg gewesen.

Hierfür muß man sich auch alte Karten ansehen. Meist verliefen die uralten Wege am Waldesrand bzw. auf einem Berg entlang, da die Täler bei Durchlauf eines Baches meist versumpft waren.
Die Emmer stellt eine gute Orientierung da, um an die Weser zu gelangen. Es ist somit nicht ausgeschlossen, daß die Römer diesen Weg wählten. Ferner gibt es in der Nähe des Emmerursprungs bei Oeynhausen (das bei Nieheim) einen Varusberg. =)

Bekannt ist der Helweg vor dem Samtforde (das ist der "Bohlenweg", der auch an Kalkriese vorbeigeht). Dieser galt als einer der wichtigsten Verkehrsadern im nordwestlichen Deutschland und führte von Xanten bis an die untere Elbe. Daher können auf dem Helweg nicht die Leichen der Varusschlacht jahrelang unbestattet gelegen haben.

Um auf diesen Weg zu gelangen können die Römer auch einen abkürzenden Weg über Bielefeld (Sparrenberge Egge)-Herford/Bad Salzuflen-Bad Oeynhausen- Porta Westfalica (Nammer Lager!!!) genutzt haben. :grübel:
 
Detlef schrieb:
aber da gibt es einige Dinge mit denen ich nicht zufrieden bin, erstmal ist das Lager ja sicher überbaut und/oder erweitert worden, das Latrinenholz wird auf das Jahr 4/5 datiert und nix anderes !

Na dann ist doch alles sonnenklar ! :autsch:
Anreppen war das Scheißhaus von Tiberius und Varus hat später sein Lager drumherum gebaut! :D
 
=) So einfach is es net ! z.B. wissen wir ja das Holz wiederverwendet wurde, für nen Pott sicher nicht das neuste beste. Das Holz aus der Latrine ist Fälldatum 4/5 was allerdings nicht bedeutet das es damit auch im Jahre 4/5 zu diesem Zweck genutzt wurde, kurz gesagt,bevor ich das als einzigen Beweis nehmen würde sollten die Grabungen dort komplett abgeschlossen sein !

Ja der gute Varusberg mit Feldrom und den Velmerstot, das ist seit meiner Kindheit mein Lieblingsschlachtort :yes: (aber heute glaube ich ja nicht mehr an die sogenannte Schlacht und Fallen Theorie)
 
Detlef schrieb:
=)
Ja der gute Varusberg mit Feldrom und den Velmerstot, das ist seit meiner Kindheit mein Lieblingsschlachtort :yes: (aber heute glaube ich ja nicht mehr an die sogenannte Schlacht und Fallen Theorie)

Hi Detlef,
spann´uns nicht auf die Folter, leg´los mit deiner Theorie (vielleicht in anderem thread).

Gruß, Cato
 
Na welche denn ? Varusschlacht oder Römerlager Anreppen und Dumme Frage da ich kein Forumveteran bin, gibts denn schon nen thread, gefunden hab ich irgendwie nix passendes!
 
Noch mal zu Kneblinghausen, da der Name zuletzt wieder öfters mit den augusteischen Feldzügen in Verbindung gebracht wird: Der einzige bekannte Fund ist ein ins Jahr 86 n. Chr. datierbarer Dupondius des Domitian. Das klingt natürlich sehr verdächtig, so ein bißchen "nachgeholfen". Zumal sich in "Die Römer in Nordrhein-Westfalen" noch folgendes findet: "Die in der wissenschaftlichen Literatur diesem Lager zugewiesenen römischen keramischen Funde (1 - 4. Jh. n. Chr.) sind unterschoben, sie stammen in Wirklichkeit aus Kölner Grabungen". Aber solange es kein weiteres Fundmaterial von dort gibt, lässt sich keine Zeitstellung zuweisen.
 
Also wenn man davon ausgeht das die Römer nach 16 nicht mehr in dies Gebiet eingedrungen sind frage ich mich wie denn das Lager in eine andere Zeit passen soll.
 
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