Schilde der Waräger

Fenrir

Mitglied
Hallo! Ich hätte eine Frage zu den Schilden der Waräger.

Ich habe mal ein Bild der Waräger gesehen leider weiss ich nicht mehr wo. Darauf war einer dieser Söldner mit einem länglichen Schild zu sehen, mich würde aber interessieren ob die Waräger noch andere Schilde hatten oder dieser längliche Schild fix zur Ausrüstung dazugehörte.

Wenn man auf Google Waräger eingibt sieht man auch Rundschilde zum Beispiel. Mich würde interessieren ob das stimmt.
 
Grüß dich,

entschuldige die späte Antwort auf deine Frage. Falls du bisher noch keine Antwort erhalten hast, hier ist eine:

Laut (Anna Komnêna, IV, 6; Choniates, I, 5):
...The sources mention various shild types...
...They were probably at first typically Scandinavian, circular and slightly convex, proved with shoulder strapes, and measuring about 30-36 inch (80-100cm) in diameter.
A higly decorated round shild of Byzantine manufacture is recorded in the hands of Bolli Bollasson. It is not unusual in the iconography to find Varangian officers equipped with round shilds of Eastern Roman typology, sometimes even small bucklers. (cheiroskoutaria).
From the 11th century kite-shields of Byzantine shape are also illustrated in the hands of Varangians.
(Quelle: The Varangian Guard 988-1453, von Raffaele D´Amato, Men-at-Arms, Osprey Publishing)

Folglich haben die Warägergarde zuanfangs überwiegend Rundschilde, nach Art der Wikinger verwendet. Mit der Entwicklung Byzanz einhergehend wurden diese zuerst durch Modelle nach römischem Vorbild ersetzt, bevor auch die Waräger, die ab dem 11. Jahrhundert in den byzantinischen Streitkräften eingesetzten, Langschilde führten. Wobei die alten Rundschilde offenbar noch als Status und Rangsymbol weiterhin von ihren Offizieren getragen wurden. Ab der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts dann, wurden offenbar den normannischen nicht unähnliche Schilde sowohl in der byzantinischen Armee, als auch bei den Warägern, eingeführt.

Hoffe du kannst damit noch was anfangen. Ehrensache für uns, keine Fragen offen zu lassen ;)

Gruß
WW
 
In der Nationalbibliothek in Madrid liegt eine illustrierte Handschrift der Geschichte des Joannis Skylitzes, die im 12. Jhdt. auf Sizilien entstand. Darin sind immer wieder Kriegergruppen dargestellt, u.a. eine Darstellung der Warägergarde, mit einem toten byzantinischen Kaiser. Die meisten Waräger sind darauf mit Rundschilden abgebildet, einer aber auch - am rechten Rand - mit dem langen, unten spitz zulaufenden Normannen- oder Kiteschild (['kajt]).
 

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Wenn die Handschrift im 12. Jhdt. auf Sizilien entstanden ist, dann war das etwa ein Jahrhundert nach dem Ende der byzantinischen Präsenz auf der Insel. Somit stellt sich die Frage, ob der Illustrator byzantinische Truppen überhaupt aus eigener Anschauung kannte, ob er sich an Illustrationen einer anderen Handschrift orientierte oder ob er bei der Gestaltung der Details einfach seiner Fantasie freien Lauf ließ. Vielleicht hatte er bei der Darstellung der Waräger auch die zu seiner Zeit auf der Insel herrschenden Normannen vor Augen.
 
Genau aus diesem Grund erwähnte ich das, dass die HS im 12. Jhdt. auf Sizilien entstand. Dennoch interessant, dass die meisten Waräger mit Rundschild dargestellt werden und einer mit dem Kite.
 
Zu den Rundschilden könnte ich noch beisteuern, dass diese in der Rus und damit auch bei den Warägern (sowohl denen in der Rus als auch damit höchstwahrscheinlich in Byzanz) auffällig groß waren, und deutlich größer als im Westen. Der Durchmesser der Rundschilde betrug meist um die 110 cm, was sehr viel ist.
 
Was spricht in diesem Zusammenhang eigentlich gegen die Gleichzeitigkeit
beider Schildformen. Man muss nämlich eins dabei bedenken;
der Rundschild ist eine klassische Infanteriewaffe gewesen während der mandelförmige Normannenschild bzw. Kiteschild primär als Reiterwaffe diente.
Nur daraus erklärt sich überhaupt seine Form.
 
Dagegen spricht rein gar nichts, im Gegenteil: es gibt eindeutige Beweise dafür, dass beide Schildformen (Rundschild und "Drachen" bzw Keilschild) zur gleichen Zeit verwendet wurden. Es gab da nicht mal eine klare Trennung von Infanterie und Kavallerie, beide verwendeten zeitgleich beide Schildformen.

Es gibt beispielsweise geschnitzte Figuren normannischer Ritter zu Pferde aus Süditalien aus dem 11 Jahrhundert, die Normannen sowohl mit Rundschild als auch mit Keilschild zu Pferde zeigen.

Auf dem Teppich von Bayeux hat die angelsächsische Infanterie im Schildwall vorne wiederum überwiegend Keilschilde. Diese sind nur als Reiterwaffe sinnvoll, gerade in einem Schildwall bieten sie einen deutlich verbesserten Schutz für die Beine, die bei einem Schildwall immer ein primäres Angriffsziel sind.

Speziell in der byzantinischen Armee kamen dann zu diesen beiden Schidlformen auch noch Ovale Schilde hinzu, die ebenfalls zeitgleich Verwendung fanden. Der Keilschild stammt vermutlich übrigens auch aus Byzanz und wurde dort ebenfalls auch von der Infanterie eingesetzt.
 
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