Von der Geburtsstunde Serbiens habe ich ihn meinem Leben nicht gehört obwohl ich einen großen Teil der serbischen Literatur des 19. Jahrhunderts kenne. Es gibt mehrere Geburtsstunden Serbiens das Reich Caslavs Großzupan der Serben Bis zu Konstantin Bodin (der ein Katholik war) der den Titel trug König der Serben, Duklja, der Küstenländer, Rasziens und Bosniens. Oder den ersten Nemanjic dessen Bruder die Orthodoxie in Serbien verbreitete Stefan der Erstgekrönnte. Nirgends hab ich gelesen die Schlacht am Amselfeld es sei die Geburtsstunde Serbiens.
Ich schrieb ja auch nicht von seriösen Werken oder Historikern, sondern von der Propaganda!
Grundsätzlich gibt es solche Mythen auch bei den Ungarn und Kroaten, dass das Amselfeld solche Berühmtheit erlangt hat liegt an den Ereignissen der 90er Jahre.
Genauer gesagt hängt es u.a. mit der Rede eines zur traurigen Berühmtheit gelangten Präsidenten zusammen. Diese wurde allerdings bereits 1989 gehalten.
Zum Thema Schlacht bei Nikopolis grundsätzlich war Stefan Lazarevic Helfer von Bajazit (dessen Schwager er war, sowieso fragt sich die serbische Geschichtsschreibung wie sehr Olivera Bajazit beeinflusste immerhin unterstützen die Türken die Lazarevic in innerserbischen Konflikten immer). Die Lazarevics verachteten grundsätzlich die Ungarn weil diese nach der Schlacht vom Amselfeld gleich Serbien versuchten zu erobern, dass änderte sich nach dem Tod von Bajazit und Lazarevic wurde sogar Herrscher Südungarns (Vojvodina).
Wobei Lazarevic das Osmanische Interregnum zugute kam, aber das deutest du ja bereits an.
Man muss aber auch sehen das die Brankovics in dieser Schlacht bei den Ungarn waren und die Balsics neutral. Also von einem die Serben waren auf der Seite der Osmanen kann keine Rede sein.
Du musst meine Beiträge vorsichtiger lesen. Serbische Truppen waren ein wichtiger Bestandteil des osmanischen Heeres.
Auf die von dir erwähnte Verallgemeinerung bist du selber draufgekommen.
Zum Thema Verrat. Die Geschichte vom Verrat kommt erst im 17. Jahrhundert auf, wahrscheinlich weil eine bedeutende muslimische Herrscherfamilie die sehr unpopulär war auch Brankovic hieß.
Diese Verratsgeschichten kommen immer im Nachhinein auf, wenn die Dinge nicht so wie gewünscht laufen und man einen Sündenbock braucht, um über die eigene Unfähigkeit hinwegzutäuschen. Dafür gibt es überall Beispiele.
Zum Thema Mythos sicherlich haben diese Mythen das entstehen eines serbischen Nationalgefühls egal ob die Flüchtlinge in Kroatien, die Stämme des heutigen Montenegro, die orthodoxen Bosnier und diejenigen die in Zentralserbien lebten alle hatten ihre Mythen von Lazar, Obilic und Kraljevic Marko. Ob ohne diesen Mythos der Balkan friedlicher währe ich glaube nicht. Dafür sind die Unterschiede der Völker/Glaubensrichtungen zu stark und die unterschiedliche Stellung im Osmanischen Reich zu groß. Der Kosovo Mythos hat weder den 1. noch 2. serbischen Aufstand bewirkt, noch die montenegrinisch-osmanischen Kriege, den Aufstand in der Herzegowina der zu ihrer Anektion führte. Die Schaffung von Jugoslawien, das Ustasaregime alles hat wenig mit dem Mythos als solchen zu tun.
Mag sein, dass die direkten Auswirkungen des Mythos (zunächst) nicht so stark waren, um ein Nationalgefühl zu schaffen. Aber gerade der Balkan ist ein Beispiel dafür, wie wichtig Symbolik und Folklore für das Gemeinschaftsgefühl sein können. Die Geschichten von Milos Obilic, dem Amselfeld und andere Dinge überlebten in Liedern, Gedichten, mündlich wie schriftlich tradiierten Erzählungen und wurden untrennbarer Bestandteil der dortigen Kultur, auch weil die Inhalte zeitlos waren: der Kampf Einheimischer gegen fremde Besatzer, die Verteidigung der eigenen Werte und Heimat, heldenhaftes Opfertum gegen übermächtige Feinde. Ob das alles der Wirklichkeit entspricht, ist eine andere Frage, oft geht es ohnehin eher um die Symbolik. Aber im Vordergrund steht die Überlieferung der Geschichte an sich.
Die spekulative Überlegung, ob es auf dem Balkan ohne dieses Kulturgut friedlicher gewesen wäre, ist müßig, hat aber ohnehin nichts damit zu tun. Die Konflikte waren ausschliesslich politischer/religiöser Natur.
Für die Osmanen jedenfalls scheint die Schlacht sehr wichtig gewesen zu sein sonst hätte es wohl kein Viljaret Kosovo gegeben. Kosovo Polje (Amselfeld) Kos =Amsel ovo=Orte enden häufig mit diesem Ende (Valjevo, Sarajevo, Smederevo e.t.c) Polje=Feld. Das Kosovo war im Grunde nur ein Feld vor Pristina und nicht ein Staat oder Region von 12000 km².
Heute ist es offenbar sehr viel mehr als nur ein Feld. Aber wir wollen nicht tagespolitisch werden.