Schlacht um Moskau

G

Gast

Gast
Hallo !

ich habe nur eine Frage zu dem Unternehmen Taifun

Warum wollte Hitler Moskau einnehmen ? Was brachte ihm dies ?

Hat er nur das Unternehmen gestartet, weil es sich dabei um die Russische Hauptstadt ?

Ich danke für jede antwort :>
 
Warum wollte Hitler Moskau einnehmen ? Was brachte ihm dies ?

Hat er nur das Unternehmen gestartet, weil es sich dabei um die Russische Hauptstadt ?

Hallo Gast, es gibt dabei mehrere wichtige Punkte:

- Hitlers Generale wollten von Beginn an einen entscheidenden Stoß auf Moskau, dass sie dieses nicht nur als politisches, sondern auch Transport- und Kommunikationszentrum der Sowjetunion ansahen.
- Hitler maß wohl (absichtlich) Moskau geringe Bedeutung bei, verstärkte demgegenüber bei Barbarossa die Nord- und Südflanke.
- Als die Heeresgruppe Mitte Ende Juli 1941 Smolensk erreicht hat, ließ er sie anhalten (was notwendig war) und schickte bedeutende Truppen davon nach Süden, um die Kesselschlacht bei Kiew zu schließen.
- Dabei errang die Wehrmacht einen großen Sieg; es wird aber heiß diskutiert, ob dieses Umschwenken nicht ein großer strategischer Fehler war, und die Generale Recht hatten, die bereits für August/September den Stoß auf Moskau forderten.
- "Taifun" war dann schlußendlich der letzte Versuch, noch im Winter 1941 eine Entscheidung gegen die Sowjetunion zu erzwingen. Trotz wiederum großer Anfangserfolge kam die Offensive zu spät - einerseits wegen des Wetters, andererseits, weil die Verbände von den Kämpfen im Sommer noch so erschöpft waren. Taifun ging übrigens diesmal auf Kosten der Heeresgruppe Nord, die viele Truppen für die Offensive abgeben musste.
 
Strategisch waren es die Generäle die Moskau vor allem als Verkehrs-, Nachschub- und administratives Zentrum des europäischen Russlands erobert sehen wollten. Man brauche sich nur einmal eine Karte mit (den damals militärisch entscheidend- wichtigen) Eisenbahnlinien anzusehen um zu erkennen was die Generalität als "Spinne Moskau" umschrieben. Die Versorgungslage der sowjetischen Front hätte bei einem Wegfall Moskaus bestimmt große Probleme bekommen.
Nach dem eigenen Anspruch des Russlandfeldzuges (vor Eintritt des Winters die Rote Armee zu vernichten und die strategische Linie Wolga - Archangelsk zu erreichen) war das Unternehmen Barbarossa zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Zeitplan gekommen. Die Generalität vertrat die Ansicht die durch den langen Feldzug bereits stark mitgenommenen Truppen nur noch durch ein 'Großes Ziel' für entscheidende Operationen motivieren zu können. Das Unternehmen Taifun war also ein Versuch dennoch möglichst viele Ziele der ursprünglichen Absichten des Russlandfeldzuges vor Beginn des Winters erreichen zu können.
 
Mein Vater hatte daas Vergnügen dabei zu sein.
Er hatte später nur noch Verachtung für den Großdeutschen Generalstab übrig.
Nicht das geringste an Ausrüstung oder Wissen über die Bedingungen eines Winterfeldzuges in Zentral-Rußland war vorhanden.

Die spielten einen "Grandhand ohne Vieren, Schneider schwarz angesagt"

Mit dem Leben von 1.000.000 Soldaten.


Grüße Repo
 
Ich kenne mich mit den militärischen Abläufen des 2.WK nur beschränkt aus, aber war es nicht so, daß man darauf verzichtete mit einem spitzen Angriffskeil in den Kampf um Moskau einzutreten, weil man
a) Engpässe in der Versorgung befürchtete und sich darum nach Süden abwandte (Ölfelder und Getreide) und
b) Angst vor einer Einkesselung hatte?

Man verzichtete also auf den "politischen Sieg" der Einnahme der Hauptstadt zugunsten eines stabilen und sicheren Vordringens - dass es nicht funktioniert hat, wissen wir.
So gesehen, hat mich die Entscheidung des Gröfaz Hitlers eigentlich immer erstaunt, weil man ihm doch eigentlich eher irrationales Vorgehen zutraut, als militärische Weitsicht...:grübel:
 
Arne schrieb:
So gesehen, hat mich die Entscheidung des Gröfaz Hitlers eigentlich immer erstaunt, weil man ihm doch eigentlich eher irrationales Vorgehen zutraut, als militärische Weitsicht...:grübel:

Ja ja, die Generale haben immer übereinstimmend die Meinung vertreten, dass Hitler sie 4 Jahre lang erfolgreich daran gehindert hat, den Krieg zu gewinnen.
:devil:

Grüße Repo
 
Ich weis nicht. Die eigentliche Operation Taifun, also die Kesselschlacht um Wjasma und Brjansk war militärisch gesehen ein großer Erfolg und begann am 2.10.1941.

Die Entscheidung Hitlers anstelle Moskaus in die Ukraine zu marschieren hatte vorher gegen den Widerstand der Generalität zur Kesselschlacht von Kiew geführt, die gemäß klassischer Strategie lieber Moskau angegriffen hätten. Diese Operation fand ab Mitte August bis spät im September hinein statt. Bis der Kessel komplett ausgeräumt worden war, war auch schon der September fast vorbei. Auf diese Schlacht bezieht sich Arne in seinem ersten Beitrag im Wesentlichen. Für diese Operation wurde etwa die Hälfte der schnellen Divisionen der Heeresgruppe Mitte nach Süden abgezweigt und ein Angriff auf Moskau war mit den verbliebenen Kräften nicht durchführbar. Nach dem Ende der Schlacht von Kiew waren die Panzer der Panzergruppe 2 wieder verfügbar und wurden für das Unternehmen Taifun bereitgestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren die aus der Ukraine zurückbeorderten Truppen wieder auf rund 50 % ihrer Stärke aufgefüllt worden. Die übrigen Panzerkräfte die an Taifun teilnehmen sollten, waren zwar kampfkräftiger aber ebenfalls bereits geschwächt.

Unter diesen Voraussetzungen begann dann das Unternehmen Taifun, bei dem bis zur Vernichtung der beiden Kessel (Wjasma und Brjansk) tatsächlich enorme Kräfte der Verteidiger aufgerieben wurden. In Deutschland jubelte die von Goebbels gelenkte Presse, dass der "Feldzug im Osten im wesentlichen gewonnen (sei)." Trotzdem hatte der hartnäckige Widerstand der Russen ihre endgültige Vernichtung bis zum 20.Oktober hingezögert. Bereits vorher hatten Teile der deutschen Truppen den Vormarsch auf Moskau wieder aufgenommen. Falls es zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch möglich war im Anschluss an diese Doppelschlacht Moskau selbst zu erobern, ist es wenig verständlich warum die Wehrmacht sich in einer Zangenbewegung auf Moskau zu bewegte. Schlamm und Schnee verzögerten den Vormarsch und die Versorgung der Deutschen wurde zunehmend schwieriger. Mitte November war die Kampfkraft der deutschen Panzerdivisionen auf durchschnittlich unter 35 % abgesunken. Die aus der Ukraine zurückbeorderten Divisionen der Panzergruppe 2 hatten von 1150 Panzern (zum Zeitpunkt des Überfalls auf die Sowjetunion) nur noch 150 einsatzfähig. Gleichzeitig waren von den motorisierten Transportkolonnen der Wehrmacht im Osten nur noch 15 % Einsatzbereit!
Aus welchem Grund unter solchen Bedingungen der erneuerte Vorstoß auf Moskau wieder aufgenommen werden konnte, ist mir militärisch nicht erklärbar. Die als Zangenbewegung angelegte Operation fächerte die ausgedünnten Truppen weiter aus und belastete die Transportkolonnen zusätzlich.

Wenn ich auch bis jetzt ausschließlich militärisch argumentiere, muss letztlich auch einmal das faschistische Vernichtungskonzept kurz aufleuchten: Hitler graute vor der Vorstellung Großstädte wie Leningrad oder Moskau könnten sich ergeben. Dies hätte die deutsche Führung, wenn sie gemäß üblicher internationaler Handlungsweisen hätte handeln wollen, vor absolut unlösbare Probleme gestellt. Die Sieger hätten nämlich nicht nur ihre eigenen Truppen, sondern auch die zivile Bevölkerung versorgen müssen (von den Kriegsgefangenen ganz zu schweigen). Die Wehrmacht war kaum noch in der Lage ihre geschrumpften Mannschaftsbestände ausreichend zu versorgen, geschweige denn ihre Kampfkraft zu steigern. In der Vorkriegsplanung waren für die Zeit nach dem Sieg nur maximal 60 Divisionen zur Ausübung der Herrschaft in Russland vorgesehen. Optimistischerweise war auch nur für diesen Anteil der Wehrmacht Winterausrüstung in Polen bereitgestellt worden. In den Kampf hatte man aber inzwischen inklusive der Reserven 145 Divisionen geworfen, ungeachtet der Verbündeten! Nun erwies es sich als unmöglich auch nur diese bescheidene Winterausrüstung vor der eigentlichen Schlacht um Moskau an die Front zu bringen.
Hitler selbst hatte geäußert, man müsse jede Kapitulation dieser Großstädte (Moskau und Leningrad) ablehnen und sie aushungern. So sollte das Versorgungsproblem gelöst werden, und dem normalen deutschen Soldaten wäre die direkte Konfrontation mit dem Elend der Zivilbevölkerung bei einer Kapitulation erspart worden. Während der Kampfhandlungen war ein Soldat ja gewöhnt zu kämpfen und damit zu töten - in einem Aufwasch würde dann die Zivilbevölkerung weitgehend ausgelöscht und das Feld wäre frei gewesen für die geplante Germanisierung des Ostens....

(Quelle im Wesentlichen "Zwei Wege Nach Moskau", herausgegeben von Bernd Wegner)
 
Hitler selbst hatte geäußert, man müsse jede Kapitulation dieser Großstädte (Moskau und Leningrad) ablehnen und sie aushungern. So sollte das Versorgungsproblem gelöst werden, und dem normalen deutschen Soldaten wäre die direkte Konfrontation mit dem Elend der Zivilbevölkerung bei einer Kapitulation erspart worden.

Ob die direkt geplante Vernichtung beider Städte (für Moskau war ein großer See vorgesehen) mit einem Ernährungsproblem zu tun hat, würde ich als fraglich ansehen. Schließlich wurden solche Sorgen auch nicht hinsichtlich der mehrere zehn Millionen umfassenden Bevölkerung in den übrigen Städten der 1941 besetzten Gebiete geäußert.

Zu Leningrad gibt es eine Quelle: IMT, Band VII, 191:
Mitte Juli 1941: zitierte Sitzung Hitler, Rosenberg, Göring, Bormann, Lammers, Keitel: Hitler führt aus, dass zu betonen ist, wieder ein Gebiet (die Sowjetunion) besetzen zu müssen und es soll nicht erkennbar sein, dass es sich um eine endgültige Besetzung handelt. Alle Maßnahmen, Erschießen, Aussiedeln, etc., könne man trotzdem tun, der riesenhafte Kuchen sei handgerecht zu zerlegen, damit man ihn beherrschen, verwalten und ausbeuten können. Hitler will Leningrad, dass die Finnen beanspruchen, dem Erdboden gleichmachen, um es dann den Finnen zu übergeben.

SKL vom 29.9.1941: laut Vorgabe Hitlers muss Leningrad von der Landkarte zu verschwinden. Auch Finnland habe kein Interesse am Weiterbestehen der Stadt an seinen Grenzen.

IMT, Band VII, 207 führt in den Verhandlungen folgendes an: Leningrad und Moskau seien dem Erdboden gleichzumachen, von Jodl unterzeichneter Befehl Hitlers am 7.10.1941 (müßte folglich auch in dem Dokumententeil des IMT abgedruckt sein).

Ich würde die beiden Befehle in die Kategorie Vernichtungskrieg im Osten einordnen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht das geringste an Ausrüstung oder Wissen über die Bedingungen eines Winterfeldzuges in Zentral-Rußland war vorhanden.

Für diesen Job war der Generalquartiermeister des Heeres Generalmajor Wagner der Ansprechpartner, der für die Versorgung des Heeres zuständig gewesen war. Wagner erhielt im August 1940 Kenntnis davon, das Hitler die Sowjetunion angreifen will.

Die Planungen des Generalquartiermeisters basierten auf der geplanten Dauer der militärischen Operationen gegen die Sowjetunion . Sie sollte nicht länger als 4 bis 5 Monaten betragen.

Wie man zu dieser irrigen Planung gekommen ist, das die Sowjetunion in einen einzigen Feldzug, also in wenigen Wochen, besiegt werden könnte, ist ein ganz anderes Kapitel.
 
Dazu hätte ich die Sodenstern-Studie anzubieten, entstanden im November 1940, Stand 7.12.1940:

interessant ist dabei der "zweite" Arm mit ansatz einer Panzergruppe aus Rumänien, der in der Realität aus Mangel an Kräften nach dem Balkan-Feldzug nicht zustande gekommen ist (u.a. befanden sich die 2. und 5. Panzerdivision in der Auffrischung).


aus: Philippi, Das Pripjet-Problem, Sonderheft der Wehrwissenschaftlichen Rundschau.

dazu ist auch die Diskussion im nfh lesenswert, u.a. der Beitrag von Gerlach:
http://www.nfhdata.de/cgi-local/fra...mesg&forum=115&topic_id=258&mesg_id=267&page=
 

Anhänge

  • ftk28o.jpg
    ftk28o.jpg
    180,5 KB · Aufrufe: 1.519
Zuletzt bearbeitet:
Sodenstern wollte also nicht bis an das Schwarze Meer vordringen. Auch Teile der Ukraine wollte er liegen lassen. Des Weiteren war weder die Ostsee noch Lenigrad von Interesse. Darau folgt: Sodenstern seine Planung sah eine Konzentration auf Zentralrussland mit Stoßrichtung Moskau vor. Marcks seine Studie sah ja auch eine "Vernachlässigung" der Heeresgruppe Nord und der Heeresgruppe Süd vor. Ziel war ein schnelles Vorstoßen nach Moskau. Halder hingegen bevorzugte einen gigantischen Sichelschnitt von Ostpreußen aus über das Baltikum mit Ziel Moskau.

Na ja, wie wir ja wissen wurde die Operation fächermäßig durchgeführt, da Hitler kein großes Interesse an Moskau hatte. Ihm ging es um die Gewinnnung der industriellen Zentren Russlands, um es so an die Fortführung des Krieges zu hindern.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Dazu die OKH-Studie vom OKH, entstanden aufgrund der ersten Diskussionen mit Hitler im August 1940.

(gleiche Quelle)

Enthalten ist der Auffächerungsgedanke Mitte-Nord, Leningrad ist Nebenziel, Moskau Hauptziel der zweiten Phase. Die Ostukraine mit ihrem industriellen Schwerpunkt wird links liegen gelassen. Der "Nord- und Mitte-Teil" wurde später fast dem Plan entsprechend angegangen, der Abschluß der Ostsee war schon entsprechend der Vorgaben Hitlers vorgesehen.

Weiterhin bemerkenswert: Auf die Kesselschließung bei Bialystock/Minsk wird verzichtet, die erste Umschließung soll viel weiter östlich bei Smolensk stattfinden - auf diesen Gedanken war Halder später sehr fixiert: keine frühe Kesselbildung bei den in der Mitte vermuteten Hauptkräften der Roten Armee (was sich später als falsch herausstellte, die überwiegenden Kräfte standen südlich der Pripjet-Sümpfe, u.a. weil Stalin den deutschen Hauptstoß gegen die wirtschaftlich bedeutenden Regionen im Süden erwartete). Weiterhin fehlt der südliche Zangenarm aus Rumänien. Für den Südbereich wird nur die Einnahme von Kiew im ersten Zuge vorgesehen

Die
 

Anhänge

  • e88p3p.jpg
    e88p3p.jpg
    184,1 KB · Aufrufe: 1.947
Sehr schönes Kartenmaterial hast du hier eingestellt.:yes:

Der Zangenarm aus Rumänien hat wohl gefehlt, weil zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht sicher feststand, ob Rumänien an Barbarossa teilnimmt. Rumänien ist erst am 23.11.40 dem Dreimächtepakt beigetreten. Aus Halders Kriegstagebuch geht hervor, das Hitler am 05.Dezember 40 sich dahingehend geäußerst hat, das er davon ausginge, das Rumänien auf der Seite Deutschlands an dem Feldzug gegen Russland teilnehmen würde.Rumänien sollte dann primär als Aufmarschgebiet dienen. Natürlich auch als militärischer Verbündeter, aber die Kampfkraft der Rumänischen Armee wurde nicht hoch veranschlagt.

Bezüglich Minsk und Smolensk stimme ich dir zu.:)

Die OKH- Studie bezieht auch Ungarn in seine operativen Planungen noch nicht mit ein. Später war ein Einsatz Ungarns entlang der Karpaten zurm Schutz der Grenze angedacht, bis es zu diesen bis heute nicht geklärten Luftangriff auf Ungarn gekommen ist.

Auch Finnland scheint in der OKH-Studie noch keine Rolle zu spielen. Ich meine mich zu erinnern, das Finnland auch erst erheblich später, so um Mai 1941, in die Planungen einbezogen worden ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich finde es erstaunlich, wie schwach - wenn man jetzt vom endgültigen Barbarossa-Plan ausgeht - der deutsche Kräfteansatz in der ganzen Südgruppe war. Immerhin sollte diese Gruppe bis zur Wolga vorstoßen, hätte dabei jede Menge wichtiger Zentren wie Kiew, Charkow, Odessa, das Donez-Becken, die Krim mit Sewastopol, den Kaukasus und Stalingrad zu erobern gehabt. Sie verfügte dabei nur über einen der geplanten Stoßkeile - die Panzergruppe 1 - während die anderen drei Panzergruppen relativ dicht beieinander nördlich der Pripjet-Sümpfe eingesetzt waren. Die Heeresgruppe A, die zusammen mit den Rumänen vorstieß, bestand sogar nur aus einer einzigen Armee (11.) ohne Panzerunterstützung. Ich denke, wenn man den weiteren Verlauf betrachtet, dass hier auch ein Planungsfehler vorlag. Schon im August 1941 wurde die Panzergruppe 2 kurzfristig nach Süden umgelenkt (Schlacht bei Kiew), ab den Offensivunternehmen 1942 wurde die Heeresgruppe Süd durch Umgruppierungen zur stärksten Heeresgruppe (was sie dann ja auch noch bis 1944 blieb).
 
Auch Finnland scheint in der OKH-Studie noch keine Rolle zu spielen. Ich meine mich zu erinnern, das Finnland auch erst erheblich später, so um Mai 1941, in die Planungen einbezogen worden ist.
Hallo amicus,
hier ein Artikel in dem geschrieben wird das Finnland ab Ende 1940 in die Planungen einbezogen wurde. Das im Artikel auf den 17.1.1941 datierte Treffen im OKH, fand (Danke an silesia für diese Korrektur) erst am 30.1.1941 statt. Klar ist aber das es schon früher engere Kontakte gab und Finnland wesentlich früher, auch wissentlich, in die Planung einbezogen wurde.
http://www.sicherheitspolitik-dss.de/gaeste/gl891200.htm#kap5
Rumänien stellte ja, nach dem DR, die größte Streitmacht im Krieg gegen die SU. Rumänien bestand auch ausdrücklich auf die Durchführung selbstständiger Operationen (z. B. Belagerung und Einnahme Odessa's) Ab dem Beitritt zum Dreimächtpakt, am 23.11.1940, dürfte es eine intensive Zusammenarbeit gegeben haben.
 
Wenn man mal nur die deutschen Planungen betrachtet:

Finnland:
Die Mitwirkung stand für das OKH schon im August 1940 bei der Marcks-Planung fest, die einen finnischen Stoß auf Leningrad mit einkalkulierte. Die SKL - ansonsten verhalten - ging in ihrer Studie vom 28.7.1940 von der Mitwirkung Finnlands beim Angriff auf Rußland aus.

Rumänien:
In den Gesprächen im November1940/Anfang Dezember 1940 bot Antonescu rumänische Divisionen für den Fall eines Angriffes auf die SU an. Die Enscheidung über die Einbindung rumänischer Truppen auf deutscher Seite könnte anfang Dezember 1940 gefallen sein, denn die Weisung Nr. 21 BARBAROSSA vom 18.12.1940 enthält die Mitwirkung rumänischer Truppen. Dagegen ist aus den unterschiedlichen Planungen ersichtlich, dass man die Möglichkeit eines deutschen Vorstosses aus Rumänien (Benutzung des Territoriums) im August für fraglich, im Dezember für gesichert hielt.

Quelle: DRZW 4, diverse Kapitel zu den Verbündeten
 
Zuletzt bearbeitet:
Da es noch nicht erwähnt wurde: Bereits im Oktober 1940 entsandte die Wehrmacht eine umfangreiche Militärmission (wenn ich recht erinnere, über 10 000 "Berater") nach Rumänien.
 
Da es noch nicht erwähnt wurde: Bereits im Oktober 1940 entsandte die Wehrmacht eine umfangreiche Militärmission (wenn ich recht erinnere, über 10 000 "Berater") nach Rumänien.


Ich erlaube mir eine kleine Ergänzung:
Antonescu bat Hitler nach dem zweiten Wiener Schiedspruch, wo Rumänien an Ungarn das nördliche Siebenbürgen und das Szekler-Land an Ungarn abtreten musste, um die Entsendung einer deutschen Militärmission. Hitler sagte diese dann im September 1940 zu. Antonescu suchte das Heil von Rumänien nach den territorialen Amputationen der beiden Wiener Schiedssprüche beim Deutschen Reich, da er wohl noch mehr Sorge vor dem territorialen Appetit Stalins hatte.

Ein paar kurze Worte zur deutschen Planung Halders:
Charakteristisch für die Feldzugsplanung Barabarossa von Halder war vor allem die Schnelligkeit. Hier ist auch eine gewisse Ähnlichkeit der Planung zum Fall Gelb festzustellen. Es sollte sehr rasch auf die anvisierten Ziele Moskau bzw. Kanalküste vorgestoßen werden. Dann aber kam der großen Sacherverständige, wie so häufig, der GRÖVAZ ins Spiel. Hitler ließ bekanntlich die Heeresgruppe Mitte bei Smolensk zwei ganze Monate stehen, um Teile der Heeresgruppe B in anderen Operationen zu verzetteln.
 
1. zu der Beteiligung der Verbündeten:

möchte ich noch einen Hinweis auf die Weisungen Nr. 21a (Abschn. III: Richtlinien für Rumänien, Slowakei, Unganrn und Finnland, mit Hinweis auf die mit diesen Staaten inzwischen auf Antrag des OKW geschlossenen Abkommen) und Nr. 21b: Beteiligung fremder Staaten an den Vorbereitungen für BARBAROSSA vom 13.3. bzw. 1.5.1941 hinweisen.
Durch letztere wird klar, dass die Vorgespräche nur unverbindlichen Charakter hatten, insbesondere dürfte den Verbündeten nicht klar dargelegt worden sein, ob der Schlag erfolgt oder nicht. Diese Informationen sind nur kurz zuvor (vor dem 22.6.41) erfolgt. Die zur generalstabmäßigen Zusammenarbeit erforderlichen Verbindungsoffiziere wurden erst ab Mai überhaupt gestellt.

2. Zur geforderten Schnelligkeit der Operation:

Alle Planungen sahen vor, die Masse der Roten Armee vorwärts der Düna-Dnjepr-Linie vernichten zu können und ein Ausweichen hinter diese Linie zu verhindern.
Hitler war es, der das Einschließen in zu großen Operationsräumen skeptisch betrachtete (Warnung vor "zu großen Kesseln", keine lückenlose Einschließung möglich, der Streit ging bis in den Oktober 1941).
Alle Besprechungen bis zum Vortrag der Aufmarschanweisung am 3.2.1941 berücksichtigten aus logistischen Gründen eine notwendige operative Pause an der Düna-Dnjepr-Linie, da jenseits davon die Versorgung des Ostheeres nicht mehr gewährleistet sei, schon gar nicht für größere Auseinandersetzungen (zusammengefaßt aus Schüler, Logistik im Rußlandfeldzug) hinter dieser Linie. Dieser Operationsgedanke wurde dann ab September 1941 klar verletzt, mit den vorhergesagten Folgen. Das logistische System war schon zusammengebrochen, bevor die Wintertemperaturen (übrigens nach dem Winter 39/40 und 40/41 nicht unerwartet) einsetzten.

Am 17.3.1941 entfiel zugleich auf Hitlers Wunsch der "2.Arm" der Heeresgruppe Süd , aus Rumänien vorstoßend, also der Plan einer großen Einschließung/Kesselbildung in der Westukraine, DIE Voraussetzung für einen schnellen Vormarsch des Südflügels zum Dnjepr. Man könnte insofern fast sagen, die Diskussion um die Kiewer Kesselschlacht ist eine notwendige Folge der Änderung der Aufmarschanweisung, HG Süd mußte danach zwingend "zurückhängen".

Die Aufmarschanweisung vom 31.1.41, die den Gedanken des 2. Arms bei HG Süd noch enthielt (!), wurde am 25.3.1941 abgeändert. Grund war im wesentlichen die Landung es englischen Expeditionskorps in Griechenland ab 7.3.41 und die damit verbundene Befürchtung, dass sich MARITA/der Vorstoß nach Griechenland, entsprechend schwieriger gestalten würde. Nunmehr wurde angeordent, dass sich der rechte Flügel der HG Süd nur auf Sicherung und Fesselung beschränken sollte. (Schüler, S. 179)

Man muss aber erwähnen, das der Vollzug der Kesselschlacht nacheinander eine schnelle Überquerung von Pruth und Dnjestr mit Panzerkräften erfordert hätte.
 
Zuletzt bearbeitet:
zu 1. Das ist auch der Kenntnisstand den ich habe. So begann doch beispielsweise die Zusammenarbeit der Generalstäbe der Wehrmacht und der Finnischen Armee erst im Mai 1941. Die Finnen waren sich bis Ende 1940 über die deutsche Haltung gegenüber der Sowjetunion nicht im Klaren. Mannerheim hat daher General Talvela nach dem Molotow Besuich nach Berlin entsandt, um Klarheit zu gewinnen. Im Zuge dieses Besuches sollte Talvela durchblicken lassen, dass im Falle einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Deutschland und der UDSSR, Finnland auf der Seite Deutschlands stehen würde.


zu.2. Da würde mich interessieren, ob denn aus logistischer Sicht tatsächlich ein Halt der Heeresgruppe Mitte von zwei Monaten erforderlich war. Und, wie das sich mit den operativen Planungsentwurf, die Sowjetunion in einen einzigen und vor allem sehr schnellen Feldzug zu besiegen im Einklang bringen lässt?

Anmerkung:

Die ganze Logistik war doch für so ein großes Heer eine Aufgabe ersten Ranges.

Daher war es bei der Operationsplanung sicher nicht unbedingt vorteilhaft, das es nicht einmal gelang, genaue Kenntnisse über den Zustand der Straßen- und Verkehrswege zu erlangen. Halder maß nämlich dem Nachschub per LKW große Bedeutung bei. Standen der Wehrmacht überhaupt genügend Kraftfahrzeuge zur Verfügung?

Das sich dann das drei Millionen Mann starke Ostheer aus dem Lande heraus ernähren sollte, war fest eingeplant, die Truppe trat mit sagenhaften vier Tagessätzen Verpflegung am 22.06.41 an, und gegenüber der Zivilbevölkerung bewusst verbrecherisch. Irgendwie passt m.E. nach diese Planung schon nicht so richtigi n das Konzept eines schnellen Feldzuges hinein.


Daraus kann doch eigentlich nur gefolgert werden, dass die logistische Planung von Generalquartiermeister Generalmajor Wagner doch etwas gewagt gewesen sein muss.

(Verwendete Quelle: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Band 4, Stuttgart 1983)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben