Schwarze in den US-Streitkräften

Buffalo Soldiers

Hallo Forianer,

in dem amerikanischen Bürgerkrieg 1861-1865 wurden auch schwarze Soldaten aufgestellt.

Wie passt dies zur Sklaverei jener Jahre in Nordamerika und dem Rassismus bis weit über den Zeitraum des 2. Weltkrieg hinaus?
Waren diese schwarzen Soldaten Wehpflichtige und hatten die selben Rechte und Pflichten?

Oder waren diese schwarzen Soldaten zum "Verheizen" an einer Front gedacht? So wurden doch sicherlich viele schwarze Soldaten noch in den 1960iger Jahren aus den armen Vierteln amerikanischer Vorstädte rekrutiert, um in Vietnam eingesetzt zu werden.

Ihr wisst bestimmt mehr darüber, welche Rolle schwarze Soldaten in der US-amerikanischen Armee spielten.

Gruß
 
Soviel ich weiß, waren das Sklaven die geflohen waren und nun für die UNION kämpften ...
Obwohl die Sklavenbefreiung am Anfang nicht im Mittelpunkt des Konflikts gestanden hatte, wurde sie im Verlauf des Konfliktes wichtiger. Immer mehr geflohene Schwarze kämpften in den Reihen der Union, insgesamt etwa 186.000 Soldaten. Mit der Befreiung der Sklaven konnte auch die Rüstungsindustrie der Südstaaten getroffen werden. Der rechtliche Status der Sklaven blieb anfangs aber noch ungeklärt. Erst in der
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Emanzipationserklärung von 1862 (ehemalige Sklaven „auf immer frei“) und dann im
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13. Zusatz (Amendment) zur US- Verfassung von 1865 (Abschaffung der Slaverei im gesamten Staatsgebiet der USA) wurde eine grundsätzliche Entscheidung zugunsten der Freiheit der ehemaligen Sklaven getroffen.
Aus - Der Amerikanische Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) 1861 - 1865
 
Nebenbei bemerkt, Schwarze kämpften nicht nur auf Seiten der Nordstaaten. Nicht wenige "boys" blieben an der Seite ihrer "Herrn", wenn diese in den Kampf zogen.
Thematisch recht nett verarbeitet wurde das Thema der Gleichberechtigung in der Armee der Nordstaaten im pathetischen Film "Glory". Die darin vorgestellte Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten
BigCountry.de: Amerikanischer Bürgerkrieg, Gettysburg 1863 in Wort und Bild u.v.m.

Neben der Ungerechtigkeit und dem unter- und oberschwelligen Rassismus der Nordstaatentruppen und Offiziere drohte ihnen aber vor allem eine extrem schlechte Behandlung, wenn sie gefangen genommen wurden.

Black Soldiers in the Civil War
 
Nebenbei bemerkt, Schwarze kämpften nicht nur auf Seiten der Nordstaaten. Nicht wenige "boys" blieben an der Seite ihrer "Herrn", wenn diese in den Kampf zogen.
Thematisch recht nett verarbeitet wurde das Thema der Gleichberechtigung in der Armee der Nordstaaten im pathetischen Film "Glory". Die darin vorgestellte Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten
BigCountry.de: Amerikanischer Bürgerkrieg, Gettysburg 1863 in Wort und Bild u.v.m.

Neben der Ungerechtigkeit und dem unter- und oberschwelligen Rassismus der Nordstaatentruppen und Offiziere drohte ihnen aber vor allem eine extrem schlechte Behandlung, wenn sie gefangen genommen wurden.

Black Soldiers in the Civil War

"Eine extrem schlechte Behandlung" ist sogar noch euphemistisch ausgedrückt. Schwarze Soldaten wurden meist erst gar nicht gefangen genommen, sondern mussten damit rechnen, auf der Stelle erschossen zu oder auf noch unerfreulichere Art getötet zu werden.

Im Film "Gods and Generals" kommt ein Schwarzer vor, der seine Dienste als Koch "Stonewall" Jackson anbietet und schließlich im Trauerzug Old Sorrel, das Schlachtross des bei Chancelosville getöteten Generals mitführen darf. Ted Turner berief sich darauf, dass es sich dabei um eine historische Figur gehandelt habe.


Judah Benjamin, Justiz-, Kriegs- und zuletzt Außenminister der Konföderierten propagierte mit zunehmender Kriegsdauer, selbst Schwarze zu rekrutieren und als kämpfende Truppe auszurüsten. Schwarze durften nicht einmal einen Knüppel oder sonstige als Waffen benutzbare Gegenstände mit sich führen, und Verstöße wurden brutal geahndet. Spätestens seit Nat Turners Rebellion im Jahre 1831 ließ die Möglichkeit eines Sklavenaufstands die weißen Sklavenhalter nicht mehr los. Vor diesem Hintergrund musste Benjamins Plan, schwarze Regimenter aufzustellen geradezu als unerhörte Vorstellung erscheinen. Das wirft auch ein Schlaglicht auf die verzweifelte Lage des Südens, dem nicht nur die Kriegsbegeisterung, sondern allmählich auch das Geld und die Soldaten ausgingen.
 
Ich hab da neulich was Interessantes dazu gelesen, was den Einfluss der schwarzen Truppen auf die Bürgerrechtsbewegung angeht. Der scheint laut dieser Analysen bereits im Sezessionskrieg ganz erheblich gewesen zu sein.

Für den 2. Weltkrieg weiß man ja, dass die schwarzen Soldaten ein wichtiges Antriebszentrum der Bürgerrechtsbewegung waren, da sie von der europäischen Bevölkerung relativ neutral behandelt wurden und außerdem ein Anrecht auf Universitätsbildung nach der Armeezeit hatten. Beim Sezessionskrieg scheint der Einfluss der Truppen eher darin zu liegen, dass ihre Leistung und ihre Tapferkeit im Kampf - wie in diesem Thread ja schon angesprochen - einen echten Eindruck auf Präsident Lincoln und sein Umfeld machten. Dazu möchte ich gern auf einen Wissenschaftskrieg verweisen, der aktuell in der Lincoln-Forschung tobt.

Lincoln wird heute in den USA noch weitgehend als Heldenpräsident gefeiert (gerade von der Afro-American Community), der mit seiner modernen Haltung gegenüber Schwarzen über seine Zeit weit hinaus war. Der Journalist Lerone Bennet Jr. hat da aber 2000 eine Bombe platzen lassen und in seinem Buch „Forced into Glory. Abraham Lincoln’s White Dream“ wütend auf eine völlige Schieflage in der Wahrnehmung Lincolns bei der Rassenfrage hingewiesen.

Bennets Buch hat in den USA für ziemliche Furore gesorgt, weil es zeigte, dass Lincoln durchaus selber ein Rassist war, der so seine Niggerwitzchen gerissen hat (just for the record: LINCOLN sagt permanent "Nigger", nicht ich) und der bis zuletzt Pläne hatte, so gut wie alle Schwarzen in den USA nach Afrika oder Südamerika zu deportieren. Das ist keine Übertreibung, sondern inzwischen sehr gut belegt. Es gab’s sogar ein paar katastrophale Deportationsexperimente in seiner Regierungszeit. Kurz gesagt, Lincoln stand Schwarzen bis zuletzt extrem ambivalent gegenüber; Bennet behauptet sogar, dass es wesentlich früher wesentlich liberalere Gesetze für Schwarze hätte geben können, wenn Lincoln nicht gewesen wäre.

Das Ganze war nur deswegen bis vor Kurzem nicht bekannt, weil der Wissenschaftsbetrieb die Quellen zu Lincoln extrem lange extrem selektiv gelesen hat. Obwohl Bennets Kritik teilweise ziemlich polemisch ist und er selbst natürlich ebenfalls gezielt die Quellen auswählt, die sein Argument belegen (was er seinen Gegnern ja vorwirft), denke ich, dass man seinem Scheuklappen-Vorwurf gegenüber der Lincoln-Forschung zustimmen kann.

Henry Louis Gates jr. hat 2009 mit seinem Buch „Lincoln on Race and Slavery“ auf Bennets Buch geantwortet. Dieses Buch nimmt Bennets Vorwürfe ernst, bietet aber ein wesentlich ausgewogeneres Bild von Lincoln und seiner Zeit. Gates schreibt, dass Lincoln wirklich keine visionäre Lichtgestalt sondern ein typischer Rassist war, aber eben auch eine Person, die in der Lage war, ihre Einstellung zu ändern. Genau hier kommen die schwarzen Soldaten ins Spiel, die Lincoln wegen seiner eigenen Rassismusvorbehalte nur zögerlich in die Truppen holte. Als sie sich jedoch als tapfere Soldaten erwiesen, die halfen, ihm den Sieg zu bringen, fühlte er sich ihnen verpflichtet und brachte ihnen einen Respekt entgegen, der tatsächlich farbenblind war.

Lincoln wollte nicht allen Schwarzen Bürgerrechte geben, sondern nur seinen Soldaten und maximal noch einer schwarzen Elite. Diese Einschränkung hatte laut Gates vornehmlich wirtschaftliche Gründe, da die meisten Schwarzen ‚bloß’ ungelernte Feldarbeiter waren. Dass Schwarze GRUNDSÄTZLICH keine Bürgerrechte verdient hätten, glaubte Lincoln aber nach seiner Bekanntschaft mit den schwarzen Soldaten nicht mehr - bloß kaum sprach er das aus, wurde er bekanntlich erschossen. Gates vermutet, dass dieser Mord auch der Hauptgrund für Lincolns späteres unantastbares Lichtgestalt-Image ist.

Das nur kurz als Einwurf. Wen das interessiert, kann die Bücher ja mal lesen, für mich hat es sich definitiv gelohnt. Außerdem, aktueller kann der Forschungsstand dazu kaum sein.
 
Also ganz ehrlich ... wenn man sich lange genug mit dem Bürgerkrieg und Lincoln beschäftigt hat, dann ist diese Diskussion nicht unbedingt neu oder überraschend.

Das Bild Lincolns in der Öffentlichkeit und der historische Lincoln sind nicht unbedingt deckungsgleich - genau so, wie Robert E. Lee ja oft gern als militärisches Genie, Lichtgestalt ... gezeichnet wird und es da aber auch dunkle Punkte gibt, die bei näherer Betrachtung viel von dem Glanz wieder weg nehmen.

Dass Lincoln lediglich die Ausbreitung der Sklaverei verhindern wollte (und das nicht unbedingt aus humanitären Gründen), dass er selbst sich einen afrikanischen Staat vorstellen konnte, in dem alle "amerikanischen" Schwarzen leben sollten, dass seine Emancipation Proclamation die Sklaven nicht wirklich befreite ... alles nichts Neues. Ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo zwischen den Büchern von Bennet und Gates (aus meiner Sicht etwas näher bei Gates).

Aber danke dafür, dass Du die beiden Autoren hier nennst und auf die Diskussion hinweist - viele von uns dürfte das interessieren und vielen dürfte das neu sein.
 
(...) dass er selbst sich einen afrikanischen Staat vorstellen konnte, in dem alle "amerikanischen" Schwarzen leben sollten, (...)

Einen solches Experiment gab es ja (Liberia); mWn verhielten sich die dortigen, aus den USA eingewanderten schwarzen Eliten keinen Deut anders als die weißen Kolonialherren in "ihren" Kolonien: Die einheimische Bevölkerung wurde bevormundet, unterdrückt, ausgebeuetet, aber eines ganz bestimmt nicht: Als vollwertige menschen angesehen...

Der Rassismus zZt Lincolns betraf nicht zuletzt die Mehrheit der Schwarzen selber.
 
Da die Schwarzen als “Abkömmlinge einer Sklavenrasse” einer straffen Führung bedurften, setzte sich das gesamte Offizierskorps aus Weißen zusammen. Man gestand den Schwarzen natürlich zu, bei geeigneter Führung zum Korporal oder Sergeanten aufzusteigen, das Sagen hatten aber die Weißen

Es gibt eine interessante Ausnahme, die 1st Louisiana Native Guard/Corps d´Afrique.

Die Guard wurde 1862 als Unions-Einheit in Louisiana gegründet, als der Staat von Unionstruppen besetzt war. Auch die Offiziere bis zum Rang eines Captains waren hier schwarz.

Tatsächlich entstand die Unions-Guard aus einer konföderierten Einheit gleichen Namens. In der Louisiana Confederate Milita dienten freie Schwarze (Free Men of Color https://en.wikipedia.org/wiki/Free_people_of_color), meist Mischlinge mit Landbesitz, eine Art dritter "Rasse" im ehemals französischen Louisiana.

Captain Andre Cailloux https://en.wikipedia.org/wiki/Andre_Cailloux, noch als Sklave geboren aber bereits Lieutenant in der konföderierten Einheit, war einer der ersten schwarzen Offiziere der US-Armee.

Einer anderer Offizier, Captain Pickney Benton Steward Pinchback, wurde erster schwarzer Gouverneur Louisianas, allerdings nur 15 Tage lang. https://en.wikipedia.org/wiki/P._B._S._Pinchback#Military_service_and_Civil_War
 
Einen solches Experiment gab es ja (Liberia); mWn verhielten sich die dortigen, aus den USA eingewanderten schwarzen Eliten keinen Deut anders als die weißen Kolonialherren in "ihren" Kolonien: Die einheimische Bevölkerung wurde bevormundet, unterdrückt, ausgebeuetet, aber eines ganz bestimmt nicht: Als vollwertige menschen angesehen...

Der Rassismus zZt Lincolns betraf nicht zuletzt die Mehrheit der Schwarzen selber.

Liberia wurde von der American Colonization Society gegründet, die einen Landstreifen gekauft und dort bis zum Bürgerkrieg 12.000 freigelassene Afroamerikaner ansiedelte, die bis 1980 die Elite des Landes stellten. Sieht man sich eine Galerie der Präsidenten Liberias an, fällt auf, dass viele sehr hellhäutig sind und "schwarz" nur nach dem Color Code der amerikanischen Südstaaten war, wo die Einteilung nach der Hautfarbe eng mit dem sozialen Status der Mütter verbunden war. Die amerikanischen Kreolen, die bis in jüngste Zeit die Macht im Lande hatten und ausübten, dürften sich selbst eher als Weiße betrachtet haben, die sich der einheimischen Bevölkerung kulturell überlegen fühlten.

Liste der Präsidenten Liberias ? Wikipedia
 
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