Zitat: Historisches Lexikon der Schweiz
Auf Druck von Deutschland verbot General Guisan am 20.6.1940 der Flugwaffe den Luftkampf über der Schweiz (bis Anfang Nov. 1943) und überliess die Wahrung der schweiz. Lufthoheit der Flab. Da diese gegen hoch fliegende Flugzeuge nur ihre 7,5-cm-Kanonen einsetzen konnte, stand dem Überflug des schweiz. Luftraums durch dt. und engl. Flugzeuge, ab Aug. 1943 auch durch amerikan. Bombengeschwader, nur wenig im Weg. Insgesamt wurden L. und Flab während des Krieges quantitativ verstärkt, aber kaum technisch verbessert. Ende Aug. 1945 zählte die L. 530 Flugzeuge, nämlich 328 Jagd- und 202 Mehrzweckzweisitzer, ausser den dt. Messerschmidt alle aus schweiz. Produktion. Die Flab bestand aus 2'000 Kanonen (274 7,5-cm; 278 34-mm; 1'448 20-mm), ohne jene der Infanterie und der Festungen. Sie zählte 67 leichte und 43 schwere Batterien sowie 14 Scheinwerferkompanien, ferner zwölf leichte und 33 34-mm Batterien der sog. Ortsflab.
Durch die fehlende Luftabwehr der Schweiz war der Überflug durch englische und amerikanische Bomber besonders bei Angriffen auf Friedrichshafen beliebt.
Zahlreiche Bomber wichen nach Angriffen auf Schweizer Gebiet aus.
Eine Liste der B-17 Flying Fortress, die in der Schweiz gelandet oder notgelandet sind, findet sich auf:
B-17 Flying Fortress / Schicksale / Interniert in der Schweiz
Die hier mit dem Nickname "Little Chub" und der Bemerkung "Crash" unter dem 24. April 1994 enthaltene Maschine war bei einem Angriff auf Friedrichshafen durch deutsche Jäger beschädigt worden. Sie wollte in Dübendorf notlanden und wurde von zwei Schweizer Morane-Jägern eskortiert. Kurz vor dem Ziel eröffneten die Bordschützen der B-17 das Feuer auf die Schweizer Jäger, die daraufhin das Flugzeug abschossen. Es stürzte in den Greifensee, wenige Kilometer vor dem Flugplatz Dübendorf.
Einige Besatzungsmitglieder ertranken, vier wurden gerettet. Vor einigen Jahren, ich weiß nicht mehr genau, wann, wurde das Flugzeug aus dem Greifensee geborgen.
Wie man auf der Liste sieht, sind an manchen Tagen geradezu kleine Bomberverbände in Dübendorf gelandet.
Eine entsprechende Liste für B-24 Liberator, die in der Schweiz gelandet oder abgestürzt sind, habe ich bisher nicht finden können.
Man kann aber einen restaurierten MG-Turm einer B-24, die bei Conters im Prättigau abstürzte, in einem Museum in Widnau besichtigen.
Mehrfach haben Schweizer Jäger auch führungslose Bomber abgeschossen, so am 27. Februar 1944 die B-17 "Mickey" über Olten. Sie stürzte dann bei Trimbach im Kanton Solothurn ab. So etwas war für die Schweizer Piloten nicht immer ungefährlich. Ein Schweizer, der in der Flugwaffe (so heißt das in der Schweiz) im Krieg Me 109 geflogen hatte, erzählte mir vor längerer Zeit, er habe einen Bomber über Schweizer Gebiet verfolgt und zur Landung aufgefordert. Er habe keine Reaktion gesehen und auch keine Besatzungsmitglieder sehen können. Da der Bomber genau in Richtung Lausanne flog, habe er, um den möglichen Absturz des Flugzeuges über der Stadt zu verhindern, das Flugzeug abgeschossen, allerdings, ohne vorher über Funk den ausdrücklichen Befehl dazu einzuholen. Nach der Landung sei er in Arrest genommen worden und habe danach keine Einsätze mehr fliegen dürfen, das obwohl der Bomber, wie sich nach dem Aufschlag herausstellte, tatsächlich ohne Besatzung unter Autopilot unterwegs war und die Gefahr eines möglichen Absturzes auf Lausanne anerkannt wurde.