Situation Österreich-Ungarns von 1870 bis1918

K

Katha-KD

Gast
Hallo!

Ich suche Informationen zur Situation und Stellung Österreich-Ungarns von 1870 bis zum ersten Weltkrieg! Vorallem nach dem Französisch-Deutschen krieg. Wichtig ist auch die Stellung Ö/U in der Außenpolitik Bismarcks.
(Ich soll nämlich eine Diskussion in der Schule führen, und dabei den Standpunkt Österreichs vertreten.. nur musss dafür erstmal wissen wie die Lage dort ist! Und unter welchen politischen Bedingungen das Land steht!:S)

Ich hoffe auf HILFE!!!!:winke:
 
Für den ersten Überblick natürlich Wikipedia.

Die wichtigsten Eckpunkte:
Österreich Ungarn (ÖU) war ein Vielvölkerstaat, der im ganzen späten 19. Jahrhundert vorallem vom Konflik Slaven gegen Deutsche geprägt war. Die Slavischen Völker stellten zwar den Großteil der Bevölkerung ÖU, das Sagen hatten aber die Deutschen, die in den wichtigsten Positionen saßen. Schon vor dem 1. Weltkrieg gährte es unter den Völkern ÖU.

Der Konflikt wird dadurch angeheizt, dass Russland eine Politik des Panslavismus bertreibt. Ziel ist es, besonders auf dem Balkan slavische Staaten zu schaffen, auf die natürlich Russland seinen Einfluss haben wird.

ÖU sieht sich im späten 19. Jh. in einem Kampf der Kulturen: Die deutsche, abendländische Kultur gegen die russisch-slavische (un)Kultur. Russischer Einfluß wird dabei mit Knechtschaft, der russisch-orthodoxen Kirche (Habsburg war schon immer treu zum Papst!) und Sittenverfall (Wodka!) gleichgesetzt.

Während der Bündnisse Bismarcks war dieser Konflikt noch nicht so deutlich zu Tage getreten. D, ÖU und R waren im Dreibund mit einander verbündet. Doch mit dem Ende des Bismarckschen Bündnissystems geriet ÖU immer weiter unter Druck.

Für ÖU stellt sich beim Bündnispoker nur eine Frage: Wo finden wir einen starken Aliierten, der uns in einem Krieg gegen Russland beisteht. Schau dir mal genau an, welche Völkerschaften in ÖU lebten und welche Staaten diesen Völkerschaften helfen würden. Dann wirst du recht schnell merken, daß für ÖU nur ganz wenige Verbündete in Frage kommen.
 
Hallo!

Ich suche Informationen zur Situation und Stellung Österreich-Ungarns von 1870 bis zum ersten Weltkrieg! Vorallem nach dem Französisch-Deutschen krieg. Wichtig ist auch die Stellung Ö/U in der Außenpolitik Bismarcks.
(Ich soll nämlich eine Diskussion in der Schule führen, und dabei den Standpunkt Österreichs vertreten..

......Österreichs Außenpolitik verlagerte sich in Person des neuen ung.Außenministers G. Andrassy seit 1871 stärker auf den Balkan, nachdem zuvor in Wien revanchlüsterne Minister gegen Bismarck abgelöst worden sind.
Diese Entwicklung rückte Ö-U wegen seiner handfesten Interessen auf dem Balkan (Bosnien-Herzegowina) stetig gegen Rußland, welches Bismarck die eigentliche Rückendeckung der dt. Reichseinigungskriege v. 1866+70/71 vor anderen Mächten ermöglichte.
Andrassy hatte früh versucht, ein dt.-österr. Bündnis gegen Rußland zu schmieden,dies mußte Bismarck ablehnen, wegen der daraus resultierenden Gefahr , dann zwischen ein russ.-franz. Bündnis zu geraten. Andrassy suchte sogar mit England ein Bündnis gegen Rußland zustande zu bekommen, auch dieses wurde aber von Gladstone abgelehnt, worauf nun Andrassy auf Bismarcks Vorschlag eines 3-Kaiserbündnisses einging.
Auch Rußland versuchte mit Bismarck ein exclusives Bündnis anzubahnen, die jeweilige Gefahr zwischen alle Stühle zu geraten, ließ Bismarck nichts anderes übrig , in den nächsten Jahren den bekannten Eiertanz mit den Bündnissystemen aufzuführen. Die österr.-russ. Interessen-Gegensätze
ließen das 3-Kaiserbündnis zunehmend wirkungslos zurück, es folgten z.B. der österr.-dt. Zweibund 1879, ein geheimes Defensivbündnis im Falle eines russ. Angriffs......etc. siehe Linkliste Wikipedia
 
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Ergänzend lässt sich noch das Folgende hinzufügen.

Grundsätzlich ist erst einmal festzuhalten, dass sich für Österreich-Ungarn im Frühjahr 1871 die außenpolitischen Gegebenheiten erheblich verändert hatten. Zunächst war Frankreich am Boden und fiel erst einmal als Machtfaktor aus. Dann wurde das Deutsche Reich gegründet und Russland hatte im Orient die, einseitige, Kündigung der Pontusklauseln des Pariser Vertrages von 1856 durch Kanzler Gortschakoff bekanntgegeben gehabt. Für eine antipreußische Politik war die Uhr abgelaufen, denn der deutsche Nationalismus befand sich durch die Reichsgründung im Aufwind. Des Weiteren wurde das Deutsche Reich für die anvisierte Umorientierung der Wiener Außenpolitik in Richtung Balkan benötigt. Entsprechend hatte der Reichskanzler und Außenminister Beust seinen Kaiser Franz Joseph im Frühjahr 1871 ein neues außenpolitisches Konzept präsentiert gehabt.
 
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Österreich hatte das Glück (oder das Pech) im Herzegovina Uprising (1875-1878) - Wikipedia, the free encyclopedia faktisch Bosnien und die Herzegowina geschenkt zu bekommen. Vom Konflikt zwischen Serbien, Montenegro und bosnisch-herzegowischen Rebellen und dem osmanischen Reich verlies im Grunde nur AU als Sieger.

Die zunehmende Magyaisierung im ungarischen 'Teil des Reiches (in der Vojvodina), die Annektion Bosniens und der Herzegowina und die mangelnde Untersstützung schon für den 1. und 2. Aufstand machten es immer schwieriger für das Könighaus eine proösterreichische Politik zu betreiben.

Eine Integration Serbiens mit sehr großer Autonomie in das AU Reich waar davor sogar möglich gewesen.

Desweiteren hätte eine Landreform in BiH den serbischen Nationalismus abgeschwächt, aber zu Problemen mit der muslimischen Bevölkerung geführt.
 
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Zoki55 schrieb:
Die zunehmende Magyaisierung im ungarischen 'Teil des Reiches (in der Vojvodina), die Annektion Bosniens und der Herzegowina und die mangelnde Untersstützung schon für den 1. und 2. Aufstand machten es immer schwieriger für das Könighaus eine proösterreichische Politik zu betreiben.

Da stellt sich die Fage, ob der Ausgleich von 1867 tatsächlich ein Gewinn war? Jedenfalls praktizierte man in der Reichshälfte, in der die Österreicher das "Sagen" hatten, eine andere Politik wie die Ungarn, die die Magyarisierung der slawischen Nationalitäten vorantrieben.
 
Man könnte sogar sagen, dass der Ausgleich den Untergang des Reiches auf lange Sicht beschleunigt hat. Mit der Erhebung der Ungarn auf eine Ebene wurden die slawischen Völker komplett übergangen, deren Abgeordneten in der Folge mit Obstruktionspolitik den Reichsrat lähmten und schlussendlich völlig handlungsunfähig machten (Pultetrommeln, Zwischenrufe, Bewerfen der Redner mit Gegenständen etc.). Mit diesem ungelösten Nationalitätenproblem ging man in den Krieg, was sich bitter rächen sollte.

Ironischerweise war es ja Franz Ferdinand gewesen, der als Slawenfreund gegolten und einen föderalen Umbau geplant hatte.
 
Die Frage, ob Franz Ferdinand, wenn er denn zur Regierung gelangt wäre, der Retter oder der Totengräber der Monarchie geworden wäre, muss zwangsläufig offenbleiben.

Gerade nach der Gründung des Deutschen Reiches ging es den slawischen Nationalitäten nicht so sehr um den Kampf gegen den Staat Österreich-Ungarn als solches, sondern doch um Bewahrung und vor allem Verbesserung ihrer Positionen und ihres Anteils an der Macht, um Verteidigung und Vermehrung des nationalen Besitzstandes.


Die Regierung Hohenwart-Schäffle versuchte ja 1871 mit den Tschechen ein Ausgleich herbeizuführen, was aber gescheitert ist. Die Tschechen haben den Bogen wohl überspannt, denn gerade die Widerstände der Ungarn aber auch der von Beust waren nicht unerheblich. Als die Regierung Hohenwart-Schäffle über diese Frage schließlich stürzte, bekam auch kurze Zeit später Beust von Franz Joseph seine Entlassung und damit wurde der Weg für Andrassy frei.
 
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Man könnte sogar sagen, dass der Ausgleich den Untergang des Reiches auf lange Sicht beschleunigt hat. Mit der Erhebung der Ungarn auf eine Ebene wurden die slawischen Völker komplett übergangen, deren Abgeordneten in der Folge mit Obstruktionspolitik den Reichsrat lähmten und schlussendlich völlig handlungsunfähig machten (Pultetrommeln, Zwischenrufe, Bewerfen der Redner mit Gegenständen etc.). Mit diesem ungelösten Nationalitätenproblem ging man in den Krieg, was sich bitter rächen sollte.

Ironischerweise war es ja Franz Ferdinand gewesen, der als Slawenfreund gegolten und einen föderalen Umbau geplant hatte.

Dies kann keiner Wissen, Franz Ferdinand war eine Art Teflonpolitiker, er hat jeder Gruppe sehr viel versprochen auch wenn sich die Versprechen gegenseitig ausschlossen.
 
Zoki55 schrieb:
Österreich hatte das Glück (oder das Pech) im Herzegovina Uprising (1875-1878) - Wikipedia, the free encyclopedia faktisch Bosnien und die Herzegowina geschenkt zu bekommen. Vom Konflikt zwischen Serbien, Montenegro und bosnisch-herzegowischen Rebellen und dem osmanischen Reich verlies im Grunde nur AU als Sieger.

Es war ja bereits seit dem 29. Januar 1875 erklärte Absicht Österreich-Ungarns Bosnien und die Herzegowina zu besetzten. Das wurde auf einer Sitzung der Militärführer, des Außenmnisters und des Kaisers Franz Josephs beschlossen. Das Wie und das Wann waren dabei noch offengelassen worden.
 
Es war ja bereits seit dem 29. Januar 1875 erklärte Absicht Österreich-Ungarns Bosnien und die Herzegowina zu besetzten. Das wurde auf einer Sitzung der Militärführer, des Außenmnisters und des Kaisers Franz Josephs beschlossen. Das Wie und das Wann waren dabei noch offengelassen worden.

Davon wusste ich nichts, danke für die Info.

Wobei Österreich-Ungarn ja nie mit Bosnien und Herzegowina glücklich werden konnte. Man verschleppte die sozialen, politischen und religiösen Problemen nur welche man vom Osmanischen Reich geerbt hatte.

Ganz wichtig war die Landfrage die bei der ländlichen christlichen Bevölkerung zu einem erstarken des Nationalismus führen musste.

Hätte man eine Landreform gehabt hätte man den Widerstand der muslimischen Bevölkerung zu spüren bekommen wie die Osmanen im Jahr 1830.

Eine verfahrene Sache.
 
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Die Frage, ob Franz Ferdinand, wenn er denn zur Regierung gelangt wäre, der Retter oder der Totengräber der Monarchie geworden wäre, muss zwangsläufig offenbleiben.


Nun zumindest erwog Franz Ferdinand Pläne, den Ausgleich rückgängig zu machen, zugunsten einer Föderalisierung und um die demokratischen Bewegungen gegenüber der Krone zu schwächen. Er plante, diese Reform aufzuoktroyieren und Widerstand militärisch zu bekämpfen. (Quelle: Oskar Lehner, Österr. Verfassungs - und Verwaltungsgeschichte)


Die Regierung Hohenwart-Schäffle versuchte ja 1871 mit den Tschechen ein Ausgleich herbeizuführen, was aber gescheitert ist. Die Tschechen haben den Bogen wohl überspannt, denn gerade die Widerstände der Ungarn aber auch der von Beust waren nicht unerheblich. Als die Regierung Hohenwart-Schäffle über diese Frage schließlich stürzte, bekam auch kurze Zeit später Beust von Franz Joseph seine Entlassung und damit wurde der Weg für Andrassy frei.


Den Tschechen war mit dem mährischen Ausgleich von 1906 immerhin ein Kompromiss vergönnt (neue Landes - und Landtagswahlordnung, Schul - und Sprachgesetze usw.). Diese hatten ursprünglich eine Stellung vergleichbar mit jener der Ungarn gefordert, was die Monarchie trialistisch gemacht hätte. Zudem sollten die historisch gewachsenen Ländergrenzen beibehalten werden - also war eine Abtrennung der mehrheitlich deutschsprachigen Gebiete von vornherein ausgeschlossen.
 
......Österreichs Außenpolitik verlagerte sich in Person des neuen ung.Außenministers G. Andrassy seit 1871 stärker auf den Balkan, nachdem zuvor in Wien revanchlüsterne Minister gegen Bismarck abgelöst worden sind.
Diese Entwicklung rückte Ö-U wegen seiner handfesten Interessen auf dem Balkan (Bosnien-Herzegowina) stetig gegen Rußland, welches Bismarck die eigentliche Rückendeckung der dt. Reichseinigungskriege v. 1866+70/71 vor anderen Mächten ermöglichte.
Andrassy hatte früh versucht, ein dt.-österr. Bündnis gegen Rußland zu schmieden,dies mußte Bismarck ablehnen, wegen der daraus resultierenden Gefahr , dann zwischen ein russ.-franz. Bündnis zu geraten. Andrassy suchte sogar mit England ein Bündnis gegen Rußland zustande zu bekommen, auch dieses wurde aber von Gladstone abgelehnt, worauf nun Andrassy auf Bismarcks Vorschlag eines 3-Kaiserbündnisses einging.
Auch Rußland versuchte mit Bismarck ein exclusives Bündnis anzubahnen, die jeweilige Gefahr zwischen alle Stühle zu geraten, ließ Bismarck nichts anderes übrig , in den nächsten Jahren den bekannten Eiertanz mit den Bündnissystemen aufzuführen. Die österr.-russ. Interessen-Gegensätze
ließen das 3-Kaiserbündnis zunehmend wirkungslos zurück, es folgten z.B. der österr.-dt. Zweibund 1879, ein geheimes Defensivbündnis im Falle eines russ. Angriffs......etc. siehe Linkliste Wikipedia


Hierzu noch ein paar Anmerkungen:

Beust hatte sich aber doch sehr schnell auf dem Boden der realpolitischen auswärtigen Gegebenheiten stellt. Bereits im Mai 1871 konzipierte er einen Neuansatz der österreichisch-ungarischen Außenpolitik.

Beust meinte, dass seine Politik der freien Hand solange sinnvoll gewesen sei, solange sich Frankreich und Preußen als ebenbürtige Mächte gegenüberstanden. Dies sei nun nach Sieg der deutschen Armeen und der Reichsgründung nicht mehr gegeben. Deshalb sei eine Neuorientierung fällig. Künftig, so Beust, sei sich allen französischen Bestrebungen zu entziehen, die darauf abzielten, Österreich-Ungarn gegen das Deutsche Reich in Stellung zu bringen. Die neue „Stellung Preußens in Deutschland sei rückhaltlos anzuerkennen, um sich mit dieser augenblicklich in Europa gebietenden Macht auf möglichst gutem Fuße zu stellen.“ (1) Im Prinzip musste Beust zugeben, dass seine Politik gescheitert war.

Beust wünsche jetzt eine Rückkehr zur einer Zusammenarbeit der drei großen östlichen Monarchien. Dabei war seine Vorstellung in Wien nicht unumstritten. Der Kriegsminister Kuhn und der Heeresinspektor Erzherzog Albrecht trauten Bismarck nicht um die Ecke und lehnten eine Anlehnung an das Deutsche Reich konsequent ab. Von Revanchismus also keine Spur mehr.

In November wurde Beust, aus welchen Gründen auch immer, als Reichskanzler abgelöst und ihm folgte Graf Julius Andrassy. Der hatte eine etwas andere Vorstellung von der künftigen auswärtigen Politik der Doppelmonarchie.

Andrassy war nicht entgangen, das Österreich-Ungarn auf der Konferenz zu der Frage der Pontusklauseln weitestgehend isoliert gewesen war.
Er wollte ein Bündnis der drei an den Status-quo interessierten Mächten, das heißt Großbritannien, das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn. Frankreich und das Zarenreich galten als potenzielle Aggressoren.

Eine zweite Möglichkeit, wenn die oben beschriebene Option sich nicht zügig realisieren ließe, sah vor, erst einmal den von Beust vorgezeichneten Weg gemäß seinem Konzept vom Mai 1871 zu beschreiten. Diese darin vorgesehene Annäherung an Russland sei dann aber nur taktisch und zeitlich befristet. Es sollte auf dieser Schiene versucht werden, Bismarck aus seiner Reserve, durch eine deutliche verbesserte Atmosphäre zwischen dem Zarenreich und der Doppelmonarchie, zu locken und für ein Bündnis zu gewinnen.

Die dritte Schiene war die eines Präventivkrieges gegen Russland. Natürlich war das ganz so zu fingern, dass das Zarenreich der Angreifer war. Diese Option wurde erstmals auf einer Besprechung mit den Militärs im Februar 1872 besprochen und firmierte als große Ostlösung. Dafür benötigte Österreich-Ungarn natürlich einen freien Rücken und mindestens das Osmanische Reich als Verbündeten, so Andrassy. Im Vorfeld sollte auf dem Balkan moralische Eroberungen durch Kompensationen bei den slawischen Staaten auf den Balkan eingefahren werden.

Die Außenpolitik Österreich-Ungarns sollte nach Andrassy Vorstellung gegen Russland ausgerichtet werden.


Schmidt, Die gescheiterte Allianz
(1) Lutz, Wende, S177 und S.178
 
Die Entwicklung von 1867 lohnt auch einen kurzen Blick. Der neue Außenminister und spätere Reichskanzler Beust verfolgte, mit Rückendeckung des Kaisers, des Kriegsministers Kuhn und auch Erzherzog Albrecht eine Politik al al Rache für Königgrätz. (1)

Zu diesem Zwecke sollte Preußen isoliert werden und ein Bündnis mit Frankreich angestrebt werden und die Süddeutschen Staaten an Österreich-Ungarn herangezogen werden. Nach Osten hin sollte eine friedliche Politik betrieben werden. Beust regte sogar an, die Pontusklauseln, die Petersburg als demütigend empfand, fallen zu lassen. Botschafter Revertera holte sich im August 1867 eine Abfuhr bei Gortschakow. Dieser beschied ihm, „Russland würde den Zeitpunkt, sowie die Art und Weise, um die, die ihm durch den Pariser Vertrag von 1856 auferlegten Fesseln zu sprengen.“ (2)

Die Deakpartei um Andrassy verfolgte einen ganz anderen Ansatz. Die europäische Türkei sollte wenn irgendmöglich erhalten bleiben. Der Balkan sollte der außenpolitische Spielplatz der Monarchie werden, Vilagos war nicht vergessen, das bedingte eine Frontstellung gegen Russland, und christliche Balkanstaaten für Österreich-Ungarn gewonnen werden. Gedacht wurde hierbei an Serbien, das hierfür Bosnien erhalten sollte.

Österreich solle ein Bollwerk gegen Russland werden und zu diesem Zwecke sollten Deutschland und England als Bündnispartner gewonnen werden.

Das waren zwei diametral entgegengesetzte außenpolitische Konzeptionen.


(1) Thiers, Notes at souvenirs, S.6

(2) Revertera, Erinnerungen, S.141
 
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Andrassy hatte früh versucht, ein dt.-österr. Bündnis gegen Rußland zu schmieden,dies mußte Bismarck ablehnen, wegen der daraus resultierenden Gefahr , dann zwischen ein russ.-franz. Bündnis zu geraten.

Andrassy hatte bereits 1869 Bismarck wissen lassen, das für ihm die Mainlinie uninteressant und nicht verteidigungswürdig sei.
Nur, Frankreich dürfte wohl 1871 erst einmal als Bündnispartner für Petersburg nicht mehr interessant gewesen sein und Bismarck wollte sich auch gar nicht in antirussisches Fahrwasser begeben. Andrassy hatte gegenüber den deutschen Botschafter Schweinitz so manche Avancen gemacht, Schweinitz war durchaus einverstanden, aber er macht wieder und wieder die einschränkende Anmerkung, das man die Freundschaft zum Zarenreich aufrecht erhalten wolle. Das gefiel Andrassy natürlich so gar nicht. Also musste er erste einmal seine Bemühungen auf London konzentrieren.
 
Als Andrassy im November 1871 auf dem Chefsessel des Ballhausplatzes befördert wurde, wurden schnell die die antideutsche Fraktion, bestehend aus Meysenburg, Biegeleben, Blome, Klopp und von Gagern vor die Tür gesetzt. Sie standen einem Bündnis mit Berlin im Wege.

In London wurde der bisherige Botschafter Apponyi durch Beust, den bisherigen Außenminister und Reichskanzler, abgelöst. Keine Glücksgriff, denn es gelang Beust nicht das Vertrauensverhältnis zur englischen Regierung herzustellen, wie es Apponyi gelungen war. Immerhin waren Apponyi und der englische Chef des Foreign Office Lord Granville Jugendfreunde. Auch war Beust als nunmehr verlängerter Arm seines neuen Chefs Andrassy nicht eben darum bemüht dessen äußere Politik zum Erfolg zu verhelfen.

Apponyi wurde mit der Botschaft in Paris betraut.

In Berlin wurde Alajos Karoly neuer Botschafter; ein enger Vertrauter Andrassys, der auch in dessen außenpolitischen Vorstellungen eingeweiht war.

In Petersburg wurde Baron Langenau Botschafter, der ein bekannter Kritiker der Westoption in Krimkrieg war und dem es gelang, die Berufung Andrassys Berufung nicht gleich als antirussisch zu verkaufen.
 
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