Sowjetunion und Afrika

Black Buck

Neues Mitglied
Hallo,

in einem Bericht des österreichischen Bundesheers über den Falklandkrieg steht im Kapitel "Die politisch-strategischen Rahmenbedingungen 1982" folgender Satz:

Die Sowjetunion versuchte, ihren Einfluss sowohl auf dem afrikanischen Kontinent als auch im Nahen und Mittleren Osten zu verstärken und stand seit Dezember 1979 mit rund 100 000 Mann in Afghanistan.

Dass die Sowjetunion sehr präsent im Mittleren und Nahen Osten war, ist ja allgemein bekannt, nicht aber der sowjetische Einfluss in Afrika. Vielleicht bin ich da auch nicht genügend informiert.

Was ist mit dem Einfluss der Sowjetunion auf dem afrikanischen Kontinent gemeint?


Mit freundlichen Grüßen
Black Buck

PS.: Hier ist der Link zu dem Bericht: Österreichs Bundesheer - TRUPPENDIENST - Ausgabe 2/2007 - Vor 25 Jahren: Der Krieg um die Falkland-Inseln - ein untypischer Krieg
 
Hallo,

vielen Dank für deine schnelle und präzise Antwort.

Ich entschuldige mich auch dafür, dass ich als Mitglied hier im "Fragen & Antworten" schreibe, aber mir wurden die Schreibrechte für die Rubrik Neuzeit noch nicht erteilt.

Mit freundlichen Grüßen
Black Buck
 
Militärische Unterstützung (Waffenlieferungen) für die Stellvertreterkonflikte in Afrika.


Nicht nur das.

Politische und militärische " Berater " und Ausbilder aus der Sowjetunion ,
Kuba und der DDR ( vielleicht auch aus anderen Ostblock -Staaten )
waren in vielen Staaten stationiert.

Kuba soll sogar reguläre Kampftruppen in Angola eingesetzt haben -
aber das könnte auch ein Gerücht gewesen sein.
 
Hallo,

vielen Dank für die Tipps.
Habe mich etwas erkundigt und weiß nun, was der Einfluss der Sowjetunion auf Afrika war. Ein Frage habe ich trotzdem noch.

Was brachte der Sowjetunion die militärische Hilfe für Afrika?

Wollten sie damit den Kommunismus auch in Afrika verbreiten?

Vielen Dank im Vorraus!

Black Buck
 
Nehmen wir doch mal die Staatsflagge von Angola und analysieren diese, zum Vgl. die der Sowjetunion:
 

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Gut, das mit den Flaggen leuchtet ein.
Vielleicht mal eine allg. Frage.

Warum lag der Sowjetunion so viel daran, politisch gleichorientierte Staaten in Afrika zu haben?

Geht es um die Rohstoffe oder militärische Unterstützung in Form von Söldnern bzw. Soldaten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus vermutlich den gleichen Gründen, wieso die USA in der ganzen Welt Einfluss haben wollte.
Ich glaub das kannst du nicht auf Militär, Rohstoff oder Ideologie beschränken. Das wirkt alles zusammen.
 
Was brachte der Sowjetunion die militärische Hilfe für Afrika?

Wollten sie damit den Kommunismus auch in Afrika verbreiten?

Warum lag der Sowjetunion so viel daran, politisch gleichorientierte Staaten in Afrika zu haben?

Geht es um die Rohstoffe oder militärische Unterstützung in Form von Söldnern bzw. Soldaten?

Werfen wir mal einen etwas breiteren Blick auf dne kalten Krieg: Im Kalten Krieg ging es um die Konfrontation der Supermächte, beide Supermächte, sowohl die USA als auch die UdSSR versuchten auf der ganzen Welt Einfluss zu bekommen um dem Gegner zuvor zu kommen. Man hat teilweise ohne praktischen Nutzen den jeweiligen Gleichgesinnten, oder im Fall der USA auch den Feind des Feindes unterstützt. Natürlich ergaben sich für die UdSSR auch Vorteile wie Ankerrechte für ihre Flotte (vgl: http://de.wikipedia.org/w/index.php...y_Bases_1984.png&filetimestamp=20090217020511 ) Ressourcenlieferungen und politische Unterstützung in der UNO, doch wogen diese Vorteile wirtschaftlich die Kosten für die Unterstützung nicht auf. Es ging schlichtweg um den Kampf der Systeme.

Interessant ist in diesem Zusammenhang vllt. auch der Konflikt zwischen Somalia und Äthiopien. Rüsteten die UdSSR zunächst Somalia in den 60er und 70er Jahren auf, so wechselte sie mit der Regierungsübernahme Mengistus in Ätzhiopien die Seiten und schickte Militärhilfe nach Äthiopien um es im Krieg gegen Somalia zu unterstützen. Somalia wechselte daraufhin, mit der vormalig pro-Sowjetischen Regierung, die Seiten und wurde von den USA unterstützt.
 
Ein gutes Beispiel der sowjetischen Anwesenheit in Afrika kann man in dem Leben Igor Setschins, eines einflussreichen Russischen Politiker finden. Nämlich, studierte er portugiesische Filologie an der Uni und wurde damals verzögerungslos nach der Absolvierung als Dolmetscher in Mosambik und Angola geschickt.

Igor Iwanowitsch Setschin ? Wikipedia
 
Militärische Unterstützung (Waffenlieferungen) für die Stellvertreterkonflikte in Afrika.

Ob das Stellvertreter Kriege waren, wage ich anzuzweifeln denn dazu muss eine folgende Vorraussetzung geschaffen sein.

In einem Stellvertreter Krieg wird der Ost West Konflikt wird mit Unterstützung des jeweligen Lagers (USA und Sowjetunion) auf einem exterritorialen Gebiet ausgetragen. Z.b. Vietnam. Mit Unterstützung ist militärische, wirtschaftliche und logistische Hilfe gemeint, ohne dass beide Lager direkt am Geschehen beteiligt sind. Im Vietnamkrieg waren die USA involviert, wobei Nordvietnam durch China und die (Sowjetunion) unterstützt worden ist.

Das Diem Regime im Süden bezeichnete sich als demokratisch, war dennoch eine Diktatur, somit schreckten die USA nicht davor zurück - im Kampf gegen die Expansion des Kommunismus auch diktatorische Regimes zu unterstützen.

Darüber hinaus gibt es Aussagen, dass sowjetische MiG Piloten im Korea Krieg an der Seite Nordkoreas teilgenommen haben und um dies geheim zu halten wurde jegliche Kommunikation über Funk untersagt. (sonst hätte man gehört, dass die Piloten auf russisch sprechen)

Ob das in Afrika immer der Fall gewesen ist, ich denke nicht.

Ich habe den Eindruck, dass zur Zeit des Kalten Krieges jeder gewaltbereite Revolutionär mit militärischer Hilfe und Waffenlieferungen rechnen konnte, sofern er sich für die Seite der USA oder der Sowjetunion bekannte.

Dabei spreche ich von der Zeit vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Darüber hinaus muss der folgende Faktor in Rechnung gestellt werden:

Die hohe Verbreitung der Kalaschnikow Gewehre in Afrika hängt damit zusammen, dass die afrikanischen Rebellen sich für Russische Waffe aus dem Grund entschieden haben, weil sie billig in der Anschaffung waren und zuverlässig sind.

Nach dem Zusammebruch der Sowjetunion wurden die Waffenlager der Ostbock Staaten und der Sowjetunion durch Waffenhändler in die Konflikt Zonen profitbringend verramscht. Man sehe dazu den Film "Lord of War - Händler des Todes"

Lord of War ? Händler des Todes ? Wikipedia
 
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Buchempfehlung:

Das Schwarzbuch des KGB von Christopher Andrew

in dem sehr viel über die sowjetischen Einsätze und Ziele in Afrika beschrieben wird.
 
Wie weit die Ideologie bei den unzähligen Kriegen in Afrika wirklich eine Rolle gespielt hat, darüber kann man ernsthaft diskutieren.

Häufig waren es Konflikte der unterschiedlichen Völker oder Kasten, gegeneinander und die Ideologie war nur eine Fassade um Waffen von den Supermächten zu bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kuba soll sogar reguläre Kampftruppen in Angola eingesetzt haben -
aber das könnte auch ein Gerücht gewesen sein.
Kuba hat definitiv - und ganz offiziel - einige Truppenkontingente und vor allem beträchtliche Teile ihrer Luftwaffe in Angola eingesetzt, im Zeitraum 1976 bis 1989.

Bodentruppen dienten vor allem als 'Berater'; Angehöriger der kubanischen Luftwaffe aber waren ausschlaggebend für den Aufbau der angolanischen Luftwaffe, und agierten eigentlich in ihren Namen zwischen 1976 und 1983 (als die ersten Angolaner von ihrer Ausbildung in der UdSSR zurückkehrten). Durchschnittlich stellte die kubanische Luftwaffe Mannschaften (also Piloten und Bodencrews) für etwa drei Staffeln Angola zur Verfügung: Flugzeuge, Waffen und Ausrüstung wurden durch angolanische Regierung zur Verfügung gestellt.

Während der letzten Phase der kubanischen Beteiligung (1988-1989) war gar die gesamte 10. Mechanisierte Division der kubanischen Armee in Angola stationiert.

Black Buck schrieb:
Was brachte der Sowjetunion die militärische Hilfe für Afrika?

Wollten sie damit den Kommunismus auch in Afrika verbreiten?

Warum lag der Sowjetunion so viel daran, politisch gleichorientierte Staaten in Afrika zu haben?

Geht es um die Rohstoffe oder militärische Unterstützung in Form von Söldnern bzw. Soldaten?
Es ging fast ausschließlich um Propaganda, und weitaus weniger um tatsächlichen Einfluß oder gar Rohstoffe. Wenn es um Wirtschaft, Rohstoffe usw. ging, hatte die UdSSR wenig bis gar keine Vorteile aus ihrer Einmischung in Afrika: meistens verplemperte man (buchstäblich) Unsummen für Waffen die gar nichts gebracht haben.

Ein sehr guter Beispiel ist der Äthiopiens. Anders als oben-angegeben, began Moskau nicht das Regime von Mengistu Heile Mariam 'sofort' zu unterstützen nachdem dieser die Macht an sich reißte. Vielmehr war es so dass es in Äthiopien von 1975 bis 1977 eine Art Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Cliquen innerhalb der Armee und einem Teil der Bevölkerung gab. Die Clique Mengistu setzte sich dabei durch - allerdings nur mit Hilfe einiger Menschenrechtsverletzungen woraufhin das Land die Unterstützung der USA verlor. 1977 nutzte Somalia diesen Chaos um eine Invasion der östlichen äthiopischen Provinz Ogaden (mehrheitlich von Somalis bewohnt) zu starten. Moskau unterstützte zwar Somalia bis dahin mit billigen Waffen und Entwicklungshilfe war aber keinesfalls an einer Invasion sondern an einer Vereinigung von Somalia, Äthiopien und Djibouti interessiert....

Wie auch immer: Somalis eroberten ganz Ogaden, fanden sich dann aber mit heftigen Gegenangriffen der Äthiopier konfrontiert und ersuchten um weitere Waffenlieferungen von der UdSSR. Moskau verweigerte diese, woraufhin der somalische Machthaber Habre alle sowjetischen Militärberater kurzerhand - und nach ägyptischer Vorlage von 1972 - des Landes verwies (dass passierte im November 1977, also fast sechs Monate nach dem Begin der somalischen Invasion, und mehr als ein Jahr nachdem Mengistu an die Macht kam).

Daraufhin entschloß sich Kreml zu einer Vergeltung, und nutzte zu diesem Zweck das äthiopische Ansuchen um Hilfe. Bis dahin waren alle Verhandlungen zwischen Mengistu und Brezhnev gescheitert - und dies trotz starker Befürwortung Kubas (Castro was 'begeistert' von Mengistus 'Revolutionseifer'): 'jetzt' aber gab ein Sekräter Brezhnevs Mengistu einen Typ. Mengistu sollte sich öffentlich für einen Marxisten erklären (was er auf keinen Fall war), und Moskau würde helfen... Gesagt getan: Mengistu deklarierte sich als solcher und 'plötzlich' - fünf Tage nachdem sowjetische Berater aus Somalia verwiesen wurden - floßen riesige Mengen an Waffen und Material aus der UdSSR nach Äthiopien. Mit Hilfe dieser Waffen und kubanischer Berater baute Äthiopien dann eine riesige Armee welche im Winter und Frühjahr 1978 die Somalis aus dem Ogaden vertrieben hat....

Einen wirtschaftlichen Nutzen aus dieser Story hatte die UdSSR aber niemals: da es an Geld mangelte zahlte Äthiopien nie mehr als nur einen kleinen Teil von dem was die Sowjetunion (und Ostdeutschland) lieferte(n) (aus diesem Grund stoppte die UdSSR die meisten Waffenlieferungen schon 1984). Die UdSSR musste selbst für die intensive Lieferung dieser Waffen an Äthiopien aufkommen (zwischen 18. November 1977 und etwa 25. März 1978, landeten täglich bis zu 40 sowjetische Militärtransporter in Addis Ababa). Moskau bekam nie eine Gelegenheit direkten Macheinfluß auf Addis Ababa auszuüben (unter anderem auch deshalb nicht weil äthiopische Militärs sämmtlich in den USA ausgebildet waren und sich mit 'sowjetischem Gedankengut' und -Doktrin schon gar nicht anfreunden konnten), und selbst die Stationierunsrechte für sowjetische Marineeinheiten blieben recht limitiert (und auch vom geringen Nutzen, denn bis Mitte der 1980er Jahre war ein Großteil der sowjetischen Flotte buchstäblich 'kaputt').

Tatsächlich setzte das äthiopische Militär kleinheimlich - und teils inoffiziell - seine Kooperation mit den USA fort. Allerdings, in der Öffentlichkeit konnte die UdSSR sagen, 'Äthiopien ist unser Verbündeter und Mengistu ein Marxist' (dazu natürlich auch: 'keiner schmeißt und so raus wie Sadat 1972 oder Barre 1977, da rächen wir uns gewaltig')... und das war's was zur Zeiten des Kalten Krieges eben 'zählte'.
 
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