Spanien - von Franco zur Demokratie

Rovere

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Heute vor 30 Jahren bestieg Juan Carlos den spanischen Thron. Der Nachfolger des "Caudillo de España por la Gracia de Dios" begleitete den Weg Spaniens zur parlamentarischen Monarchie. In 30 Jahren wandelte sich dieses Land vom totalitär regiertem Armenhaus zu einem der erfolgreichsten und modernsten Staaten der Union.

Aber was war eigentlich los in Spanien in der Zeit nach dem Bürgerkrieg (dessen Ereignisse ja ziemlich bekannt sind) bis 1986, dem Jahr des EU-Beitritts?

Franco ist ja heute noch nicht gänzlich aus dem Land entschwunden, seine Anhänger feiern jährlich den Todestag, sein Grab ist nach wie vor ein Monument "ohne Erklärung".

Mit welchen Regimen kann man den Franquismo vergleichen? Wie spürbar war diese Diktatur? Die Integration Spaniens in die Weltgemeinschaft ab den 60ern war ja überhaupt kein Problem damals.

Mich würde es jedenfalls sehr interessieren was in dieser Epoche auf der iberischen Halbinsel geschehen ist und hoffe auf interessante Beiträge.
 
Interessant ist, dass Juan Carlos mit 18 Jahren seinen jüngeren Bruder Alfonso getötet ( ich bin mir nicht ganz sicher aber ich glaube erschossen) hat. Angeblich soll dies ein Unfall gewesen sein, allerdings ist diesem Vorfall nie eine polizeiliche Ermittlung nachgegangen.
Darüber hat nicht zufällig jemand mehr Infos???
 
Aus Anlass des Jahrestages war der Artikel über den Franquismus vor kurzem "Artikel des Tages" bei wikipedia.

Ich fand ihn sehr lesenswert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Franquismus


und zu dem anderen Vorfall gibt es wohl nicht mehr zu sagen, weil nicht mehr bekannt ist, als dass, was auch bei wiki steht:

"Während eines Urlaubs im königlichen Exil in Estoril ereignete sich am 29. März 1956 (einem Gründonnerstag) ein folgenschweres Unglück: Der damals 18-jährige Juan Carlos erschoss beim Spiel mit einer Pistole seinen vier Jahre jüngeren Bruder Alfonso de Borbón. Die Kugel traf Alfonso in die Stirn; er starb wenige Minuten später an den Folgen der Verletzung. Vermutlich handelte es sich bei dieser in Spanien selten erwähnten Tragödie um einen Unfall. Eine gerichtliche Untersuchung, die auch von Juan Carlos Onkel Jaime (gemeint ist Jaime Leopoldo (1908-1975, dt. Jakob Luitpold), welcher taubstumm war) dem älteren Bruder des Vaters gefordert wurde, fand jedoch nie statt."
 
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Rovere schrieb:
Heute vor 30 Jahren bestieg Juan Carlos den spanischen Thron. Der Nachfolger des "Caudillo de España por la Gracia de Dios" begleitete den Weg Spaniens zur parlamentarischen Monarchie. In 30 Jahren wandelte sich dieses Land vom totalitär regiertem Armenhaus zu einem der erfolgreichsten und modernsten Staaten der Union.

Aber was war eigentlich los in Spanien in der Zeit nach dem Bürgerkrieg (dessen Ereignisse ja ziemlich bekannt sind) bis 1986, dem Jahr des EU-Beitritts?
Der offizielle Terminus dafür ist Transición. Die Transición bezeichnet den Prozess des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie, wobei es keine genau definierten Grenzen gibt. Die engsten Grenzen sind wohl zwischen dem Tod Francos 1975 und den ersten freien Wahlen 1977 anzusetzen, andere setzen den Beginn der Transción mit der Öffnung des Regimes seit 1956 an (Die Zeit der Technokraten, mit Technokraten sind die Minister aus den Wirtschaftsinstituten von Opus Dei gemeint), manche meinen die Transicíon sei mit dem EU-Beitritt abgeschlossen, mit der Wahl des Sozialisten Felipe Gonzales zum Ministerpräsidenten oder, so der vor zwei Jahren gestorbene Romancier (hist. Romane, Krimis, Glossen) Manuel Vázquez Montalbán, sie sei bis heute nicht abgeschlossen.
Juan Carlos traf sich schon vor Francos Tod mit Santiago Carrillo, dem Parteichef der spanischen Kommunisten im Exil und anderen oppositionellen, in Spanien nicht zugelassenen Bewegungen (schon recht früh (vierziger Jahre) waren die Fuerzas Democráticas, eine katholische oppositionelle Bewegung wieder zugelassen worden). Aber er wollte die Kommunisten erst nach den ersten freien Wahlen zulassen. Sein Plan scheiterte, weil es von Seiten der Ultrarechten einen Anschlag (Matanza de Atocha) auf eine Anwaltskanzlei der kommunistischen Partei und der den Kommunisten nahe steheden Gewerkschaft CGT gegeben hatte, wodurch die Komunistische Partei einen Sympathieschub in der Bevölkerung bekam, den sie allerdings nicht in besonders viele Wählerstimmen umzuwandeln vermochte.
1982 kam es dann unter Tejero zum Putsch der Guardia Civil, einer halbmilitärischen Polizeitruppe, und Spaniens Demokratie stand auf der Kippe. Hier ist meiner Meinung der größte Verdienst Juan Carlos', das er treu zur Demokratie stand - er ist deshalb der einzige Monarch, vor dem ich meinen Hut ziehen würde: Juan Carlos setzte sich in seiner Militäruniform hin und verlas eine Fernsehbotschaft, in der er alle Truppen aufforderte sich in ihre Kasernen zurückzuziehen und sich zur Demokratie bekannte.

Rovere schrieb:
Mit welchen Regimen kann man den Franquismo vergleichen? Wie spürbar war diese Diktatur? Die Integration Spaniens in die Weltgemeinschaft ab den 60ern war ja überhaupt kein Problem damals.

Mich würde es jedenfalls sehr interessieren was in dieser Epoche auf der iberischen Halbinsel geschehen ist und hoffe auf interessante Beiträge.
Anfänglich war der Franquismus eine Militrädiktatur mit einem starken kirchlichen Element und breitem Raum für die faschistische Partei (Falange) und ihre angeschlossene Gewerkschaft: FET y de las JONS. Sie repräsentierte so die drei nationalen Kräfte des Bürgerkriegs, Kirche, Militär und Faschisten, wobei es in Kirche und Militär auch demokratische Elemente gab. Als sich die Wende im Zweiten Weltkrieg abzeichnete, wandte sich Franco vom Faschismus ab, betonend, dass der Faschismus antikatholisch sei. Die Acción Católica, die bis dato das Bildungsresort in der Franco-Regierung hatte, bekam daraufhin auch die Posten der Falange, die daraufhin weitgehend entmachtet war. Ab 1956 wurden, wie oben schon erwähnt, viele Ministerposten durch Laienkatholiken des rechtselitären Opus Dei besetzt, die in Spanien heute als kühle Wirtschaftstechnokraten wahrgenommen werden.

Was passierte mit den Republikanern? Viele gingen ins Exil und landeten so in französischen Internierungslagern (und damit meist in Nazigefangenschaft), in México und Argentinien. Über die Emigranten in México schrieb der österreichisch-jüdisch stämmige Spanier Max Aub, eine ganz interessante Kurzgeschichte: La verdadera muerte de Francisco Franco. Spanier die nach Argentinien oder Chile gegangen waren wurden dort später teilweise Opfer der dortigen Militärdiktaturen. Nach dem WK. II flammten an den spanischen Grenzen die Kämpfe noch einmal auf (v.a. in der Invasion ins Arán-Tal). Die spanischen Kommunisten, aus den Konzentrationslagern der Nazis befreit und von der Sowjetunion mehr moralisch als materiell unterstützt, hofften, dass die Stimmung in Spanien schlecht genug wäre, um die Franco-Regierung zu stürzen. Man fasst diese Bewegung unter dem Begriff Maquis zusammen, einem französischem Wort, welches soviel wie 'Laubwerk' oder 'Gebüsch' bedeutet und auf den Guerilla-Charakter des maquis hinweist.

Spanien unter Franco wird, gegenüber dem Hitlerfaschismus als eine dictadura blanda bezeichnet, eine 'weiche Diktatur'. Dieser Begriff soll erklären, warum der Bruch mit der spanischen Diktatur nicht so radikal gemacht wurde, wie mit der deutschen, aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch in Spanien Konzentrationslager gab und politische Morde. Man schätzt, das in den spanischen Konzentrationslagern etwa 200.000 Menschen umgekommen sind. Die meisten direkt im Anschluss an den Krieg. Genaue Zahlen gibt es m.W. aber nicht.
 
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Die dictatura de Franco wen man vergleiched mit dem stalin, causecu(in rumanien) order hoxhas o titos es ist blanda mui suave(sehr weich),aber da egual wie weich eine dictatura wieder hat seiner schlechte folgen,weil in den 70ger jahren es wird besser gelebt in parten den komunistisches jugosllawien als in Spanien,aber dank das franco alt geworden und ist weggegangen,und es war weg frei fur die democratie in Spanien.Und die Spanier haten gluck gehabt das sind eingetreten in den Europeische gemeinschaft in den besten zeiten der EG,seite 20 jahren in Spanien hat geregnet bilionen euro von EG
 
Gratuliere Quijote. Eine sehr gute Zusammenfasssung.

Nur über die folgenden Details wollte ich noch etwas präzisieren:

El Quijote schrieb:
....
Was passierte mit den Republikanern? Viele gingen ins Exil und landeten so in französischen Internierungslagern (und damit meist in Nazigefangenschaft), in México und Argentinien. Über die Emigranten in México schrieb der österreichisch-jüdisch stämmige Spanier Max Aub, eine ganz interessante Kurzgeschichte: La verdadera muerte de Francisco Franco.

Max Aub wurde 1903 in Paris geboren. Sein Vater war Bayer, seine Mutter stammte aus einer sächsischen Familie. Ob sie Juden waren weiss ich nicht, Österreicher jedenfalls waren sie nicht. Nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges mussten die Aubs als Deutsche Frankreich verlassen und gingen nach Spanien. Interessant in diesem Kontext ist, dass Max Aub später Kulturminister der Republik wurde, und als solcher Picasso den Auftrag für den Gernika erteilte.

Im Exil schrieb er eine grosse Trilogie über den Bürgerkrieg. Sehr lesenswert (vor allem Campo de Sangre) aber lang und ungleich.


El Quijote schrieb:
Spanier die nach Argentinien oder Chile gegangen waren wurden dort später teilweise Opfer der dortigen Militärdiktaturen. ....

Das dürften eher ausnahmen sein. Ich habe selber noch eine ganze Reihe spanischer Republikaner in Argentinien kennen gelernt und mir ist keiner bekannt, der von der Diktatur deswegen verfolgt worden wäre (sie waren zu diesem Zeitpunkt schon recht betagt). Anders sieht es mit deren Kindern aus, die oft das Gedankengut ihrer Eltern übernommen hatten und in linken Bewegungen waren. Von denen sind viele ermordet worden oder mussten fliehen.
Ich kenne einige Überlebende. Danben paradoxerweise auch den Sohn eines frankistischen "Gris" (Policía Armada: Wird dir wohl ein Begriff sein) der es schaffte erst in Spanien aus politischen Gründen im Knast zu landen und später in Argentinien.
 
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Wie weit ist das frankistische Erbe noch lebendig?

Erst gestern habe ich im Standard gelesen, dass der Oberbefehlshaber des span. Heeres José Mena Aguado mit einem Einsatz des Heeres drohte, falls Katalanien sein Autonomiestatut durchzuführen gedenkt. Catalunia würde sich dabei sich als eigenständige Nation festschreiben, Madrid und Barcelona als souveräne und bilateral verhandelnde Regierungssitze betrachten.
Aguado wurde seitens der Ziviliregierung unter einwöchigen Hausarrest gestellt, wegen "fehlender Neutraltität" und mit dem Ordnungssatz "Die Streitkräfte unterstehen der zivilen Gewalt..."

Hat sich nicht das Franko-Regime der Unterdrückung autonomer Tendenzen verschrieben und den Basken- sowie den ebenfalls latenten Katalenkonflikt auf die demokratischen Nachfolger vererbt?
 
Jose maria aznar sagte Spanien gehts gut,und so weite die economy gehts gut in Spanien es wird keine catalonien, baskien geben,und keine nostalgisches generale
 
Ja. Im ausgehenden 19. Jahrhundert und während der beiden Diktaturen (Primo de Rivera 1923 - 31 und Franco 1939 - 1975) waren die nichtkastilischen Idiome zeitweilig verboten. Es gibt selbst in den nicht zweisprachigen Gebieten Parteien, die sich gegen den spanischen Zentralstaat wenden, z.B. in Andalusien wo es die Partido Andalucista und die Partido Socialista de Andalucía gibt. PA und PSA waren ursprünglich eine Partei, sie rechnen sich selbst dem 'sozialistischen' d.h. in Spanien dem sozialdemokratischen Lager zu und sagen von sich, dass sie der PSOE (die große sozialdemokratische Partei Spaniens) immer dann Unterstützung bieten, wenn diese sich als nicht zentralistisch zeigt, ansonsten stünden sie in Opposition zu ihr. In den autonomen Regionen, welche eigene Sprachen haben (Baskenland/Navarra und Katalonien/Valencia/Balearen) sind allerdings die Autonomiebestrebungen stärker, obwohl in der spanischen Verfassung von 1978 alle vier großen Sprachen des spansichen Staatsgebiets anerkannt sind. Galizien ist die große Ausnahme: dort regiert nach wie vor Manuel Fraga, der schon 1962 Tourismusminister für Franco war (der Mann ist immerhin 84 Jahre alt).

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=7021&highlight=katalanisch
 
tomas schrieb:
Jose maria aznar sagte Spanien gehts gut,und so weite die economy gehts gut in Spanien es wird keine catalonien, baskien geben,und keine nostalgisches generale

Lieber Tomas, "sagen" tun Politiker viel... ;)
Danke, Quixote, für den Link ;-)
 
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