Spießerideologie im Zeitalter der Romantik

Liesjailaeki

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Wie gewünscht eröffne ich einen Thread zu diesem Thema und erläutere meine Definition von Spießbürger:

Spießbürger sind diese Menschen,die nur ein Heim besitzen,Familie gründen,sich zurückziehen und arbeiten bis sie sterben und nichts außerhalb dieser festgesteckten Grenzen unternehmen oder mehr wollen.Die nicht wie die Romantiker nach Höherem streben,die nicht in die Natur hinausgehen und sie erkunden,nicht nach einem Sinn des Lebens streben und auch nicht ihre dunklen Seiten erforschen.
 
Liesjailaeki schrieb:
Spießbürger sind diese Menschen,die nur ein Heim besitzen,Familie gründen,sich zurückziehen und arbeiten bis sie sterben und nichts außerhalb dieser festgesteckten Grenzen unternehmen oder mehr wollen.Die nicht wie die Romantiker nach Höherem streben,die nicht in die Natur hinausgehen und sie erkunden,nicht nach einem Sinn des Lebens streben und auch nicht ihre dunklen Seiten erforschen.

ziemlich harte worte und vorschnelle urteile. manche menschen leben eben so und andere so und die nicht vorhandene ambition nach einem sinn in unserem dasein zu streben (was sicher auch manche großen geister aufgegeben haben), oder die natur zu erkunden, zeugt für mich noch nicht für spießbürgertum. genauso wenig wie menschen die sich in ihren familiären umkreis zurückziehen und dort ihr leben so gestalten wie sie es für richtig erachten.
für mich ist einzig allein die tatsache spießbürgerlich, wenn oben genannte persönlichkeiten andere am "streben" nach deren idealen hindern wollen (+ jede art von introleranz) - und natürlich auch umgekehrt...*schief schau*

hier viel mehr: leben und leben lassen. punkt.

:rofl:
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber galt es nicht z.B. in der Biedermeierzeit als chic und fein sich in die häusliche und private Atmosphäre zurück zu ziehen? Sowohl familiär, wie auch politisch?
Weiß jemand mehr darüber?
 
Liesjailaeki schrieb:
Wie gewünscht eröffne ich einen Thread zu diesem Thema und erläutere meine Definition von Spießbürger:

Spießbürger sind diese Menschen,die nur ein Heim besitzen,Familie gründen,sich zurückziehen und arbeiten bis sie sterben und nichts außerhalb dieser festgesteckten Grenzen unternehmen oder mehr wollen.Die nicht wie die Romantiker nach Höherem streben,die nicht in die Natur hinausgehen und sie erkunden,nicht nach einem Sinn des Lebens streben und auch nicht ihre dunklen Seiten erforschen.


Liebe Liesjailaeki,

weiß nicht ,woher Du Deinen Vergleich holst. :grübel:
Dein Beispiel oben halte ich für eine glatte Fehlinterpretation. Abgesehen von der etymolog.Definition des Spießbürgers :
http://www.assoziations-blaster.de/blast/Spie%DFb%FCrger.1.html

bzw.als engstirnigen,kleinlichen,Ressentiment behafteten Menschen, trifft dies gar nicht auf den von Dir beschriebenen Menschen zu.

Wenn ich es richtig mitbekommen habe, dann bist Du nicht im deutschen Sprachraum aufgewachsen, könnte daher ein Mißverständnis sich eingeschlichen haben ? :rolleyes:

Vielleicht rührt das Mißverständnis aus dem von Dir zitierten Eichendorff-Gedicht im "Karlsbader Beschlüsse" Thread her

Hier idealisiert Eichendorff eben diesen Gesellen positiv, der Haus -und Hof gründet als Metapher für ein wohlbestelltes gottgefälliges Lebensziel, welches Eichendorff sein Lebtag hochhielt.
Im Gegensatz dazu der zweite Geselle ;

„Dem zweiten sangen und logen
die tausend Stimmen im Grund,
verlockend Sirenen, und zogen
ihn in der buhlenden Wogen
farbig klingenden Schlund.

Und wie er auftaucht vom Schlunde,
da war er müde und alt,
sein Schifflein das lag im Grunde
so still wars rings in der Runde,
und über die Wasser wehts kalt.“

Hier zeigt Eichendorff die Gefahren der sinnlichen Verlockung, ähnlich der Loreley-Story,
und wie geht’s aus ?

Eichendorff warnt vor der „chaotischen“ Sinnlichkeit u.a. als Metapher für die ihn verwirrende Zeit nach der franz. Revolution mit all ihren Gefärdungen der gottgewollten Ordnung, so wie in seinem Lied....
http://ingeb.org/Lieder/WemGottW.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Muck134 schrieb:
Aber galt es nicht z.B. in der Biedermeierzeit als chic und fein sich in die häusliche und private Atmosphäre zurück zu ziehen? Sowohl familiär, wie auch politisch?
Weiß jemand mehr darüber?
Nur in der Biedermeierzeit? Ist der Trend zum "cocooning" nicht seit Jahren wieder topaktuell?
 
-+
Rovere schrieb:
Nur in der Biedermeierzeit? Ist der Trend zum "cocooning" nicht seit Jahren wieder topaktuell?

Hallo rovere, :winke:

was genau ist "cocooning"? Das höre ich zum ersten Mal :rotwerd:!
Ich denke, das in jedem Zeitalter die häusliche Atmosphäre und das Zurückziehen dorthin aktuell ist/war. Wo sollte man sonst Halt und Schutz finden, wenn nicht in der Familie?
Ich bezog mich auf die Biedermeierzeit, da der Thread zeitlich dazu passte.
 
Nunja,Arcimboldo,ich bewege mich da auf sehr dünnem Eis,was mein Wissen betrifft.
Ich dachte nicht,als ich zu dem Thema der Karlsbader Beschlüsse postete,dass die Diskussion in die Richtung der Romantik abdriftet,über welche mein Wissen beschränkt auf das ist,was man mir mal eindoktriniert hat.Und das ist eben das,was ich oben schrieb.Auch habe ich eine ganz andere Interpretation zu Eichendorffs Gedicht gelernt,als du sie hier anführst.
Das Wissen,das ich hier dargebreitet habe,habe ich mir nicht selber aus Interesse angelernt,sondern in der Schule aus Zwang mal gelernt und hier eingebracht,als Nachfragen kamen.
Mit mir eine großartige Diskussion über dieses Thema führen zu wollen,wird keine allzu große Früchte tragen.
 
Liesjailaeki schrieb:
Nunja,Arcimboldo,ich bewege mich da auf sehr dünnem Eis,was mein Wissen betrifft.
Ich dachte nicht,als ich zu dem Thema der Karlsbader Beschlüsse postete,dass die Diskussion in die Richtung der Romantik abdriftet,über welche mein Wissen beschränkt auf das ist,was man mir mal eindoktriniert hat.Und das ist eben das,was ich oben schrieb.Auch habe ich eine ganz andere Interpretation zu Eichendorffs Gedicht gelernt,als du sie hier anführst.
Das Wissen,das ich hier dargebreitet habe,habe ich mir nicht selber aus Interesse angelernt,sondern in der Schule aus Zwang mal gelernt und hier eingebracht,als Nachfragen kamen.
Mit mir eine großartige Diskussion über dieses Thema führen zu wollen,wird keine allzu große Früchte tragen.


Eine große Diskussion wollte ich auch nicht anzetteln, aber Du warst es doch, die das Eichendorff Gedicht zitiert und interpretiert hat im "Karlsbader" Forum,deshalb hab ich den Umzug hierher angeregt,
Oberlehrer will ich schon gar nicht sein, das liegt mir nicht. Ich fand einfach den Spießbürger-Begriff auf Eichendorff gemünzt falsch, deshalb habe ich für den Freiherrn eine Lanze gebrochen.... nichts für Ungut :fisch:

und liebe Grüße
 
Ich habe Eichendorff zitiert und interpretiert,habe mein Wissen herausgekramt,weil ich dachte,dass das zur Erläuterung dienen könnte,habe mich darauf verlassen,dass das,was ich gelernt habe,richtig sei.Natürlich bin ich nicht sehr versiert und wenn du mir widersprichst,wirst du wohl Recht haben,ich lerne gerne Neues bzw. korrigiere mein Wissen.Außerdem fand ich,dass,nachdem das Thema angeschnitten war,es durchaus dein gutes Recht war,deine Meinung zu verifizieren und deshalb habe ich diesen Thread eröffnet.
Daher lass ruhig den Oberlehrer raushängen ;)
 
Muck134 schrieb:
-+
was genau ist "cocooning"? Das höre ich zum ersten Mal :rotwerd:!

"Cocooning" ist abgeleitet von englischen Wort "cocoon" was soviel bedeutet wie Kokon, bzw. die Puppe der Seidenraupe. Unter diesem zoologischem Begriff wird im heutigen Sprachgebraucht das Zurückziehen in den eigenen Bereich oder in eine private Athmosphäre verstanden.

Muck schrieb:
Aber galt es nicht z.B. in der Biedermeierzeit als chic und fein sich in die häusliche und private Atmosphäre zurück zu ziehen? Sowohl familiär, wie auch politisch?
Weiß jemand mehr darüber?

Ja, das stimmt. Ausführliche Antworten, die ich nicht besser formulieren könnte, findest du in diesem Skript:
 

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  • Biedermeier und Junges Deutschland1.doc
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