Sprache der Angelsachsen

Auch wenn der Thread schon asbach ist...

Hier ein Beispiel:


Whan that Aprill, with his shoures soote
The droghte of March hath perced to the roote
And bathed every veyne in swich licour,
Of which vertu engendred is the flour; 5Whan Zephirus eek with his sweete breeth
Inspired hath in every holt and heeth
The tendre croppes, and the yonge sonne
Hath in the Ram his halfe cours yronne,
And smale foweles maken melodye, 10That slepen al the nyght with open eye-
(So priketh hem Nature in hir corages);
Thanne longen folk to goon on pilgrimages
And palmeres for to seken straunge strondes
To ferne halwes, kowthe in sondry londes; 15And specially from every shires ende
Of Engelond, to Caunterbury they wende,
The hooly blisful martir for to seke
That hem hath holpen, whan that they were seeke.
 
Ist aber ein besseres Beispiel als mit einem altenglischen Text zu zuhauen, von dem man wirklich fast nix versteht.

Davon ab halte ich erstens die Definition von Alt- / Mittel- / Neuenglisch für sehr schwierig.

Die Fairie Queene von Spenser ist fast zeitgleich mit Shakespeare (dem man ja wohl Neuenglisch zuschreiben wird) und nutzt eine recht altertümliche Sprache.

Und wenn wir schon beim nitpicken sind: Was sind die Angelsachsen? Angeln? Sachsen? Jüten? Euten?
Erschreckender Weise haben die ja sogar ihre Sprachen mit auf die Insel gebracht. Ich würde also soweit gehen, Mittelenglisch als das erste "Englisch" und auch die erste Sprache der Angelsachsen zu bezeichnen (die Normannen sprachen ja ihre eigene Importsprache).
Dann noch einmal zur Anfangsfrage zurück: Die Angeln und Sachsen ebtwickelten vier Vorherrschende Dialekte: Nordhumbrisch, Merzisch, Westsächsisch und Kentisch. Eine Verbindung mit dem modernen Englisch ist fast nicht zu erkennen, es gibt allerdings auch nur einen recht kleinen erhaltenen Schatz an Schriftstücken, von denen der Beowulf sicher am bedeutensten ist. Der Beowulf (dem wir ziemlich direkt unsere moderne Fantasy verdanken und in dem zum ersten mal das Wort Ork auftaucht) ist von mindestens zwei Schreibern geschrieben worden und die erhaltene Version ist eine Übersetzung (vermutlich aus dem Merzischen, vielleicht aber auch aus skandinavischen oder friesischen) in eine späte Form des Westsächsischen.

Da zwischendurch auch die Wikinger ihre Zwischenstopps einlegten, nahmen auch sie einen großen Einfluss auf die Sprache.

(Vom Beispiel her zu weit im Norden, aber auf der Isle of Mull gibt es etwas, dass im Reiseführer als "Eas Fors Falls Wasserfälle" bezeichnet wird. Eas kommt vom Gaelischen Wort für Wasserfall, Fors vom Nordischen, Falls ist das Englische, so dass das Ding eigentlich als "Wasserfall Wasserfall Wasserfälle Wasserfälle" bezeichnet wird. Ein hübsches Beispiel für Sprachschichten...)

Hwanon ferigeað ge fætte scyldas,græge syrcan ond grimhelmas,heresceafta heap? Ic eom Hroðgaresar ond ombiht.Ne seah ic elþeodigeþus manige men modiglicran,Wen ic þæt ge for wlenco, nalles for wræcsiðum,ac for higeþrymmum Hroðgar sohton.Him þa ellenrof andswarode,wlanc Wedera leod, word æfter spræc,heard under helme:beodgeneatas; Beowulf is min nama.Wille ic asecgan sunu Healfdenes,mærum þeodne, min ærende,aldre þinum, gif he us geunnan wileþæt we hine swa godne gretan moton.Wulfgar maþelode (þæt wæs Wendla leod;his modsefa manegum gecyðed,wig ond wisdom): Ic þæs wine Deniga,frean Scildinga, frinan wille,beaga bryttan, swa þu bena eart,þeoden mærne, ymb þinne sið,ond þe þa ondsware ædre gecyðanðe me se goda agifan þenceð.Das ist ein Stück Beowulf, aus der Wikipedia, aus den anderen Quellen bekomme ich es nicht sauber kopiert.

So,

genug gesagt,

Tom

P.S.: Das was heute der Urform des Englischen am nächsten kommt, ist Friesisch. Also an die Nordsee fahren und einen Friesen suchen der Friesisch spricht (Tipp: das ist NICHT Plattdeutsch)
 
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Und wenn wir schon beim nitpicken sind: Was sind die Angelsachsen? Angeln? Sachsen? Jüten? Euten?
Erschreckender Weise haben die ja sogar ihre Sprachen mit auf die Insel gebracht. Ich würde also soweit gehen, Mittelenglisch als das erste "Englisch" und auch die erste Sprache der Angelsachsen zu bezeichnen (die Normannen sprachen ja ihre eigene Importsprache).
Entschuldigung, dieser Teil deines Beitrags wirkt ein wenig unverständlich. Verstehe ich dich richtig, dass die Angeln, Sachsen, Jüten, etc für dich keine Angelsachsen sind, weil sie sich in verschiedene Stammesgruppen bzw. Königreiche aufteilen?

Ob sich diese Menschen als Angeln und Sachsen oder als Angelsachsen oder vielleicht doch eher als Wulfinga und Otgaga sahen, ist hier aber nicht von Belang. Das Thema in diesem Thread ist ihre Sprache und die nannten sie selbst "Englisc".
 
Also die Sachsen werden doch wohl altsächsisch gesprochen haben, als sie rübergesetzt haben. Und andere Stammesverbände, wie Angeln und Jüten auch etwas andere Sprachen, oder?
 
welche sprache sprachen die angelsachsen eigentlich

Als die Sachsen, Angeln und Jüten im 5. Jh. auf die Britischen Inseln kamen, sprachen sie natürlich ihr heimatliches Westgermanisch. Bald entwickelte sich die Sprache aber vom kontinentalen Westgermanisch fort und es entstand eine insulare angelsächsische Variante, die bald als "altenglisch" einen eigenen Sprachzweig bildete, der ab dem 8. Jh. belegt ist.

Als im Jahr 1066 die Normannen England eroberten, starb das Altenglische im Lauf der Zeit aus und ging über in das Mittelenglische.
 
Als die Sachsen, Angeln und Jüten im 5. Jh. auf die Britischen Inseln kamen, sprachen sie natürlich ihr heimatliches Westgermanisch. Bald entwickelte sich die Sprache aber vom kontinentalen Westgermanisch fort und es entstand eine insulare angelsächsische Variante, die bald als "altenglisch" einen eigenen Sprachzweig bildete, der ab dem 8. Jh. belegt ist.

Als im Jahr 1066 die Normannen England eroberten, starb das Altenglische im Lauf der Zeit aus und ging über in das Mittelenglische.

Genau, prinzipiell richtig, aber es starb nicht aus, sondern transformierte langsam ins Mittelenglische. Ob man Sprachen so in klare Sprachstufen ordnen kann, ich hätte da ohnehin Zweifel. Das ist ein schleichender Prozess. Und auch in England gibt es Dialekte, die den Wandel mehr oder weniger nachvollzogen haben. Und "bald"? Ich wäre mir da so sicher, angelsächsische Missionare scheinen aud dem Kontinent noch längere Zeit ohne größere Verständigungsprobleme gewirkt zu haben.
 
Genau, prinzipiell richtig, aber es starb nicht aus, sondern transformierte langsam ins Mittelenglische.

Es ist zweifellos richtiger zu sagen, dass das Altenglische ins Mittelenglische überging (oder "transformierte"), wie das ja auch beim Alt- und Mittelhochdeutschen der Fall ist. :winke:

Wann dieser Übergang wirklich vollzogen war, dafür kann man natürlich keinen Fixpunkt angeben, denn die Entwicklung von Sprachen ist ein dynamischer Prozess!
 
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Zwischen Altenglisch und Altsächsisch gab es sehr wohl Unterschiede.
f und m sind zum Beispiel zwei unterschiedliche Laute. Da heißt es entweder f oder m; ein Dazwischen gibt es nicht. Dem deutschen Himmel entspricht zumindest etymologisch das englische Wort heaven. Dieser kleiner Unterschied (Es gibt noch natürlich noch andere.) ist schon früh dokumentiert. Auf Grund der Verbreitung des Christentumes liegt uns im 9. Jahrhundert das Vater Unser gleich in mehreren germanischen Dialekten vor. Auch dort findet sich bereits dieser f-m-Gegensatz
Altenglisch: heofonum
Altsächisch: himila
Altbairisch: himilom
Rheinfränkisch: himilom
Osfränkisch: himile
Der Unterschied zwischen Altenglisch und Altsächsisch fällt ins Auge. An anderen Beispielen werden natürlich auf die Gemeinsamkeiten von Altenglisch und Altsächsisch gegenüber den althochdeutschen Dialekten deutlich. Altsächsisch und Altenglisch waren im 9. Jahrhundert nicht oder nicht mehr identisch. Für die Zeit davor fehlen leider die Quellen.
Dass die englischen Missionare klar mit ihren altniederdeutsch oder althochdeutsch sprechenden Missionierten verständigen konnten, sagt ja nicht, dass ihre Sprachen identisch war. Die unterschiedlichen, aber ähnlichen Dialekte bildeten ein Dialektkontinuum.
 
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Das würde mich jetzt mal interessieren: Gibt es diesen f-m-Gegensatz wirklich oder haben wir es hier mit zwei Etyma zu tun? Welche Beispiele gibt es noch zwischen, die eine f-m-Alteration nahe legen würden?
 
Das würde mich jetzt mal interessieren: Gibt es diesen f-m-Gegensatz wirklich oder haben wir es hier mit zwei Etyma zu tun? Welche Beispiele gibt es noch zwischen, die eine f-m-Alteration nahe legen würden?

Interessante Frage, ich denke aber eher, dass das gebrachte Beispiel ein fränkisches Lehnwort darstellt. Ansonsten f-m Alteration, wäre merkwürdig und mir neu.
 
Die Argumentation erschließt sich mir nach wie vor nicht. Wir reden hier über zwei westgermanische Dialekte und ein Wort himile bzw. himila, welches diesen Dialekten entstammt. Wie kommst Du darauf, dass es überhaupt einer Entlehnung bedurfte?
 
Zwischenfrage: Wie kommt es eigentlich, dass ausgerechnet die Angeln, und nicht die Sachsen dem englischen Volk ihren Namen gaben?
 
Die Argumentation erschließt sich mir nach wie vor nicht. Wir reden hier über zwei westgermanische Dialekte und ein Wort himile bzw. himila, welches diesen Dialekten entstammt. Wie kommst Du darauf, dass es überhaupt einer Entlehnung bedurfte?

Weil Sachsen heidnisch war, daher könnte es einen eigenen Begriffes bedurft haben, der nicht der Sprache entlehnt werden konnte. Erscheint mir plausibeler als eine Lautalteration.
 
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