SS-Kavallerie - Auftrag und Kampfweise (Operation in den Pripjetsümpfen Sommer 1941)

BerndHH

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,
wollte mich auch einmal wieder hier blicken lassen.

Zum Thema SS-Kavallerie, berittene SS, Reiter-SS ist schon in einem anderen Zusammenhang einiges geschrieben worden.
Die Pripjetsümpfe waren für Panzer unzugänglich, also setzte man im Sommer 1941 die SS-Kavallerie-Brigade, darunter die SS-Kavallerie-Regimenter 1 (Hermann Fegelein) und 2 (Waldemar Fegelein), beide waren dem Kommandostab RFSS (Himmler und indirekt von dem Bach-Zelewski) in dieser Gegend zur Antipartisanenbekämpfung ein. „Banden- oder Antipartisanenbekämpfung“ als Deckname für den Völkermord.
Die beiden Kavallerie-Regimenter folgten der vorrückenden 45. ID und 137. ID durch die Pripjetsümpfe (Polessje) und töteten von Juli bis August 1941 systematisch über 13.000 Menschen in dem Marschland.
Gleichzeitig war in dieser Gegend die 1. Kavallerie-Division der Wehrmacht (Generalmajor Feldt) aktiv.

Meine Fragen:
  • Leiten sich die SS-Kavallerie-Regimenter 1 und 2 von den Totenkopfstandarten ab?
  • Falls da ein Zusammenhang besteht, hatte Eicke und seine „Dachauer Schule“ vielleicht Einfluss auf die Taten der SS-Kavallerie in den Pripjetsümpfen gehabt?
  • Sind Marschbefehle, Aufzeichungen etc. aus dieser Zeit überliefert?
  • Wie kämpft eigentlich ein SS-Reiter? Es existieren Fotos, wo auf dem Pferd stehend geschossen wird. Aber wie war es im realen Gefecht?
Gruss,
Bernd
 
Zu den Fragen 1 & 2 steht hier einiges:

Reiter-SS ? Wikipedia

Also relativ enger Bezug zum KZ Dachau und den dortigen "Totenkopfverbänden".

Frage 3: was sich an einheitsinternen Unterlagen erhalten hat, dürfte sich im Bundesarchiv befinden; dort befindet sich ein Bestand zur 8. SS-Kavalleriedvision Florian Geyer, der die Vorläufer aufnehmenden Nachfolgeeinheit.

Frage 4: soweit mir bekannt, kämpften alle deutschen Kavallerieverbände abgesessen, ob bei SS oder Wehrmacht. Es gibt ein allerdings nicht sehr gutes Buch zur Wehrmachtskavallerie, vor allem der 1. Kavalleriedivision als einzigen Großverband zu Beginn des Krieges, von einem Klaus Ch. Richter. Einziger Vorteil zu einer Infanteriedivision war daher die deutlich bessere Mobilität. Es ist sicher kein Zufall, das die gesamte deutsche Kavallerie 1941 in den Pripjet-Sümpfen eingesetzt war, die SS-Kavallerie bei der "Partisanenbekämpfung" (und eben auch im Stile einer der "Einsatzgruppen", beteiligt an der Judenvernichtung) und die 1. Kavalleriedivision als Fronteinheit, die durch die Sümpfe an den Dnjepr vorstieß. Bald darauf wurde sie jedoch in die 24. Panzer-Division umgewandelt.
 
Guten Morgen,
abgesessener Kampf, das ist auch nachvollziehbar.

Es gibt sogar eine Dissertation über die SS-Kavallerie:
Henning Herbert Pieper: The SS Cavalry Brigade and its operations in the Soviet Union, 1941-1942, University of Sheffield. http://etheses.whiterose.ac.uk/2911/1/Dissertation.pdf

Was geschah mit den damaligen Akteuren?
H. Fegelein wurde 1945 exekutiert, W. Fegelein lebte bis 2000. G. Lombard wurde der Prozess gemacht. WP über G. Lombard:

Am 10. Oktober 1955 wurde er im Rahmen der von Adenauer erreichten Amnestie für deutsche Gefangene aus dem Kriegsgefangenenlager Woikowo entlassen. Mit der Hilfe seiner Kameraden erhielt er in München eine Wohnung übertragen und wurde bald darauf als Versicherungskaufmann von der Allianz-Versicherung eingestellt. In den seit 1962 laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I wegen der Vernichtung der jüdischen Gemeinden im Pripjatgebiet wurde auch Lombard als Beschuldigter geführt. Die Einstellung des Verfahrens am 22. Dezember 1970 war aufgrund einer Novelle des § 50,2 des Strafgesetzbuches möglich geworden, wonach eine besonders grausame Tatausführung oder niedere Beweggründe nachgewiesen werden mussten, was einer „kalten“ Amnestie für NS-Mörder gleichkam

F. Magill ging später zur SS-Sonderheinheit "Dirlewanger" und musste sich nach dem Krieg zusammen mit dem Hauptangeklagten Zech-Nenntwich, ein weiteres Mitglied seiner Einheit, vor der Staatsanwaltschaft Braunschweig verantworten, wurde jedoch nur der Beihilfe angeklagt.
DER SPIEGEL: 22.01.1964 Weiber in die Sümpfe
DER SPIEGEL 4/1964 - Weiber in die Sümpfe

Auch während der Nürnberger Prozesse wurde die Reiter-SS anscheinend "nicht" mitangeklagt, zumindest ist mir derartiges nicht bekannt-

Gruss,
Bernd
 
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