Stalin liquidiert den Bauernstand-vor 75 Jahren

heinz

Aktives Mitglied
Bereits im April 1929 war in der Sowjetunion der erste Fünfjahresplan ausgerufen worden, der eine gezielte Steigerung der Produktion von Industrie und Landwirtschaft vorsah. Die Chaotische Form, in der sich die landwirtschaftliche Kollektivierung vollzog, hatte katastrophale Folgen.
Stalin machte die Kulaken (großbauern) für den Misserfolg verantwortlich. In einer Rede rief er Anfang 1930: " Heute brechen wir den Widerstand der Kulaken und liquidieren diese Klasse. Die Enteignung der Kulaken wird durch die masse der armen und Mittelbauern selbst durchgeführt... Den Kulaken darf man nicht in die Kollektivwirtschaft lassen, weil er ein geschworener feind dieser neuen Bewegung ist..."
In einer verordnung vom 4.2.1930 wurden die maßnahmen legalisiert. Das dorfproletariat wurde zum Kampf gegen die Kulaken aufgerufen und Militär gegen sie eingesetzt.. Die Häuser der Kulaken wurden enteignet und als Schulen genutzt. Ihr Hab und Gut diente der gründung neuer oder der besseren Ausstattung schon bestehender Kolchosen. Tausende Kulaken wurden erschossen oder samt Familie deportiert und in entlegenen Gegenden zu Zwangsarbeiten gezwungen. Wer zu den Kulaken zählte, wurde vom Dorfprolitariat bestimmt, wobei auch viele Kleinbauern dem Votum zum Opfer fielen. Meherr Millionen Menschen kamen zu Tode. :mad:
 
In Wirklichkeit wurden viele Dörfer von Minderheiten umstellt u. zumindest die Männer ermordet. Selbständige Bauern als Angehörige der Minderheiten waren dazu verurteilt als "Kulaken" zu sterben.
 
Vieleicht sollte man an dieser Stelle den Begriff Kulaken einmal definieren, da ja auch viele Jugendliche hier sind, die damit nichts anfangen können.
Der Kulak war ein Bauer, der einen relativ großen Hof besaß und Lohnarbeiter beschäftigen konnte. Im russischen ist das Wort Kulak zugleich ein Schimpfwort. Stalin unterstellte allen Kulaken eine antisowjetische Einstellung und stellte sie als Volksfeinde dar.








 
Paul schrieb:
In Wirklichkeit wurden viele Dörfer von Minderheiten umstellt u. zumindest die Männer ermordet. Selbständige Bauern als Angehörige der Minderheiten waren dazu verurteilt als "Kulaken" zu sterben.
Hat hier jemand etwas anderes behauptet?
 
Das besonders tragische daran war, das es viele Minderheiten gab, die traditionell in einem dem Kommunismus sehr ähnlichen Gesellschaftsformen lebten. WIe zum Beispiel viele Völker des Nordens, bei denen es praktisch nur Gemeinschaftsbesitz gab. Sie mußten kollektivieren was eigentlch seit der Eiszeit Kollektivbesitz war, nämlich ihre Herden.
Auch viele Kolonien der Russlanddeutschen lebten aus religiöser Motivation heraus in einer Art Quasisozialismus. Ein grosser Teil der Russlanddeutschen gehört nämlich der mennomitischen Glaubensrichtung an (wie die Amish in den USA). Reich sein gilt als Schande, also teilten die erfolreichen Bauern ihre Überschüsse mit ihren ärmeren Nachbarn. Auf diese Weise entstand in den mennmitischen Gebieten ein gleichmässig verteilter Reichtum (niemand war reich, aber auch niemand arm). Eigentlich hatte sie sich eine Gesellschaft geschaffen, die dem realen Sozialismus sehr nahe kam, und sie wurde im Laufe der Zeit zerstört (Steuerauflagen, Verbot der offiziellen Religionsausübung), die Auflösung der Wolgarepublik war nur der Schlußstrich.
 
heinz schrieb:
...
In einer verordnung vom 4.2.1930 wurden die maßnahmen legalisiert. Das dorfproletariat wurde zum Kampf gegen die Kulaken aufgerufen und Militär gegen sie eingesetzt.. :mad:

"Das Dorfproletariat" welch bezeichnendes Wort. Mir fällt in dem Zusammenhang der Junge ein, der seinen Vater denunzierte und dafür später ermordet wird.
Der Schriftsteller Arkadi Gaidar schrieb über diese Zeit auch viele berüchtigte Geschichten und Romane. Hier war das Dorfproletariat intelligent und die Gegner dieser roh. "Die Spur der Kühnen" hieß so ein Buch aus DDR-Zeiten, in dem ein Sammelsurium seiner Geschichten veröffentlicht war.
 
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