Was genau erwartest Du denn? Ein Fundstück, auf dem steht: ""Ich wurde von einem Chatten angefertigt"? Die Zuordnung von Funden im germanischen Raum zu einzelnen Stämmen ist meist ein Problem, und die Stammesnamen kennen wir meist nur aus römischen und griechischen Quellen.
Allen Ernstes wurde ein solcher Gegenstand: In Form eines Grabsteines, der offenbar einem Chatten gehörte mit folgender Inschrift:
Priscus Flanalli f. Cattus eques alae Paniio...
Der Chatte Priscus, Sohn des Flanallus, Reiter der pannonischen Ale...
Für die Römer ritt also einer, der sich für einen Chatten hielt und solches auf dem Grabstein stehen hatte.
Wieso sollten sie sich einfach so umbenennen? Ein Stammesname ist doch ein Identitätsmerkmal, das man nicht so einfach ändert, bloß weil die politische Führung wechselt.
Genau das ist aber mit den Chatten passiert!:grübel:
Nämlich die Trennung der Bataver von Chatten.
Dazu Tacitus:
Von allen diesen Stämmen sind die Bataver am tapfersten. Sie bewohnen einen Streifen am linken Ufer und in der Hauptsache die Rheininsel. Ursprünglich ein Zweig der Chatten, zogen sie wegen inneren Zwistes in die jetzigen Wohnsitze, wo sie dem römischen Reiche einverleibt werden sollten.
Andererseits scheinen politische und militärische Einheit bei den Stämmen keine Große Rolle zu spielen.
So zeigt es das Beispiel der Cherusker, über die ja einiges mehr überliefert. Die einzelnen "Fürsten" der Cherusker arbeiten offenbar nicht zusammen, obwohl sie verwandt waren. Arminius kämpfte gegen die Römer, sein Bruder Flavius für die Römer, Schwiegervater Segestes wechselte hin und wieder, Onkel Inguiomerus kämpfte gegen Arminius auf seiten des Markomannenkönigs Maroboduus, der neben der cheruskischen Gefolgschaft auf Langobarden, Semnonen usw. auf seiner Seite hatte.
Der Cheruskerstamm taucht nicht als politische Einheit auf, wird jedoch von einer einzigen Familie dominiert, deren Mitglieder eigene Herrschaft aufbauen und einander bekämpfen. (Ähnliches Phänomen Jahrhunderte später: Die Merowinger bei den Franken.)
Loyale Verwandte und Stammesbrüder, nichts liegt ferner.
Bei den Chatten scheint es ähnlich gewesen zu, zumal ja die Chatten-Fürsten gleich mehrfach mit den Cherusker-Fürsten verschwägert waren. Zumindest sind für die wenigen Jahre um die Varus-Schlacht mehr als eine Hand voll Fürsten überliefert.
Was diese "Stämme" nun eigentlich bedeuten, bleibt unklar. Es gab offensichtlich Ober- und Untergruppierungen, deren genaue Bedeutung schwer zu fassen ist, vor allem ethnische Bedeutung hatten und keine politische.
Eine interessante Sache sind da die vielfältigen
Abstammungsmythen der Germanen. Sie stammten von einander ab oder bildeten es sich wenigstens, praktische Bedeutung für politische Einheit und Bündnisse hatte es offenbar nicht. Auch die Abstammung der Bataver vn den Chatten, für die es auch ärchäologische Argumente gibt, bleibt in der Politik ohne Bedeutung.
Bei den überlieferten Kriegen bleibt auch unklar, wer die Chatten sind, die da die z. B. die Provinz Belgica überfallen. Ein einzelner Chattenfürst mit seiner Gefolgschaft, das wohlmöglich noch zum größten aus Sueben, Cheruskern, Hermunduren usw. besteht?
Wie auch immer, an der Existenz des Chatten-Stammes ändert es nichts, nur an seiner Relevanz.