Stamm der Cherusker

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Cherusker

Gast
Wer waren diese Cherusker, die durch wenige Ereignisse Berühmtheit erlangten.
Die Cherusker waren ein germanischer Stamm, die in der Einteilung zu den Nordseegermanen zugeordnet werden konnten. Der Name stammt wahrscheinlich vom germanischen Wort "herut" (=Hirsch) ab. DasGebiet der Cherusker lag beidseitig der Weser und ging bis zur Elbe. Im Süden grenzte es an das Gebiet der Chatten (wohl beim heutigen Göttingen). Im Norden wurde es teilweise von den Angrivarier abgegrenzt.
Die Cherusker können u.a. in den späteren sächsischen Gauen Maerstem und Tilithi gewohnt haben. Städte aus heutiger Zeit in dem Cheruskergebiet könnten u.a. Hannover, Hameln, Hildesheim,....sein.
Genau kann man die Gebiete aber nicht benennen, da es keine Aufzeichnungen gibt.


Zum ersten Mal wurden sie von Caesar erwähnt, der beschreibt, daß sich die Treverer bis zu jenem Wald zurückzogen, "der Cherusker und Sweben" voneinander trennt. Weiterhin erfährt man aus anderen Quellen (Florus), das sie ein Bündnis mit den römerfeindlichen Sugambrer eingingen. Somit sind wir in der Zeit des Drusus (11v.Chr.), der seine "Expeditionsfeldzüge" bis zur Weser und dann auch bis zur Elbe durchführte. Hier kam er in das Gebiet der Cherusker, das er auch einmal verwüstet hat. Daß die Cherusker den Römern nicht wohlgesonnen waren, wird von Plinius in einem Satz beschrieben: "Ein Bienenschwarm ließ sich im Lager des Feldherrn Drusus nieder, damals, als sehr glücklich bei Arbalo gekämpft wurde."
Nach der Zeit Drusus erfährt wird es in der römischen Geschichtsschreibung wieder ruhig um die Cherusker. Um die Zeitenwende gab es in Germanien einen "immensum bellum", der Tiberius (4n.Chr.) auf den Plan rief. Er besiegte alle feindlich gesonnenen Stämme, aber nur gegen die Cherusker führte er keinen Krieg, sondern schloß einen Bündnisvertrag. Zu der Zeit muß der Cheruskerfürst Segimer seine Söhne Arminius und Flavus in römische Dienste gestellt haben.
Im Stamm der Cherusker hat es auch eine römerfreundliche Gruppe gegeben. Zu dieser Gruppe zählten u.a. der Cheruskerfürst Segestes (Vater von Thusnelda) und der Bruder von Segimer mit Namen Inguiomerus. Dieser Onkel des Arminius ist erst nach der Verschleppung der Thusnelda (inzwischen Frau des Arminius) zu einem Römerfeind geworden. Später stellt er sich auch auf die Seite des Markomannen Marbod.
9n.Chr. treten dann die Cherusker in das Geschehen der Weltgeschichte ein. Arminius besiegt Varus und seine 3Legionen (das erzähle ich hier nicht, da es in dem Forum genügend Beiträge darüber gibt).
Diese Niederlage soll später der Römer Germanicus rächen und für die alten Verhältnisse sorgen. Bei diesen Auseinandersetzungen stellt sich Segestes auf die Seite der Römer und entführt seine Tochter Thusnelda. Hier wird beschrieben, daß die Cherusker auch Burgen genutzt haben, da sich Segestes auf solch einer vor den Arminius Leuten verschanzt. Germanicus kommt nach dem Chattenfeldzug mit einem Entsatzheer zu Hilfe. Das kann nur bedeuten, daß Segestes in der Nähe zum Chattengebiet seine Burg hatte. Somit im südlichen Niedersachsen.
Die Römerkriege gegen Arminius sind in dem Forum auch schon ausführlich beschrieben worden. Daher erfährt man nach diesen Ereignissen von den Cheruskern, daß Arminius (der angeblich die Königswürde anstrebt) gegen Marbod kämpft. Auf die Seite des Marbod hat sich auch sein Onkel Inguiomerus gestellt. D.h. die Cherusker waren untereinander auch so verfeindet, daß sie selbst mit dem Feind (Markomannen, Römer) paktierten.
Dieses Chaos bei den Cheruskern muß sich in den folgenden Jahren noch ausgeweitet haben. Die Römer beschreiben, daß Arminius wechselhafte Erfolge bei den Auseinandersetzungen erringen konnte und schließlich von seinen Verwandten ermordet wurde. Einige Jahr vorher hat auch ein Chattenfürst sich den Römern angeboten den Arminius zu vergiften.
Auch nach dem Arminius Tod kamen die Cherusker nicht zur Ruhe. Es muß zu vielen Machtkämpfen zwischen den einzelnen Gruppen gekommen sein. Die Römer interessiert es nicht mehr und so gibt es erst im Jahre 47n.Chr. ein Gesuchen bei den Römern einen Herrscher aus der cheruskischen Adelsfamilie zu stellen. Da Flavus einen Sohn hatte, mit Namen Italicus, wird dieser zum König der Cherusker ausgerufen. Demnach muß sich ein "römerfreundlicher" Teil bei den Cheruskern durchgesetzt haben (obwohl der große Römerfreund Segestes ins römische Exil ging).
Aber Tacitus schreibt auch in seinen Annalen, daß die Cherusker ein "heruntergekommenes Volk" seien, das sich nicht mehr der Chauken (ein langjähriger Feind) erwehren konnte. Und in der Germania schreibt er, daß die Cherusker "einen allzulangen und siechenden Frieden genossen haben". Ferner weist er daraufhin, daß sie einst "bieder und gerecht" genannt wurden und jetzt nur noch "dumm und faul".
Im Jahre 90n.Chr. reicht es den Chatten und sie stürzen den letzten römerfreundlichen Cheruskerkönig Chariomerus (vielleicht ein Sohn des Italicus). Das Kriegsglück bringt den Chatten den Ruf der Weisheit ein. Was immer da vorgefallen ist?
Danach ist nicht mehr von einem Cheruskerstamm die Rede. Die Stammesidentität muß aufgehört haben zu existieren.
So werden im Jahre 310 bei einem Angriff auf die weströmische Provinz (die der spätere Regent Konstantin der Große) bei den geschlagenen germanischen Stämmen auch Cherusker aufgeführt. Ob es sie da noch gegeben hat.....ist fraglich?
Die Reste des Stammes scheinen später in den Verband der Sachsen assimiliert worden zu sein.
 
Mal gleich zum Schluß etwas, daß die Cherusker von den Sachsen assimiliert wurden, halte ich für unwahrscheinlich. Schon die Erwähnung von 310 ist mehr als zweifelhaft. Seit Ende des 1. Jhds hören wir nichts mehr von ihnen. Am wahrscheinlichsten ist, daß sie in einzelne Teile (Gaue) zerfielen, abwanderten oder von anderen gentes geschluckt wurden. Das werden aber eher elbgermanische, frühfränkische oder thüringische gentes gewesen sein. Als die Sachsen Anfang des 6. Jhds das alte Cheruskerland erreichten, hat es sie mit großer Wahrscheinlichkeit schon lange nicht mehr gegeben.
 
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