Suche Infos über das Gallische Heer

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Hallo....
ich suche Informationen über das Gallische Heer.
Ich habe trotz langem Suchen keine guten Infos
über das gallische Heer gefunden.
Wäre für Infos über Aufbau,Taktik,Rüstung,Waffen,... froh.
 
Was verstehst du unter "Gallischem Heer"? Meinst du damit die "Heere" der Gallier/Kelten? Das solltest du 'mal konkretisieren.
 
Die Kelten waren große, blauäugige Menschen mit rötlich bis blonden Haaren und heller Haut. Die Haare wuschen sie mit Kalkwasser, damit sie wie eine Mähne eines wilden Tieres aussahen. Sie waren gute tapfere Krieger, die meist mit nacktem Oberkörper kämpften.


vielleicht hilft dir das ja in sachen "aussehen" weiter :) .
 
Gallisches Heer

Hallo,

bei den Kelten gab es auch weibliche Krieger. Sie kämpften mit naktem, bemahlten Oberkörper und waren meist sehr erfolgreich und von den Gegnern gefürchtet. Heute vermutet man, daß der Überraschungsmoment, wenn ein Mann eine barbusige Frau vor sich hatte, (wie in jeder anderen Kultur eine nakte Frau bei einem Mann eine bestimmte Hemmung auslöst) den Vorteil der Kriegerin ausgemacht hat.
Liebe Grüsse Ellimu
 
Es gab bei den Kelten kein "Heer" mit einer Organisation, die den römischen Legionen oder den Heeren der griechischen Stadtstaaten vergleichbar gewesen wäre. Man vermutet aber, dass es wie bei den Germanen Mannschaften aus den jungen Männern der Stämme gegeben hat, die dann zusammen auf Raubzüge gingen und das Kriegshandwerk erlernten.

Auf jeden Fall stellten antike Staaten im Mittelmeer bisweilen keltische Söldner ein; so griff auch Hannibal in der Schlacht bei Cannae 216 auf ein Kontigent keltischer Krieger zurück.

Die antiken Autoren überliefern viel über die Schlachtbräuche der Kelten, die anders und wohl auch undisziplinierter waren als die der römischen Legionäre.
Viele Kelten kämpften demnach nackt oder halbnackt. Sie sollen ihren Gegnern Angst eingejagt haben, indem sie schon vor den Schlachten mit ihren Lanzen und Schwertern auf die Schilde klopften.
Berühmt waren insbesondere die britischen Kelten für ihre Streitwagen.
Vermutlich waren die Kelten auch Kopfjäger, die die Köpfe ihrer getöteten Gegner sammelten und z.B. in Heiligtümern ausstellten.
Obwohl die Kelten hervorragende Metallhandwerker waren, so glauben einige Forscher , dass ihre Waffen den römischen z.T. unterlegen waren - so hatten sie eine ungünstige Schildform und benutzten keine Wurfspeere.
 
Nur ein paar Dinge am Rande:
- Frauen sind zwar, besonders im Zusammenhang mit den britannischen Kelten und Pikten öfter erwähnt und ihr auftauchen, auch bei den Germanen ist so gut wie sicher, Aussagen über ihr kriegerisches Äußeres, ihre Armierung oder Effektivität können keinesfalls gemacht werden.
Die Aussage "in allen Kulturen haben Männer Probleme im Kampf mit nackten Frauen" kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt in der Tat nachweisbar eine Hemmschwelle neuzeitlicher Männer Frauen hinzurichten oder anzugreifen.
Dies jedoch auf antike Schlachten oder den Bekleidungszustand auszudehnen würde ich angesichts der Körperkultur, Sklavenhalterei und Plünderungspraxis nicht erlauben.

- Die Kelten brachten der momentanen Lehrmeinung folgend Kettenhemd und den Vorläufern des Helmtyps Coolus und des wesentlich späteren imperial gallic ( Typ Weissenau) zu den Römern. Allgemein schlecht ausgerüstet werden sie also wohl nicht unbedingt gewesen sein.

-Ovalschilde (mit oder ohne Mittelrippe) sind gerade für den von Kelten favorisierten Einzelkampf besser geeignet als das schwere Scutum, welches auf den Formationskampf (mit kurzer Waffe) ausgelegt war. Eine Wertung im Sinne von "schlechter" schließt sich ergo aus. Ggf. kann man über das verwendete Material und die Fertigungsqualität mutmaßen, aber das wäre unfruchtbar.

- Das Kelten keine Wurfspeere benutzten ist nicht plausibel und lese ich hier zum ersten Mal.

- Sie waren def. Kopfjäger, eine Tradition die sie sogar ins römische Heer mitbrachten. Die Trajanssäule zeigt mehr als eine solche Szenerie, etwa die eines Reiters der in beiden Händen Köpfe präsentiert und einen weiteren am Schopf mit den Zähnen hält.
 
@ Tib. Gabinius: Die Infos zu Bewaffnung incl. der Wurfspeere habe ich aus dem voluminösen Werk von Birkhan, Die Kelten. Habe es nicht zur Hand und werde mit Seitenangaben nachher noch drauf sprechen zu zu kommen. Was die Wurfspeere betrifft, habe ich mich allerdings falsch ausgedrückt: Inselkelten wie die Iren hatten die nach diesem Buch durchaus und es gibt bei ihnen ja auch den berühmten, auch aus der Sage bekannten Schleuderspeer "Gae Bolga". Es war halt so aus dem Gedächtnis runtergeschrieben, später noch mal genaueres.
 
Zuletzt bearbeitet:
Na über die Hintergründe in jenem Werk bin ich gespannt. Die keltischen Reiter in römischen Diensten jedenfalls kannten auf jeden Fall Wurfspeere.
Die beständige Begegnung mit wurfspeernutzenden Völkern (Etrusker, Griechen, Thraker, Römer, Pikten) würde da jedenfalls für einen seltsamen Verzicht sprechen.
 
Ellimu schrieb:
Hallo,
der Überraschungsmoment, wenn ein Mann eine barbusige Frau vor sich hatte, (wie in jeder anderen Kultur eine nakte Frau bei einem Mann eine bestimmte Hemmung auslöst) den Vorteil der Kriegerin ausgemacht hat.
Liebe Grüsse Ellimu

Ich habe allerdings die gegenteilige Erfahrung gemacht. Nackte Frauen wirken äußerst enthemmend!:D
Andererseits, abmurksen wollte mich bisher noch keine ..., ganz im Gegenteil.

Spass beiseite, es gibt aus praktisch allen Kulturkreisen Geschichten über kämpfende Amazonen, jeder gestandene Rußlandkrieger kann/konnte sowas erzählen, nachgewiesen ist recht wenig.

In "Kreuze in Karelien" gibt es einen Dialog zu diesem Thema, göttlich. Mal wieder nachlesen, vielleicht bring ich ihn dann wieder wörtlich zusammen.

Grüße Repo
 
So, Tib., dann gehn wir mal ins Detail:

Zum Wurfspeer (Auszüge aus Birkhan, Die Kelten, S. 1132 ff.): "Der seit der Jungsteinzeit bekannte Wurfspeer, der auch, wie die in Hallstatt gefundenen Speerspitzen zeigen, den Kelten des Ostalpenraumes geläufig war, scheint den cisalpinischen Galliern und den Gaesaten eher fremd gewesen zu sein... Noch zur Zeit Caesars (b. G. I, 25) gebrauchten die Gallier keine Speere... Es sieht also so aus, als hätten die Kelten den Wurfspeer erst von den Römern (wieder) übernommen, nachdem sie ihn einst selbst besessen hatten." Und zwar, wie er noch weiter ausführt, während bzw. nach Caesars gallischem Krieg. Ausnahmen sind für ihn "die Keltiberer und vielleicht die Britannier" (S. 1133).

Übrigens reden wir hier nur vom Wurfspeer wie dem röm. Pilum, nicht etwa von der Lanze, die selbstverständlich zum Repertoire bewaffneter Reiter vieler Völker gehörte!

Zu den Schilden (S. 1120): "Der Schild war nach vielen Berichten klein, nicht nur bei den Festlandkelten, sondern auch bei den Kaledoniern am Mons Graupius, so dass er keinesfalls mit dem römischen Legionärsschild, der den ganzen Mann decken konnte, vergleichbar ist."
Zu den Schwertern (S. 1127): " "Aus Polybios und anderen Autoren gewinnt man eine eher negative Vorstellung vom keltischen Schwert: Zu lang und ungefüg für den Nahkampf, so schlecht im Material, dass es sich beim Hinhauen verbog. Nun haben aber die neusten metallurgischen Untersuchungen gezeigt, dass das Eisen keineswegs so minderwertig war, wie Polybios, der im allgemeinen die Gallier primitivisiert, behauptet."
Weiter führt er aus, dass es bemerkenswert sei, dass das keltische Wort für Schwert vom lateinischen "Gladius" entlehnt wurde. Des weiteren, dass die Römer die keltiberischen Schwerter respektierten, weil man mit ihnen im Gegensatz zu den gallischen hauen UND stechen konnte - die Legionäre setzten eher auf Stichwaffen.

S. 1128: "Mit der römischen Eroberung hielt dann auch das Kurzschwert der Legionen auch bei den Kelten Einzug."
 
Ashigaru schrieb:
So, Tib., dann gehn wir mal ins Detail:
Danke :)

Ashigaru schrieb:
Zum Wurfspeer (Auszüge aus Birkhan, Die Kelten, S. 1132 ff.): "Der seit der Jungsteinzeit bekannte Wurfspeer, der auch, wie die in Hallstatt gefundenen Speerspitzen zeigen, den Kelten des Ostalpenraumes geläufig war, scheint den cisalpinischen Galliern und den Gaesaten eher fremd gewesen zu sein... Noch zur Zeit Caesars (b. G. I, 25) gebrauchten die Gallier keine Speere... Es sieht also so aus, als hätten die Kelten den Wurfspeer erst von den Römern (wieder) übernommen, nachdem sie ihn einst selbst besessen hatten." Und zwar, wie er noch weiter ausführt, während bzw. nach Caesars gallischem Krieg. Ausnahmen sind für ihn "die Keltiberer und vielleicht die Britannier" (S. 1133).
Aha, eine noch stärkere Einschränkung. Nicht nur geographisch und temporär, sondern auch betreffend der Aussage. Ein "scheint" ist kein Ausdruck einer Sicherheit.
Die von mir beschriebene keltische Reiterei ist auf jeden Fall nach Caesar an zu siedeln, kennt aber eindeutig Wurfspeere.
Über die Existenz der Wurfspeere bei cisalpinischen Kelten in der Zeit ihres Einfalles bis zur Angliederung kann ich natürlich aus dem Stand nichts sagen, widerspreche also mal nicht, auch wenn mich dies stark verwundert.


Ashigaru schrieb:
Übrigens reden wir hier nur vom Wurfspeer wie dem röm. Pilum, nicht etwa von der Lanze, die selbstverständlich zum Repertoire bewaffneter Reiter vieler Völker gehörte!
Pla sind recht einzigartige Wurfwaffen, ähnlich noch den Plumbata. Viel verbreiteter waren Formen der iacula, also kleiner, leichter Speere mit einer unspektakulären Spitze, die sich eben zum werfen regelrecht anbieten.
Die "Lanze", also eine Stabwaffe primär zum Stich oder Hieb gedacht nimmt da eine gesonderte Rolle ein, etwa in Form der Frame, Flügellanze, Sarissa, Hasta...

Ashigaru schrieb:
Zu den Schilden (S. 1120): "Der Schild war nach vielen Berichten klein, nicht nur bei den Festlandkelten, sondern auch bei den Kaledoniern am Mons Graupius, so dass er keinesfalls mit dem römischen Legionärsschild, der den ganzen Mann decken konnte, vergleichbar ist."
Zu den Schwertern (S. 1127): " "Aus Polybios und anderen Autoren gewinnt man eine eher negative Vorstellung vom keltischen Schwert: Zu lang und ungefüg für den Nahkampf, so schlecht im Material, dass es sich beim Hinhauen verbog. Nun haben aber die neusten metallurgischen Untersuchungen gezeigt, dass das Eisen keineswegs so minderwertig war, wie Polybios, der im allgemeinen die Gallier primitivisiert, behauptet."
Weiter führt er aus, dass es bemerkenswert sei, dass das keltische Wort für Schwert vom lateinischen "Gladius" entlehnt wurde. Des weiteren, dass die Römer die keltiberischen Schwerter respektierten, weil man mit ihnen im Gegensatz zu den gallischen hauen UND stechen konnte - die Legionäre setzten eher auf Stichwaffen.

S. 1128: "Mit der römischen Eroberung hielt dann auch das Kurzschwert der Legionen auch bei den Kelten Einzug."
Der mir am ehesten bekannte keltische Schild ist ein Ovalschild mit einer Mittelrippe und einem Schildbuckel.
Ovale Schilde finden sich auch konstant in den Auxiliareinheiten Roms und auf einer großen Zahl Abbildungen. Zudem verdrängt er das Scutum just zu dem Zeitpunkt, als auch die Legionen beginnen, den Einzelkampf vor die Formation zu stellen und eine "Überfremdung" stattfindet.
Polybios militärische Detailbeschreibungen sind nutzlos, er hat kaum ein Auge für derartige Details. Mittlerweile sind wir uns gewiß, dass er schon bei der Beschreibung des Scutums mit 2 Lagen um eine daneben lag (dank dem Fayum- und Dura Europosschild), dies nur als Beispiel.

Die keltischen / germanischen und daher auch römischen Reiter wie auch die späteren Legionen greifen zur Spatha, einem längeren Schwert, dessen Funktion vorwiegend im Schlag liegt. Eine Wegentwicklung keltischer Truppen von ihrer Traditionsbewaffnung ist also nur unterschwellig und unter formaler Uniformierung zu beobachten.
 
Aber war nicht das Spatha während der mittleren Kaiserzeit nicht eher eine Reiterwaffe, die erst in spätrömischer Zeit (vermutlich durch den enormen germanischen Einfluss) auch bei den Fußtruppen verwerndet wurde? Die tiefgreifenden Veränderungen in der römischen Armee fallen doch in eine Zeit, als die Kelten - zumindest aus römischer Sicht - kein Thema mehr waren.

Was das "scheinen" betrifft: bei so einer langlebigen und doch weitgefächerten und undurchsichtigen Kultur wie der keltischen bleibt Interpretatives doch gar nicht aus!
 
So...jetzt gebe ich auch meinen Senf dazu... :winke:
Da die Kelten über mehrere Jahrhunderte in Europa ihre Kriege führten, gab es auch einige Verschiedenheiten. Generell kann man sagen, daß für die Kelten der Krieg eine persönliche Angelegenheit war, bei der man Tapferkeit beweisen und Ruhm, Ehre und Beute erringen konnte. Die Kelten bevorzugten den Zweikampf (das zeigt sich auch in ihrer Kopfjägerei). So konnte ein siegreicher Krieger später von seinen Heldentaten zehren. Ein Beispiel für die Kopfjägerei ist das Heiligtum von Ribemont-sur-Ancre. Dort wurde ein Gebäude (auf einem Podest) errichtet, in dem ein Leichenfeld aus stehenden vollbewaffneten kopflosen mumifizierten Krieger stand. Diese Leichen müssen als Art Trophäen gedient haben.

Vielen keltischen Heerführern fehlte das militärische Geschick und siegten sie nicht in kürzester Zeit, so verloren sie rasch den Mut und die Hartnäckigkeit und alles endete in einer Flucht/Panik. Die Römer und Griechen haben diese Schwäche schnell erkannt. So waren die keltischen Heere schon aus sicherer Entfernung durch Wurfspieße und Pfeile gefährdet. Folgte dann der keltische Sturmangriff, so setzten die römischen Legionäre schwere Wurfspieße ein, um diesen zu brechen. Dann wurden die Kelten mit den römischen Schilden eingekesselt und mit den römischen Kurzschwertern wurde auf die ungeschützten Unterleibe und Achselhöhlen der Kelten gestoßen. Meist blieb den Kelten dann nur der Tod oder die Flucht. Die Schlacht von Telamon (225v.Chr.) zeigt bei den Kelten eine Aufstellung von Nackten in den ersten Reihen, während die gutausgerüsteten Kelten sich in den hinteren Reihen befanden. In dieser Schlacht sind einige Verhaltensweisen wiederzufinden. Die ersten Reihen wurden von den römischen Wurfspießen gelichtet. Der Consul C. Attilius wurde geköpft und der Kopf als Trophäe zu den gallischen Heerführern gebracht. Da die Kelten dort von 2 römischen Heeren eingeschlossen worden sind, kam es zur großen Schlacht. Die römische Reiterei entschied durch einen Einfall in die Flanke das Geschehen, während die keltische Reiterei floh. Es sollen 40.000 Kelten gefallen sein. Und nur der 2.König Aneroestes konnte fliehen und beging dann Selbstmord.

Z.Zt. des Caesar wußte Vercingetorix, daß die Kelten es mit der Disziplin nicht mit römsichen Legionen aufnehmen konnten. Er verzichtete somit auf offene Feldschlachten gegen die Römer.
Wie sah das gallische Heer aus? Das Heer bestand aus einzelnen Kontingenten, die von den verbündeten keltischen Stämmen gestellt und von deren Heerführern befehligt wurden. Es war somit eher ein Aneinanderfügen als ein Zusammenschluß. In den Lagern und im Kampf waren die Kontingente nach Stämmen geordnet. Vercingetorix mußte sich als Oberbefehlshaber auch immer wieder gegen die einzelnen Heerführer behaupten.
Wie sah so ein Kontingent aus? Die Elite bildete die Kavallerie. Die adligen Gallier wurden von Cäsar als Ritter (equites) bezeichnet. Diese kämpften zu Pferd und wurden von Reiter-Klienten (zu ihrem Adligen zugehörige Kämpfer) unterstützt. So ein keltischer Reiter trug einen Helm mit Wangenschutz (paragnathides), Kettenhemden und Schilde. Als Angriffswaffe diente ein langes Schwert und ein Speer. Diese Kavallerie hatte aufgrund ihres aristokratischen Charakters ein sehr hohes Niveau und eine ausgezeichnete Kriegsausbildung. Viele dieser Reiter dienten Cäsar vorher als Auxiliartruppen.

Anders sah es da mit den normalen Fußtruppen aus. Diese wurden für einen Feldzug unter den Bauern rekrutiert und anschließend wieder in die Landwirtschaft entlassen. So hatten diese "Krieger" eine schlechte Ausbildung und wenig Kriegserfahrung. Sie bekamen die Ausrüstung und den Sold von ihrem Kriegsherrn. Die Ausrüstung bestand aus einem Speer, einem Schwert und einem großen länglichen mannshohen Schild. Auch wurden Pfeil und Bogen als Distanzwaffe eingesetzt. Die Tapferkeit und die körperliche Qualität zum Kampf ließ hier zu wünschen übrig. Vercingetorix wußte, daß sie einem römischen Legionär unterlegen waren und vermied daher weitestgehend den direkten Kampf. Auch befahl er, daß die keltischen Lager befestigt werden sollten und nicht die übliche Wagenburg Anwendung finden sollte.
Die Kelten waren den Römern in Bezug auf Befehlsstruktur, Erfahrung, Geschütze und Disziplin klar unterlegen. Vorteil lag nur im "Heimspiel" und der großen Anzahl von Kämpfern. Da es aber zu wenig gutausgebildete Reiter gab und diese auch noch in der Schlacht von Armancon (diese führte zum Ausweichen nach Alesia) von der germanischen Reiterei besiegt wurden, war es fast um Vercingetorix geschehen. :confused:
Und wie Alesia ausging, das weiß man ... die Unfähigkeit der Kelten wurde dort nochmals unter Beweis gestellt. Selbst in Asterix-Büchern wird sich darüber lustig gemacht. :p

Man kann davon ausgehen, daß es in einigen Epochen der Kelten auch gutausgebildete Krieger gegeben hat, die man auch als "Profis" bezeichnen kann. In Irland soll es eine keltische Kriegerkaste (Fenians) gegeben haben (später haben sich IRA-Kämpfer so bezeichnet). Auf einer Schwertscheide aus der frühen La-Te`ne-Zeit sind Reiter abgebildet, die ziemlich uniform aussehen. Das deutet auf ein stehende Truppe hin.

Auch besaßen die Festland-Kelten Streitwagen, die aber letztmals bei der Schlacht von Telamon eingesetzt wurden. Dagegen traf Cäsar diese auch noch in Britannien an. Selbst 84n.Chr soll bei der Schlacht bei Mons Graupius (Schottland) Agricola noch auf solche getroffen sein. Und in Irland sollen sie noch mehrere Jahrhunderte eingesetzt worden sein (vielleicht noch heute... :) ) . Was so alles auf den Inseln möglich war...?

Die Kelten stellten in der Antike auch Söldner (Ägypten, Karthago, Anatolien, Makedonien, Rom,...), was dem Image als Einzelkämpfer zu gute kommt. So konnte man sich auch des männlichen Überschusses auf friedliche Weise entledigen.
Im 3.Jh. v.Chr gab es Tausende von "Gäsaten" (=Speerträger). Diese "überflüssigen" jungen Krieger waren aber keine Söldner, da sie zu eigenen Feldzügen gen Italien aufbrachen. Sie sollen auch bei Telamon nackt gekämpft haben, um so ihren Mut zu beweisen. Es soll unter ihnen ein mächtiger Korpsgeist geherrscht haben. Dagegen kämpften die zisalpinen keltischen Verbündeten in Kniehosen und Mänteln.

Fazit: der keltische Krieger war eher ein Einzelkämpfer, der Ruhm oder Tod zu erwarten hatte. Da in der Antike nur selten eine Schlacht länger als ein Tag dauerte, konnte der keltische Krieger in kurzer Zeit Vieh,Gold, Frauen und abgetrennte Köpfe als Beutegut erlangen. Das war der Anreiz für den Kampf. Gelang kein schneller Sieg, so endete der keltische Angriff meist im Fiasko (die feindliche Reiterei sorgte für den Rest...). Besiegte keltische Heerführer suchten oft den Tod im Kampf bzw. begingen Selbstmord (z.B. Catuvolcus, Sacrovir). :(
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Cherusker: guter Punkt, auf die Streitwagen sind wir als keltisches Charakteristikum noch gar nicht zu sprechen gekommen. Zumindest die Geschichtsschreiber waren in der Regel von diesen Wagen recht beeindruckt. Dennoch weiß man eigentlich nicht genau, wie damit gekämpft wurde - die Grundfrage: dienten die Wagen nur dazu, um einzelne Krieger schnell transportieren zu können, oder griffen die Kelten mit den Wagen auch Heere an, als wären diese eine Art antiker Panzer.
 
Ashigaru schrieb:
Aber war nicht das Spatha während der mittleren Kaiserzeit nicht eher eine Reiterwaffe, die erst in spätrömischer Zeit (vermutlich durch den enormen germanischen Einfluss) auch bei den Fußtruppen verwerndet wurde? Die tiefgreifenden Veränderungen in der römischen Armee fallen doch in eine Zeit, als die Kelten - zumindest aus römischer Sicht - kein Thema mehr waren.

Was das "scheinen" betrifft: bei so einer langlebigen und doch weitgefächerten und undurchsichtigen Kultur wie der keltischen bleibt Interpretatives doch gar nicht aus!
Die Spatha ist in der Tat zuerst Reiterwaffe gewesen, doch schon im zweiten Jahrhundert findet sie sich auch bei der Infanterie wieder.
Im zitierten Satz deines Postings habe ich eigentlich alle Informationen in einen Satz gepackt.

Was das spekulative Element angeht: da hast du völlig recht, es ist nur ein Unterschied ob man sagt "es scheint" oder "vieles deutet darauf hin" oder "Fakt ist:..." "Die Kelten haben/haben nicht".
Sicher wird der zitierte Autor Gründe und Argumente gehabt haben dies so zu äußern, gegen die ich mich nicht anzugehen traue ohne selbst intensives Quellenstudium betrieben zu haben. Ganz allgemein erscheint würde mir eine def. Aussage dieser Art jedoch schon zu gewagt erscheinen. Die Relativierung ist daher Pflicht.

Cherusker hat eine recht gute Charakterisierung des keltischen Kampfgeistes, so wie er sich uns derzeit darstellt geliefert, und da paßt der langwierige Einsatz von Wurfspeeren nicht besonders gut rein, dies bedeutet aber nicht, dass es keinen Platz dafür gab, und ich nehme an aus dem Fehlen im Fundgut und der Darstellung sowie dieser Logik rekonstruiert der Autor seine scheinbare Unmöglichkeit.
Bspw. die Wagen welche Cherusker ansprach, sind nicht, wie wir sie aus Film und Kino kennen, Streitwagen um in die Gegner hineinzupreschen und möglicherweise mit Sensen den Gegner nieder zu mähen, sondern sind ausgesprochen flinke Vehikel zum Transport und (Achtung!) möglicherweise auch zum kurzzeitigen Beschuß genutzt worden. Als Waffe bietet sich da der Wurfspeer an. Dies nur als ein sehr hypothetisches Beispiel.
 
Ashigaru schrieb:
Cherusker: guter Punkt, auf die Streitwagen sind wir als keltisches Charakteristikum noch gar nicht zu sprechen gekommen. Zumindest die Geschichtsschreiber waren in der Regel von diesen Wagen recht beeindruckt. Dennoch weiß man eigentlich nicht genau, wie damit gekämpft wurde - die Grundfrage: dienten die Wagen nur dazu, um einzelne Krieger schnell transportieren zu können, oder griffen die Kelten mit den Wagen auch Heere an, als wären diese eine Art antiker Panzer.
Auf keinen Fall. Die rekonstruierte Bauweise deutet nicht auf die nötige Stabilität um in oder an Formationen zu fahren und diese zu rammen. Es gab dazu schon einen Versuch einer Fahrt aus Bayern nach Berlin, mal sehen ob ich dazu noch etwas finde.


Ein Beispiel noch zur Ausführung an Cheruskers Beispiele:
Während des Spartacusaufstandes schlossen sich die befreiten Kelten zu einer eigenen Gemeinschaft zusammen, die sich unter einem gewissen Crixus als sehr starrsinnig und eigenbrödlerisch erwiesen. So sonderten sie sich auch alsbald ab, an Zahl angeblich um die 10 000 und versuchten sich nach Gallien abzusetzen. Als sie dabei beinah vernichtet wurden kam ihnen das Sklavenheer zu Hilfe, bei ihrem nächsten Versuch aber schlugen sie ein römisches Heer in die Flucht, eroberten das Lager und feierten dort ihren Sieg bis zur Besinnungslosigkeit.
In der Nacht kehrte die Legion zurück und meuchelte die schlafenden Kelten.

So, wie die Kelten ihren jeweiligen Führern loyal verbunden waren, so wenig diszipliniert traten sie auf die Schlachtfelder der Zeit.
Auch die Griechen wissen schon ähnliches über sie anzuführen.
 
Ashigaru schrieb:
...dienten die Wagen nur dazu, um einzelne Krieger schnell transportieren zu können, oder griffen die Kelten mit den Wagen auch Heere an, als wären diese eine Art antiker Panzer.

Cäsar beschreibt in seinem Gallischen Krieg folgendes:
"Der Kampf (gemeint sind hier die Britannier) vom Streitwagen aus geht folgendermaßen vor sich: Zuerst fahren sie auf allen Seiten um den Feind und werfen ihre Wurfspieße. Meistens bringen sie schon durch den Schrecken, den die Pferde erregen, und durch das Geräusch der Räder Verwirrung in die Kampfreihen. Wenn sie dann zwischen den Geschwadern der Reiterei eingedrungen sind, springen sie von den Wagen und kämpfen zu Fuß. Die Wagenlenker ziehen sich unterdessen ein wenig aus dem Gefecht zurück, stellen aber den Wagen so auf, daß ihre Leute, wenn sie durch einen überlegenden Feind zu sehr bedrängt werden, ungehindert zu ihnen kommen können. Sie zeigen sich also im Kampf ebenso beweglich wie die Reiterei und ebenso standfest wie das Fußvolk. Durch tägliche Übung haben sie es so weit gebracht, daß sie auch auf abfallendem und abschüssigem Gelände ihre Pferde mitten im Galopp anhalten, rasch in kurzen Gang bringen und umwenden können und gewöhnt sind, über die Deichsel zu laufen, auf dem Joch anzuhalten und von da schnellstens in den Wagen zu springen." Cäsar, Gallische Krieg, 4,33

Das bedeutet, daß die Kelten diese Streitwagen als eine Art "Truppentransporter" nutzten. Zu einem Wagen gehörten ein Wagenlenker und ein Krieger. Neuere Funde in Yorkshire lassen vermuten, daß die britannischen Streitwagen sehr leicht und einfach zerlegbar waren. Der britannische Heerführer Cassivellaunus wandte gegen Cäsar die Taktik der "verbrannten Erde" an, nachdem er gemerkt hatte, daß eine offene Feldschlacht nicht zu gewinnen war. Mit Blitzangriffen von mit Streitwagen ausgerüsteten Guerillatruppen griff er die römischen Erkundungstruppen erfolgreich an. Gleichzeitig wurde mit den Streitwagen auch der Brückenkopf in Cäsars Rücken angegriffen. Dieser Angriff scheiterte aber, sodaß Cäsar nicht in arge Bedrängnis geriet. Cassivellaunus wurde schließlich nur durch Verrat besiegt.

Es gibt noch ein typisches Merkmal für ein keltisches Heer: das Aussehen und das Geschrei. ;)
Mit ihren Carnix und den Schwertern/Speeren, die auf die Schilde geschlagen wurden, machten sie einen unüberhörbaren Lärm. Anfangs hat das die Römer sehr beeindruckt.
 
Tib. Gabinius schrieb:
...flinke Vehikel zum Transport und (Achtung!) möglicherweise auch zum kurzzeitigen Beschuß genutzt worden. Als Waffe bietet sich da der Wurfspeer an. Dies nur als ein sehr hypothetisches Beispiel.

Wie in meinem anderen Text beschrieben, hatten die keltischen Krieger auf den Streitwagen Wurfspieße. Auch wurden in Alesia Wurfspieße als Distanzwaffe gegen die Römer eingesetzt.
Die Literatur vernachlässigt die Distanzwaffen der Kelten, wie z.B. Pfeil und Bogen. Es kann vielleicht sein, daß hier der "ritterliche" Zweikampf nicht im Vordergrund steht (Vermutung in einer "Kelten"-Zeitung). Aber warum sollten die Kelten nicht auch Distanzwaffen einsetzen, die sie auch von der Jagd her kannten. Bei der Belagerungsschlacht von Alesia wird beschrieben, daß die Kelten die Römer über eine große Distanz angriffen. Das kann man nicht mit Lanzen und Schwertern. Ebenso ist es auch bei meinem Lieblingsthema so.... die Germanen und Arminius haben auch das römische Legionslager von Germanicus mit Distanzwaffen angegriffen, d.h. auch in diesem Fall Pfeil und Bogen sowie Wurfspieße. Aber es war halt nicht die bevorzugte Waffe. Daher wird sie bei den Kelten und Germanen nur am Rande erwähnt, aber es muß sie gegeben haben. Wäre auch ansonsten unlogisch.... ;)
 
Cherusker schrieb:
Wie in meinem anderen Text beschrieben, hatten die keltischen Krieger auf den Streitwagen Wurfspieße. Auch wurden in Alesia Wurfspieße als Distanzwaffe gegen die Römer eingesetzt.
Die Literatur vernachlässigt die Distanzwaffen der Kelten, wie z.B. Pfeil und Bogen. Es kann vielleicht sein, daß hier der "ritterliche" Zweikampf nicht im Vordergrund steht (Vermutung in einer "Kelten"-Zeitung). Aber warum sollten die Kelten nicht auch Distanzwaffen einsetzen, die sie auch von der Jagd her kannten. Bei der Belagerungsschlacht von Alesia wird beschrieben, daß die Kelten die Römer über eine große Distanz angriffen. Das kann man nicht mit Lanzen und Schwertern. Ebenso ist es auch bei meinem Lieblingsthema so.... die Germanen und Arminius haben auch das römische Legionslager von Germanicus mit Distanzwaffen angegriffen, d.h. auch in diesem Fall Pfeil und Bogen sowie Wurfspieße. Aber es war halt nicht die bevorzugte Waffe. Daher wird sie bei den Kelten und Germanen nur am Rande erwähnt, aber es muß sie gegeben haben. Wäre auch ansonsten unlogisch.... ;)
Ich stimme dir zwar zu, und bedanke mich zugleich für das praktische Beispiel,habe selbst aber wie immer meine Probleme mit der laufenden Quelleninterpretation.
Da du besagte Textstelle zur Hand hast, wäre es nett wenn du mir den lat. Wortlaut geben könntest. Das Wörtchen "Wurfspieß" erscheint mir allzu interpretativ.
 
Tib. Gabinius schrieb:
...wie immer meine Probleme mit der laufenden Quelleninterpretation.
Da du besagte Textstelle zur Hand hast, wäre es nett wenn du mir den lat. Wortlaut geben könntest. Das Wörtchen "Wurfspieß" erscheint mir allzu interpretativ.

Meine Quellen haben ich aus französischen (Christian Goudineau, Vincent Guichard, Michel Redde, Susanne Sievers und Henry Soulhol) und englischen (z.B. Simon James) Texten über die Kelten, die in die deutsche Sprache übersetzt wurden. :fs:
Es gibt in diesem Zusammenhang nicht unbedingt lateinische Texte, da hier (insbesondere Alesia) auch archäologische Funde ausgewertet wurden. Es gab keltische Speere/Wurfspieße in der Schlacht um Alesia, da man sie gefunden hat.

Und um jetzt nicht in Spitzfindigkeiten zu verfallen....was ist der Unterschied bzw. wo beginnt der Unterschied zwischen einem Wurfspieß und einem Speer? :S
Beim heutigen Speerwerfen....werden dort Speere geworfen oder Wurfspieße?
Meiner Ansicht nach gibt es dort keinen.
EIn deutlicher Unterschied dagegen ist die Lanze. Mit Lanzen wurde und wird nicht geworfen, da sie als Stoßwaffen konzipiert wurden. Aber ein Spieß bzw. Speer ist auch eine Stoßwaffe, die,wenn sie kürzer gebaut wurde, auch geworfen werden kann.
So beschrieb Simon James, daß die Kelten auf den Streitwagen Wurfspieße verwandten. Vielleicht hätte er auch besser "Speere" schreiben sollen?
 
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