Symbolik auf einem Sterbekreuz

Lili

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Ich habe in einem Provinzmuseum am Bodensee ein Sterbekreuz mit einer Vielzahl an Symbolen entdeckt, aus denen ich nicht wirklich schlau werde. Leider stand das Kreuz in der hintersten letzten Ecke, es gab keinerlei Beschilderung und von den Museumsmitarbeitern war auch keiner auskunftsfähig.

Ich arbeite mich mal von oben nach unten durch:
  • der Hahn ist semiklar bis erschließt sich aus dem Kontext, das ist der krähende Hahn, auf den Jesus bzgl. der Verleugnung des Petrus verweist.
  • darunter ein INRI - klar
  • dann die Darstellung der Wundmale, ebenfalls klar
  • ein Schwert - eher semiklar: das Schwert des Petrus?
  • Würfel, auch fraglich: das Auswürfeln der Kleider Jesu? Haben die Zahlen eine Bedeutung? Falls man es auf dem Foto nicht erkennen kann: von links nach rechts zeigen die Würfel 1, 4 und 3
  • darunter ein Handschuh? Völlig unklar...
  • das Schweißtuch der Veronika?
  • darunter: keine Ahnung, was soll das sein?
  • dann ein Kleid, aber was bedeutet das?
  • eine Sonne? Was soll das bedeuten? Das Licht als Symbol für die Auferstehung?
  • Das Memento Mori am Sockel ist wiederum klar - wobei ich die Vasen mit den Blumen links und rechts davon als Dekoelemente interpretiere, oder verkenne ich hier was?
  • die komischen Figuren links und rechts (bei Zweien ist "der Halbmond" abgebrochen) des Memento Mori am Sockel sind das Schmuckelemente oder gibts da irgendeine Bedeutung?
  • das Herz unter dem Memento Mori ist klar
  • die Schlange in gerader Linie zum Sockel runter ist ebenfalls klar
Jetzt der Querbalken von links nach rechts:
  • ein Beutel, der wiederum nur semiklar ist: meine Interpretation wäre ein Geldbeutel symbolisch für die 30 Silberlinge
  • die Lanze ist klar
  • die Säge ist wieder weniger klar: eine Anspielung auf den Beruf des Tischlers?
  • was soll die Zange daneben darstellen?
  • Der Kelch darüber - nachdem es zwei Kelche auf dem Kreuz gibt, entweder der Abendmalskelch, oder der Kelch in dem das Blut Jesu aufgefangen wurde
  • Was sollen Laterne und Leiter?
  • die Geißel ist klar
  • der Morgenstern daneben ist mir nicht klar
  • darüber der zweite Kelch, wiederum klar
  • zwischen Kelch und Morgenstern unmittelbar auf dem Balken scheint ein Stück zu fehlen, das Kreuz ist dort etwas heller. Was es gewesen sein könnte, kann ich nicht ausmachen
  • Was soll das nächste sein? Sieht aus wie ein Korkenzieher, aber das wird es wohl nicht sein.
  • hängend am Querbalken der Essigschwamm?
  • Welche Bedeutung hat die Hellebarde?
  • der zweite Knubbel von links und rechts ist jeweils leer, fehlt da auch was?
Nachdem mir ein solches Sterbekreuz noch nie untergekommen ist: was war der Zweck einer solchen Darstellung? Es scheint eine Mischung aus durcheinander geratenen Kreuzwegstationen und Mystik zu sein (oder interpretiere ich nur "durcheinander geraten" weil ich falsch rum lese?). Muss ich mir das vorstellen wie eine Armenbibel mit Schwerpunkt auf der Passion (wobei die Besitzer des Kreuzes sicher nicht arm waren)? Kann man das Kreuz anhand des Fotos zeitlich einordnen? Ich hätte spontan auf spätes 17. oder 18. Jahrhundert getippt.
 

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Der "Korkenzieher" auf dem Querbalken wurde vielleicht zum Öffnen der Weinflasche beim letzten Abendmahl benutzt. ;)

...der erste Gedanke muss nicht immer der richtige sein. Aber ein Werkzeug zur Holzbearbeitung, ein Holzbohrer wäre doch denkabr und würde zu Säge und Zange passen.

Bei der Leiter denke ich an die Kreuzabnahme, die Hellebarde taucht als Bewaffnung der Soldaten in Kreuzigungsszenen auch schon mal auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oho, da meint man einen gemütlichen Samstagnachmittag verleben zu können und prompt kommt einem so ein Stück unter. Ich bin absolut geplättet, so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen, danke dafür!

ein Schwert - eher semiklar: das Schwert des Petrus?

Oder das Schwert des Paulus? Was der jedoch mit der Kreuzigungsszene zu tun hat, ist noch unklarer. Man darf jedoch nicht vergessen, dass in der Volksfrömmigkeit oftmals einiges durcheinander ging, wie Du ja selbst weißt.

Würfel, auch fraglich: das Auswürfeln der Kleider Jesu? Haben die Zahlen eine Bedeutung? Falls man es auf dem Foto nicht erkennen kann: von links nach rechts zeigen die Würfel 1, 4 und 3

Frei aus dem Bauch heraus: Die Zahlen bedeuten nichts bzw. haben keine Bedeutung, die außerhalb eines für uns nicht mehr nachvollziehbaren persönlichen Bereichs liegen, so dass hier jede Interpretation ein rein argumentativer Indizienprozess sein würde. Und ja: Auch ich bin mir sicher, dass es sich um das Auswürfeln der Kleider handelt.

darunter ein Handschuh? Völlig unklar...

Da musste ich jetzt richtig schmunzeln. Vielleicht ist es aber auch hier so, dass man die Bedeutung ohne Herkunfsklärung des Stückes nicht mehr nachvollziehen kann. Evtl. hieß die Familie "Handschuh", "Feistling" oder dergleichen. Who knows... In der Passion ist mir jedenfalls zuvor noch kein Handschuh begegnet. :D

das Schweißtuch der Veronika?

Ja, definitiv.

darunter: keine Ahnung, was soll das sein?

Petroleumlampe, Schachfigur? Bei einer Petroleumlampe müsste man das Kreuz aber frühestens in die Mitte des 19. Jahrhunderts datieren.

dann ein Kleid, aber was bedeutet das?

Die Kleider von Jesus, die verspielt wurden?


der Morgenstern daneben ist mir nicht klar

Ich nehme mal an, dass man einfach ein weiteres Folterwerkzeug rangehängt hat. Wie gesagt: Ein wenig Interpretationsspielraum der Volksfrömmigkeit.

Was soll das nächste sein? Sieht aus wie ein Korkenzieher, aber das wird es wohl nicht sein.

Vielleicht auch ein etwas verunglückter Nagel?
 
Hallo Lili,

was du für Sachen findest! Sehr ungewöhnlich und interessant!

Könnte es sich dem Gegenstand über dem Gewand um ein Salbengefäß handeln?

Zu den Würfeln: soweit ich Heide mich noch erinnern kann, hatten die Soldaten bei der Kreuzigung die Kleidung Jesu untereinander verteilt oder darum gespielt. Oder trügt da meine Erinnerung?

Gruß
Andreas

P.S. hast du noch mehr solcher Wimmelbilder? ;)

EDIT: nach dem obrigen Link ist der "Handschuh" eine Faust!?

"Faust wegen der Backenstreiche der Diener des Hohenpriesters beim Verhör"
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenn mich jetzt nicht wirklich mit der Volksfrömmigkeit aus. Werde aber dieses Jahr noch die Ausstellung in Einsiedeln besuchen, vielleicht erhelle ich da.

Zur Hellebarde, wird nicht der Judas Thaddäus mit einem solchen Symbol gezeigt?

Dann könnte es, da es sich auf den Bodenseeraum bezieht, auch um ein Symbol des Schwabenkrieges sein?
 
Ein Arma-Christi-Kreuz also, danke! Das klärt schon mal vieles, allerdings nicht alles, ich fasse mal zusammen:

Klar ist:
  • der Hahn als Symbol der Verleugnung Juesus durch Petrus
  • das INRI
  • die Darstellung der Wundmale
  • die Würfel als das Auswürfeln der Kleider Jesu, die Zahlen haben dabei keine Bedeutung
  • der Handschuh ist eine Faust als Symbol der Backenstreiche
  • das Schweißtuch der Veronika
  • das Memento Mori
  • Herz und Schlange am Sockel
  • Beim Beutel bleibe ich bei der Geldbeutelinterpretation
  • Die Leiter als Symbol der Kreuzabnahme
  • die beiden Kelche
  • die Geißel
  • der Essigschwamm
Was für mich noch Interpretationsspielraum hat, bzw. gerade wieder gewonnen hat, wäre:
  • das Schwert, ob nun Petrus oder Paulus, passt für meinen Geschmack nicht zu den beschriebenen Arma-Christi-Kreuzen, schließlich handelt es sich um keines der Leidenswerkzeuge (wobei auch das Schweißtuch der Veronika kein Leidenswerrkzeug ist :grübel:)
  • dieses Ding am senkrechten Balken (Schachfigur/Petroleonlampe) als Salbgefäß passt auch nicht zu den Leidenswerkzeugen. Könnte das eine etwas mißglückte Geißelungssäule sein?
  • das Kleid könnte Symbol für die Kleider Jesu (macht da ein zweimaliger Verweis Sinn? Die Würfel spielen ja bereits auf die Kleider Jesu an), Purpurrock oder Leichenhemd sein.
  • die Sonne, sofern es eine Sonne ist
  • die komischen Figuren am Sockel
  • die Säge, wo ist da der Zusammenhang zu den Leidenswerkzeugen?
  • die Zange wird zwar in dem Wiki-Artikel als typisches Symbol im Zusammenhang mit dem Binden der Dornenkrone genannt, so wirklich verstehe ich die Verwendung des Symbols aber nicht, die Dornenkrone wäre an der Stelle doch viel verständlicher - sollte ich das einfach unter Volksglaube ablegen?
  • Was soll die Laterne darstellen?
  • Kann das Dingens, das ich als Morgenstern interpretiere auch was anderes sein?
  • Kann man durch die Symbole Rückschlüsse auf die fehlenden Stücke schließen?
  • der Korkenzieher, der sicher keiner ist - Holzbohrer passt auch nicht wirklich
  • die Hellebarde - stimmt, sie ist ein Attribut des Judas Taddäus, aber auch für Johannes, Paulus und Matthäus
Oho, da meint man einen gemütlichen Samstagnachmittag verleben zu können und prompt kommt einem so ein Stück unter. Ich bin absolut geplättet, so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen, danke dafür!
Gerne! Tante Wiki sagt ja, dass diese Arma-Christi-Kreuze typisch süddeutsch wären, gesehen habe ich das vorher aber auch noch nie und das obwohl ich durchaus zugänglich für sakrale Kunst bin, so typisch scheinen sie also doch nicht zu sein.

Was ich mich außerdem fragegibt es eine Leserichtung, oder ist das einfach nur wild zusammengewürfelt? Ich meine nämlich die ein oder andere Leserichtung erkennen zu können, die dann aber doch wieder nicht stimmig ist.

Die zeitliche Einordnung fehlt auch noch, Tante Wiki erwähnt die plastische Darstellung als Tischkreuz ab der Gegenreformation, was natürlich immensen Spielraum zulässt. Aufgrund der Verarbeitung wäre ich bauchmäßig immer noch im 18. Jahrhundert. Die übrigen Exponate des Raumes im Museum lassen leider auch keinen Rückschluss zu, rechts und links davon standen gotische Heiligenschnitzfiguren.

Ich kenn mich jetzt nicht wirklich mit der Volksfrömmigkeit aus. Werde aber dieses Jahr noch die Ausstellung in Einsiedeln besuchen, vielleicht erhelle ich da.
Oh ja, das wäre super, danke!
 
  • das Schweißtuch der Veronika?
  • darunter: keine Ahnung, was soll das sein?

Eine Pfeffermühle?

  • dann ein Kleid, aber was bedeutet das?

Die Kleider Christi, die beim Spiel mit den Würfeln verteilt wurden? Ein Totenkleid?

  • eine Sonne? Was soll das bedeuten? Das Licht als Symbol für die Auferstehung?

Mit einer Wahrscheinlichkeit: Ich bin das Licht der Welt.
  • Das Memento Mori am Sockel ist wiederum klar - wobei ich die Vasen mit den Blumen links und rechts davon als Dekoelemente interpretiere, oder verkenne ich hier was?

Die Symbolik des Rohrkolbens ist mir auch unbekannt. Vermutlich aber auch ein Vergänglichkeitstopos.

  • ein Beutel, der wiederum nur semiklar ist: meine Interpretation wäre ein Geldbeutel symbolisch für die 30 Silberlinge

Das sähe ich genauso.
die Lanze ist klar
die Säge ist wieder weniger klar: eine Anspielung auf den Beruf des Tischlers?
was soll die Zange daneben darstellen?

Ich würde sagen, dass es sich um die Kreuzigungs- und Marterwerkzeuge handelt.
  • Was sollen Laterne und Leiter?
Kreuzabnahme?

  • zwischen Kelch und Morgenstern unmittelbar auf dem Balken scheint ein Stück zu fehlen, das Kreuz ist dort etwas heller. Was es gewesen sein könnte, kann ich nicht ausmachen
Ich glaube, die Zange auf der vom Betrachter aus linken Kreuzseite hat sich dort befunden, während sich an der Stelle dieser Zange eine geöffnete Zange befunden hat. Dort sieht man nämlich analog eine hellere Stelle im Hintergrund.

  • Was soll das nächste sein? Sieht aus wie ein Korkenzieher, aber das wird es wohl nicht sein.
Hat ja Traklson schon geklärt: Ein Tischlerwerkzeug, konrekt ein Handbohrer.
  • hängend am Querbalken der Essigschwamm?
Auf diese Idee können wohl nur Frauen kommen :tuete: - aber du hast wohl Recht.

  • der zweite Knubbel von links und rechts ist jeweils leer, fehlt da auch was?
  • Welche Bedeutung hat die Hellebarde?

Steht da vermutlich stellvertretend für die Wachsoldaten.

Nachdem mir ein solches Sterbekreuz noch nie untergekommen ist: was war der Zweck einer solchen Darstellung? Es scheint eine Mischung aus durcheinander geratenen Kreuzwegstationen und Mystik zu sein (oder interpretiere ich nur "durcheinander geraten" weil ich falsch rum lese?). Muss ich mir das vorstellen wie eine Armenbibel mit Schwerpunkt auf der Passion (wobei die Besitzer des Kreuzes sicher nicht arm waren)? Kann man das Kreuz anhand des Fotos zeitlich einordnen? Ich hätte spontan auf spätes 17. oder 18. Jahrhundert getippt.
Als Biblia Pauperorum würde ich das Kreuz nicht sehen, schon weil einige Dinge möglicherweise mehr Wissen erfordern. Aus welchen Materialien ist das Kreuz denn hergestellt? Ebenholz und Elfenbein? Perlmutt? (Nein, Perlmutt schillert mehr) Sieht so ein bisschen aus, wie Plastik.
 
Eine Pfeffermühle?
Bedeutung?

Die Symbolik des Rohrkolbens ist mir auch unbekannt. Vermutlich aber auch ein Vergänglichkeitstopos.
Öhm, Rohrkolben?

Und die Laterne? Weil die Kreuzabnahme im Dunkeln erfolgte?

Ich glaube, die Zange auf der vom Betrachter aus linken Kreuzseite hat sich dort befunden, während sich an der Stelle dieser Zange eine geöffnete Zange befunden hat. Dort sieht man nämlich analog eine hellere Stelle im Hintergrund.
Stimmt, könnte sein. Die hellere Stelle könnte aber auch eine Reflexion von mir in der Glasscheibe sein, würde nämlich auch passen. An die hellere Stelle unter der Zange erinnere ich mich nicht wirklich.

Auf diese Idee können wohl nur Frauen kommen :tuete: - aber du hast wohl Recht.
Hmm, auf welche Idee kommen Männer da? Handtäschchen?


Aus welchen Materialien ist das Kreuz denn hergestellt? Ebenholz und Elfenbein? Perlmutt? (Nein, Perlmutt schillert mehr) Sieht so ein bisschen aus, wie Plastik.
Ich habe es ja nur in der Vitrine gesehen, daher kann ich maximal raten: Ebenholz und Elfenbein. Die Bordüren am Sockel könnten in der Tat mit Permutt verziert sein (ich meine diese runden kleinen Glitzerdinger).
 
Seemanns Lexikon der Kunst nennt als Leidenswerkzeuge auch die

- Zange (zum Herausziehen der Nägel)

- einen Bohrer

- das Schweißtuch der Veronika soll im Laufe des MA (14. Jhd.) dazugekommen sein

- erwähnt werden auch Schwerter, Keulen und Fackeln (hier Laterne?) als Symbole zur Gefangennahme

Was fehlen könnte (leere Stellen) sind Hammer und Strick
 
Oder das Schwert des Paulus? Was der jedoch mit der Kreuzigungsszene zu tun hat, ist noch unklarer. Man darf jedoch nicht vergessen, dass in der Volksfrömmigkeit oftmals einiges durcheinander ging, wie Du ja selbst weißt.

Trotz fehlendem Ohr des Malchios würde ich dennoch zum Schwert des Petrus tendieren.


Zur Hellebarde, wird nicht der Judas Thaddäus mit einem solchen Symbol gezeigt?

Dann könnte es, da es sich auf den Bodenseeraum bezieht, auch um ein Symbol des Schwabenkrieges sein?
  • die Hellebarde - stimmt, sie ist ein Attribut des Judas Taddäus, aber auch für Johannes, Paulus und Matthäus
Diese beiden Interpretationen würde ich rein gefühlsmäßig ausschließen.

Was für mich noch Interpretationsspielraum hat, bzw. gerade wieder gewonnen hat, wäre:
  • das Schwert, ob nun Petrus oder Paulus, passt für meinen Geschmack nicht zu den beschriebenen Arma-Christi-Kreuzen, schließlich handelt es sich um keines der Leidenswerkzeuge (wobei auch das Schweißtuch der Veronika kein Leidenswerrkzeug ist :grübel:)
Können wir evtl. die Leidenswerkzeuge auf den Querbalken reduzieren, während wir für die Gegenstände auf dem Kreuzesstamm noch eine geeignete Benennung finden müssen?

  • die komischen Figuren am Sockel

Die sind wirklich rätselhaft.

  • die Zange wird zwar in dem Wiki-Artikel als typisches Symbol im Zusammenhang mit dem Binden der Dornenkrone genannt, so wirklich verstehe ich die Verwendung des Symbols aber nicht, die Dornenkrone wäre an der Stelle doch viel verständlicher - sollte ich das einfach unter Volksglaube ablegen?

Die Interpretation von Wikipedia finde ich hier auch zweifelhaft.

  • Was soll die Laterne darstellen?
Die Kreuzesabnahme fand kurz vor Mitternacht statt - siehe Lk 23, 54.

  • der Korkenzieher, der sicher keiner ist - Holzbohrer passt auch nicht wirklich
  • die Säge, wo ist da der Zusammenhang zu den Leidenswerkzeugen?

Gehört zum Handwerkszeug des römischen Henkers. Es wird doch kein Zufall sein, dass Säge und Nagelbohrer so angelegt sind, dass sie genau über den Spießen von Lanze und Hellebarde liegen.
Die zeitliche Einordnung fehlt auch noch, Tante Wiki erwähnt die plastische Darstellung als Tischkreuz ab der Gegenreformation, was natürlich immensen Spielraum zulässt. Aufgrund der Verarbeitung wäre ich bauchmäßig immer noch im 18. Jahrhundert.

Naja, wir haben hier ja schon barocke Überladenheit und die Memento Mori Symbolik mit dem Rohrkolben, dem Apfel, der Sanduhr, dem Totenkopf und dem Buch verweist ebenfalls auf diese Epoche.
 

Jesus war ein scharfer Typ?


Öhm, Rohrkolben?

Eine Wasserpflanze, die häufig irrtümlich für Schilf gehalten wird.


Und die Laterne? Weil die Kreuzabnahme im Dunkeln erfolgte?

Yepp: Lk 23,54.


Stimmt, könnte sein. Die hellere Stelle könnte aber auch eine Reflexion von mir in der Glasscheibe sein, würde nämlich auch passen. An die hellere Stelle unter der Zange erinnere ich mich nicht wirklich.

Die sehe ich dort aber recht deutlich und kann sie von deiner hellen Strickjacke im Spiegel unterscheiden.


Hmm, auf welche Idee kommen Männer da? Handtäschchen?

Mir wäre dazu einfach nichts eingefallen.
 
Bevor Liborius mich auf den richtigen Weg gebracht hat, habe ich auch in Richtung Heiligensymbole überlegt.

Hellebarde : Matthäus, Judas
Lanze: Thomas
Hahn: Petrus
Geldbeutel:Matthäus
Schwert: Philippus, Paulus, Matthäus,...
Schriftrolle: Diverse
Kleid=Haut: Bartholomäus
Hahn: Petrus
Kelch: Thomas, Johannes
Säge: Simon
"Pfeffermühle"=Tintenfass: Markus

Aber die Anordnung der Symbole, dass sich nicht alle so erklären lassen und Überschneidungen mit den Leidenswerkzeugen sprechen wohl gegen diese Interpretation.
 
... Werde aber dieses Jahr noch die Ausstellung in Einsiedeln besuchen, vielleicht erhelle ich da. ...
Hoi zäme

War gestern in Einsiedeln diese Ausstellung angucken:
„Zauberwahn & Wunderglauben. Amulette, Ex Voto und Mirakel in Einsiedeln“ im Museum FRAM.
Schön gemacht und es sind einige bisher unbekannte Exponate ausgestellt. Es lohnt sich mal rein zu schauen...

Gruss Pelzer

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Sonne: Als Alternative zur Deutung als Sonne käme der Morgenstern in Frage. Laut Manfred Lurker (b) wird das Bild des Jesus als Morgenstern (Joh 22,26) in Hinblick auf die Auferstehung aufgegriffen. Der Morgenstern sei "Symbol ständiger Erneuerung und [Künder] des über die Nacht siegenden Lichts".

Kleid und "Pfeffermühle": Zu den Arma Christi zählen auch Grab (meist als Sarg) und Grabtuch (a). Könnte es sich hier um eine Urne und ein Leichenhemd handeln?

(a) Lurker: Wörterbuch der Symbolik, S.491
(b) Lexikon der Kunst, E.A. Seemann, Bd.4 Leidenswerkzeuge
 
- Zange (zum Herausziehen der Nägel)
Wenn man eine willkürliche Anordnung ausschließt, macht das Herausziehen der Nägel mit der Zange als Interpretation sogar Sinn, schließlich hängt sie direkt über der Lampe. Dazu passt auch EQs Einordnung dass Lanze und Säge sowie Hellebarde und Nagelbohrer eine Linie bilden

Können wir evtl. die Leidenswerkzeuge auf den Querbalken reduzieren, während wir für die Gegenstände auf dem Kreuzesstamm noch eine geeignete Benennung finden müssen?
Dann passt einer der Kelche auf dem Querbalken aber nicht dazu. Wobei man den Abendmahlskelch auch uminterpretieren könnte in das Weingefäß aus dem Jesus kurz vor der Kreuzigung trinkt. Wobei der linke Kelch auch nicht unbedingt ein Kelch sein muss, zumindest sieht er "anders" aus.

Eine Wasserpflanze, die häufig irrtümlich für Schilf gehalten wird.
Ah, die "Blumen" :D - ich hatte gerade eine eher technische Assoziation.

Die sehe ich dort aber recht deutlich und kann sie von deiner hellen Strickjacke im Spiegel unterscheiden.
Ich habe die Zange mal schnell ausgeschnitten und vergrößert, jetzt ist es zwar etwas pixelig, aber so können wir zumindest absichern, dass wir vom gleichen reden. Meinst du das Eingekreiste? Ich fürchte das bin wirklich ich. Ich meine diese Stellen unmittelbar neben der Zange, auf die die Pfeile zeigen, das sieht irgendwie angeklebt aus (die anderen Symbole sind in der Vergroßerung sauber angebracht). Es kann natürlich auch sein, dass die Zange einfach abgefallen und laienhaft wieder angeklebt wurde.
Zange.JPG

Sonne: Als Alternative zur Deutung als Sonne käme der Morgenstern in Frage. Laut Manfred Lurker (b) wird das Bild des Jesus als Morgenstern (Joh 22,26) in Hinblick auf die Auferstehung aufgegriffen. Der Morgenstern sei "Symbol ständiger Erneuerung und [Künder] des über die Nacht siegenden Lichts".
Ein guter Hinweis, gerade das Morgensternbild gibt es im volkstümlich-religiösen Liedergut des Barock häufiger. Allerdings passt dann das Pausbäckchengesicht nicht wirklich. Der Morgenstern/die Sonne hat auch drei Ebenen, diese beiden "Rüschenbänder" und den Strahlenkranz.

Kleid und "Pfeffermühle":Zu den Arma Christi zählen auch Grab (meist als Sarg) und Grabtuch (a). Könnte es sich hier um eine Urne und ein Leichenhemd handeln?
Die Leichenhemdinterpretation hatten wir ja schon, aber ein Leichenhemd mit Gürtel? Eine Urne passt zum einen nicht zur Passionsgeschichte und zum anderen nicht zur katholischen Überzeugung der Leibbestattung (wegen der Auferstehung).
 
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