Telefonleitungen 'anzapfen'

ernstbay

Neues Mitglied
Hallo,
ich schreibe zur Zeit an einer fiktiven Geschichte, die am Ende des WK2 in Rom, in der Zentrale der SS an der Via Tasso 145 spielt.


In der Geschichte zapft ein Wehrmachts-Gefreiter (Fernmelder, also ‚Strippenzieher’), der desertiert ist, die Telefonleitung der SS-Zentrale an und gibt Informationen an die italienischen Partisanen weiter (= Verrat).


Meine konkreten Fragen:



  • Gab es überhaupt eine Kabel-basierte Telefonverbindung zwischen SS-Zentrale und dezentralen Gefechtsstellungen? Oder wurde alles damals schon über Funk abgewickelt
  • Falls Telefonleitung: Wie und wo musste die Leitung ‚angezapft’ werden? (z.B. direkt an einem Telefonapparat; an einer Überlandleitung; oder wo?)
  • Benötigte man zum ‚Anzapfen’ spezielle Werkzeuge/Geräte?


Vielen Dank für Eure Unterstützung


Ernstbay
 
Nun ja,wenn Du beim Bund,bei den Fernmeldern gewesen wärest wüßtest Du ,daß dort der sogenannte Feldkabelbau Standard war(Daher auch der Spitzname "Bongos" wegen der Kabeltrommeln :D )
Die Technik wurde im Prinzip seit dem 1 Weltkrieg eingesetzt
Man unterschied zwischen Feldkabel (FKB) und Feldfernkabel(FFKB)
Beim zweiadrigen FKB ,das für Sprechverbindungen im Nahbereich eingesetzt wurde betrug die Reichweite für Sprechverbindungen unter günstigen Bedingungen bis zu 15 km , beim vieradrigen FFKB bis zu 50 km.
Endgerät war der Feldfernsprecher OB/ZB und koordiniert wurde das ganze über sogenannte OB/ZB-Zehnervermittlungen und dort konnte man auch Gespräche mthören.
Eine andere Möglichkeit wäre der Aufbau von abhörsicheren Richtfunkstrecken gewesen, auch hier hatten die Richtfunker die Möglichkeit mitzuhören.
Das Problem ist,daß die SS über eigene Fernmeldeeinheiten verfügte, also ein normaler Heeresfernmelder wohl kaum da rangekommen wäre.
Vielleicht ist ja der ein oder andere Ex-Fernmelder in unserem Forum,der über technische Details Auskunft geben kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
wow toll! das ist ja schon eine ganze Menge an gut verwertbaren Informationen. Vielen Dank dafür.

Der von mir genannte Gefreite der Wehrmacht (er sprach gut Italienisch, weil seine Mutter Italienerin war) wurde als Dolmetscher von der SS angefordert und tat an der Via Tasso Dienst (also nicht als Fernmelder).

Benutzte die SS technisch die gleichen Einrichtungen wie die Wehrmacht?

Konten FKB und FFKB auch außerhalb der Zehnervermittlung (also 'überland') abgehört werden? Wenn ja: wie funktionierte das?

Herzliche Grüße
Ernstbay
 
Benutzte die SS technisch die gleichen Einrichtungen wie die Wehrmacht?

die funk- bzw. drahtgebundene Nachrichtenübermittlungstechnik ist für alle gleich. Man hätte wahrscheinlich auch alliierte Technik einsetzen können.


Konten FKB und FFKB auch außerhalb der Zehnervermittlung (also 'überland') abgehört werden? Wenn ja: wie funktionierte das?

Herzliche Grüße
Ernstbay

FKB/FFKB sind Kabel, an denen Feldtelefone angeschlossen worden sind.
Da die Bw zu allem und allen Dienstvorschriften hatte (zDV), könnte man auch noch dort suchen.

Ein Feldkabelnetz hat einen sternförmigen Bau: eine Vermittlungsstelle und von dort gehen die einzelnen Leitungen zu den Endstellen ab. Prinzipiell könnten - meiner Erinnerung nach - auch zwei Telefone über Kabel miteinander verbunden sein. Technisch sollte es möglich sein, sich in das Kabel einzuschleifen, eine "Abzweigung" zu legen und dann mit einem Feldtelefon (oder Höhrer) mitzuhören.

Aber zu den technischen Einzelheiten könnten Dir vielleicht wirklich eher ehemalige Angehörige der Feldkabel-Fm-Truppe (unabhängig von der Armee) vielleicht in Bundeswehr- bzw. NVA-Foren weiterhelfen.
Da diese Feldtelefone noch bei THW oder Feuerwehr im Einsatz sind, könnte man da vielleicht auch noch etwas in Erfahrung bringen.
 
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