Timeline Irland

parago

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Uebernommen von auswaertiges-amt.de


ab ca 600 v.Chr.

Beginn keltischer Besiedelung und Entstehung einer einheitlichen Sprache und Kultur

ab 5. Jhd.

Christianisierung (vorangetrieben v.a. durch Hl. Patrick, 430 - 461); Missionstätigkeit irischer Mönche in Kontinentaleuropa

9. und 10. Jhd.

Verstärkter Einfluss durch Wikinger; wiederholte Überfälle, aber auch Belebung von Handel und Stadtgründungen (u.a. 841 Dublin)

1014

Niederlage der Wikinger in der Schlacht von Clontarf

1167 - 1169

Ankunft der Anglo-Normannen; Verhinderung eines geeinigten irischen Feudalstaates

12. - 16. Jhd.

Anglo-Normannische Herrschaft. 1541 fällt Irland an die englische Krone (Heinrich VIII). Systematische protestantische Besiedlung durch England

17. Jhd.

Aufstände gegen die englische Vormachtstellung; Niederlage der Iren in den Schlachten am Boyne (1690) und von Aughrim (1691)

18. Jhd.

Unterdrückung der Katholiken durch englische Gesetzgebung. Beginn der irischen Emigrationsbewegung. Mit dem "Act of Union" wurde 1800 die volle parlamentarische Einheit zwischen Großbritannien und Irland vollzogen.

19. Jhd.

Zunehmende Verarmung der Bevölkerung. Durch Hungersnot und Auswanderung wird die irische Bevölkerung mehr als halbiert (von über 8 Mio. auf unter 4 Mio.); Stärkung der Unabhängigkeitsbewegung; erst ab den 1880er Jahren beschränkte Selbstverwaltung

1916

Osteraufstand mit Ausrufung der Republik. Niederschlagung durch Großbritannien

1919-21

Unabhängigkeitskrieg, der zu Anglo-Irischem Abkommen führt (Unabhängigkeit Irlands mit Verbleib Nordirlands bei Großbritannien)

1955

Aufnahme Irlands in die Vereinten Nationen

1973

Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft (heutige Europäische Union - EU)
 
parago schrieb:
1916

Osteraufstand mit Ausrufung der Republik. Niederschlagung durch Großbritannien

1919-21

Unabhängigkeitskrieg, der zu Anglo-Irischem Abkommen führt (Unabhängigkeit Irlands mit Verbleib Nordirlands bei Großbritannien)
Hallo parago,
deine Timelines sind eine gute Sache:hoch: . Dazu fällt einem immer sofort etwas ein.
Diesmal ist mir aufgefallen, dass das Auswärtige Amt in der Timeline für GB obige Daten nicht aufführt. Wahrscheinlich sind die Ereignisse für die Briten weniger wichtig als für die Iren.

Meine Frage:
Sind die Ursachen des leider heute noch schwelenden Nord-Irland-Konfliktes in den Ereignissen von 1916 - 1921 zu suchen oder muss man hier tatsächlich bis ins 17. Jahrhundert oder sogar bis ins 12. Jahrhundert zurück gehen?
 
Festus621 schrieb:
Hallo parago,
deine Timelines sind eine gute Sache:hoch: . Dazu fällt einem immer sofort etwas ein.
Diesmal ist mir aufgefallen, dass das Auswärtige Amt in der Timeline für GB obige Daten nicht aufführt. Wahrscheinlich sind die Ereignisse für die Briten weniger wichtig als für die Iren.
Werter Festus..

danke fuer die Blumen. Und ums kurz zu machen: ich muss das Kompliment auch gleich zurueckgeben - deine Fragen zu meinen Timelines sind naemlich eine ebenso gute, wenn nich sogar bessere, Sache da aeusserst klug (ja, meiner Meinung nach kann man auch klug fragen, nicht nur antworten) und darueber hinaus absolut inspirierend und motivierend. :yes:


Festus621 schrieb:
Meine Frage:
Sind die Ursachen des leider heute noch schwelenden Nord-Irland-Konfliktes in den Ereignissen von 1916 - 1921 zu suchen oder muss man hier tatsächlich bis ins 17. Jahrhundert oder sogar bis ins 12. Jahrhundert zurück gehen?

So ein Knueller von Frage kann ja nu wirklich nur von dir kommen *lach
Wenn's doch bloss so einfach waer'.. In meinen Augen ist der Nordirland Konflikt (hier auch gern die 'troubles' genannt) einer der kompliziertesten mit denen unsere Zeit zu tun hat. Wenn du im Pub an der Ecke 25 Leute nach ihrer Meinung dazu fragst und nach Ideen fuer die eigentlichen Ausloeser, bekommst du, genau, 25 verschiedene Versionen praesentiert, alle mit einer Ueberzeugungskraft vorgetragen, wie sie nunmal nur den Iren innewohnt. Filtert man die grob irrgeleiteten und schlicht und einfach falschen Statements heraus, bleiben immernoch gut ein Dutzend verschiedene Stellungnahmen und Versionen uebrig, die, rein theoretisch, moeglich und im Kern wahrscheinlich allesamt ein mehr oder weniger dickes Koernchen Wahrheit enthalten.

Bevor ich jetzt hier den 26. Erguss zu Papier (oder so) bringe, zitiere ich lieber, was meiner Meinung nach am ehesten der 'Gesamtwahrheit' entspricht und was auch in meinem hiesigen Bekanntenkreis als allgemeingueltig angesehen wird.

Quelle: Stefan Wolff - Aspekte einer Loesung des Konflikts in Nordirland


Der Konflikt in Nordirland ist mehrdimensional und hat über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, vier politische Akteure in die Auseinandersetzungen um und über die heutige britische Provinz verwickelt. Die einzelnen Teilkonflikte sind:
Erstens der zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen,
Zweitens der zwischen der nationalistischen Bevölkerungsgruppe und dem britischen Staat, Drittens der zwischen der unionistischen Bevölkerungsgruppe und dem irischen Staat, Viertens der noch immer nicht gelöste territoriale Konflikt zwischen Großbritannien und der Republik Irland, und
Fünftens der latente Konflikt zwischen der unionistischen Bevölkerungsgruppe und dem britischen Staat.


Nun sind ja vor ein paar Wochen scheinbar alle Hoffnungen auf eine endgueltige, friedliche Loesung im Keim erstickt worden, da der Versuch, die Regionalregierung als Koalitionsregierung der beiden grossen Parteien, der pro-britischen DUP und der irisch-republikanischen Sinn Féin, wieder instand zu setzen, scheiterten. Obwohl die IRA die ultimative Vernichtung all ihrer Waffen bis Ende des Jahres angeboten hatte, verweigerte die DUP ihre Zustimmung zum Kompromiss-Paket. Die Begruendung klingt (und ist) laecherlich: schliesslich weigere die IRA sich, die Vernichtung fotographisch festhalten zu lassen. :spinner:

Man darf gespannt bleiben..

Weiterer interessanter Link: Geschichte des Konfliktes

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Zuletzt bearbeitet:
Die Katholiken in Nordirland müssen mittlerweile auch gar nicht mehr zu den Waffen greifen um ihre Rechte zu erhalten. Da die Geburtenrate unter den Katholiken wesentlich höher ist als bei den Protestanten, dauert es nur noch wenige Jahrzehnte und sie stellen die Mehrheit in Nordirland. Wie es dann dort weitergeht, darf man gespannt sein.
 
Andronikos schrieb:
Die Katholiken in Nordirland müssen mittlerweile auch gar nicht mehr zu den Waffen greifen um ihre Rechte zu erhalten. Da die Geburtenrate unter den Katholiken wesentlich höher ist als bei den Protestanten, dauert es nur noch wenige Jahrzehnte und sie stellen die Mehrheit in Nordirland. Wie es dann dort weitergeht, darf man gespannt sein.

Die Quelle dazu wuerde mich interessieren! :cool:

Davon abgesehen.. das impliziert ja, dass einem die bei der Geburt (oder besser in den Monaten danach) meist von den Eltern aufgezwungene Konfession ein Leben lang auf die Fahne geschrieben bleibt - da bin ich aber ganz gewaltig anderer Meinung. Ich denke, gerade die jetzige, und mit Sicherheit noch mehr die naechste Generation wird eine etwas liberalere und weniger glaubenstechnisch verkrampft und traditionell verbohrt sein als die letzten.

Oder hab ich die rosarote Brille auf? :confused:

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parago schrieb:
Die Quelle dazu wuerde mich interessieren! :cool:
Bitteschön:

[font=Arial, Helvetica, sans-serif][font=Arial, Helvetica, sans-serif]Im Jahr 1961 wurden in Nordirland 34,9 % Katholiken (= 497.547) und 61,5 % Protestanten (= 875.433) gezählt, hinzu kamen Konfessionslose und Sektierer. In Antrim existierte eine katholische Minderheit von 24 % der Bevölkerung, in Belfast von 28 %, in Down von 22 %, in Armagh von 47 %, in Derry County von 43 %. Die Bevölkerungsmehrheit stellten Katholiken mit 53 % in Fermanagh, mit 67 % in Derry City und mit 55 % in Tyrone. Im Protestant State gab es also nur in Antrim, Down und Belfast ein eindeutiges protestantisches Übergewicht. Ende der 60er Jahre waren bereits 51 % aller Schulkinder in Nordirland katholisch - die katholische Geburtenrate lag 40 % höher als diejenige der Protestanten. [/font]
[font=Arial, Helvetica, sans-serif]Die Unionisten waren sich des demographischen Drucks der katholischen Bevölkerungsgruppe nur zu bewußt. Neben den in den Teilen 1 und 2 skizzierten religiösen und ideologischen Motiven hatte die Diskriminierung der Katholiken einen weiteren handfesten Hintergrund: Durch systematische Ausgrenzung und Entrechtung wurden Zehntausende in die Auswanderung getrieben. Die katholische Emigrationsrate war doppelt so hoch wie die der Protestanten, was Jahrzehntelang die Vorherrschaft des Unionismus sicherte. [/font]
[/font]
http://www.die-kommenden.net/dk/artikel/ira_teil4.html
 
Das sind ja nun Zahlen aus den 60er jahren wenn ich das richtig sehe; waere natuerlich interessant zu wissen, ob sich dieser Trend fortgesetzt hat. Nichtsdestotrotz weigere ich mich, zukuenftige politische Zustaende anhand von konfessionstechnisch sortierten Geburtenraten abhaengig zu machen. :thx:

Danke fuer den Link!

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