Topkapi Serail: Mehmet II. als "Schatten Gottes auf Erden"?

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Nunduun

Gast
Hallo

ich sitze seit geraumer Zeit an einer Hausarbeit über das Topkapi Serail in Istanbul. An dessen ersten Zeremoniellen Tor zur Stadt hin, ist eine Inschrift im Namen Mehmed II. angebracht worden, in der er sich u.a. als "Schatten Gottes in dieser Welt und der nächsten" bezeichnet.
Soviel ich weiß ist das eine Art der Legitimation der Herrschaft des Sultans, aber ich finde nichts genaueres dazu. Kann mir da Jemand helfen was das genau zu bedeuten hat? Und inwiefern ist das mit der Bezeichnung "Stift Gottes" wie beim Taj Mahal zu vergleichen, bzw. wo liegen da evtl. die Unterschiede?

Vielen Dank schonmal im Vorraus!
Liebe Grüße
Lene
 
Was macht ein Schatten ? Er tut genau dasselbe wie der welcher den Schatten wirft. Mit anderen Worten erfüllt er Gottes Willen und Handlungen 1 zu 1.
Der Stift Gottes bringt dessen Botschaften in Schriftform, indem er z.B. Gesetze erlässt und niederschreibt.
Im Islam und im Christentum war es nicht mehr möglich sich selbst als Gott zu bezeichnen ,wie das in der Antike noch, besonders bei orientalischen Herrscherg üblich und akzeptiert war. Um sich aber selbst noch als übermenschliche Wesen darstellen zu können, bezeichneten sich einige Sultane ,Mogule oder Khane als irgend etwas von Gott.
Nicht viel anders verhält es sich mit dem Stellvertreter Gottes auf Erden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo

Klingt logisch, war mir nur nicht sicher ob man das so wörtlich nehmen kann. Vielen Dank! Das passt auch zu dem was ich sonst so zum Topkapi gefunden habe. Kann man also sagen das der Schatten Gottes etwas näher an Gott wäre als der Stift Gottes?
Versteh ich das richtig, das im Vergleich dazu "von Gottesgnaden" eine abgeschwächte Form ist? Das da also jegliche Tateten Gottes Segen haben, aber nicht von Ihm erdacht sind?

Liebe Grüße
Lene
 
Zunächst bedeutet es, dass er im Schutz Gottes steht (nicht im Sinne von "in seinem Schatten stehen"/"in den Schatten stellen" sondern positiv). Gott ist das Vorbild, dem man nacheifert (und deshalb sein Schatten ist, weil man ihm nachfolgt.)

Gleichzeitig ist ein Schatten sowas wie ein Abbild. Man stellt sich nicht auf einem Stufe mit Gott, sagt nicht "ich bin wie Gott" oder "ich bin Gott", aber man sagt: Ich bin ihm ähnlich, wer mich sieht kann einen Schatten Gottes/ein Abbild Gottes sehen, eine Idee von Gott erahnen.

"Von Gottesgnaden" bedeutet, durch die Gnade Gottes, auf Grund seiner Gesetze auserwählt, durch ihn gesegnet. Und das ist zwar schon ziemlich schick, aber tatsächlich eine abgeschwächte Form des "Schatten Gottes", der sich in direkten Bezug zu Gott setzt. Das ist ähnlich wie Jesus in der Bibel (Joh. 14,9), wenn er sagt: "Wer mich sieht, sieht den Vater". Wer der Schatten Gottes ist, ist sozusagen sein Repräsentant auf Erden und die erkennbare Spur Gottes in der Welt.
 
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