Transportwesen der Sumerer

Babylonia

Mitglied
Transportwesen der Sumerer


Seit wann der Mensch Boote bauen kann, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich liegt diese Erfindung weit in der Vergangenheit zurück.
Die Sumerer bewerkstelligten den Gütertransport seit frühester Zeit (4. Jt. v. Ch.) nicht nur mit Eseln, sondern auch mit Booten. Mit Bitumen abgedichtete runde Paddelboote aus Holz oder Schilf und Lederboote mit Spanten, die gepaddelt oder gerudert wurden, dienten sowohl dem Personenverkehr als auch dem Gütertransport. Sie wurden vorwiegend in den Kanälen und Sümpfen, aber auch auf den großen Flüssen benutzt. Manche dieser Boote werden heute noch auf den Tigrismarschen benutzt. Das Problem, dass diese Boote nur flussabwärts ihre Bestimmung erfüllten und auf dem Rückweg mit gesamter Ladung von Eseln transportiert werden mussten, lösten die Mesopotamier durch den Bau von größeren, stabileren, aus Holz konstruierten Lastkähnen und Flößen. Diese waren auch für den schweren Massengütertransport geeignet z.B. Getreide. Flussaufwärts wurden sie mit Hilfe von Zugtauen getreidelt, abwärts trieben sie mit dem Strom und wurden mit Steuerrudern gelenkt. Der Fernhandel wurde, außer mit Eseln, auch mit seetüchtigen Segelschiffen, die mit Rudern versehen waren, bewerkstelligt. Die Bedeutung der Schifffahrt für die Südmesopotamier belegen mehrere archäologische Funde. So fand Sir Woolley in den Königsgräbern von Ur aus der Mitte des 3. Jahrtausends v. Ch., die mit allem bestückt waren, was einem damaligen Herrscher wichtig erschien, auch ein großes silbernes Modellboot, von einer Form, die heute noch auf dem unteren Euphrat in Gebrauch ist. Oder die Korrespondenz des Stadthalters von Isin, Ischbiera, mit Ibbisin (um 2000 v. Ch.), dem letzten König der Sumerer, von dem er 600 Frachtschiffe forderte, um Getreidevorräte transportieren zu können.
Im Kodex Hammurabi befassen sich die §§ 234- 240 mit der Schifffahrt.
Das Rad wurde um 3500 v. Ch. erfunden. Die ersten Räder waren schwere, hölzerne Scheibenräder, die aber wahrscheinlich nicht dem Gütertransport, zumal dem Ferntransport, dienten (dafür hätten die Mesopotamier das perfekte Straßensystem der Inka bedurft). Auf einer Weihplatte aus der ersten Hälfte der 3. Jt. v. Ch. ist ein einachsiger Wagen mit Scheibenrädern und einer vierfachen Eselbespannung dargestellt und auf der berühmten Standarte von Ur, die in den Königsgräbern gefunden wurde, sind zweiachsige Wagen mit Scheibenrädern, die ebenfalls von vier Eseln gezogen werden, dargestellt. Allerdings fand der Ausgräber Woolley in diesen Gräbern auch mehrere, mit Kostbarkeiten, Waffen und Gefäßen vollgeladene Ochsenfuhrwerke.
Pferde sind selten und kostbar gewesen und wurden nicht zu Arbeitszwecken eingesetzt. Kamele sind eher aus der Levante des ausgehenden 2. /Anfang des 1. vorchristlichen Jahrtausends bekannt als aus Mesopotamien.
Quelle:
B. Hrouda, Der Alte Orient, Bertelsmann, München 2004
H. Uhlig, Die Sumerer, Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1992, 3. Aufl. 2002
M. Jursa, Die Babylonier, C.H. Beck Wissen, München 2004
 
Zuletzt bearbeitet:
Babylonia schrieb:
lösten die Mesopotamier durch den Bau von größeren, stabileren, aus Holz konstruierten Lastkähnen und Flößen. Diese waren auch für den schweren Massengütertransport geeignet
Waren es solche Kästen, an den der Dichter des Gilgamesch-Epos bei der Schilderung seiner Arche dachte? Gibt es da eine nähere Beschreibung?
 
hyokkose schrieb:
Waren es solche Kästen, an den der Dichter des Gilgamesch-Epos bei der Schilderung seiner Arche dachte? Gibt es da eine nähere Beschreibung?

Mehr an Beschreibung fand ich nicht. Habe aber Bilder vieler verschiedener "Schiffe" aus allen Jahrtausenden in meinen Büchern gefunden, z.B. bei B. Hrouba, "Der Alte Orient". Es sind Relifdarstellungen abgebildet, die zwar Schiffe mit Überdachung zeigen, ein Kastenschif ist aber nicht dabei. Vergeblich habe ich nach einer Abbildung oder Beschreibung eines archeähnlichen Schiffes gesucht. Würde mich auch interessieren. Das Thema Wasserfahrzeuge wurde in den mir vorliegenden Büchern ziemlich stiefmütterlich behandelt. Schade eigentlich, wo doch so viel vom "Seehandel" berichtet wird.
 
Zurück
Oben