türkische Einheiten in der Roten Armee - Wien 1945?

Xander

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Moin moin

In dem Buch "Wiener Tagebuch 1944/1945" von Josef Schöner hat mich eine Textstelle stutzig gemacht! Dort steht (s.133):

"...Es heißt, daß die Russen bisher nicht versucht hätten, in die Bezirke innerhalb des Gürtels vorzudringen, sondern den Gürtel entlang gegen Norden zur Donau zögen. Ein Zivilist berichtet, der XII. Bezirk sei bereits völlig besetzt, noch dazu von türkischen Truppen, die sich korrekt benähmen. ..."

Waren türkische Truppen in der Roten Armeee (hier konkret in der 9.Garde Armee)?
Oder sahen Truppenteile nur fremdländisch aus und wurden unwissenderweise als Türken beschrieben?

Beste Grüße
Andreas
 
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Moin moin

In dem Buch "Wiener Tagebuch 1944/1945" von Josef Schöner hat mich eine Textstelle stutzig gemacht! Dort steht (s.133):

"...Es heißt, daß die Russen bisher nicht versucht hätten, in die Bezirke innerhalb des Gürtels vorzudringen, sondern den Gürtel entlang gegen Norden zur Donau zögen. Ein Zivilist berichtet, der XII. Bezirk sei bereits völlig besetzt, noch dazu von türkischen Truppen, die sich korrekt benähmen. ..."

Waren türkische Truppen in der Roten Armeee (hier konkret in der 9.Garde Armee)?
Oder sahen Truppenteile nur fremdländisch aus und wurden unwissenderweise als Türken beschrieben?

Beste Grüße
Andreas

Vermutlich Turkmenen. Es gab u.A. eine 72. turkmenische Infanteriedivision.

Die Türken standen schon damals mit den Sowjets nicht gerade in guten Beziehungen.
 
Waren türkische Truppen in der Roten Armeee (hier konkret in der 9.Garde Armee)?
Oder sahen Truppenteile nur fremdländisch aus und wurden unwissenderweise als Türken beschrieben?

Beste Grüße
Andreas

Wie Bdaian schon schrieb, beteiligte sich die Türkei nur symbolisch am Ende des Weltkriegs, nicht mit Truppenverbänden an der Ostfront.

Konkret: die 9. Gardearmee wurde aus der Unabhängigen Luftlandearmee umgestaltet, und hatte folgende Zusammensetzung (überwiegend im Moskauer Militärbezirk aufgestellte sowjetische Einheiten, die aber turkmenische oder Kaukasustruppen iwS durchaus enthalten könnte):

37 гв. ск (98, 99 и 103 гв. сд),
38 гв. ск (104, 105 и 106 гв. сд),
39 гв. ск (100, 107 и 114 гв. сд)

Also die drei Garde-Schützenkorps 37,38 und 39
Mit den Garde-Schützendivisionen 98, usw.


Quelle: Gliederung RKKA 1.3.1945. aus der Publikation des Verteidiugngsministeriums 1990, БОЕВОЙ СОСТАВ СОВЕТСКОЙ АРМИИ ЧАСТЬ V (Январь – сентябрь 1945 г.)
 
Besten Dank für die Infos, so machen die Aufzeichnungen Sinn!

Turkmenistan hatte ich nicht auf dem Schirm! :red:
 
Habe noch etwas recherchiert. Von der 9. GdA war nur das 39. GdSK eingesetzt, dieses nahm den XII. Bezirk Meidling ein. Links und rechts waren Teile anderer Armeen, zwei Mech.Korps.

Quelle: Maier.
 
Hier noch die grobe Vormarschrichtung des 39. GdK, Quelle Maier (im Südwesten von Wien "quer" lag die 2. SS-Panzerdivision "Das Reich"):
 

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Hatten denn turkmenische oder kaukasische Einheiten der Roten Armee irgendwelche Attribute zur Uniform, die sie von "normalen" Rotarmisten unterschieden? Oder war man durchweg einheitlich gekleidet?

Gruss, muheijo
 
Meinst Du das allgemein, wobei hier lend-lease auch zu beachten ist?

Im Fall hier sind die 100. und 114. GdSD involviert - siehe oben -, die aus dem Wolga-Moskau-Bereich stammen und vermutlich nur einzelne Rekrutierungen aus dem Kaukasus aufgewiesen haben.
 
Meinst Du das allgemein, wobei hier lend-lease auch zu beachten ist?

Allgemein natuerlich auch - aber hier ging's mir um den eingangs erwæhnten Fall, dass von "tuerkischen" Truppen die Rede war: War das die Ûberzeugung des Zivilisten allein aufgrund des "türkischen" Habitus der Soldaten, oder hatten sie vielleicht "türkische" Assessoirs, die zu dieser Annahme führten? Ich denke da an Uniformschnitt, Kopfbedeckung, Krummsæbel, whatever, vielleicht auch nur von Offizieren getragen.
Auch Kosaken Uniformen kønnte der Schreiber vielleicht als Türkisch eingeschætzt haben.

Wenn man nur von einzelnen Rekrutierungen aus dem Kaukasus/Turkmenien ausgeht, werden diesen aber wohl kaum innerhalb einer Einheit Abweichungen in der Uniform haben.

Wie auch immer, ich finde es merkwuerdig, wie der eingangs erwæhnte Zivilist zu der Einschætzung "Türken" kommt.

Gruss, muheijo
 
Von einzelnen, anders aussehenden Soldaten gehe ich, nach meinem Verständnis, nicht aus. Dann würde man doch vermutlich nicht gleich von fremden Truppen sprechen? :grübel:
 
Als Ergänzung [1, S. 313] wurde die 9. Garde Armee erst Januar 1945 neu formiert. Sie übernahm den Stab der 7. Armee und im wesentlichen Einheiten aus einer Garde Luftlande Einheit, wie Silesia bereits geschrieben hat.

Im März 45 kam sie voll ausgerüstet, Divisionen voll aufgefüllt aber mit einem geringeren Komplement schwerer Waffen, in Ungarn zum Einsatz und nahm im März als Teil der 2. Ukrainischen Front an der Besetzung Prags teil. Und von dort wohl nach Wien, da Stavka ab 1. April der 2. und 3. ukrainischen Front diese Aufgabe übertragen hatte.

Eine Beschreibung der Operationsgeschichte in 1945 und ihrem Einsatz durch Tolbukin findet sich bei Erickson [2, S. 510 ff, bes. 514ff].

Meine persönliche Meinung zu der Wahrnehmung ist, dass sie auf einer "Fehlwahrnehmung" basiert, da die einzelnen Einheiten der RKKA - schon aufgrund der Logistik - keine besonderen "landsmännischen" Besonderheiten hat unterstützen können und auch nicht wollen. Vielleicht mit Ausnahme von einzelnen Kavallerieeinheiten.

1. Bonn, Keith E. (2005.): Slaughterhouse. The handbook of the Eastern Front. Bedford, PA: Aberjona Press.
2. Erickson, John (1983.): The road to Berlin. Stalin's war with Germany. New Haven, CT: Yale University Press (Stalin's war with Germany).
 
Ich habe irgendwo ein Bild von turkmenischen Kavalleristen der Roten Armee gesehen mit Kaukasischen Pelzmützen. Die waren auf den ersten Blick zumindes als zentralasiatisch zu identifizieren, auch durch ihre Gesichtszüge.
 
Genau so etwas meinte ich, aber die waren zu dem besagten Zeitpunkt wohl nicht in Wien, oder doch?

Gruss, muheijo

Auf dem Foto wohl nicht, das wurde irgendwo in der SU geschossen. Aber bei einem der ersten Treffen zwischen US-Amerikanischen und sowjetischen Truppen in Deutschland, an der Elbe, trafen erstere auf zentralasiatische Kavalleristen, laut den Erinnerungen eines Teilnehmers. Ich meine nicht das berühmte erste ofizielle Treffen bei Torgau.

Wie wurden denn die sowjetischen Kavallerieeinheiten zu Kriegsende eingesetzt? Als geschlossener Verband so dass sie aufgeführt sein müssten wenn sie vor Wien gestanden hätten oder auf die Schützendivisionen verteilt als Aufklärungsverbände, so dass sie nicht unbedingt als Einheit erwähnt sein müssten?

P.S.: Hier habe ich es gefunden. Es war in der Nähe von Strela bei Leckwitz und der Kavallerist war aus Kasakstan.

69th Infantry Division – Unit Histories
 
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Genau so etwas meinte ich, aber die waren zu dem besagten Zeitpunkt wohl nicht in Wien, oder doch?

Gruss, muheijo

Waren sie nicht, siehe oben zu den fraglichen Verbänden.

Zu der anderen Frage: Kavallerieeinheiten wurden bis Kriegsende geschlossen in Divisionen, dort bis zu 3 in Korps zusammengefasst eingesetzt, oder nach Durchbruchsschlachten in Kombination mit "Mechanisierten Korps" in einer "Kavallerie-Mechanisierten Gruppe".

Zum Beispiel: Cavalry mechanized group - Wikipedia, the free encyclopedia
 
Falls dein Interesse an der Kavallerie erwacht sein sollte:

"Pferd und Reiter im II. Weltkrieg" von Janusz Piekalkiewicz

Nicht allzu tiefschürfend, aber jede Menge Bilder von Kavalleristen im zweiten Weltkrieg, Schwerpunkte Deutschland und die SU aber auch USA, Japan, GB etc..

Sehr viele Fotos auch von exotischen Reiterverbänden wie etwa Turkmenen und Kosaken. Die sehen übrigens in deutscher und sowjetischer Uniform fast gleich aus.

Gibt es für wenig Geld antiquarisch und macht Spass
 
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