Übernahme von Sprachen, Widerstand, Macht

... das Englisch ist m. W. der Dialekt Südenglands. Beim Englischen ist aber die Frage, ob es nur einen Standard für die Aussprache und Schreibweise gibt. Das Problem beim Englischen ist, dass die Orthographie einen alten Lautstand wiedergibt, der mit der Aussprache leider nur selten korrespondiert.

Die englische Orthographie entspricht dem Lautstand von 1400. So z.B.: night, das heutzutage /naɪt/ lautet, aber im Mittelenglischen /niçt/ ausgesprochen wurde. Der Standard wurde vor allem vom königlichen Hof, von den Privatschulen und zuletzt vom Rundfunk verbreitet, daher auch die Bezeichnungen Queen's English, Oxford English und BBC English. Er entstammt der Sprache Londons und Umgebung. Heutzutage gewinnen regionale und soziale Varietäten an Akzeptanz und beeinflussen den Standard (so z.B. das Cockney als Sprache der Londoner Arbeiterklasse).

P.S. Wer Probleme mit der Aussprache des th hat, sollte sich keine Sorgen machen. Ich habe es schon mehrmals als /f/ und /v/ ausgesprochen in BBC-Serien gehört. Three klingt dann wie free.

http://en.wikipedia.org/wiki/Th-fronting
 
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Übrigens ist auch eine deutsche, regionale Schriftsprache ausgestorben:

Rhein-Maasländische Dialekte ? Wikipedia

Sie wurde ab der frühen Neuzeit von dem Hochdeutschen abgelöst. Bemerkenswert ist, dass am Niederrhein neben dem Hochdeutschen auch das Niederländische als Amtssprache benutzt worden sind.
 
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Das Niederländische war damals ja eigentlich nur ein Niederfränkischer Dialekt. Und da auch das Mittelniederdeutsche eine Schriftsprache war, sogar wohl ausschließlich eine Schrift- und Kaufmannssprache, die vom gesprochenen Dialekt abwich, ist das nicht überraschend.

Und der Sprachwechsel von Niederdeutsch zu Hochdeutsch ist meines Wissens der am besten untersuchte Sprachwandel. Sowohl in seinen frühen Stadien, als auch vom 19. Jh. bis heute, als er ja direkt beobachtet werden konnte.
 
Hochdeutsch

Ja, Riothamus,
das sollte wohl auch so sein. Ich bin im Besitz von 2 Bänden Die Deutsche Sprache und einem 1bändigen Nachfolger, der auf Grund des Fortschritts der Forschung notwendige Korrekturen vornahm und alles nochmals in Kurzfassung darstellte.
Daraus stammt wohl auch meine Kenntnis darüber, wie es zum heutigen Hochdeutschen kam, das auf Luthers Einfluss mittels der von ihm für seine Bibelübersetzung verwendeten (Ober-)Sächsischen Kanzleisprache zurückgeht. Im protestantischen Norddeutschland wurde das (quasi als 'Fremdsprache') übernommen und, wie von der eigenen niederdeutschen Sprache gewohnt, ausgesprochen. Mit der wachsenden Bedeutung Preußens hat sich diese Schriftsprache-Aussprache-Symbiose dann im ganzen deutschen Sprachraum allmählich als Hochsprache durchgesetzt. Das dürfte dann auch die besonders norm-akzentuierende Hannoveraner Aussprache erklären... ;-)
Mit tatsächlich gesprochenem (ober-)sächsisch hat das dann allerdings (fast) genausowenig zu tun wie mit oberdeutschen Dialekten. In Deutschland ist die Alltagssprache allerdings entweder ein Dialekt oder häufiger eine (überregionale) sog Verkehrssprache (die ehem DDR hatte davon 2: die Berliner im Norden und die Leipziger im Süden, die alte BR dürfte mehr gehabt haben).

Was die th-Aussprache im Englischen betrifft, meine ich, das auch schon gehört zu haben, wobei für die stimmhafte Variante, zumindest im AE, wohl eher eine Art von d (als v) verwendet wird. Allerdings neigen deutsche Sprecher oft zur - bzw [z]-Aussprache (vor allem, wenn sie die 2.Aussprachevariante des als 'ß' - untere Schneidezähne - benutzen). Das wäre dann oft ziemlich missverständlich.

Zum Hauptthema will ich nur noch das Bsp Finnisch (nebst u.a. Estnisch, Karelisch) nennen, weil das bisher nicht erwähnt wurde. Bislang dachte ich, hier das Bsp einer friedlichen Übernahme der Sprache einer einheimischen finno-ugrischen Bevölkerung durch einsickernde Balten zu haben, denn diese Sprachträger sollen sich genetisch nicht von den Balten unterscheiden, die Samen aber wohl. Nun legen inzwischen gelesene Studien aber nahe, dass Finnland ursprünglich von baltisch sprechenden Gruppen besiedelt war und die Samen erst später eingewandert sind. Wie könnte man dann diesen Sprachwandel deuten? Würde er nicht aus den bisher vorgestellten Szenarien fallen?

Gruß, Lucius :-?
 
Als die Portugiesen bei dem Fischerdorf Anfa im heutigen Marokko einen Stützpunkt gründeten, nannten sie diesen, wohl nach einem Gebäude Anfas Casa Branca ('weißes Haus'). Die Alawiten lehnübersetzten Casa Branca zu ad-Dār al-bayḍāʾ ('das weiße Haus') und als die Spanier ad-Dār al-bayḍāʾ übernahmen, benannten sie es um in Casa Blanca/Casablanca. Seit der marokkanischen Unabhängigkeit heißt es wieder offiziell ad-Dār al-bayḍāʾ, so nennen es die Marokkaner aber nicht, sie sagen kurz "Kāzā" ( كازا < كازابلانكا ("Kāzāblānkā")) und reproduzieren dabei nicht das scharfe spanische [ s], sondern das weiche deutsche -s- [z]. Find ich linguistisch bemerkenswert.
 
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