Ulrike Meinhof: fragment über struktur

pheebe

Neues Mitglied
Guten Tag,

ich komme irgendwie bei dieser Quelle nicht zurecht. Rote Armee Fraktion (RAF) Dokumente


Ich weiß nicht wie ich die Echtheit überprüfen kann, weil es ja alles selbst von ihr aufgeschrieben wurde. AUßerdem bekomme ich keine Inhaltsangabe geschrieben.

Kann mir irgendjemand helfen ich verzweifle noch.


Mit freundlichen Grüßen.
 
Guten Tag,

ich komme irgendwie bei dieser Quelle nicht zurecht. Rote Armee Fraktion (RAF) Dokumente


Ich weiß nicht wie ich die Echtheit überprüfen kann, weil es ja alles selbst von ihr aufgeschrieben wurde. AUßerdem bekomme ich keine Inhaltsangabe geschrieben.

Kann mir irgendjemand helfen ich verzweifle noch.


Mit freundlichen Grüßen.

Wenn du die Echtheit überprüfen möchtest, musst du herausfinden in welchem Archiv das Original aufbewahrt wird.

Diese Überpürfung ist sehr Zeitaufwendig und wohl mit Reisen verbunden.

Ist die Quellenkritik für die Schule/Studium? Und von wem hast du den Link zur Quelle bekommen?
 
Das soll eine Quellenkritik für die Schule sein. Eine Art Übung für das Abitur. Den Link habe ich von der Lehrerin bekommen. Was könnte ich deiner Meinung nach schreiben zur Echtheit bzw. Authenzität
 
Das soll eine Quellenkritik für die Schule sein. Eine Art Übung für das Abitur. Den Link habe ich von der Lehrerin bekommen. Was könnte ich deiner Meinung nach schreiben zur Echtheit bzw. Authenzität

Wenn du den Link dazu von der Lehrerin bekommen hast, ist das ja gut.

Zur Echtheit schreibst du das hin was du hast. Also in etwa die Echtheit und Authenzität kann ich anhand des Linkes nicht überprüfen. In deinem Link steht ja auch nicht woher die Quelle stammt oder von wo sie abgeschrieben wurde.
 
Es gibt eine Broschüre wo Texte, Briefe und Fragmente aus der Haft abgedruckt sind.

Ulrike Meinhof –
Letzte Texte
Packpapierverlag Osnabrück

Vielleicht kannst du dies ja in einer Bibliothek mal anschauen und so mehr herausfinden.
 
Noch eine Frage: Die Quelle ist doch keine primär Quelle, sondern sekundär Quelle, weil der jenige der es ins Internet gestellt hat auch etwas verändern hätte können oder?
 
Hallo Pheebe,

ja, zur Q-Kritik gehört auch eine Expertise zur Bewertung der Echtheit. Aber die kannst du als Schülerin i.d.R. gar nicht leisten. Wenn deine Lehrerin also nicht explizit gesagt hat, dass du diese Form der Expertise leisten sollst, dann halte dich auch nicht damit auf.

Zu der Frage Primär- oder Sekundärquelle: Nein, der Umstand, dass eine Quelle in Edition publiziert vorliegt bestimmt nicht, ob es sich um eine Primär- oder Sekundärquelle handelt. Die Frage, ob es sich um eine Primär- oder Sekundärquelle handelt, hängt von der Fragestellung an die Quelle ab und ob das Verhältnis der Quelle mittelbar oder unmittelbar zum untersuchten Gegenstand ist. Hätte der Editor etwas an der Quelle verändert, hätte er sie verunechtet. Dadurch wird aber eine Primärquelle nicht zu einer Sekundärquelle.

EQ
 
Die zentralen Aussagen der Quelle sind doch:

- die Bundesanwaltschaft stellt Baader falsch dar.
- Bundesanwaltschaft hat die RAF noch stärker gemacht
- Baader verkörpert einen guerilla -> würde mit allen mitteln kämpfen
-wichtigste sind einen starken wille und entschlossenheit zu haben

oder was würdet ihr sagen
 
Ich denke, wenn es hier um die Quellenkritik geht, solltest du dich auf die kleine Einleitung konzentrieren, die dem "Fragment über Struktur" vorausgeht.
Diese ist in der PDF-Variante vorhanden, nicht aber auf dem direkt auf der Homepage geposteten Text.

Ich gebe mal einleitende Hinweise, auf die du dich konzentrieren kannst:

- das Datum; was hat es damit besonderes auf sich?
- Vier Personen werden genannt; "Ulrike", "Andreas", "Hanna Krabbe" und der Verfasser der kleinen Vorrede "Jan"; um wen handelt es sich (Krabbe, so sei verraten, kann man hier etwas vernachlässigen).
- Ein Konflikt wird angedeutet.
- Unter welchen praktischen Voraussetzungen (wo, wie) wurde die Vorrede geschrieben, wurde das Dokument geschrieben, wurde der Text veröffentlicht? Welche Probleme für die Authentizität könnten sich hier ergeben?

Die ersten drei Punkte lassen sich anhand der Literatur durchaus beanworten, der letzte davon könnte schwierig werden. Eine quellenkritische Edition der RAF-Texte nach geschichtswissenschaftlichen Kriterien steht m.W. noch aus, weswegen die Aufgabe durchaus anspruchsvoll ist.
 
Das Problem ist das ich den Text gar nicht versteh:/

@pheebe

So kompliziert ist der Text doch gar nicht ;) Laß Dich da nur nicht von Fremdwörtern und auf dem ersten Blick komplizierten Formulierungen abschrecken. Die haben so verquast "getextet". Zur Quellenkritik haben meine Mitdiskutanten w.o. schon geschrieben, das kannst Du als Schülerin nicht leisten, logischerweise.

Mein Vorschlag: Versetz Dich in die Situation eines Journalisten. 1976 beging Ulrike Meinhoff Selbstmord. Du weißt nur, daß dieser Text 1976 veröffentlicht wurde bzw. dorthin datiert ist.

Wenn jemand wie Ulrike Meinhoff Selbstmord begeht, will sie diesen begründen und sich rechtfertigen. Was aber rechtfertigt sie, ihr Scheitern. Ihr scheitern im persönlichen Leben, ihr scheitern in ihren politischen Visionen und natürlich eine Rückschau.

Beispiel:

"...die vereinzelung ist die bedingung für manipulation. ..."

Ihr persönliches Leben in "Isolationshaft".

Aber auch ein Rückgriff auf die Entfremdungstheorie z.B. bei Marx.

usw.

Beschreibe also ihr Scheitern, wenn Du so willst auch die Tragik ihres Lebens.

Wenn Du Fragen hast, geht es einfach weiter.

M.
 
"militär, politik, strategie, keimform der neuen gesellschaft in ihrem prozess als gruppe dem antiimperialistischen kampf verpflichtet, praktisch, real aufgehoben ist." ist doch schon mal ein Ziel der RAF.

Eine Vorraussetzung ist "entschluss, zu kämpfen vorausgesetzt" bzw. "der wille jedes einzelnen, den kampf zu führen"


Einen Satz verstehe ich gar nicht : "
die linie, d.h. aus der strategie die logik und rationalität der einzelnen taktischen schritte: aktionen - wird von allen erarbeitet - sie entsteht im diskussionsprozess aus erfahrung und wissen von allen und wird so kollektiv festgelegt und ist dann verbindlich.
anders: die linie wird aus dem prozess der praxis und der analyse ihrer bedingungen, erfahrung und antizipation entwickelt - was als einheitlicher prozess möglich ist, weil über das ziel und den willen, es zu erreichen einigkeit besteht." Wenn ihr mir das erklären könntet.


Habermas der am Anfang erwähnt wurde hat doch die Theorien aufgestellt, da wollte ich fragen ob die hier gut zusammengefasst sind: http://www.rafinfo.de/archiv/files/habermas-raf.pdf
 
@pheebe

U. Meinhof war eine hochintelligente Frau und hat natürlich auch die Schwachstellen des "Stadtguerilla-Konzeptes" erkannt. M.E. beziehen sich die beiden Sätze darauf, und zwar hinsichtlich des Konfliktes: Ziel (Strategie) <=> Mittel (Taktik) <=> Entscheidungsprozeß und Verbindlichkeit der Entscheidung innerhalb der Gruppe.

"die linie, d.h. aus der strategie die logik und rationalität der einzelnen taktischen schritte: aktionen - wird von allen erarbeitet - sie entsteht im diskussionsprozess aus erfahrung und wissen von allen und wird so kollektiv festgelegt und ist dann verbindlich."

Hier beschreibt sie m.E. einen basisdemokratischen Entscheidungsprozeß, die Strategie der Gruppe erwächst aus der rationalen Analyse der gesellschaftlichen Gegebenheiten/Prozesse ("Systemüberwindung"). Wie das Ziel erreicht wird, ist in Diskussionen der Gruppe festzulegen (Taktik). Hat die Gruppe entschieden, ist die Gruppenentscheidung für alle Mitglieder verbindlich.

"anders: die linie wird aus dem prozess der praxis und der analyse ihrer bedingungen, erfahrung und antizipation entwickelt - was als einheitlicher prozess möglich ist, weil über das ziel und den willen, es zu erreichen einigkeit besteht."

Hier stellt sie darauf ab, daß die Zieldefinition gleichsam objektiv erfolgen muß und darüber in der Gruppe per se Einigkeit besteht (Strategie, Metaziel), weil ansonsten in jeder Diskussion über die Zielerreichung (Taktik) letzlich keine Einigkeit erreicht werden kann, schon gar nicht über einzelne Aktionen der Gruppe. Das ist ein Effektivitätsproblem basisdemokratisch organisierter Gruppen ("Kollektive").

""militär, politik, strategie, keimform der neuen gesellschaft in ihrem prozess als gruppe dem antiimperialistischen kampf verpflichtet, praktisch, real aufgehoben ist." ist doch schon mal ein Ziel der RAF."

Ja, das sollte das Metaziel einer Gruppe der Stadtguerillia sein, ansonsten erübrigen sich alle weiteren Diskussionen innerhalb der Gruppe.

Der verlinkte Aufsatz ist, nach meiner unmaßgeblichen Meinung, o.k. und verwendbar.

M.

 
Habermas der am Anfang erwähnt wurde hat doch die Theorien aufgestellt, da wollte ich fragen ob die hier gut zusammengefasst sind: http://www.rafinfo.de/archiv/files/habermas-raf.pdf

In Ergänzung zu Melchior noch ein paar grundsätzliche Anmerkungen. Habe jetzt nicht in das Original "Student und Politik" nochmal angesehen. Aber grundsätzlich erscheint mir die Darstellung von Habermas und anderen als "angemessen". Das Buch, auf das Silesia in #8 von Kailitz hinwies ist aus meiner Sicht an vielen Stellen in der Rezeption der Kritischen Theorie verkürzt dargestellt.

Ein Aspekt, der bisher nicht ausreichend gewürdigt wurde, und bei Kailitz finden sich beispielsweise die Wurzeln des studentischen Protest - m.E. nicht korrekt dargestellt - in den USA, ist die Entwicklung politischen Kultur in der Bundesrepublik nach 1949.

Zieht man beispielsweise die Arbeiten von Greiffenhagen, "Ein schwieriges Vaterland" heran, dann unterliegt die Apo-Generation während ihrer "formativen Periode" der politischen Sozialisation als Generationskohorte der Erfahrung der "Restauration" im adenauerschen Nachkriegsdeutschland.

Ein schwieriges Vaterland - Martin Greiffenhagen, Sylvia Greiffenhagen - Google Books

Es ist die Erfahrung dieser jungen Generation in einer Republik, die sich zwischen 1949 und 1954 "generalamnestiert" und fortan durch ihren wirtschaftlichen Erfolg definiert. Basta und Schluss mit dem Gerede über die NS-Vergangenheit. Der Rest ist sorgfältig kultivierter Anti-Kommunismus, legitimiert durch den heißen "Kalten Krieg"

Vergangenheitspolitik: die Anfänge der Bundesrepublik und die NS ... - Norbert Frei - Google Books

1945 und wir: das Dritte Reich im BewuÇtsein der Deutschen - Norbert Frei - Google Books

Diese Rahmenbedingungen bilden, vereinfacht dargestellt, den Hintergrund, der zunehmenden Widerstände (Notstandsgesetzgebung etc.) gegen die politischen und kulturellen Korsette, die der bundesrepublikanischen Gesellschaft verpaßt wurden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Notstandsgesetze

Vor diesem nationalen Hintergrund ist zu verstehen, warum sich auch viele deutsche Studenten engagiert haben und die gesamt Phase um 68 als eine "mentale Revolution" für die politische Kultur der Bundesrepublik gesehen werden kann. Und somit die abschließende, auch intellektuell notwendige, "Entnazifizierung" durchführte, so Taylor.

http://books.google.de/books?id=1CB...a=X&ei=k8I1Ud2kGYaSswbm04HIDw&ved=0CC8Q6AEwAA

Die konkrete politische Sozialisation von Meinhof, und auch der anderen RAF-Mitglieder, ist auch in diesem Kontext zu sehen. Und die Kritik von Habermas zielt dann auch auf die nicht ausreichende kritische Distanz der RAF zur eigenen Ideologiebildung ab. Und diese mangelnde Distanz, verstärkt durch einen konservativen Staat, in Kombination mit einer verklärten Wahrnehmung und Glorifizierung der Idee einer internationalen "Stadt-Guerilla" bildeten die Basis für die sinnfreie Radikalisierung der RAF.

 
Zuletzt bearbeitet:
Da haben wir keinen Dissenz. Kailitz war nur als Hinweis für die Fundstelle des Zitats gedacht.:winke:
 
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