Umweltverschmutzung in der DDR

Das war sehr wohl politisch motiviert. Eine Kritik am "großen Bruder" Sowjetunion wäre einem Sakrileg gleichgekommen. In der Zeit des Atom-Unfalls gab es noch nicht die Zwistigkeiten zwischen Honecker und Gorbatschow. Kritik an der S.U. hätte Zweifel an der Unfehlbarkeit und technologischen Überlegenheit des Sozialismus genährt. In einem Land, das nach dem Wahlspruch "von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen" lebte, wäre das Eingeständnis einer derartigen Katastrophe undenkbar gewesen. Hinzu kam noch, dass die Nukleartechnik der DDR mit der sowjetischen identisch war. Die Informationspolitik in der DDR war immer und in jedem Bereich politisch motiviert.
Kannst Du das belegen?
 
Kannst Du das belegen?
Nur insofern, dass ich einen großen Teil meines Lebens in der DDR verbracht habe und der Propaganda und dem Staatsbürgerkundeunterricht ausgeliefert war. Es gab weder offene Kritik an der Sowjetunion noch an der wirtschaftlich schlechten Situation in der DDR von offizieller Seite. Ich selbst war während meines Wehrdienstes im Werk "Schwarze Pumpe" zu Beräumungsarbeiten, nach einer Explosion eingesetzt. Von derartigen Unfällen wurde überhaupt nichts berichtet. In den Massenmedien gab es nichts als Erfolgsmeldungen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die erste Meldung über den Atomunfall in der Zeitung(Freie Presse). Auf der letzten Seite, war ein winziger, unscheinbarer Artikel in dem stand, dass es in der S.U. eine Havarie in einem Atomkraftwerk gegeben hat. Nichts weiter stand da, obwohl jeder schon längst aus dem Westfernsehen genaueres wusste.
 
Nur insofern, dass ich einen großen Teil meines Lebens in der DDR verbracht habe und der Propaganda und dem Staatsbürgerkundeunterricht ausgeliefert war.
Ich denke, über die bescheidenen Rahmenbedingungen für eine gute Berichterstattung sind wir uns einig. Aber gerade in Bezug auf Tschernobyl wussten die Medien in DDR genauso wenig wie die Verantwortlichen für den Katastrophenschutz. Diese Mängel in der Information wurden zumindest intern auch kritisch aufgegriffen, ich verweise nochmal auf den Jahresbericht des BfS von 2005.
 
Ich denke, über die bescheidenen Rahmenbedingungen für eine gute Berichterstattung sind wir uns einig. Aber gerade in Bezug auf Tschernobyl wussten die Medien in DDR genauso wenig wie die Verantwortlichen für den Katastrophenschutz. Diese Mängel in der Information wurden zumindest intern auch kritisch aufgegriffen, ich verweise nochmal auf den Jahresbericht des BfS von 2005.
Die Medien der DDR waren lediglich Sprachrohre des Regimes und hätten selbst, wären sie besser informiert gewesen nichts berichtet, was nicht von der Partei-und Staatsführung abgesegnet war. Fehler der Sowjetunion gab es nie , weder in Zeitungen noch im Fernsehen oder Radio. Erst Ende der achziger Jahre, als die stalinistisch geprägte Staatsführung der DDR nicht mehr mit Gorbatschows neuer Richtung übereinstimmte, änderte sich das (Verbot der sowj. Zeitschrift "Sputnik", ausführlicher Bericht über einen, von einem sowj. Panzer verursachten ,schweren Zugunfall in der DDR in der "Aktuellen Kamera"). Vorher konnte zu laute Kritik an der Sowjetunion sogar hinter Gittern enden.
 
Das Problem lag einmal an der Planwirtschaft. Es wurde entschieden mit dem Verfahren wird hier, jenes Produkt hergestellt. Alternative Verfahren wurden in den Hochschulen und Universitäten entwickelt, zum Teil auch in den Betrieben. Nur die Entscheidung wer was produziert kam von weiter oben.
Zum anderen die Mangelwirtschaft, da sehr viel an die UDSSR abgegeben werden musste. Und für andere, bessere Verfahren nicht die nötigen Werkstoffe zur Verfügung standen. Ein Chemisches Verfahren steht und fällt auch mit den Stahlsorten, welche beim Bau einer Anlage verwandt werden. Habe ich das falsche Material zur Verfügung löst sich die Anlage sehr schnell in Wohlgefallen auf.
Und je mehr Ebenen zwischen der Bevölkerung/Arbeiter und Entscheidungsträger sind, desto mehr wird an Informationen gefiltert, welche die nächst höhere Ebene erreichen.

Apvar

Guter Hinweis finde ich.
Die Trägheit der beschriebenen Planwirtschaft macht die Anpassung schwierig.
(Während ja im Westen eine schnelle Selbstorganisation nach entsprechenden politischen Vorgaben möglich war und wesentlich durch die flexiblen Unternehmen des Mittelstands getragen wurde.)
Wenn dann noch der öffentliche Druck gewohnheitsmäßig diktatorisch ausgeschaltet wird, dann kommt zur geringen Fähigkeit auch noch der mangelnde Anreiz.
 
Die Trägheit der beschriebenen Planwirtschaft macht die Anpassung schwierig.
kostspielige Maßnahmen für den Umweltschutz sind allerdings primär kein Bestandteil wirtschaftlicher bzw. unternehmerischer Interessen, gleichgültig ob sich das in einer freien Marktwirtschaft oder in einer Planwirtschaft abspielt.

nach meiner sicherlich unvollständigen Kenntnis ist bisher nirgendwo seitens der Unternehmerschaft irgendeine umweltschonende Technologie ohne vorherigen politischen oder gesetzlichen Druck installiert worden, und das aus dem ebenso platten wie einfachen Grund, dass dergleichen nichts zum unternehmerischen Gewinn beiträgt.

auf diesem Gebiet, nämlich der Umweltverschmutzung, gibt es zunächst keine Unterschiede zwischen "Ost" und "West" - die Unterschiede beginnen erst nach der so zu sagen "Etablierung" des Umweltbewußtseins: dann allerdings zeigte sich, wo und wann gesetzliche Vorgaben zum Umweltschutz überhaupt durchgesetzt wurden (und das war im "Westen" eher der Fall) und wie die jeweilige Industrie darauf reagierte.
 
Wenn dann noch der öffentliche Druck gewohnheitsmäßig diktatorisch ausgeschaltet wird, dann kommt zur geringen Fähigkeit auch noch der mangelnde Anreiz.

Das ist ein wichtiger Aspekt.

Die DDR hatte sowohl in der Umsetzung des Bergrechts, als auch zB im Emissions- und Trinkwasserschutz auf dem Papier sehr fortschrittliche Vorschriften und Verordnungen. Die Trinkwasser-Grenzwerte in den Schadstofflisten, lässige Bodenverunreinigungen etc. waren mindestens EU-Standard, mW sogar strenger.

Das Problem lag vor Ort, wenn die Planerfüllung klar allem anderen vorging. Einwendungen der Kreise (die es durchaus gab) , etwa gegen Investitionsmassnahmen oder Deponiebetrieb, wurden zur Kenntnis genommen, mussten von den Betrieben aber nicht beachtet werden. Die Exekutive war hier "ausgesetzt", ebenso übrigens wie sonstige Sicherheits-Standards hinter Produktivitäten zurücktreten mussten (der Kali-Bergbau ist oben angesprochen worden).

Das oben angebachte Trägheitsargument würde ich weniger problematisch sehen. Es lag vielmehr an klaren Prioritäten, die von oben gesetzt wurden.
 
Wobei klar ist das die DDR kein komplett souveräner Staat war, genauso wenig die wie die BRD.
Durch Besatzungstruppen der SU hat die Sowjetführung hier auch dramatisches Druckmittel in der Hand. Nach dem Motto, entweder ihr liefert, was wir verlangen oder die Panzer rollen. Egal was eure Umweltgesetze sagen.
Druckmittel oder Warnung, war in meinen Augen die Reaktion der UDSSR am 17. Juni 1953 sowie der Ungarnaufstand 1956.
Man könnte in dem Zusammenhang auch die These aufstellen, das die Bruderstaaten der UDSSR als Kolonien vom ZK in Moskau angesehen wurden.

Apvar
 
nach meiner sicherlich unvollständigen Kenntnis ist bisher nirgendwo seitens der Unternehmerschaft irgendeine umweltschonende Technologie ohne vorherigen politischen oder gesetzlichen Druck installiert worden, und das aus dem ebenso platten wie einfachen Grund, dass dergleichen nichts zum unternehmerischen Gewinn beiträgt.

Da ist viel wahres dran, folgendes ergänzend:

In den Unternehmensführungen herrschte lange Jahre die m.E. schwachsinnige Prämisse, dass Umweltschutz immer nur Geld koste. Den meisten Controllern war aber schon früh klar sein, dass z.B. Energiesparmaßnahmen sowohl ökologisch wie betriebswirtschaftlich sinnvoll sind. Das selbe gilt für den effizienteren Einsatz von Materialien (weniger Verschnitt etc), bessere Raumnutzung etc...

Selbst aus Filteranlagen (Rauchgasentschwefelung) kann noch echter, subventionsfreier kaufmännischer Profit geschlagen werden.

Das im Westen ohne die gesetzgeberische Peitsche praktisch nie Umweltschutz betrieben wurde, hat und hatte oft (nicht immer!!) mehr mit Vorurteilen und Ideologie, weniger mit nüchternem Kalkül zu tun.

Bei manchen Amerikanern gilt effizienter Einsatz von Energie heute noch als "unamerikanisch" und die militärische Sicherung des Erdölnachschubs im Mittleren Osten billiger oder attraktiver als Energiesparen. Betriebswirtschaftlich sinnvoll ist die Denke nicht.

Sozialistische Betriebsführungen hatten nun das Problem, gegen Investitionen keine Einsparungen gegenrechnen zu können. Da gab es daher gar keine Möglichkeit, ressourcenschonende Technologien einzuführen.

Beispiel: der BRD-Controller einer Spedition drückt die Modernisierung der LKW-Flotte durch. Begründung gegenüber seinem öko-ignoranten Chef: weniger Sprit, weniger Kosten.
Der Umwelt half es auch.

Der DDR-Controller sagte seinem Chef: weniger Sprit. Und sein Chef: Na und: das ist das Problem vom Kombinat Diesel und Benzin.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das im Westen ohne die gesetzgeberische Peitsche praktisch nie Umweltschutz betrieben wurde, hat und hatte oft (nicht immer!!) mehr mit Vorurteilen und Ideologie, weniger mit nüchternem Kalkül zu tun.
(...)
Sozialistische Betriebsführungen hatten nun das Problem, gegen Investitionen keine Einsparungen gegenrechnen zu können. Da gab es daher gar keine Möglichkeit, ressourcenschonende Technologien einzuführen.

Interessante Argumentation. :winke:

Daneben steht natürlich das Problem, politischen Druck aufzubauen, wenn dies als Angriff auf die staatstragende Ideologie bzw deren Träger (Partei) interpretiert wird.

Es gab aj auch in der DDR eine Umweltbewegung, aber diese war mWn eng mit Dissidenten und Oppositionsgruppen verbunden, die von der DDR-Führung als "staatsfeindlich" eingeschätzt und entsprechend behandelt wurde.

Umwelt-Bibliothek ? Wikipedia
 
Sozialistische Betriebsführungen hatten nun das Problem, gegen Investitionen keine Einsparungen gegenrechnen zu können. Da gab es daher gar keine Möglichkeit, ressourcenschonende Technologien einzuführen.

...Der DDR-Controller sagte seinem Chef: weniger Sprit. Und sein Chef: Na und: das ist das Problem vom Kombinat Diesel und Benzin.

Das ist so nicht richtig.

Die grundsätzliche Verfügbarkeit von ressourcenschonenden Technologien mal ausgespart: es gab in den VEBs und Kombinaten sehr wohl Kalkulationen und "Ansparungen" für Investitionen in Form von Grundmittel- und Investitionsfonds in den Betriebsbilanzen auf der Passivseite. Ein anderes Thema war die Genehmigung solcher Investitionen, oder die zusätzliche Zufuhr von Finanzmitteln über die Deutsche Kreditbank. Hier spielten
a) zahlreiche Engpässe hinein,
b) Vorgaben für die Fertigung und Leistung.

Ressourcensparende Kalkulationen waren gang und gäbe, wurden übrigens auch prämiert, eben insbesondere für Material- und Arbeitszeiteinsparungen.

Die Grenze fand das dort, wo Outputbezogene Vorgaben gefährdet wurden oder Ressourcen schlicht nicht verfügbar waren (was sogar zu zwangsweisem Umweltschutz führen konnte, wenn es zB um Energieeinsparungen ging). Die Umwelt spielte dann aber keine Rolle.

Gleichwohl lässt sich das nicht völlig ausblenden: schaut man sich zB die Abschlussbetriebspläne im Bergrecht an, sahen diese - ungeachtet der Rentabilitäten und Outputvorgaben - durchaus "Umweltschutz" vor, zB in Form von Wiederaufforstungen, Wasserhaltung, Deponieeinfassungen, Sicherheitstechnologie in Greifswald bei den Energiewerken Nord, Sanierungen kontaminierter Bereiche etc. Das stand nur eben auf der Prioritätsliste nicht oben, oder wurde regelmäßig verletzt, wenn es zu Lasten der gesamtwirtschaftlichen Produktion im Sinne übergeordneter Pläne (zB auch mengenmäßiger Exportpläne in den RGW-Bereich) ging.

Hier kann man weniger das "Ökonomische System" verantwortlich machen (Betriebsführung, Funktionstrennungen und Genehmigungen, Investitionen, Finanzierung, Kalkulationen), als vielmehr die real existierende ökonomische Umgebung mit ihren Engpässen insgesamt.
 
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Es gab aj auch in der DDR eine Umweltbewegung, aber diese war mWn eng mit Dissidenten und Oppositionsgruppen verbunden, die von der DDR-Führung als "staatsfeindlich" eingeschätzt und entsprechend behandelt wurde.
Es gab genügend Gummiparagraphen, die zur Anwendung kommen konnten um Umweltaktivisten als Konterrevolutionäre oder Saboteure des Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft auf die Anklagebank zu bringen.
Unternehmer müssen fast immer durch Gesetze zum Umweltschutz gezwungen werden. In der DDR war aber der Unternehmer gleichzeitig der Gesetzgeber und konnte die Gesetze selbst nach Belieben befolgen oder wenn es der Planerfüllung entgegen stand nicht. Da letzteres fast immer der Fall war, zog die Umwelt stets den Kürzeren.
 
Eine beachtenswerte unabhängige Umweltbewegung in der DDR, abseits von lokalen Protesten etc., entstand wohl erst im Zuge der Tschernobyl-Katastrophe.

"...und führten auch in der DDR und in anderen osteuropäischen
Staaten zur Stärkung einer unabhängigen Friedens- und Ökologiebewegung"
Holger Nehring/Benjamin Ziemann: Führen alle Wege nach Moskau? Der NATO-Doppelbeschluss und die Friedensbewegung – eine Kritik, VfZ 2011, S. 81.

Referenziert wird hierzu Michael Beleites, Die unabhängige Umweltbewegung in der DDR, in: Hermann Behrens/Jens Hoffmann (Hrsg.), Umweltschutz in der DDR. Analysen und Zeitzeugenberichte, Bd. 3, München 2007, S. 179–224.
 
Eine beachtenswerte unabhängige Umweltbewegung in der DDR, abseits von lokalen Protesten etc., entstand wohl erst im Zuge der Tschernobyl-Katastrophe.

Dazu auch dieser interessante Bericht über den aktuellen Forschungsstand.

DA 1/2012 –Halbrock: Die unabhngigen Umweltgruppen der DDR

Von Nelson wird der Zusammenhang zwischen dem Grad der Umweltzerstörung und der Entwicklung einer Zivilgesellschaften herausgestrichen. Und kommt unter dieser Voraussetzung zu einer sehr kritischen Bewertung der Umweltschutzanstrengungen der DDR.

http://books.google.de/books?id=jx7MVPrT7IwC&printsec=frontcover&dq=cold+war+ecology&hl=de&sa=X&ei=jw23UYCKB8nSsgaOrYHAAw&ved=0CDUQ6AEwAA#v=onepage&q=cold%20war%20ecology&f=false

Engebunden ist diese Entwicklung in Richtung einer ökologischen Katastrophe in die vielfältigen Gründe, die teilweise auch schon angeführt wurden, die den Niedergang der Wirtschaft der DDR beschleunigten.

http://books.google.de/books?id=JfUFtj8IoZMC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
 
Zuletzt bearbeitet:
Umweltschutz

Hallo

Und kommt unter dieser Voraussetzung zu einer sehr kritischen Bewertung der Umweltschutzanstrengungen der DDR.

Wann hat den denn je im ehemaligen Ostblock gegeben würde ich mal provokativ in die Runde werfen.=)

mfg
schwedenmann
 
Erst einmal Danke an Thane für die Verlinkung auf den aktuellen Forschungsstand.

Dann möchte ich Galeotto und silesia beipflichten, in einem totalitärem resp. spättotalitärem Staat, wie der DDR, wurden Gesetze verabschiedet, wie z.B. im Umweltschutz, die mit der Realität nichts gemein hatten, sondern tw. auf außenpolitische Wirkung abzielten, mit der Wirklichkeit der DDR aber absolut nicht übereinstimmten - die standen im GBl. der DDR, das war es aber auch.

Besonders fatal erwies sich dabei die Grundmittelumbewertung, durch diese Grundmittelumbewertung erfuhren die Betriebe keinen ökonomischen Anreiz, ihre Grundmittel (Anlagevermögen) der möglichen technischen Entwicklung anzupassen, vielmehr wurden "alte Grundmittel" aufgewertet.

Vergl.: hier ab S. 193

Die DDR-Wirtschaftsreform der sechziger Jahre: Konflikt zwischen Effizienz ... - André Steiner - Google Books

Damit wurde aus ökonomischer und ökologischer Sicht, der Standard der mittleren 1960'er Jahre mehr oder weniger festgeschrieben.

M.
 
Von Nelson wird der Zusammenhang zwischen dem Grad der Umweltzerstörung und der Entwicklung einer Zivilgesellschaften herausgestrichen. Und kommt unter dieser Voraussetzung zu einer sehr kritischen Bewertung der Umweltschutzanstrengungen der DDR. ..

... ist diese Entwicklung in Richtung einer ökologischen Katastrophe in die vielfältigen Gründe, die teilweise auch schon angeführt wurden, die den Niedergang der Wirtschaft der DDR beschleunigten.

Diese Einbindung ist ein wichtiger Punkt, um die Papierlage in Sachen Umweltschutz in der DDR von den tatsächlichen Anstrengungen zu trennen.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist das auch intern problematisiert worden, insbesondere in den 1980ern. Die Umweltbewegungen im Westen sind wahrgenommen worden, und die Umweltprobleme (übrigens auch in der Arbeitswelt etc., Stichwort Asbest und weitere Schadstoffe im laufenden Umgang) waren ein wachsender Gefahrenherd für das Regime in Bezug auf Unzufriedenheit der Bevölkerung (siehe auch die verlinkten regionalen Proteste). Von daher kann man annehmen, dass schon aus innenpolitischen Gründen (auch im "Wettbewerb der Systeme") Anstrengungen gemacht worden wären, wenn die Ressourcen vorhanden gewesen wären.

Das war aber nicht der Fall.
 
Ein weiterer Grund für das Desinteresse der Regierung an Umweltproblemen dürfte auch deren Alter gewesen sein. Sie stammten alle aus einer Generation in der die Industrialisierung, ohne Rücksicht auf die Natur über Allem stand. Auch die Umweltbewegungen in der Bundesrepublik ging offenbar nicht von der damaligen Politikergeneration, sondern zum größten Teil von jungen Leuten aus. Ebenso waren in der DDR, der achziger Jahre Umweltthemen der Jugend viel wichtiger als der Weltkriegsgeneration.
 
kostspielige Maßnahmen für den Umweltschutz sind allerdings primär kein Bestandteil wirtschaftlicher bzw. unternehmerischer Interessen, gleichgültig ob sich das in einer freien Marktwirtschaft oder in einer Planwirtschaft abspielt.

nach meiner sicherlich unvollständigen Kenntnis ist bisher nirgendwo seitens der Unternehmerschaft irgendeine umweltschonende Technologie ohne vorherigen politischen oder gesetzlichen Druck installiert worden, und das aus dem ebenso platten wie einfachen Grund, dass dergleichen nichts zum unternehmerischen Gewinn beiträgt.

auf diesem Gebiet, nämlich der Umweltverschmutzung, gibt es zunächst keine Unterschiede zwischen "Ost" und "West" - die Unterschiede beginnen erst nach der so zu sagen "Etablierung" des Umweltbewußtseins: dann allerdings zeigte sich, wo und wann gesetzliche Vorgaben zum Umweltschutz überhaupt durchgesetzt wurden (und das war im "Westen" eher der Fall) und wie die jeweilige Industrie darauf reagierte.

So wie ich es verstehe ist das grad so wie Du sagst.

Jedoch hat die Planwirtschaft einen größeren Haken bei der Reaktionsfähigkeit auf veränderte Einflüsse.

In der Markwirtschaft schreibt man z.B einfach Obergrenzen von Schadstoffemissionen strafbewehrt fest, und der Rest wird durch unabhängig wettbewerbende Akteure in einem neu entstandenen Markt erledigt. ..grob umrissen.

Ein Gesetzgeber in der Planwirtschaft aber ist nicht fertig wenn er den Rahmen per Gesetz verändert, sondern muss dann auch noch die technische und wirtschaftliche Durchführung selber mühsam organisieren.
Das macht nicht nur die Entscheidungshürde erheblich höher, sondern vermindert auch die Fähigkeit der Umsetzung.
 
Ein Gesetzgeber in der Planwirtschaft aber ist nicht fertig wenn er den Rahmen per Gesetz verändert, sondern muss dann auch noch die technische und wirtschaftliche Durchführung selber mühsam organisieren.

So, muss er?? Gibt es eigentlich eine "Durchführungsverordnung" oder irgendwas in Stein gehauenes zur Planwirtschaft, die dogmatisch oder normativ nur eine Variante zuläßt? Nove, und noch ein paar andere, ist da zumindest anderer Meinung.

The Economics of Feasible Socialism Revisited - Alec Nove - Google Books

Nein, sicherlich nicht. Das spezifische Wirtschaftsmodell im Ostblock ist ein historisches Produkt, das teils bewußt so, nicht unwesentlich in seinen zentralen Grundsätzen durch Stalin entschieden wurde (z.B. Einführung von Fünf-Jahres-Plänen) und teils eher "zufällig" durch die historischen Ereignisse, wesentlich durch den WW2, beeinflußt wurde und die planerische Grundlage der Wirtschaft noch fatal beschleunigt hatte.

Die Planwirtschaft ist ein Experiment und Instrument gewesen, mit dem die Modernisierung der UdSSR vorangetrieben werden sollte. Sehr lesenswert ist dazu die Position bzw. Kritik von Bernstein an den Bolschewiken. Er hält ihnen vor, dass sie in Ignoranz zu Marx, eine Wirtschaft entwickeln wollen, deren Entwicklung der Kräfte des Kapitalismus bedarft hätte. Und hält ihnen eine unverantwortliche Haltung gegenüber der sowjetischen Bevölkerung vor, da sie keine erprobten Konzepte zur Entwicklung von Wirtschaft bzw. zur Modernisierung von Gesellschaften besitzen würden.

http://books.google.de/books?id=s4x...a=X&ei=8X-3UYGUCIWttAaB24G4Cg&ved=0CDwQ6AEwAQ

http://books.google.de/books?id=nyP...a=X&ei=HoC3UcbxIIHbtAbE-IH4Aw&ved=0CDQQ6AEwAA

Und diese Kritik von Bernstein hat die Planwirtschaft und den real existierenden Sozialismus bis zum Schluss verfolgt.

Ansonsten: Es ist immer wieder interessant, dass Viele deterministische Verläufe von Geschichte, abstrakt, ablehnen, um dann genau diese Determinierung in ihre Beurteilung von Geschichte einfließen zu lassen.
 
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