und plötzlich gab es Salat im Osten

...Dazu hätte es doch aber Anweisungen bedurft, um das ganze landesweit durchzusetzen. Und ob da alle Ärzte mitgemacht hätten, oder ob einer eine solche Anweisung nicht inzwischen mal publik gemacht hätte? Ich stelle mir eine flächendeckende Verschleierung selbst für die Stasi sehr schwer vor, bei einzelnen Fällen eher...
Dabei muß man aber berücksichtigen, daß es sich immer um Leute handelt, die selbst involviert waren und dem zur Folge heute noch als befangen gelten müssen.
Denn wer gibt schon gerne zu, daß er selbst fragwürdige Anweisungen befolgt hat?

...o.t.

1986 war ich Student und habe mich im wesentlichen von "Griletta" (Osthamburger) und Bockwurst ernährt, "Salat" kam da nicht vor.

M.

=)
 
Köbis17 schrieb:
Das ist eigendlich mein Hauptanliegen, auch hier darzulegen daß der DDR Regierung ihre eigene Bevölkerung letztlich egal war...

Das kann ich mir nicht vorstellen, denn wozu hätte man denn den antifaschistischen Schutzwall benötigt.

Die Staats- und Parteiführung der DDR war möglicherweise das Schicksal eines Einzelnen egal, aber das Schicksal des Volkes wohl eher nicht.
 
Die Staats- und Parteiführung der DDR war möglicherweise das Schicksal eines Einzelnen egal, aber das Schicksal des Volkes wohl eher nicht.
Nee die waren in erster Linie an ihrem eigenen Schicksal und dem der SED interessiert. 89 konnte man ja sehen, dass sie sich nur mit Mauer halten konnten.
 
Nun, der "antifaschistische Schutzwall" diente ja nicht dazu, das Land vor dem Faschismus zu schützen, der Begriff war ja ein höchst verlogenes Etikett.

Auf der anderen Seite waren auch die SED-Oberen keine kaltblütigen Massenmörder, die trockenen Auges das halbe Volk über die Klinge springen ließen.
Und man muß immer bedenken, es gab nicht hier die SED und dort das arme, geknechtete Volk, die SED war schon ein tief verwurzelter Bestandteil der Bevölkerung der DDR. Woher kamen denn sonst die ganzen Mitglieder, die über 2 Millionen 1989 (nach Wikipedia) sind ja keine von außen importierten Außerirdischen gewesen.
Da muß ich Turgots zweitem Satz zustimmen.
 
Und man muß immer bedenken, es gab nicht hier die SED und dort das arme, geknechtete Volk, die SED war schon ein tief verwurzelter Bestandteil der Bevölkerung der DDR. Woher kamen denn sonst die ganzen Mitglieder, die über 2 Millionen 1989 (nach Wikipedia) sind ja keine von außen importierten Außerirdischen gewesen.
Da muß ich Turgots zweitem Satz zustimmen.
Falls Du in der DDR gelebt hast, was ich nicht weiß, müsstest Du diese "ehrbaren" Genossen eigentlich kennen. Der größte Teil von denen war nicht wegen ihrer kommunistischen Weltanschauungen in der SED, sondern um persönliche Vorteile daraus zu ziehen. Die waren auch ganz schnell dabei, ihre Parteiabzeichen wegzuwerfen als der Wind sich 89 drehte.
 
Nun, der "antifaschistische Schutzwall" diente ja nicht dazu, das Land vor dem Faschismus zu schützen, der Begriff war ja ein höchst verlogenes Etikett.


Das ist mir vollkommen klar.:winke: Nur, wozu die eigene Bevölkerung einsperren, wenn sie den Machthabern vollkommen egal ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist mir vollkommen klar.:winke: Nur, wozu die eigene Bevölkerung einzusperren, wenn sie den Machthabern vollkommen egal ist.

Naja, um mal Brecht abzuwandeln: Mit einem weggelaufenen Volk hätte sich die Regierung vielleicht gelangweilt, so allein :D :winke:.

Im Grund genommen würde ich hier ja mal weiter ausholen wollen, aber das ist der falsche Pfad dafür. Ich geh jetzt erstmal Mttag essen, und dann gucke ich mal, ob es da schon was zu gibt.
 
Das ist mir vollkommen klar.:winke: Nur, wozu die eigene Bevölkerung einzusperren, wenn sie den Machthabern vollkommen egal ist.
Eine Regierung ohne Volk macht natürlich wenig Sinn. Wer über ein leeres Land regiert muss auch seine Kartoffeln selbst anbauen wenn er nicht verhungern will:D
 
Falls Du in der DDR gelebt hast, was ich nicht weiß, müsstest Du diese "ehrbaren" Genossen eigentlich kennen. Der größte Teil von denen war nicht wegen ihrer kommunistischen Weltanschauungen in der SED, sondern um persönliche Vorteile daraus zu ziehen. Die waren auch ganz schnell dabei, ihre Parteiabzeichen wegzuwerfen als der Wind sich 89 drehte.

Unbenommen, da stimme ich Dir voll zu. Aber auch denen würde ich jetzt nicht vorwerfen wollen, daß ihnen gleich das ganze Volk egal war.

Ja, habe ich übrigens, aber ich war erst 15, als es vorbei war, da war ich noch nicht hinter alles gekommen.:winke:
 
Auf der anderen Seite waren auch die SED-Oberen keine kaltblütigen Massenmörder, die trockenen Auges das halbe Volk über die Klinge springen ließen.
Das waren sie sicher nicht, aber für den Beweis der Überlegenheit des Sozialismus, auch auf technischen Gebiet, nahmen sie offensichtlich Opfer in Kauf. Ihre Ideologie ging ihnen einfach über alles. Wer nach der Losung: "Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen" agitierte, konnte unmöglich schwerwiegende Fehler des übermächtigen Bruderlandes zugeben. Das wäre einer totalen Niederlage gleichgekommen.
 
Das waren sie sicher nicht, aber für den Beweis der Überlegenheit des Sozialismus, auch auf technischen Gebiet, nahmen sie offensichtlich Opfer in Kauf. Ihre Ideologie ging ihnen einfach über alles. Wer nach der Losung: "Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen" agitierte, konnte unmöglich schwerwiegende Fehler des übermächtigen Bruderlandes zugeben. Das wäre einer totalen Niederlage gleichgekommen.

Ja. Wobei das Perfide daran war, daß die Ideologie den Kampf für eine bessere Zukunft für alle Menschen predigte, so daß es dann auch gestattet war, das Wohl der Masse über das Wohl des Einzelnen zu stellen.
Da ich im Laufe des Lebens Individualist geworden bin, glaube ich ja, daß es ohne das Wohl des Einzelnen auch das der Masse nicht geben kann (ich bitte um Verzeihung, falls das hier als Glaubensbekenntnis gelesen wird). Diese Haltung, die Gruppe über den Einzelnen zu stellen, war aber auch keine Erfindung der kommunistischen Ideologie.
 
Was wissen wir im Bezug auf das Thema des Threads.

Die Einfuhr von landwirtschaftlichen Produkten ist 1986 im Verhältnis zu 1985 um 91% aus der BRD zurück gegangen (Innerdeutscher Handel). Die Warengruppenzusammensetzung der Statistik hat sich im UZ nicht verändert.

Die Zahlungsbilanz zwischen der DDR und dem NSW und SW hat sich nicht signifikant verändert, jedenfalls erkenne ich im UZ keine wesentlichen statistischen "Brüche".

Vergl. hier:

http://www.bundesbank.de/download/presse/publikationen/zahlungsbilanz_ddr.pdf

Damit bleiben m.E. folgende Fragen offen: Warenverschiebungen (Produktzusammensetzung) im Export/Import der DDR (RGW-intern), oder ist die von Galeotto berichtete/wahrgenommene "Besserversorgung" statistisch so marginal, daß sie auf die, "zugegebenermaßen", hochaggregierten statistischen Daten nicht signifikant "durchschlugen". Damit wären wir bei der Einzelhandesstatistik des Bezirkes Karl-Marx-Stadt, die finde ich im Netz nicht.

Eine Entnahme aus der Binnenwirtschaft der DDR kann ich auch nicht erkennen, denn das hätte Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz gehabt, sowohl NSW als auch SW.

M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Zahlungsbilanz zwischen der DDR und dem NSW und SW hat sich nicht signifikant verändert, jedenfalls erkenne ich im UZ keine wesentlichen statistischen "Brüche".

Danke für die Zusammenfassung.:winke:

Wir arbeiten damit derzeit am Phänomen, eine ggf. breite Wahrnehmung der Bevölkerung zur Versorgungslage mit gesamtwirtschaftlichen Daten abzugleichen. Der Zwischenstand ist hier, dass die aggregierten Daten nichts dergleichen nachweisen.

Ein anderer Ansatz, wollte man den Ereignissen nachgehen: HO müßte als VEB geführt worden sein, möglicherweise auch einige Centrum Warenhäuser. Die Struktur darüber (in der Industrie erfolgten Konsolidierungen über Kombinate) kenne ich leider nicht. Bei den industriell arbeiteten VEBs gab es jedenfalls Berichtsstufen, ebenso für die Kombinate, die an das Wirtschaftsministerium berichteten. Möglicherweise sind hier Akten archiviert worden.
 
Was wissen wir im Bezug auf das Thema des Threads.

Die Einfuhr von landwirtschaftlichen Produkten ist 1986 im Verhältnis zu 1985 um 91% aus der BRD zurück gegangen (Innerdeutscher Handel). Die Warengruppenzusammensetzung der Statistik hat sich im UZ nicht verändert.

Die Zahlungsbilanz zwischen der DDR und dem NSW und SW hat sich nicht signifikant verändert, jedenfalls erkenne ich im UZ keine wesentlichen statistischen "Brüche".

Vergl. hier:

http://www.bundesbank.de/download/presse/publikationen/zahlungsbilanz_ddr.pdf

Damit bleiben m.E. folgende Fragen offen: Warenverschiebungen (Produktzusammensetzung) im Export/Import der DDR (RGW-intern), oder ist die von Galeotto berichtete/wahrgenommene "Besserversorgung" statistisch so marginal, daß sie auf die, "zugegebenermaßen", hochaggregierten statistischen Daten nicht signifikant "durchschlugen". Damit wären wir bei der Einzelhandesstatistik des Bezirkes Karl-Marx-Stadt, die finde ich im Netz nicht.

Eine Entnahme aus der Binnenwirtschaft der DDR kann ich auch nicht erkennen, denn das hätte Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz gehabt, sowohl NSW als auch SW.

M.

Das mit der Zahlungsbilanz mag ja richtig sein. Möglicherweise (ich weiß es nicht) gab es ein bestimmtes Einfuhrlimit der DDR in Devisen, das nicht überschritten werden konnte.
Aber hast du schon mal daran gedacht, das es sich bei der Zahlungsbilanz gar nicht auswirkt, wenn man im NSW unverkäufliche Waren aufkauft, die die Supermärkte sonst hätten wegwerfen müssen? Solche Waren waren doch sicher für die DDR für einen Spottpreis erhältlich - beinahe umsonst meine ich...
 
Das mit der Zahlungsbilanz mag ja richtig sein. Möglicherweise (ich weiß es nicht) gab es ein bestimmtes Einfuhrlimit der DDR in Devisen, das nicht überschritten werden konnte.
Aber hast du schon mal daran gedacht, das es sich bei der Zahlungsbilanz gar nicht auswirkt, wenn man im NSW unverkäufliche Waren aufkauft, die die Supermärkte sonst hätten wegwerfen müssen? Solche Waren waren doch sicher für die DDR für einen Spottpreis erhältlich - beinahe umsonst meine ich...

Dein Argumentarium ist nicht von der Hand zu weisen, wenn die Preise für landwirtschaftliche Produkte in der BRD 1986 geg. 1985 um über 91% gefallen wären (bzw. es Exportsubventionen seitens der BRD gegeben hätte, und zwar im innerdeutschen Handel, politisch kaum vorstellbar). Denn dann hätte das Importvolumen (Produktmenge) steigen können, ohne Auswirkung auf die konstatierte monetäre Entwicklung 1985 => 1986, Rückgang um 91%).

Für die Zahlungsbilanz der DDR war eine hochrangige Arbeitsgruppe zuständig, und zwar im Politbüro der SED => "Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz". Die auch gleichsam operativ die Devisenzuweisung vorgenommen hat.

@silesia

Das mit dem Archiv wird wohl der einzig gangbare Weg sein. Neben der HO gab es auch noch den Konsum, beide wurden vom Ministerium für Handel und Versorgung geführt und auch konsolidiert. Die Überlieferung ist im Bundesarchiv aber sehr lückenhaft oder noch nicht aufgearbeitet. Weiter käme man eventuell hier:

Findbuch DE 2, Teil 9 "Handel, Gastgewerbe, Reiseverkehr", Bestand Bundesarchiv, Staatliche Zentralverwaltung für Statistik.

http://startext.net-build.de:8080/b...ndex.htm?kid=1F1E30D30EB443CABF96173881D3CC28

Staatsarchiv Chemnitz

Der zweite Link führt zum Findbuch des sächsischen Staatsarchives (dort 32730), und zwar zum Findbuch der Kreisdienststelle Karl-Marx-Stadt (Stadt) der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik. Da auf dieser unteren Ebene die Daten noch nicht aggregiert waren und wohl auch noch nicht "gefiltert" (Rohdaten) wäre das ein guter Rechercheansatz.

Infrage käme auch noch die Staatsbank der DDR, da alle Betriebe, auch Handelsbetriebe, der Staatsbank ihre wirtschaftlichen Daten wie Umsatz, Gewinn etc. inkl. Vergleichsdaten (Vorjahr, Plandaten u.a. auch zu KPP [Konstanter Planpreis], was die Vergleichbarkeit erhöhen könnte usw.) monatlich bzw. bei kleineren Betrieben quartalsmäßig einreichen mußten und die in Formblätter einheitlich übertragen (Formblatt "EF1100" <= glaub ich, zumindest für die späten 1970'er und frühen 1980'Jahre) und dann "verdichtet" wurden.

Dann wären da noch die Bezirkswirtschaftsräte, da bin ich mir aber nicht sicher, wie die Stringenz und Vollständigkeit des Berichtsweges war.


M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für die Zahlungsbilanz der DDR war eine hochrangige Arbeitsgruppe zuständig, und zwar im Politbüro der SED => "Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz". Die auch gleichsam operativ die Devisenzuweisung vorgenommen hat.

Hinweis:

Im Innerdeutschen Handel war der DDR ein "Kontokorrentkredit" eingeräumt, der sogenannte "Swing" der und dessen Höhe in den 70/80ern des öfteren auch in der politischen Mediendiskussion auftaucht.
 
Nur, wozu die eigene Bevölkerung einsperren, wenn sie den Machthabern vollkommen egal ist.

OT:Wie weiter oben schon erwähnt, in der Ideologie des DDR Regimes ging es nicht um die einzelne Persönlichkeit, sondern um das Volk im sozialistischen Kampf, wahrscheihnlich gegen sich selbst, aber das wäre ein anderes Thema.

Welches Verhältnis hat ein Machthaber zu dem Volk, wenn er es einsperren muss, um es als sein Volk bezeichnen zu können, lieber Turgot?

:confused:

Mit Blick auf den aktiven Umweltschutz wurde die DDR Bevölkerung, wissentlich über die Gefahren, immerwieder gröbsten gesundheitsgefährdenden Umweltverschmutzungen ausgesetzt.

Nur ein paar Millionen DDR-Mark weniger in die Landesgrenze oder das Miltär gesteckt und sich um die Belange seiner Bevölkerung gekümmert, auch in Sachen der gesundheitsgefährdenden Wirkung der Industriebetriebe auf die Bevölkerung.
Stattdessen hole Phrasen: Mein Arbeitsplatz, mein Kampfplatz...
 
Turgot:
Nur, wozu die eigene Bevölkerung einsperren, wenn sie den Machthabern vollkommen egal ist.
...Welches Verhältnis hat ein Machthaber zu dem Volk, wenn er es einsperren muss, um es als sein Volk bezeichnen zu können, lieber Turgot?

:confused:
...

Ich werde euch die Antwort darauf geben: Nicht nur die Betriebe (VEBs) waren Staatseigen, sondern auch die Menschen, die darin arbeiteten wurden irgendwie als Eigentum des Staates angesehen. Die Argumentation in der Schule im Zusammenhang mit Ausreisanträgen einiger DDR-Bürger ließ tatsächlich auf eine solche Denke schließen.
 
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