Unsere Mütter, unsere Väter

Klasse dann wieder als Viktor dem Obersturmbannführer - jetzt als ziviler Angestellter der Alliierten - gegenüberstand. Ich konnte förmlich spüren wie sich für Victor die Welt anfing zu drehen.

Ja ... und da fängt Victors Geschichte erst richtige an. Gerade weil der Alliierte auch ein Brite war. Mein Gedanke: Palästina.

Alles in allem, einer der besseren Spielfilme!

Sehe ich auch so. Vor allem weil er die verschiedensten Situationen zeigte, in die man zwangsläufig geraten ist oder eben durch Zufälle, Verblendung oder Verbortheit geraten konnte.
 
Ich weiß nicht, irgendwie kommt mir der Film zu negativ weg, ist vllt. auch der Tatsache geschuldet, dass hier i.d.R. User schreiben, die sich mit der Historie und damit auch den Details auskennen.

Aber, wendet sich der Film vor allem an uns "Geschichtsverrückte"?

So ist es! :winke:

Der Film wendet sich an ein breites Publikum und nicht an einen kleinen Kreis historischer Spezialisten. Entsprechend muss er vom Drehbuch bis hin zum Regiekonzept im besten Sinn "populär" gestaltet werden, damit nicht millionenfach sofort weggezappt wird.

Und es scheint so, als ob der Film den nicht einfachen Spagat zwischen Thriller und Lehrstück respektabel geschafft hätte.
 
Ich fand die Schlussszene dramaturgisch ein wenig zu glatt. Alle drei kommen beinahe zeitgleich aber unabhängig voneinander in die Bar, es steht zufälligerweise alles bereit (wenn auch stark verstaubt) und es gibt untereinander keinen Konflikt, allenfalls ein ambivalentes Schweigen, was man sowohl als betretenes Schweigen verstehen kann als auch, dass Freunde untereinander nicht zu sprechen brauchen, um sich zu verstehen.
 
Ich habe bereits meine bescheidene Meinung angedeutet. Der Film wendet sich an ein breites Publikum. Man sollte daher über einige Details wohl hinwegsehen. Für eine deutsche Produktion war das sehr aufwendig und gut gemacht. Erinnerte mich durchaus an große amerikanische Serien.

Ein wenig differenzierter sehe ich den begleitenden Medienhype.
Da wird dann oft so getan, als ob diverse Dinge (Stichwort: Verrohung, Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung etc.) plötzlich so neu sind. So nach dem Motto: "Dieser Film zeigt wie es wirklich war - und zwar schonungslos".
Ist wohl so, daß wir in einer sensationlüsternen Zeit leben. Alles wird als Sensation aufgebauscht. Der Film war gut sowohl von der Geschichte als auch von der Produktion. Allerdings gab es solche "schonungslosen" Filme auch schon vorher. Man denke an "Stalingrad" oder auch "Die Brücke".
 
"Unsere Mütter, unsere Väter"

Der Film war nicht so schlecht.Er entspricht den Erzählungen meines Onkel:Lothringer und Beutegermane.Da er im Gegensatz zum Führungspersonnal des Tausendjährigen vom arischen Typ war hatte er im russischen Dorf allerhand Erfolg bei der Weiblichkeit.Im Dorf waren sie natürlich Franzouski und keine Nemenski.

Er wurde von den Russen gefangen genommen und kam wie alle zwangsrekrutierten Elsass-Lothringer nach Tambow.Hier wurde er von den Freifranzosen befreit und kam über Persien,Pälestina nach Nordafrika.In der Armee Rhin et Danube wurde er wieder Scharfschütze und kam bis nach Österreich

Wenn wir ihn fragten welche Armee von all denen die er erlebt hatte(deutsch,russisch,britisch,franz.)den nun die Beste war,antwortete er die franz.bestes Essen und ein Liter Wein pro Tag.

Bei den Franzosen legte er als Scharfschütze genau so Deutsche um wie bei den Deutschen Russen.Gelitten hat er unter seinen Erlebnissen nicht.Er war Wilderer und von daher gewohnt auf Lebewesen zu schiessen.So wurde er auch Scharfschütze.Bei der Grundausbildung fragte ihn der Leutnant-wo haben sie Schiessen gelernt?Auf Spatzen Herr Leutnant!-

Die Russen hatte er zu schätzen gelernt.Er hatte viel russisch gelernt und wenn er mal betrunken nach Hause kam sang er russische Lieder von den Dewushka.Seine Frau verschloss dann die Tür und er musste im Stall schlafen.Friede seiner Seele.


Tambov - Wikipédia

http://fr.wikipedia.org/wiki/1re_armée_(France_1944-1945)
 
Ein weiteres Indiz, dass Analogien des Charakters "Friedhelm" zu "Steiner - das eiserne Kreuz" aufzeigt:
In "Steiner" gibt es eine Szene, in welcher der namengebende Feldwebel einen kleinen gefangenen Jungen, der eine russische Uniform trägt, freigibt, ihm eine Wehrmachtsjacke abnimmt, und sagt: "Hinter jeder Uniform versteckt sich eine andere."


Kein anderer Charakter in "Unsere Mütter und unsere Väter" trägt in den Filmen so viele verschiedene Uniformen wie Friedhelm, und zweimal geht er - wie die Soldaten von Steiners Zug am Ende - in russischer Uniform auf die deutsche Front zu.
 
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Mein Senf zum Film:

Der Titel war extrem aufdringlich („unsere“ M&V). Dabei ging es für mehr als 50 % der Zuschauer gar nicht um „ihre“ Mütter und Väter. Abgesehen davon waren die Lebensgeschichten der „Omis“ und „Opis“ vielschichtiger und komplexer. Etwas mehr Bescheidenheit im Titel hätte dem Film und dem Film-Drum-Herum nur gut getan.

Die WW2-Warm-Up-Party war ein furchtbarer Einstieg in den Film. Vier „Arier“ und ein „Untermensch“ feierten => GEMEINSAM <=, was eigentlich genau?
a) einen "guten Krieg"?
b) den Weg zur Schlachtbank?
c) den Anfang vom Endsieg der „Arier“?
d) den Anfang vom Ende des „Dritten Reiches“?

Dabei hatte die Idee, zwei (ehemalige) „Sandkastenfreunde“ im Krieg auf unterschiedlichen Seiten aufeinandertreffen zu lassen, ihren Pfiff. Aber geknallt hat es (leider) nicht. „Man kennt sich, man hilft sich“? Ich meine: unwahrscheinlich. Im Krieg bringen sich Gegner um! Hatten sich bei den beiden Freunden etwa keine Aggressionen aufgestaut, die sich nun entladen konnten? Immerhin hatte Victor beobachtet, wie Friedhelm zuvor, eine Hinrichtung vollzog. Nö – so der Film. Den beiden Freunden schien nur der „Krieg“ der Anderen im Wege zu stehen, nicht etwa die „Rassenlehre“, die Uniform, der „eigene Krieg“, der eigene Drang nach Rache, Bestrafung, entdeckte Feindschaft etc.

Hier wirkte sich die krude Ausgangshypothese des Films aus. Er begann mit normalen jungen Erwachsenen, die in einen Krieg zogen. Richtig wäre es aber gewesen, ihn mit jungen Erwachsenen beginnen zu lassen, die schon als Pimpfe auf den Krieg vorbereitet und zum Rassenwahn angehalten wurden. Also mit Spannung zwischen den Hauptfiguren. Dann wäre einem auch die schon im ersten Teil angekündigte, unvermeidliche After-Work-Party erspart geblieben. aus. „Schön, dass Du überlebt hast“ (= Schade, dass Deine Eltern vergast wurden?) und Prost! Das fand ich kaum zum Aushalten!

Der Film hatte aber auch starke Momente. Die Entwicklung von Friedhelm wurde interessant erzählt, wenngleich ich ihm am Schluss eher die klassische „Opferung“ zugetraut hätte, d.h. den Volkssturm ins Messer laufen zu lassen, um sich gleichzeitig zu verdrücken. Aber Friedhelm musste wohl sterben wegen der Schlussparty, die mit ihm definitiv nicht stattfinden konnte.
 
Das Kriegsgebiet muss bemerkenswert winzig gewesen sein wenn sich ständig die gleichen Leute über den Weg liefen.
Den Filmtitel fand ich auch nicht sehr treffend. Die Generation ,die noch aktiv im Krieg war ist doch schon sehr geschrumpft. Ich bin über 50 und meine Eltern haben als Kinder den Krieg erlebt. Vor 20 Jahren wäre der Titel noch passend gewesen.
 
Das Kriegsgebiet muss bemerkenswert winzig gewesen sein wenn sich ständig die gleichen Leute über den Weg liefen.

Das war der Dramaturgie geschuldet.
Im Übrigen zeichnen sich Romane und Spielfilme dadurch aus, dass eben immer recht unwahrscheinliche Dinge und Zufälle passieren. Das sollte man nicht so eng sehen.



Den Filmtitel fand ich auch nicht sehr treffend. Die Generation ,die noch aktiv im Krieg war ist doch schon sehr geschrumpft. Ich bin über 50 und meine Eltern haben als Kinder den Krieg erlebt. Vor 20 Jahren wäre der Titel noch passend gewesen.

Alternativtitel "Unsere Oma, unser Opa" ? Na, ich weiß nicht...
 
Das war der Dramaturgie geschuldet.
Im Übrigen zeichnen sich Romane und Spielfilme dadurch aus, dass eben immer recht unwahrscheinliche Dinge und Zufälle passieren. Das sollte man nicht so eng sehen.
Würde ich auch nicht, wenn es sich um reine Unterhaltung handelte. Dieser Film wurde aber zum geschichtlichen Epos aufgepustet mit zwei Dokus im Anschluss. Diesen hohen Anspruch erfüllt er meiner Meinung, nach aber nur bedingt.
 
Würde ich auch nicht, wenn es sich um reine Unterhaltung handelte. Dieser Film wurde aber zum geschichtlichen Epos aufgepustet mit zwei Dokus im Anschluss. Diesen hohen Anspruch erfüllt er meiner Meinung, nach aber nur bedingt.

Moin

Das hast du schon richtig erkannt, die Dokus kamen im Anschluss des Fernsehfilms!

Der Fernsehfilm zeigt eine fiktive Story und da hat die künstlerische Freiheit halt mehr Spielraum. Es muss einem nicht gefallen, ist aber absolut legitim.
 
Seh ich auch so.

Bei einem solchen Thema kommen übrigens immer Dokus im Anschluss. Wissenschaftlich fundiert, mit Zeitzeugen wenn möglich.

A propos Zeitzeugen: Vor nicht allzu langer Zeit las ich im Spiegel eine hämische Bemerkung zu alten Leuten, die immer vom Krieg erzählen müssen. Und nun sucht der Spiegel auf seiner Internetseite Zeitzeugen, die doch bitteschön aus eigenem Erleben etwas über die Schrecken des 2. WK erzählen sollen...
 
Was mich ein wenig an der Kritik an UMUV stört ist, dass diese teilweise sehr überzogen ist. Auf der anderen Seite überrascht mich die "Überraschung" mit der viele Medien reagieren. Etwa wenn Bild titelt "Waren unsere Väter wirklich so grausam?" ("Wo wart ihre denn die letzten 20 Jahre", möchte man da den Bild-Redakteuren zurufen, "im Dornröschenschlaf?")
Aber zur überzogenen Kritik: Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass sich 5 Freunde an der riesigen Ostfront und ihrem Hinterland ständig über den Weg laufen, aber hier muss man nun mal Abstriche wegen der Dramaturgie machen. Sicher, man hätte es auch anders regeln können, aber die Macher des Dreiteilers haben es nun mal so gelöst. Wichtiger ist mir hier auch nicht die Kritik am dramaturgischen Konzept, sondern die Behauptung, der Dreiteiler würde verharmlosen. Und das tut er m.E. nicht. Er zeigt vielmehr, wie schleichend der Prozess ist, der aus ganz normalen Männern Massenmörder macht.

Zitat bemerkt?
 
Zuletzt bearbeitet:
... Er zeigt vielmehr, wie schleichend der Prozess ist, der aus ganz normalen Männern Massenmörder macht.

Genau an dem Punkt fängt die eigentliche Diskussion doch erst an.
Waren sie das denn, unsere Väter und Mütter? Waren sie "ganz normale" Menschen"?
Abhandlungen die sich mit der gesellschaftlichen Situation des ausgehenden 19. bzw. angehenden 20. Jhd. auseinandersetzen (wozu ich auch den ein oder anderen gelungenen Film zähle) haben doch hinreichend deutlich gemacht dass das rücksichtslose Morden der beiden Weltkriege (v.a. aber der ideologischen "Geschehnisse" im Rahmen des Holocaust) beinahe folgerichtig waren... natürlich nicht in moralischer Hinsicht, Gott bewahre, aber in Fragen der geistigen Prägung, Indoktrination und Obrigkeitshörigkeit.
Wären unsere Vorfahren im heutigen Sinne moralisch integer gewesen oder meinetwegen "normal" hätte dieser Krieg sicherlich von Beginn an einen anderen Verlauf genommen; man möchte sogar soweit gehen und darüber spekulieren ob er überhaupt stattgefunden hätte.
 
Gut, aber wie ist es mit diesem "Menschenmaterial" dann gelungen nach 1945 eine funktionierende Demokratie aufzubauen und zu etablieren?

Zudem gibt es eine Genese des Holocaust.
Zunächst haben wir eine Phase der Entrechtung und Ausplünderung der Juden von 1933 bis 1938/39, die schließlich mit der massenhaften Einweisung von jüdischen Männern nach Buchenwald, Dachau, Sachsenhausen und der Zusammenfassung der Juden in sogenannten Judenhäusern endet, dann haben wir eine zweite Phase, die des eigentlichen Holocaust, die damit beginnt, dass man jüdische Männer erschießt, weil man eine gewisse Paranoia herangezüchtet hat, diese Erschießungen werden allmählich ausgeweitet und es wird schnell klar, dass diese Massenerschießungen den Schützen gegenüber unzumutbar sind (ja, das sind tatsächlich Beobachtungen damals gewesen) und dass außerdem die Gewehre heiß laufen... und dann fängt man an zu experimentieren, bis man schließlich bei verschiedenen Methoden der Vergasung landet.
Im Grund ein völlig absurder Prozess, den diese Genese des Holocaust durchläuft.
Dass aber damals durchaus auch Normen und Werte galten, wie wir sie heute kennen, kann man daran sehen, dass Ende 1939 noch jemand vor ein Kriegsgericht gezerrt wurde, der einen Juden in Polen erschossen hatte. Was zwei Jahre später Alltag war, war damals also noch ein prozesswürdiges Verbrechen.
 
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