Unterschied zw. vermisst u. verschollen

buschhons

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Hallo,

ich bin heute mit meinem Schwager bei ihm über das Dorffriedhöfchen gegangen. Beim Überfliegen der dortigen Gedenktafel für die Opfer des Zweiten Weltkriegs kam uns eine Frage.
Auf der Tafel standen außer den Namen der Gefallenen auch die Namen der Vermissten. Nur ein einziger Name stand unter einer dritten Rubrik: Verschollen. Was ist der Unterschied zwischen vermisst und verschollen?
Auffallend war schon mal das Datum. Denn während hinter allen Vermissten ein Datum aus den Kriegsjahren stand (angegeben in Monat u. Jahr), stand unter dem Verschollenen mit "Mai 1947" ein späteres Datum.

Freue mich, falls mir einer meine laienhafte Frage beantworten kann.:winke:
 
Wikipedia sagt dazu:
"Es ist zwischen Verschollenen (sehr langfristig) und der Polizeieinsatzart „Vermisste Person“ zu unterscheiden. Den rechtlichen Status von Verschollenen regelt in Deutschland das Verschollenheitsgesetz (VerschG). Den rechtlichen Status von (kurzfristig) vermissten Personen regelt in Deutschland das jeweilige Polizeirecht, bei Anfangsverdacht von Straftaten die Strafprozessordnung; jedoch wird die Polizei auf Anordnung auch bei Verschollenen tätig."
 
Wie ich aus dem verschollenengesetz entnehme, muss der Vermisste 20 Jahre, vom Tag des Verschwindens ab, unauffindbar sein um als verschollen zu gelten. Erst Verschollene können für tot erklärt werden.
 
Hallo Galeotto, schon mal Danke für Deine Unterstützung.

Wie ich aus dem verschollenengesetz entnehme, muss der Vermisste 20 Jahre, vom Tag des Verschwindens ab, unauffindbar sein um als verschollen zu gelten. Erst Verschollene können für tot erklärt werden.

Ob das aber in der Form schon in den Anfängen der BRD galt? Ich weiß leider nicht, wann die Tafeln angefertigt worden sind. Aber wenn der Mann ab Mai 1947 als verschollen galt, müsste er demnach ja 20 Jahre vorher verschwunden sein (also so 1927). Über den Tafeln steht allerdings sinngemäß "Für unsere Opfer der Kriege" (hab den genauen Wortlaut leider gar nicht mehr im Kopf) - eine Tafel für die Gefallenen des Ersten und des Zweiten Weltkriegs, die andere Tafel für die Vermissten des Zweiten Weltkrieg und eben den einen Verschollenen.
Ich kann mir schlecht vorstellen, dass man letzteren darauf gesetzt hätte, wenn er zwischen den Kriegen aus irgendeinem anderen Grund verschwunden wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das würde ich anders sehen. Das Datum ist der Tag des Verschwindens und der Grabstein wurde erst 20 Jahre danach gesetzt.
 
Das würde ich anders sehen. Das Datum ist der Tag des Verschwindens und der Grabstein wurde erst 20 Jahre danach gesetzt.
Ach so! Das macht schon eher Sinn, dann wären die Gedenktafeln viel neueren Datums, als ich dachte. Da muss ich mich mal im Dorf informieren.

Edit: Obwohl? Hätte man dann nicht inzwischen auch einige der Vermissten (aus 1944 u. so) mittlerweile als verschollen erklärt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach so! Das macht schon eher Sinn, dann wären die Gedenktafeln viel neueren Datums, als ich dachte. Da muss ich mich mal im Dorf informieren.
Es kann natürlich auch sein, dass nach dem die letzten Kriegsgefangenen zurückgekehrt waren, die übrigen Vermissten als Verschollene, für tot erklärt wurden.
 
Ich weiss nicht ob die Trennung damals in der Bevölkerung so scharf gehandhabt wurde. Meine Oma wurde zu Kriegsende gefragt, wo ihr Mann wäre und sie antwortete "er ist an der Ostfront verschollen." Tatsächlich war er jedoch in Gefangenschaft und kam zwei Jahre danach zurück.
 
Ich weiss nicht ob die Trennung damals in der Bevölkerung so scharf gehandhabt wurde. Meine Oma wurde zu Kriegsende gefragt, wo ihr Mann wäre und sie antwortete "er ist an der Ostfront verschollen." Tatsächlich war er jedoch in Gefangenschaft und kam zwei Jahre danach zurück.

Verstehe einerseits. Andererseits müssen sich die Ersteller der Tafeln mit ihren drei Rubriken in Großbuchstaben - GEFALLEN, VERMISST, VERSCHOLLEN - ja irgendwas gedacht haben. Irgendeinen Unterschied müssten sie zwischen Vermissten und Verschollenen gemacht haben.
Ich hab auch schon überlegt, ob der Verschollene, unter dem das Datum Mai 1947 steht, im Unterschied zu den Vermissten, die vermutlich nicht aus dem Krieg zurückgekehrt waren, vielleicht als Mitglied einer NS-Organisation oder so erst nach Kriegsende von den Alliierten einkassiert worden ist und man seitdem nichts mehr von ihm gehört hatte. Oder kann man so einen unschönen Vorfall in der amerikanischen Zone (geht um Hessen) so ziemlich ausschließen?
 
Ich hab auch schon überlegt, ob der Verschollene, unter dem das Datum Mai 1947 steht, im Unterschied zu den Vermissten, die vermutlich nicht aus dem Krieg zurückgekehrt waren, vielleicht als Mitglied einer NS-Organisation oder so erst nach Kriegsende von den Alliierten einkassiert worden ist und man seitdem nichts mehr von ihm gehört hatte. Oder kann man so einen unschönen Vorfall in der amerikanischen Zone (geht um Hessen) so ziemlich ausschließen?
Das ist natürlich absolut möglich. Möglich wäre aber auch, dass er in Gefangenschaft war und dort 1947 letztmalig gesehen wurde und die Alliierten seinen Tot in der Gefangenschaft nicht bestätigen konnten oder wollten.
 
Stimmt schon, das klingt noch ein bisschen wahrscheinlicher. Ich sehe schon, so einfach, wie ich dachte, ist die Unterscheidung zw. Vermissten und Verschollenen nach dem Krieg offensichtlich nicht. Mein Schwager wird im Dorf ein paar Interviews führen müssen, wenn er's genau wissen will.
Aber Danke schon mal an Euch.
 
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