Unterschied zwischen Eigentümer- und Kronkolonie?

S

Schuler

Gast
Pennsylvania unterstand ja ausschließlich der Familie Penn, während zum Beispiel Australien oder Indien direkt der britischen Krone, de facto also dem Parlament und der Regierung, unterstanden. Die eine Form der Kolonie nennt man Charter- oder Eigentümerkolonie, die andere Kronkolonie.

Zu diesem Thema habe ich 3 Fragen:
1. Wo bestand der wesentliche Unterschied zwischen diesen Formen der Kolonie?
Um es klar zu sagen, war das normale Common Law nicht sowieso für alle englischen Landnahmen gültig, egal wo? Schließlich basierte die Herrschaft des Parlaments auf seiner Gesetzgebungskompetenz. (Außer vielleicht in Indien, wo ein Anglo-Hindu-Law entwickelt wurde)
2. Aufgrund welcher Rechtlicher Quellen war diese Unterscheidung möglich?
Sehe ich es richtig, dass es sich hierbei um eine Art neuzeitliche Form des Lehnswesen handelte?
3. Gab es diese Trennung auch bei anderen Mächten außer England?

Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass viele Eigentümerkolonien, Pennsylvania und Maryland zum Beispiel, offenbar (auch) aus religiösen Gründen gegründet worden waren, um konfessionellen Minderheiten außerhalb des Mutterlandes einen Platz zur freien Ausübung ihrer Religion geben zu können, augenscheinlich. Diente diese Unterscheidung also auch der Religionspolitik?
Aber war das nicht ein Abkommen von der Form der Staatsreligion, weil es nun britisches Gebiet gab, das nicht zur anglikanischen Kirche gehörte?
Andererseits darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Initiative zur Gründung dieser Eigentümerkolonien oft nicht von der Krone oder dem Parlament, sondern den jeweiligen Eigentümern ausging, so bei William Penn.
Stellten die Eigentümerkolonien nicht auch eine Grundlage für die späteren Unabhängigkeitsbestrebungen der Amerikaner dar, weil sie sich so schnell an eine relativ weitgehende Selbstverwaltung gewöhnten?
 
Eine sehr interessante Fragestellung.
Der Unterschied war wohl ähnlich dem von Protektorat und Kronkolonie.
die Kronkolonie unterstand direkt der Krone und dem britischen Recht und wurde von einem königlichen Gouverneur beherrscht
Das Protektorat und zuvor auch die Eigentümerkolonie waren teilsouveräne ,staatliche Territorien, deren auswärtige V ertretung und Landesverteidigung einem anderen Staat, hier Britannien in einem Suzeränitätsverhältnis unterstanden,die aber im Inneren autonome Rechts-und Verwaltungsstrukturen aufwiesen.

Bei den Englischen Kolonien Nordamerikas waren , nachdem zunächst Einzelpersonen wie William Penn Koloniegründungen gestattet waren, die Eigentümer im wesentlichen Companies ,insbesondere die LondonCompany und die Plymouth Company an der Ostküste und die HudsonBay Company im Norden.
Die Charta der London Company findest Du hier First Charter of Virginia. 1909-14. American Historical Documents, 1000-1904. The Harvard Classics
Da siehst Du,daß der König der company entsprechende Privilegien einräumte.Mit dem mittelalterlichen Lehnssystem ist das aber nur bedingt zu vergleichen, da die wechselseitigen Beziehungen doch wesentlich weniger eng waren.Die Pflicht zur Verteidigung galt z.B. nur für das Gebiet der Kolonie und es gab keine königlichen Frondienste o.ä.

Die Rechts. und Verwaltungsstrukturen der Company-Kolonoien waren zwar ans britische System angelehnt, ließen aber mehr Spielraum,um Siedler unterschiedlicher Provinienz anzuwerben, denn im Unterschied zum König und dem Gouverneur seiner Kronkolonie war für die Company in erster Linie die Charta maßgebend .Man hatte also keine Staatsreligion außer dem schnöden Mammon :D
Der Vorteil für die Krone war dabei,daß England sich so oppositionelle Bevölkerungsteile wie die Quäker,Iren, usw. elegant vom Hals schaffen konnte.

Neben England hatten Holland (VOC/WIC) ,Frankreich (CIO/CNF/CM),Brandenburg (AC),Dänemark und Schweden dieses Company-Kolonial-System .

Inwieweit die Eigentümerkolonien eine Grundlage für die späteren Unabhängigkeitsbestrebungen der Amerikaner dar,stellten ist schwer zu sagen.Man war sicher an eine relativ weitgehende Selbstverwaltung gewöhnt und berief sich auch auf gewisse Privilegien,die George kassieren wollte,aber das war bei anderen Kolonien auch der Fall.Entscheidend war hier m.E. die tatsache,daß die Gründerstaaten im wesentlichen europäisch besiedelt waren, europäer also die Mehrheit stellten und die Abhängigkeit vom Mutterland daher stetig abnahm.
 
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