Untertanenmentalität im Kaiserreich

Das glaube ich jetzt anders zu wissen.


Ich bin gerade mit der Kaisderzeit beschäftigt und lese verschiedene Bücher gleichzeitig. Darum fällt es mir schwer die Quelle anzugeben.
Ich habe aber eine Vermutung. Hoffe, ich liege richtig.

Davon abgesehen, hat mich der Satz: "Eintritt in eine schlagende Verbindung bedeutete Satisfaktionsfähigkeit einfach überzeugt."

Überlege mal, wie gering damals z.Bsp. Lehrer angesehen waren.
Die mussten gelegentlich sogar Prügel von den Gutsherren einstecken. Ein armer Student, der aufgrund der Mildtätigkeit anderer studieren durfte und mittags am Katzentisch saß, sollte sich gegen Beleidigungen wehren und zum Duell fordern dürfen? - Und du spricht sogar von Abiturienten.

Dazu gehörte dann doch ein kräftiges Elternhaus im Rücken. - Und die Burschenschaften haben sicher auch nicht jeden aufgenommen.

Kurz und gut. Ich suche die Quelle.

Grüße
Arti
 
@Artefakt

Für den Uz, also 1871 bis 1918, wage ich kurzerhand die Behauptung, daß Lehrer nicht von Gutsherren verprügelt wurden.*

Woher hast Du die These, daß im Uz Lehrer ein geringes Sozialprestige hatten? Natürlich war das Sozialprestige der Lehrerschaft stark abgestuft, zwischen einem Volksschullehrer (Lehrerseminar) und einem Gymnasiallehrer (Uni, meist promoviert) lagen allerdings soziale "Welten".

Satisfikationsfähig waren im Uz alle, die mindestens das "Einjährig-Freiwilligen-Examen" bestanden hatten und einen Resreveoffiziersgrad besaßen. Egal ob adelig oder bürgerlich. Duelle waren im Uz verboten und wurden strafrechtlich, wenn auch relativ milde, geahndet und zwar nur mit Festungshaft.

In einer "Zwickmühle" befanden sich Berufsoffiziere, nahmen sie eine Herausforderung an und duellierten sie sich, bedeudete das Entlassung, allerdings "ehrenhaft" inkl. strafrechtliche Konsequenzen, nahmen sie selbige nicht an, konnte das ein Ehrengerichtsverfahren im Regiment nach sich ziehen, mit einer Entlassung, dann allerdings "unehrenhaft".

Die "Duelle" bei den Studenten, in schlagenden Verbindungen und Burschenschaften, hat mit dem klassischen Duell in "Ehrensachen" nichts zu tun, da ein tödlicher Ausgang per se ausgeschlossen war/ist. Daher können sich die testesterongesteuerten akademischen Jünglinge auch heute noch auf dem Paukboden "schlagen".

M.

* Ich will nicht ausschließen, daß im volltrunkenen Zustand ein Gutsherr, der körperlich überlegen war, einem Dorfschullehrer verprügelt hat, aber dieses hätte den Straftatbestand der Körperverletzung erfüllt und wäre geahndet worden, strafrechtlich oder zivilrechtlich durch einen Vergleich ("Wirtshausrauferei").
 
Überlege mal, wie gering damals z.Bsp. Lehrer angesehen waren.
Die mussten gelegentlich sogar Prügel von den Gutsherren einstecken. Ein armer Student, der aufgrund der Mildtätigkeit anderer studieren durfte und mittags am Katzentisch saß, sollte sich gegen Beleidigungen wehren und zum Duell fordern dürfen? - Und du spricht sogar von Abiturienten.

Damals hatte der Volksschullehrer aber auch kein Abitur. Fürs Lehrerseminar genügte ein mittlerer Abschluss.
 
OT, aber Schlaglicht auf den Reserveoffizier:
Im Zuge der neuen Waffenbrüderschaft bekam eine württembergische Kompagnie einen preußischen Hauptmann.
Die Kompagnie marschierte auf einer Landstraße, als von einem Acker ein Bauer mit seinem Mistfuhrwerk einbog, und vor der Kompagnie herzockelte.

Der Hauptmann wollte mit einem kurzen lauten "Anhaucher" den Bauern von der Straße jagen.
Das Bäuerlein hob einen Augendeckel, entbot dem Hauptmann den "Schwäbischen Gruss" und zockelte weiter.
Der Hauptmann wandte sich fassungslos an einen seiner Zugführer, ein kgl. württembergischer Leutnant. "Was kann man da tun?"
Der Leutnant entgegnete "Ich täts net".

Wenn die Geschichte erfunden ist, ist sie gut erfunden. Sie zeigt die Wertschätzung die das Militär im Süden des Reiches hatte.
 
OT, ...Der Hauptmann wandte sich fassungslos an einen seiner Zugführer, ein kgl. württembergischer Leutnant. "Was kann man da tun?"
Der Leutnant entgegnete "Ich täts net".

Wenn die Geschichte erfunden ist, ist sie gut erfunden. Sie zeigt die Wertschätzung die das Militär im Süden des Reiches hatte.

In Preußen wäre der Bauer sofort von der Straße gefahren und hätte mit der Peitsche gegrüßt, widrigenfalls häte der Leutnant gefragt: "Herr Hauptmann, soll ich der ersten Korporalschaft befehlen, das Hindernis zu beseitigen? Antwort: Natürlich, ich spreche heute abend mit dem Landrat."

M.:winke:
 
dekumatland: Der Idealtypus, den Max Weber in die Soziologie eingeführt hat, ist ein heuristisches Instrument, das allerdings einen empirischen Bezug hat. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann schlug Weber vor, Idealtypen anhand empirischer Tatsachen zu bilden. Heßling verkörpert ja in Reinkultur den wilhelminischen Machtbürger mit seinem Opportunismus, seiner Feigheit und seinem festen Glauben an die 'deutsche Sache'.
 
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