Ursachen für Amerikanischen Bürgerkrieg (Wirtschaft)

Propaganda oder ist da was dran?

Diese Frage kann ich Dir leider nicht beantworten, hier stehe ich nicht fest genug in der Thematik.

War denn die Sklaverei tatsæchlich DER Grund fuer den amerik. Buergerkrieg?

Hier bin ich zwar auch nicht sonderlich bewandert, meine Vorstellung ist aber folgende.

Ich bin der Meinung, dass Nordstaaten und Südstaaten unterschiedlich kulturell geprägt waren. Im Norden dominierte die britische geprägte Ostküste, im Süden der französische Einfluss. Demnach war die Lebensart der maßgebenden Gesellschaftsschichten eine andere.

Weiterhin war der Norden wohl überwiegend industriell geprägt, der Süden überwiegend landwirtschaftlich (Plantagenwirtschaft).

Im Verbund als Union, vor dem Bürgerkrieg, herrschte wohl auch der Konflikt, dass man von den Südstaaten erwartete ihre Erzeugnisse auf dem Binnenmarkt der Union und zu für sie ungünstigeren Preisen zu verkaufen. Man schien von den Südstaaten aber auch zu erwarten, industrielle Güter ebenfalls auf dem Binnenmarkt zu kaufen, wieder zu für den Süden ungünstigeren Preisen.

Der Süden stand also (imho) vor der Situation seine Produkte auf dem Binnenmarkt zu niedrigeren Preisen verkaufen zu müssen, als er sie auf dem "Weltmarkt" hätte verkaufen können, ... gleichzeitig seine Einfuhren zu den höheren Preisen auf dem Binnenmarkt kaufen zu müssen, als er sie auf dem "Weltmarkt" hätte kaufen können.

Irgendwann scheint dem Süden dann die Erkenntnis gekommen zu sein, dass er ohne Union und Binnenmarkt "besser dran wäre" und entschied sich zur Sezessinon (zugegeben: grob vereinfacht dargestellt).

Mit zwei "amerikanischen Staaten" auf dem Gebiet der früheren Union hätten sich die USA aber nicht zu einer (zuerst) Regionalmacht, dann (später) zu einer überregionalen Großmacht entwickeln können. Daher durfte die Sezession nicht stattfinden bzw. es musste der status quo ante wieder hergestellt werden. Dies ließ sich nur mit einem Krieg erreichen.

In den Anfängen des Bürgerkrieges sah es (imho) für den Norden nicht gerade rosig aus, ich denke da gerade an die ersten Schlachten, in denen die Nordstaatler - entgegen ihrer Erwartung - von den Südstaatlern mächtig in Bedrängnis gebracht wurden.

Das Thema "Sklavenbefreiung" kam (imho) erst zu einem späteren Zeitpunkt, als man der wirtschaftlichen Begründung auch eine moralische hinzufügen musste, um den Krieg (noch) legitimieren zu können.

Auch im Norden setzte zunehmend Kriegsmüdigkeit ein ... eventuell auch mit dem Gedanken ... "lasst den Plantagenbauern doch ihre Unabhängigkeit, sollen sie doch sehen wie sie zurecht kommen - ist es es wert deswegen einen Krieg zu führen ?"

Vielleicht erhoffte man sich, von der Bekanntgabe der Sklavenbefreiung als Kriegsziel, auch einen militärischen Effekt ... eventuell Sklavenaufstände hinter der Front des Feindes, die Truppen gebunden hätten und diese daher nicht für die Bürgerkriegsfront verfügbar gewesen wären.

Aber, wie gesagt, ich stehe hier nicht sonderlich gut in der Thematik.
 
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War denn die Sklaverei tatsæchlich DER Grund fuer den amerik. Buergerkrieg?
Nein, im Bürgerkrieg ging es um den Erhalt der Union. Die Südstaaten hatten im Laufe der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts innerhalb der Union an Bedeutung verloren und wollten sich mit diesem Verlust letztlich nicht abfinden. Freilich verband sich mit diesem Bedeutungsverlust auch die Sorge vor den fremden Einflüssen aus dem Norden, dem Zurückdrängen der eigenen Lebensart, zu der nach Auffassung vieler Südtstaatler auch die Sklaverei gehörte. Als dann mit Lincoln ein Mann aus dem Norden zum Präsidenten gewählt wurde, begann die Sezession, obwohl Lincoln stets erklärt hatte, die Sklaverei im Süden beachten zu wollen. In seinem offenen Brief vom 22.8.1862 an die New York Times, deren Herausgeber ein erklärter Gegner der Sklaverei war, schrieb Lincoln zum Bürgerkrieg folgendes: „Mein oberstes Ziel in diesem Krieg ist es, die Union zu retten; es ist nicht, die Sklaverei zu retten oder zu zerstören. Könnte ich die Union retten, ohne auch nur einen Sklaven zu befreien, so würde ich es tun; könnte ich sie retten, indem ich alle Sklaven befreite, so würde ich es tun; und könnte ich die Union retten, indem ich einige Sklaven befreite und andere nicht, so würde ich auch das tun. Alles, was ich in Bezug auf die Sklaverei und die Schwarzen tue, geschieht, weil ich glaube, dass es hilft, die Union zu retten“.
Ich muss bekennen, dass ich Suedstaaten-Fan bin - um Gottes willen nicht wegen der Sklaverei, sondern weil ich der Meinung bin, dass die einzelnen Staaten das Recht haben muessen, aus einer freiwillig eingegangenen Verbindung (USA) auch wieder austreten zu duerfen.
Solche Fragen sind eigentlich nicht Ansichtssache sondern Verfassungsfrage. In der ersten US-Verfassung (den Konföderationsartikel) stand eine Formulierung – ich zitiere aus der Erinnerung – derzufolge die Union „ewig“ dauern sollte. Dennoch sah diese Verfassung nur eine schwache Stellung der Bundesregierung vor. Es wurde ein Konvent nach Philadelphia einberufen, der Änderungen an dieser Verfassung vornehmen sollte. Im Konvent setzte sich die Gruppe der Föderalisten durch, die in der Verfassungsdebatte für eine Umwandlung der USA von einem lockeren Staatenbund in einen Bundesstaat mit einer starken, handlungsfähigen Exekutive auf Bundesebene eintraten. In einer berühmten Serie von 85 Artikeln (den „Federalist Papers“) erläuterten die Föderalisten (1787/88) die Notwendigkeit dieser Umwandlung der USA. Diese Artikel gelten bis heute als authentischer Verfassungskommentar der Generation der Gründerväter. In der neuen Verfassung steht nichts, dass ein Austritt verboten ist. Aber aus den "Federalist Papers", die den Sinn und Zweck der Verfassungsänderung dokumentieren, wird deutlich, dass das Schweigen der Verfassung über das Austrittsrecht der Bundesstaaten damit zusammenhing, dass diese gar kein Recht zum Austritt hatten.

Im übrigen sind einseitige Austrittsrechte ein anarchistisches Element, auf das man keinen Staat gründen kann. Wenn jeder aus dem Staat austreten kann, weil ihm eine Entscheidung des Staates nicht gefällt, gibt es bald auch keinen Staat mehr.
 
Zunæchst mal vielen Dank fuer die Informationen!
Hier gehe ich aber nicht mit:

Im übrigen sind einseitige Austrittsrechte ein anarchistisches Element, auf das man keinen Staat gründen kann. Wenn jeder aus dem Staat austreten kann, weil ihm eine Entscheidung des Staates nicht gefällt, gibt es bald auch keinen Staat mehr.

Damit betreten wir aber den Bereich der Staats-Philosophie. ;)
Es geht ja nicht um den Austritt von Einzelnen, sondern von Provinzen, Teilstaaten, Bevølkerungsgruppen...Das hat es immer gegeben und gibt es fortwæhrend. Ich finde es høchst demokratisch. Wenn ein Staat es nicht schafft, grosse Teile seiner Buerger zufriedenzustellen, dann muss er auch mit dem Zerfall rechnen: Jugoslawien, Østerreich-Ungarn, UdSSR, usw.
Andere haben sich auch mal fuer den Verbleib in einem Staatsverband ausgesprochen, Quebeck z.B.
Nach dem Vølkerrecht sehe ich da keinen Hinderungsgrund.

Gruss, muheijo
 
Nach dem Vølkerrecht sehe ich da keinen Hinderungsgrund.

Hat die Staatengemeinschaft nicht gerade kürzlich das Völkerrecht ausgehebelt und teilweise für unerheblich erklärt ?

Einem Staat wird ein Teil seines historischen Kernlandes entrissen, begründet im "Selbstbestimmungsrecht der Völker", welches über "der Unverletzlichkeit nationaler Grenzen" stehe? Und wurde nicht auch gerade zwei "Völkern", die ihre Selbstbestimmung einforder(te)n - weil sie eben nicht auf dem historischen Kernland des betroffenen Staates leben - die erklärte Unabhängigkeit (überwältigend) abgesprochen, weil "die Unverletzlichkeit nationaler Grenzen" über das "Selbstbestimmungsrecht der Völker" anzusiedeln sei ?

Das Völkerrecht kann daher wohl nie einen ernsthaften Hinderungsgrund darstellen. Besonders wenn es um die Auflösung von Staaten bzw Staatsgebilden geht. Zumindest in der Neuzeit.
 
Die Sklaverei war nicht der Hauptgrund für die Sezession, aber ohne Sklaverei wäre es niemals dazu gekommen. Es gab sklavenhaltende Staaten, die in der Union blieben wie Missouri, Kentucky, Delaware und Maryland. West Virginia erklärte sich ebenfalls für die Union und etablierte sich als eigener Bundesstaat, als Virginia abfiel.

Jefferson, selbt Sklavenhalter, sagte einmal mit der Sklaverei sei esw wie mit einem Wolf, den man an den Ohren hält. Man wagt nicht, ihn festzuhalten, noch ihn loszulassen. Man sollte sich vor Augen halten, dass die Sklaverei auch im Süden nicht unumstritten war und nur 5% der Südstaatenbevölkerung größere Mengen an Sklaven besaß. Die große Masse der kleineren Farmer besaß, wenn überhaupt nur wenige Sklaven und war sich auch durchaus nicht zu schade dafür, schwere körperliche Arbeiten selbst zu verrichten. Tatsächlich kam die Sklaverei nur der dünnen Pflanzeraristokratie zugute, machte aber ganze ganze Landstriche arm, da etliche arme Weiße sich mit ihrer zu teuren Arbeitskraft nicht ernähren konnte. Der Preis der Sklaverei war die Verarmung großer Teile der Bevölkerung, und das wäre auch der Fall gewesen, wenn es keine rassistisch motivierte Sklaverei und weiße Sklaven gegeben hätte. Wer mehr als 20 Sklaven besaß, konnte eine Arbeitskraft abstellen, so dass der Krieg des Südens hauptsächlich von denen ausgekämpft wurde, die überhaupt nicht von diesem System profitierten. Norden und Süden gingen getrennte Wege, und es gab nicht wenige, die in der Pflanzeraristokratie eine Gefahr für die Demokratie sahen. Das Problem wurde noch dadurch verschärft, dass der Boom von "King Cotton" dazu beitrug, dass es immer mehr Sklaven gab, denn die Pflanzer investierten nicht in landwirtschaftliche Maschinen, sondern in mehr Land und noch mehr Sklaven. Dinge des täglichen Gebrauchs und Luxuswaren wurden nicht im Norden eingekauft, sondern von den Briten, deren Schiffe nicht leer zurückfahren konnten. Unter diesen Bedingungen aber zeichnete sich ein Konflikt ab.

Der Süden führte seinen Krieg schließlich bis zum wirtschaftlichen ausbluten, und als die Depots leer waren, gab es durchaus Südstaatler, die eine Bewaffnung der Sklaven propagierten. Einer der prominentesten Befürworter war Judah Benjamin, der erste Jude auf Ministerposten des Südens und Kriegs- bzw. Außenminister der Konföderation.
 
Der Süden hatte von Anfang an nur relativ schwache Chancen, und eigentlich ist es erstaunlich, wie lange der Süden standhalten konnte. Der Norden besaß 80% der Industrien, der Eisenbahnlinien und der Rohstoffe. Der Süden verfügte zwar über hervorragende Kommandeure, doch die Analphabetenrate war viel höher, als bei den Nordstaatlern, so dass die Erteilung schriftlicher Befehle schwierigkeiten bereiten konnte. Dixie´s Land konnte den Krieg ohnehin nur mit geschmuggelter Yankeeware finanzieren, ähnlich dem "handel op de vijnd" wie es die Holländer im Kampf mit Spanien praktizierten. Allerdings brauchte der Süden auch den Norden nicht vernichtend besiegen, sondern musste ihm nur so große Verluste zufügen, dass der Krieg schließlich so unpulär wurde, dass der Norden die Konföderation akzeptierte.

Das war allerdings kaum ohne die Hilfe Großbritanniens und oder Frankreichs möglich, und es stellt sich die Frage, welche politischen Chancen die Konföderierten Staaten von Amerika längerfristig gehabt hätten, wenn der Norden schließlich die Sezession akzeptiert hätte. Wirtschaftlich hatte Großbritannien starken Bedarf an Baumwolle aus dem Süden. Die Spinnereien in Manchester hatten große Probleme, ehe die Briten ihren Bedarf an Baumwolle aus Ägypten decken konnten. Es wären die Konföderierten Staaten von Amerika wirtschaftlich völlig von Großbritannien abhängig gewesen, und dieser Verbündete wäre für die Briten politisch ein sehr belastender geworden, da Großbritannien die Sklaverei abgeschafft hatte und wegen der wirtschaftlichen Rentabilität anderen Staaten die Sklaverei nicht durchgehen lassen konnte. Die Briten übten daher enormen Druck auf Dänemark, Spanien und Portugal aus. Dazu zeichnete sich auch ein Konflikt mit Napoleon III. wegen dessen Ambitionen in Mexiko ab, so dass die Briten wohl recht gut daran taten, die Konföderation nicht zu unterstützen.
 
Zunæchst mal vielen Dank fuer die Informationen!
Bitteschön!:)
Hier gehe ich aber nicht mit:
Damit betreten wir aber den Bereich der Staats-Philosophie.
Es geht ja nicht um den Austritt von Einzelnen, sondern von Provinzen, Teilstaaten, Bevølkerungsgruppen...Das hat es immer gegeben und gibt es fortwæhrend. Ich finde es høchst demokratisch. Wenn ein Staat es nicht schafft, grosse Teile seiner Buerger zufriedenzustellen, dann muss er auch mit dem Zerfall rechnen: Jugoslawien, Østerreich-Ungarn, UdSSR, usw.
Andere haben sich auch mal fuer den Verbleib in einem Staatsverband ausgesprochen, Quebeck z.B.
Nach dem Vølkerrecht sehe ich da keinen Hinderungsgrund.
Ob ein Gliedstaat aus einem Bundesstaat austreten darf, ist zunächst einmal eine Frage des Staats- und Verfassungsrechts des Bundes- und des Gliedstaates, keine Frage des Völkerrechts. Das Völkerrecht beschäftigt sich in solchen Fällen eher mit der Frage, ob fremde Staaten den abtrünnigen Gliedstaat als Völkerrechtssubjekt anerkennen dürfen.

Die Südstaaten haben freilich behauptet, dass sie aus der Union einseitig austreten dürften und sich dabei auf eine angebliche Lücke in der Unions-Verfassung berufen, die einen Austritt nicht ausdrücklich verboten hatte. Anhand des erwähnten Kontextes der Verfassungsänderung 1787/88 (den Federalist Papers) wird aber klar, dass ein einzelner Bundesstaat ein solches Austrittsrecht nicht hatte.

Mein "wenn das jeder macht"-Argument stellt natürlich eine Vereinfachung des Problems dar. Mit ihr soll das eigentliche Kernproblem eines einseitigen Austrittsrecht deutlich werden: ein Staat ist eine Solidargemeinschaft. Wenn sich nun einzelne Glieder dieses Staates (Bundesländer, etc.) aus dieser Gemeinschaft einseitig lösen können, dann stellt dies den Gedanken der Solidargemeinschaft und somit des staatlichen Zusammenlebens überhaupt in Frage. Warum sollten sich andere Bundesländer in Phasen, in denen es ihnen gut geht, solidarisch mit anderen Bundesländern verhalten, denen es gerade schlecht geht, wenn zu befürchten ist, dass diese im Falle ihrer wirtschaftlichen Erholung aus dem Bundesstaat einseitig austreten? Das gleiche Problem taucht auch bei den Bundesländern auf. Dort könnte auch ein Landkreis auf die Idee kommen, aus dem Bundesland einseitig auszutreten, um sich mit den anderen Landkreisen nicht solidarisch verhalten zu müssen. Das gleiche könnte auch bei einer Gemeinde mit Stadtteilen passieren und letztlich auch mit einzelnen Bürgern.
 
Mein "wenn das jeder macht"-Argument stellt natürlich eine Vereinfachung des Problems dar. Mit ihr soll das eigentliche Kernproblem eines einseitigen Austrittsrecht deutlich werden: ein Staat ist eine Solidargemeinschaft.
Mit dem letzten Satz gehst Du staatstheoretisch "in die Vollen" oder, wenn man will, in vermintes Gelände.:winke:

Als "Realist" habe ich insoweit Verständnis für Maksims Einwurf, möchte dem aber nicht nachgehen, sondern Bezug nehmen auf
Anhand des erwähnten Kontextes der Verfassungsänderung 1787/88 (den Federalist Papers) wird aber klar, dass ein einzelner Bundesstaat ein solches Austrittsrecht nicht hatte.

Aus Zeitgründen verzichte ich zunächst auf die Lektüre der Papers selbst (The Federalist Papers - THOMAS (Library of Congress)) und gehe gleich über zu zwei Punkten, die Charles A. Beard in seiner ebenso berühmten wie umstrittenen "Ökonomischen Interpretation der amerikanischen Verfassung" herausgearbeitet hat (Ausgabe Frankfurt 1974, Kap. VI).

1. Der eine Punkt betrifft das Machtpotential der Union im Vergleich zu anderen Mächten. Nach dem Motto "size matters" :) wird eine direkte Beziehung hergestellt zwischen den Handels- und allgemeinen wirtschaftlichen Interessen und deren militärischem Schutz. "Durch Aufrechterhaltung der Union können wir hoffen, über kurz oder lang in Amerika zum Schiedsrichter für Europa zu werden und die Rivalität der europäischen Länder in diesem Teil der Welt so zu steuern, wie dies unsere Interessen erfordern" (S. 231).

Zwischen diesem Postulat und dem Bürgerkrieg liegen sowohl die Isolationspolitik der nächsten Jahrzehnte als auch die Monroe-Doktrin. Aber ich denke, dass jene (primitive?) Überlegung auch 1860/61 noch eine Rolle gespielt hat: die Sezession beeinträchtigt die Stellung der USA im internationalen Kontext.

2. Der andere Punkt betrifft die charakteristische Konzeption vom inneren Gleichgewicht der Kräfte. Verkürzt dargestellt (S. 214 f.):

  • Aus der ungleichen Verteilung des Eigentums erwachsen widerstreitende Parteien/Interessen im Staat.
  • Die "allergrößte Gefahr wird dadurch entstehen, daß sich bestimmte Interessen in einer überwältigenden Mehrheit zusammenfinden", die ihre Rechte zum obersten Gesetz erhebt und die Rechte der Minderheit opfert.
  • Schutz vor dieser Gefahr bietet allein, "es für genügend viele widerstreitende Interessengruppen zu erschweren, eine gemeinsame Majorität zu bilden".
  • Ergo: "Die Größe der Union wird es möglich machen, mehr Interessen aufzunehmen, so daß die Gefahr einer übermäßigen Mehrheit nicht so groß ist."
  • In den Worten Madisons: "In der Ausdehnung und im richtigen Aufbau der Union besitzen wir also ein republikanisches Hilfsmittel gegen die Krankheiten, die eine republikanische Regierung am häufigsten bedrohen."
 
Mit dem letzten Satz gehst Du staatstheoretisch "in die Vollen" oder, wenn man will, in vermintes Gelände.:winke:

Als "Realist" habe ich insoweit Verständnis für Maksims Einwurf, möchte dem aber nicht nachgehen, sondern Bezug nehmen auf
Maksim hat auf das Völkerrecht Bezug genommen, währenddessen sich meine Argumentation auf das Staats- und Verfassungsrecht bezog.;)

[OT:]Ich weiß natürlich auch, dass die allgemein anerkannten Grundsätze des Staatsrechtes (also diejenigen, die in [fast] jedem Staat und [fast] überall gelten) in der Völkerrechtslehre auch als allgemein anerkannte Grundsätze des Völkerrechts angesehen werden. Ich würde aber nicht soweit gehen wollen, die staatsrechtlichen Einwände gegen eine Sezession zu einem völkerrechtlichen Verbot der Sezession zu verdichten. Zumal im Völkerrecht bei der Anerkennung abgefallener Gebiete als eigener Staat wie in der Anerkennungsfrage generell nicht nur rechtliche sondern auch politische Gesichtspunkte eine Rolle spielen: die Drittstaaten sind nicht verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass die abtrünnige Provinz dem Staat treu bleibt, dem sie bisher angehörte. Die innerstaatlichen Treuepflichten muss schon der jeweilige Staat, dem die Provinz bisher angehörte, selbst durchsetzen. Wenn er dies aber nicht kann, scheint sich die Provinz effektiv von diesem getrennt zu haben, so dass eine Anerkennung der Provinz als eigener Staat völkerrechtlich auch möglich sein sollte.[/OT]
 
Eine Anmerkung,als der gute Lincoln die Proklamation zur Sklaverbefreiung verfasste hätte er in etwa 3-5 Nordstaaten die Sklaven sofort befreien können,aber seine Proklamation betraf nur die Sklaven in den Südstaaten.Das ist der Grund das man vermutet, das die Absicht die Sklaven zu befreien ein anderer war,weil der Krieg auf die Stelle trat,und da die Südstaaten Dörfer oder Kleinstädte fast ohne Männer waren erhoffte man sich das die Schwarzen sich erheben würden und die Südstaaten destabilisieren,aber ein Sklavenaufstand blieb aus.
Ausserdem lösten damals einige US Nordstaaten das Farbigenproblem in dem sie an den Bundesstaatsgrenzen Schilder aufstellten mit der Aufschrift "Der Zutritt zu diesem Bundesstaat ist Farbigen verboten"!Dieses machten besonders Staaten etwa westlich von Illinios.
 
Wirtschaftliche Gründe haben für den Norden sicher auch eine Rolle gespielt. Wenn ich mich richtig erinnere, war den Norden daran gelgen Schutzzölle einzuführen, um ihre Industrie zu schützen. Ohnehin bestand ein nicht ganz unbedeutender Teil der Einnhamen der USA aus Zöllen. Diese Zölle waren für den Süden aber nachteilhaft gewesen, da er vom Export lebte und mit entsprechenden Gegenmaßnahmen seitens der Abnehmer seiner Produkte wie beispielsweise Großbritannien gerechnet werden musste. Des Weiteren ist auch nicht ganz uninteressant, dass das Repräsentantenhaus von Politikern aus den Norden dominiert wurde. Hier wurde bekanntermaßen entschieden, wie die eingenommenen Mittel verwendet werden, wobei der Süden regelmäßig den Kürzeren zog. Und Lincoln hat im Zuge des Wahlkampfes versprochen, die Zölle zu erhöhen.

Die nördlichen Bundestaaten hat ja bereits 1832 versucht die Zölle deutlich zu erhöhen, doch dies wurde durch Unruhen in South Caraolina gerade noch verhindert.

Die New York Times titelte 1862 in einem Leitartikel, die Abschaffung der Sklaverei als Zweck des Krieges zu deklarieren, damit dieser an moralischer Legitimation gewinne. Lincoln war aber nicht von der Nützlichkeit einer solchen Aussage überzeugt. Am 25. August 1862 erklärte Lincoln in einem Leserbrief an die New York Times: "My paramount object in this struggle is to save the Union, and it is not either to save or destroy slavery. If I could save the Union without freeing any slave I would do it, and if I could save it by freeing all the slaves I would do it; and if I could save it by freeing some and leaving others alone, I would also do that. What I do about slavery and the colour race, I do because I believe it helps to save the Union."

Doch die Sklavenfragen hatte auch eine gewisse außenpolitische Bedeutung, denn Großbritannien, für dessen Textilindustrie Baumwolle der Südstaaten von großer Bedeutung war, hatte Probleme mit der Blockade der Häfen der Südstaaten durch die Nordstaaten. In der britschen Öffentlichkeit gab es durchaus Sympathien für die Sache der Südstaaten. Gladstone, der damalige Schatzkanzler und spätere Premierminister der britischen Regierung, befürwortete eine militärische Intervention Großbritanniens zugunsten der Südstaaten.


Eine Anmerkung,als der gute Lincoln die Proklamation zur Sklaverbefreiung verfasste hätte er in etwa 3-5 Nordstaaten die Sklaven sofort befreien können,aber seine Proklamation betraf nur die Sklaven in den Südstaaten

Die Staaten Delaware, Kentucky, Maryland und Missouri wurde von Lincolns Proklamation ausgenommen, da sie ja bei der Union verblieben waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich habe eine Aufgabe von meinem Lehrer erhalten, um meine Geschichtsnote nochmal zu verbessern. Und ich bin echt eine Niete in geschichte und verstehe die Aufgabe nicht so wirklich, also würde ich mich freuen, wenn mir einer diese Aufgabe so einfach, wie möglich erläutern und erklären könnte. Also wirklich für Dumme haha. Danke schon mal im voraus!

Die Frage:

1. Analysiere, wie sich das Spannungsverhältnis zwischen den Menschenrechten in der amerikanischen Verfassung und der Situation der Afro-amerikaner durch den Civil War veränderte.
 
So einfach ist es aber nun auch wieder nicht. Wir sind kein Forum wo dir deine Hausarbeit erledigt. Da musst du schon selber was herausarbeiten.

Was hast du denn schon erarbeitet? Wie gehst du vor und was für Literatur verwendest du denn?
 
Also ich habe bisher schon herausgearbeitet, wie sich das Leben der farbigen Menschen nach dem Krieg entwickelt hat. Also ihre politische, sozial und wirtschaftliche Lage. Ich habe mir einige Artikel aus den Grundrechten durchgelesen, wie zum Beispiel den 13., 14. Und 15, weil diese ja das Leben der Afro-amerikaner beeinflusst haben. Ich habe mir die Rassentrennung in den 50er/60rr Jahren angesehen und die Bewegungen und Proteste.

Ich möchte nicht, dass mir jemand die Hausarbeit macht, sondern nur sicher gehen, dass ich die Aufgabe richtig verstanden habe.
 
Guck, dass du ausreichend auf das erwähnte Spannungsverhältnis eingehst. Wie sah das vor 1861 aus? (Sklaverei, Menschenrechte...)

Wie sah es danach aus? Die Sklaverei war abgeschafft, aber waren die Ansprüche, die die Verfassung stellt, erfüllt? Wie sahen das (unterschiedliche) Zeitgenossen? Wie siehst du es?

Offensichtlich gab es ja noch gewisse Diskrepanzen (vorsichtig formuliert), sonst hätts die von dir erwähnten Bewegungen & Proteste in den 50ern/60ern nicht gebraucht.

Und grade, wenn man die aktuellen Nachrichten aus den Staaten sieht, kann man die Betrachtung locker bis heute fortsetzen, wenn man will...
 
Aus der Declaration of Independence:

Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: daß alle Menschen gleich geschaffen sind; daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; daß dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören; daß zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingerichtet werden, die ihre rechtmäßige Macht aus der Zustimmuung der Regierten herleiten; daß, wenn irgendeine Regierungsform sich für diese Zwecke als schädlich erweist, es das Recht des Volkes ist, sie zu ändern oder abzuschaffen und eine neue Regierung einzusetzen und sie auf solchen Grundsätzen aufzubauen und ihre Gewalten in der Form zu organisieren, wie es zur Gewährleistung ihrer Sicherheit und ihres Glücks geboten zu sein scheint.​
 
Bedenke bei deiner Ausarbeitung aber auch, das die Nordstaatler, obwohl keine Sklavenhalter, den Schwarzen nichtautomatisch als gleichwertigen Menschen und Bürger betrachteten. Sofern man überhaupt von "den Nordstaatlern" sprechen kann.
Wurde der Bürgerkrieg überhaupt wegen der Sklaverei begonnen? Und gab es für Lincoln nicht auch die Möglichkeit, die Sklaverei beizubehalten?
 
In der neuesten Ausgabe von ZEIT Geschichte schreibt Jörg Nagler aus einem besonderen Blickwinkel heraus (S. 56):
"Als Lincoln 1858 [drei Jahre vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs] seine Rede in Springfield hält, tobt ein Bürgerkrieg im Kansas-Territorium, wo Befürworter und Gegner der Sklaverei sich brutal bekämpfen.
.........
Lincoln vermittelt seinen Zuhörern den Eindruck, in diesem Konflikt existiere auf Seiten der Sklavenhalter und ihrer Fürsprecher schon seit Längerem ein "Masterplan" zu Ausweitung der Sklaverei."


Das beinhaltet zwar schon in der Absicht auch das Mittel der "Verschwörungstheorie"( und darum gehrt es in diesem Sonderheft der ZEIT), es zeigt aber ebenso ein Grundproblem:
Wenn ich heute eine Gruppe von Menschen versklave, wer ist dann noch morgen sicher vor der Sklaverei?
Gibt es dann noch eine prinzipielle Schranke, wenn der Mensch nicht einfach nur ein Mensch ist?
Kann man sich denn dann nicht auch eine andere Gruppe vornehmen um deren Rechte zu verneinen?

Dass ein Bürgerkrieg über diese Frage schon vorher in einem Territorium entflammt war, wusste ich nicht.
 
"Bleeding Kansas" ist das Stichwort dafür. Allerdings bin ich über die Formulierungen Naglers nicht wirklich glücklich, sie lassen evtl. ein Bild vom Ausmaß der Auseinandersetzungen entstehen, das nicht zutrifft (was die Grausamkeiten, die begangen wurden, nicht verharmlosen soll).
Der Masterplan zur Ausweitung der Sklaverei existierte tatsächlich und dürfte jedem politisch interessierten Menschen damals bekannt gewesen sein - insoweit weiß ich nicht, was an Lincolns Rede da so neu gewesen sein soll.
Der Missouri-Kompromiss von 1820 sah vor, dass Sklaverei nördlich einer bestimmten Linie (36.30) einer bestimmten Linie nicht mehr erlaubt sein sollte (also alle Territorien, die nördlich dieser Linie lagen sollten als "freie" Staaten in die Union aufgenommen werden. Das beinhaltete aber gleichzeitig, dass alle Territorien südlich dieser Linie als Sklavenstaaten aufgenommen werden würden - somit war die Ausbreitung der Sklaverei fest geschrieben.
Alle weiteren Kompromisse sehen die Möglichkeit einer weiteren Ausweitung der Sklaverei vor (z.B. eben die Idee, der "popular sovereignty", also, dass die Bevölkerung eines Territoriums darüber abstimmen sollte, ob aus dem Territorium ein freier oder ein Sklavenstaat würde.
Genau darum ging es dann in Kansas: radikale Sklavereigegner und Befürworter zogen nach Kansas, um sich dort kurz niederzulassen (um abstimmen zu dürfen) und dabei kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Es wird im Zeit-Heft mMn nicht klar genug, was Lincoln da meinte ... und das als "Verschwörungstheorie" zu präsentieren hat mich nicht überzeugt (klar, der Süden setzte alles daran, dass die Sklaverei nicht eingeschränkt wurde, dass sogar die erzielten Kompromisse wackelten - aber das geschah offen, wie z.B. durch Anrufung des Supreme Courts (Dred Scott-Entscheidung), nicht als "geheimer Masterplan", vor dem Lincoln hätte warnen müssen.
Ich stell hier noch ein Zitat Lincolns rein, das - wie ich denke - berücksichtigt werden muss, wenn es um die Frage geht, warum der Norden den Krieg führte:
"If I could save the Union without freeing any slave I would do it, and if I could save it by freeing all the slaves I would do it; and if I could save it by freeing some and leaving others alone I would also do that. What I do about slavery, and the colored race, I do because I believe it helps to save the Union;"
 
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