Venedigs Niedergang beginnt mit personellen Fehlentscheidungen

Galeotto

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[FONT=&quot]Im Jahr 1498 meldeten Spione in Istanbul, an Venedig, besorgniserregende Aufrüstungen des Sultans. Die Osmanen hatten eine Flotte von über 200 Kriegsschiffen erbaut und eine gewaltige Landstreitmacht zusammengezogen. Die Venezianer ahnten, was das für sie bedeutete, die Türken streckten ihre Hände nach den Kolonien der Serenissima auf dem griechischen Festland aus. 1477 hatte Venedig bereits den schmerzlichen Verlust von Negroponte (Euböa) hinnehmen müssen. Jetzt war der Golf von Korinth und besonders der befestigte Hafen von Lepanto (Nafpaktos) in großer Gefahr, ans osmanische Reich verloren zu gehen.

Das Jahr 1499 begann unheilvoll für die Stadt an der Adria. Drei Banken gingen pleite und das Geld in Venedig wurde knapp.
Um die Stelle als neuer Admiral der Flotte bewarb sich einer der reichsten Kaufleute der Stadt, Antonio Grimani, ein mit allen Wassern gewaschener Finanzmann, von dem es hieß, er könne Staub und Schlamm in Gold verwandeln. Er hegte Ambitionen auf das Dogenamt und sah in seiner Ernennung zum Flottenkommandanten, auch wenn er keinerlei nautische Kenntnisse oder Erfahrungen im Seekrieg besaß, eine Chance seinem Lebenstraum näher zu kommen. Generös ließ er 10 Kriegsgaleeren auf eigene Kosten ausrüsten und bemannen. Durch die Finanzkrise war der große Rat begeistert über diese großzügige Schenkung und Grimani wurde bereits mit Alexander oder Caesar verglichen. Venedig war aber nicht in der Lage eine, in ihrer Größe , mit der des Sultans vergleichbare Galeerenflotte zusammenzustellen. Die bereits von den Großkaufleuten ersteigerten Handelsgaleeren, die für die Muda, die Kauffahrten nach Alexandria, Beirut zum auslaufen bereit waren, wurden zu Kriegsschiffen umgerüstet und ihre Patrones in den Rang von Galeerenkapitänen ernannt. Diese waren alles andere als begeistert darüber, sie hatten den Großteil ihres Vermögens in die Waren gesteckt und die Schiffe um des Gewinnes wegen ersteigert. Um den Mangel an Galeeren zu überbrücken, wurden alle verfügbaren Schiffe, wie Karacken und kleiner Rundschiffe , in die Flotte integriert. Diese wurden mit schwerem Geschütz bestückt. Erstmalig setzte man bei einer Kriegsflotte im Mittelmeer derart auf Feuerwaffen. Bisher war der Rammangriff und der Enterkampf vorherrschend gewesen. Grimani verfügte über vier beeindruckend große 1200-Tonnen- Karacken, die bis zu den Krähennestern mit Donnerbüchsen ausgestattet waren und große Mengen an Pulver in ihren Bäuchen aufnahmen.

Am 25. Juni hatte die Flotte von Sultan Bajezid die Dardanellen durchquert. Auch sie besaß neben sechzig leichten und drei schweren Galeeren, zwei sehr große Rundschiffe ,die von Meister Gianni, einem abtrünnigen venezianischen Schiffsbauer konstruiert und erbaut worden waren. Auch sie waren mit reichlich Geschütz ausgerüstet worden. Neben diesen Schiffen waren noch zahlreiche Galeoten, Fusten und noch kleinere Fahrzeuge Bestandteil der osmanischen Invasionsflotte. Insgesamt bestand sie aus 260 Schiffen. Grimanis Flotte war wesentlich kleiner. Er kam insgesamt auf 95 Schiffe, von denen neben den kanonenbestückten Rundschiffen, 44 hervorragende venezianische Kriegs- und 12, der von den Türken gefürchteten Handelsgaleeren (Galia Grossa) . Nach und nach sollten aus den verschiedenen Gebieten des venezianischen Stato da Mar, Schiffe zu der Flotte stoßen. Mit dem üblichen großen Pomp stach Grimadis Armada in See und nahm Kurs Richtung Griechenland. Eine derart zusammengewürfelte Flotte kam nur mühsam voran. Die dickbäuchigen Segelschiffe waren viel langsamer als die flinken Galeeren. Da eine Flotte immer nur so schnell ist, wie ihr langsamstes Schiff, kroch sie im Schneckentempo dahin. Weil die osmanische Flotte ebenfalls mit trägen Seglern ausgestattet war, kam auch sie nur sehr langsam vom Fleck. Grimanis Flotte fuhr an den Küsten Dalmatiens entlang und nahm da noch Söldner und Ruderer an Bord seiner Schiffe. Hier erfuhr er, von geflüchteten griechischen Sklaven, dass die Osmanen den venezianischen, befestigten Hafen von Lepanto als Ziel hatten. Sie hatten ein großes Invasionsheer an Bord und waren offenbar nicht auf eine Seeschlacht , sondern einen Landkrieg aus.

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Das ungleiche Kräfteverhältnis hatte es in Seeschlachten zwischen Venezianern und Osmanen schon einmal gegeben, aber Erfahrung im Seekrieg und besseres Schiffsmaterial hatten den Venezianern den Sieg gebracht . Im Jahr 1416 vernichtete der venezianische Generalkapitän Pietro de Loredan einen Großteil der osmanischen Flotte vor Gallipoli. 50 Jahre lang, besaßen die Sultane keine nennenswerte Kriegsflotte mehr. Die Osmanen waren als Steppenkrieger dem Meer nicht sonderlich zugeneigt. Eine Flotte betrachteten sie eher als notwendiges Übel und waren auf ausländische Schiffsbauer , Kapitäne und Navigatoren angewiesen. Mehmet der Eroberer erkannte aber den Wert der Überlegenheit auf dem „weißen Meer“, wie die Osmanen das Mittelmeer nannten. Ihm gelang es Venedigs wichtigsten Stützpunkt, Negroponte zu erobern. Sein Sohn Bajezid wollte Venedig, endgültig aus seinem Herrschaftsbereich entfernen. Für die Serenissima waren die griechischen Stützpunkte aber überlebensnotwendig. Ihre Handelskonvois, ins schwarze Meer und die Levante benötigten die Kolonien als Zwischenstation, um Proviant und Wasser an Bord nehmen zu können.

Antonio Grimani schrieb ,von seiner Fahrt, Richtung Feind zuversichtliche Depeschen an den Rat von Venedig. Am 10. August sichtete er die osmanische Flotte, in der Höhe von Kap Matapan, dem südlichsten Punkt des griechischen Festlandes. Er schrieb an den Senat: „ Die türkische Flotte befindet sich in einem schlechten Zustand und deshalb hoffen wir auf einen Sieg.“ Auch berichtete er, dass sich um Lepanto niemand Sorgen machen müsste, da sich ,ohne Kanonen die Festung nicht erobern ließe aber diese befänden sich an Bord der osmanischen Schiffe, die er bald vernichten würde.
Die Venezianer fuhren immer auf Abstand neben der türkischen Flotte her und warteten darauf, dass sich Daud Pascha, der Oberbefehlshaber der Osmanen, einer Schlacht stellen würde. Dieser dachte aber überhaupt nicht daran und zog sich in den Hafen von Porto Longo, auf der Insel Sapienza zurück. Grimanis Flotte blieb vor der Insel liegen und wartete darauf, dass die Türken ihren Unterschlupf verlassen würden. Durch widrige Winde waren die Venezianer schließlich gezwungen Schutz in einer 40 km entfernten Insel zu suchen.
Die Osmanen verließen den Hafen von Porto Longo und fuhren weiter die griechische Küste entlang. Am Morgen des 12. August, gelang es der venezianischen Armada die feindliche Streitmacht, bei der Bucht von Zonchio ( Pilos) wieder zu sichten. Die Flotte Venedigs war, durch Verstärkung aus den Kolonien auf 123 Schiffe gewachsen. Grimani ließ zum Angriff blasen. In dem Moment tauchte ein kleiner venezianischer Verband ,bestehend aus vier Karacken und elf kleinen Seglern auf. Es war Andrea Loredan, der seinen Posten als Befehlshaber von Korfu, pflichtwidrig verlassen hatte, um Grimani zu unterstützen. Der venezianische Befehlshaber kochte vor Wut und Eifersucht darüber, dass Loredan ihm den Ruhm eines Sieges streitig machen wollte. „ Ihr habt übel daran getan euren Posten auf Korfu zu verlassen, Messer Andrea, aber da ihr nunmal daseit , mögt ihr euch ein Schiff aussuchen, welches Euch am besten gefällt und eure Pflicht tun.“ sagte Grimani.
Andrea Loredan wählte eine der großen Karacken, die Pandora aus. Da er den Ruf eines Seehelden besaß, wurde er, zum Ärger des Oberbefehlshabers laut von der Besatzung bejubelt.
In der osmanischen Flotte befand sich eine noch größere Karacke, als die der Venezianer. Gegen dieses Schiff unter Befehl des Korsaren Kemal Rais hatte Loredan schon einmal gekämpft. Als das Angriffssignal ertönte steuerte er mit der „Pandora“ , begleitet von einer zweiten Karacke, unter dem Befehl von Alban de Armer ,das gewaltige Osmanenschiff an. Auf diesem führte aber Borrak Rais und nicht Kemal das Kommando. Kemal Rais befehligte eine etwas kleinere Karacke, die der erten zu Hilfe kam. nach einem heftigen Beschuss, krachten alle vier Schiffe ineinander . Enterhaken und Wurfdraggen flogen über die Bordwände und sie wurden miteinander vertäut. Auf den Decks und in den Mastkörben begann ein heftiger Kampf. Während die zwei venezianischen Schiffe ,von kleinen osmanischen Galeeren und Fusten umschwärmt und angegriffen wurden, regte sich die übrige venezianische Flotte kein Stück vom Fleck, sie schien wie gelähmt zu sein. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8e/Battle_of_Zonchio_1499.jpg
Fotos: Modell einer Handelsgaleere
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Aus kürzester Entfernung schossen die großen Karacken und das osmanische 1800-Tonnen-Schiff ihre Kanonen aufeinander ab, die Männer in den Krähennestern schossen mit Pfeilen, Steinen und Feuertöpfen auf die unter ihnen Kämpfenden.
Grimani ließ zum Angriff blasen doch seine Flotte regte sich nicht von der Stelle. Die Kommandeure der Schiffe verweigerten, trotz drohender Todesstrafe den Gehorsam. Allerdings blieb auch Grimanis Kommandogaleere in ihrer passiven Haltung und der Oberbefehlshaber ging nicht mit gutem Beispiel voran.
Schließlich griff eine, der großen Handelsgaleeren, unter dem Kommando von Vicenzo Polani, eines patriotisch gesinnten Kapitäns, in den Kampf ein und ruderte Richtung der türkischen Flotte. Unverzüglich wurde das Schiff von einem Schwarm aus 60 osmanischen Galeeren umringt und angegriffen. Auch da regte sich die übrige venezianische Streitmacht nicht. Polanis Galia Grossa wurde mehrmals geentert, auch die osmanische Flagge wehte schon während des zweistündigen Gefecht auf ihrem Mast, aber es gelang der Besatzung mehrmals die Gegner von Bord zu drängen. Die Venezianer glaubten die große Galeere schon verloren doch es gelang Polani einen plötzlich einsetzenden Wind zu nutzen und mittels Segel aus dem Ring osmanischer Schiffe zu entkommen. Der Chronist Malipiero schrieb über den Einsatz der großen Galeere:“ Wenn die übrigen großen Galeeren und die Rundschiffe ihr gefolgt wären, hätten wir die türkische Flotte vernichten können.“
Grimani hatte die Flotte derart ungünstig postiert, dass alle erfahrenen Kapitäne, mit ihren Galeeren die Nachhut bildeten und von den untätig vor ihnen liegenden Rundschiffen und Handelsgaleeren blockiert wurden. Die Ruderer dieser Galeeren riefen im Chor zu den vor ihnen befindlichen Schiffen :“angreifen, angreifen“ und als diese sich nicht rührten :“aufhängen, aufhängen“. Einige der aus Korfu stammenden leichten Galeeren versuchten einen Angriff aber nachdem eine von ihnen durch Kanonenbeschuss versenkt wurde, zogen sie sich wieder zurück.

Die beiden großen Karacken Loredans und de Armers brachten unterdessen das türkische Riesenschiff des Borak Rais zunehmen unter ihre Kontrolle. Da passierte etwas unfassbares. Die Pulverkammer des Osmanenschiffes explodierte und brennende Trümmer fielen auf die venezianischen Karacken herab und entzündeten beide. Stichflammen zuckten an den Masten empor und entzündeten Segel und Rahen. Wie ein gigantischer, schwimmender Scheiterhaufen , loderten die drei, fest miteinander verkeilten und verzurrten Großschiffe auf. Die Männer in den Mastkörben verbrannten bei lebendigen Leib, glühende Masten krachten funkensprühend auf die unter ihnen befindlichen Männer, brennende Soldaten und Janitscharen sprangen in die See und viele ertranken. Osmanische Fusten und Galeoten kamen ihren Leuten zu Hilfe und retteten Zahlreiche von Ihnen.
Im Gegensatz dazu, rührte sich von venezianischer Seite kein Schiff, um die ertrinkenden eigenen Leute zu retten. Loredan kam auf der Pandora ums Leben, De Armer gelang die Flucht in einem Boot, wurde jedoch von den Türken gestellt und ermordet. Malipiero schrieb: „ Die Türken holten ihre eigenen Männer mit Brigantinen und Booten aus dem Wasser und töteten unsere, denn wir unsererseits zeigten kein solches Mitleid.“ Das erste große Seefeuergefecht der Weltgeschichte war in einem flammenden Inferno geendet. Kemal Rais gelang es, das zweite 1200-Tonnen-Schiff der Osmanen, schwer angesengt und zertrümmert aus der Flammenhölle zu retten.
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Als der Wind begann aufzufrischen, zog sich die türkische Flotte , in Landnähe zurück, die Venezianer sammelten mühsam ihre Flotte zusammen und versuchten den Osmanen zu folgen. Diese waren aber so nahe der Küste, dass sie von Land aus, mit Kanonen verteidigt werden konnte.
Am Abend hielt Grimani Kriegsrat an Bord seiner Galeere . Es begann ein heftiger Streit zwischen den Kapitänen und dem Oberbefehlshaber. Man warf sich gegenseitig Feigheit vor und Grimani musste sich gegen den Vorwurf erwehren, er habe Loredan und De Armer mit den beiden großen Karacken absichtlich geopfert , aus Furcht den Ruhm des Sieges mit ihm teilen zu müssen. Von den kampfentschlossenen Kapitänen musste er sich anhören, dass er die ungehorsamen und kampfverweigernden Kapitäne nicht bestrafe, da er deren einflussreiche Familien für seine Dogenwahl brauche. Grimani gab plötzlich an die Unterführer die Weisung, ihre Vorgesetzten, wenn diese sich weigerten zu kämpfen, ohne große Umstände zu töten. Das war ein ungeheuerlicher Befehl, der noch demoralisierender auf die Kapitäne wirkte. Der Vorschlag eines Geschwaderkommandeurs, beim nächsten Zusammentreffen, mit den Osmanen die erfahrensten Kapitäne in die erste Reihe zu stellen, wagte sich der Oberbefehlshaber nicht umzusetzen ,um die anderen Befehlshaber nicht zu entehren.
Die türkische Flotte lag reglos vor der griechischen Küste, in der Nähe von Zante (Zakynthos) vor Anker. Den Venezianern hatte sich, inzwischen ein französisches Geschwader angeschlossen, so dass Grimani jetzt über eine stattliche Flotte verfügte. Am 20. August 1499 wollte er, mittels Brandern versuchen, die Türken aus der Deckung der Landbatterien hervorzulocken. Er ließ 4 Karavellen anzünden und auf die Küste zutreiben. Die osmanische Flotte verließ, bevor die Brander Schaden anrichten konnten ihren Unterschlupf und strebten der offenen See zu. Die Venezianer und Franzosen verfolgten sie fünf Tage lang. Es begann wieder das gleiche unwürdige Spiel, wie vor Zonchio. Die Befehlshaber der großen Galeeren verweigerten erneut den Befehl zum Angriff. Auch der Oberbefehlshaber zeigte wieder keine Führungsqualitäten und ging abermals nicht mit gutem Beispiel voran. Nur zwei der Rundschiffe wagten einen Angriff und wurden zwei Stunden lang von 40 osmanischen Galeeren bedrängt. Die Osmanen verloren dabei mehrere Galeeren und zahlreiche Männer.
Am 24. August näherte sich die osmanische Flotte der Einfahrt zum Golf von Lepanto. Grimani wusste, dass er das Einlaufen in den Golf, mit allen Mitteln verhindern musste, damit Venedig den befestigten Hafen von Lepanto nicht an die Türken verlöre. Beim Kriegsrat kam man überein, dass am nächsten Morgen, ein massierter Angriff, auf die ankernde türkische Flotte erfolgen sollte. Diese hatte aber in aller Frühe die Anker gelichtet und war bereits in den Golf eigefahren. Die vereinte venezianisch-französische Flotte setzte hinterher. Auf Grimanis Angriffssignal gingen der französische Befehlshaber und ein venezianisches Galeerengschwader zum Angriff über. Der Rest der Flotte verweigerte wieder den Befehl und blieb zurück. Als die Franzosen bemerkten, dass die Venezianer nicht folgten, brachen sie den Angriff ab. Einige Galeeren Venedigs nahmen den Kampf auf, die große Masse aber tat nichts. Besonders hervorgehoben wurde von Malipiero der Kapitän Polo Calbo: „ Polo Calbo geriet als erster an den Feind. Die Türken schlugen seine rechte Flanke leck, drei Kugeln aus Feldschlangen trafen den Mast, eine den Bug , zwei weitere durchbohrten die Galeere mittschiffs und eine schlug in den Laderaum ein.“ Trotz Verwundung , schaffte es Calbo zwei türkische Kriegsgaleeren zu kapern . Die wenigen Venezianer, die mit ihm kämpften versenkten acht türkische Schiffe.
Malipiero schrieb: „ In all diesem Chaos, dachten die Franzosen nicht daran, sich auf einen Kampf einzulassen. Als sie bemerkten, wie Befehle verweigert wurden, erklärten sie, wir hätten zwar eine sehr schöne Flotte, aber nicht die geringste Hoffnung, mit ihr etwas zu bewirken.“
Die leicht dezimierte osmanische Flotte setzte ihre Fahrt nach Lepanto fort. Der dortige venezianische Befehlshaber übergab die Stadt kampflos, nachdem ihm die Hoffnungslosigkeit seiner Lage, bei der Übermacht klar geworden war. Auf Hilfe von Grimani und dessen Flotte konnte er, nach den Ereignissen nicht mehr zählen.

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Bild: Polanis Galia Grossa känpft allein vor Zonchio gegen die Osmanen
 

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In Grimanis Flotte gärte es. Die Besatzungen verfluchten ihre feigen Vorgesetzten, die Schande über alle gebracht hatten. Malipiero schrieb: „ Alle guten Männer der Flotte, und deren gab es viele, brachen in Tränen aus und nannten den Generalkapitän einen Verräter, der nicht den Mut gehabt hatte, seine Pflicht zu tun. „ Das französische Geschwader war, desillusioniert Richtung Heimat abgezogen. Der Senator Sanuto notierte: „ In vier Schlachten wurde keine unserer Galeeren ernsthaft beschädigt, zwei Rundschiffe verbrannten, die Brocheta sank, und sechs Karavellen dienten als Brander. Das größte Unglück war, dass 800 Mann Besatzung der Rundschiffe ums Leben kamen, viele von ihnen ertranken weil ihnen keine einzige, unserer Galeeren zu Hilfe kam.“ Die wenigen Schiffe, die sich dem Kampf gestellt hatten, hatten gezeigt, dass es absolut möglich gewesen wäre, die osmanische Flotte zu zerstören.
Zunächst hatte es in Venedig eine Falschmeldung von einem großen Sieg der Flotte über die Türken gegeben, welche einen Freudentaumel, mit Glockengeläut in der Stadt erzeugt hatte. Nach und nach sickerte aber die Wahrheit über das feige und schändliche Verhalten Grimanis und des Großteils der Befehlshaber durch und Venedig stand unter Schock , ob der Hiobsbotschaften über verlorene Stützpunkte in Griechenland. Es folgte bodenlose Wut und Hass . Straßenjungen brüllten Spottlieder auf Grimani, in denen sie forderten, ihn zu Hundefutter zu machen. Ein johlender Mob forderte den Palazzo der Familie Grimani zu stürmen und zu plündern. Die Söhne brachten schnellstens die Wertsachen ihres Vaters in Sicherheit. Man schickte Boten zur Flotte, mit dem Befehl zur sofortigen Heimkehr.
Einige Ratsmitglieder forderten Grimanis Hinrichtung, wenn er es wagen würde, an Bord seiner Kommandogaleere nach Venedig zurückzukehren. Er habe die Stadt nicht anders, als in Ketten, und als Zeichen der Schande von einem kleinen Boot aus zu betreten. Sein Sohn erbot sich, den Vater persönlich, auf einem Lotsenboot zu holen. Die Flotte lag inzwischen vor Istrien, als Grimanis Sohn eintraf und den Befehl überbrachte, seinen Vater in Ketten nach Venedig zu bringen. Da sich niemand wagte, den Generalkapitän zu fesseln, musste ihm sein eigener Sohn die Ketten anlegen und ihn auf das Boot bringen. Unter Schmähungen traf Antonio Grimani , auf dem Lotsenboot in der Stadt ein. Da die Ketten den Fünfundsechzigjährigen am laufen hinderten, wurde er von Dienern an Land und, bis zum Prozess, in die Bleikammern getragen.
Der Gerichtsprozess zog sich über ein halbes Jahr ,in venezianischer Manier, mit Anklägern und einem Schwarm von Anwälten hin. Das verlesen der Anklageschrift dauerte drei Tage. Darin wurde ihm Verrat, Feigheit und vollkommen falsche Taktik vorgeworfen. Schließlich bat Grimani auf Knien um Gnade wegen seines Alters und der schon so lange dauernden Kerkerhaft. Die Richter gewährten diese und verurteilten ihn zu einer fünfjährigen Verbannung nach Dalmatien.
Antonio Grimani schaffte es aber 12 Jahre später doch, mit Hilfe von Freunden im Vatikan und seiner Söhne Doge zu werden. http://ichef.bbci.co.uk/arts/yourpaintings/images/paintings/warg/large/nml_warg_wag_3291_large.jpg
 
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Bereits im Jahr 1470 hatte der Rat eine falsche Personalentscheidung in der Flottenführung getroffen. Negroponte (Euböa) war Venedigs wichtigster Stützpunkt für den Levantehandel. Mehmed der Eroberer belagerte die Stadt, die durch die kürzeste Meerenge der Welt vom griechischen Festland getrennt ist. An ihrer schmalsten Stelle ist sie nur 40 Meter breit und von den Venezianern mit der schwarzen Brücke (Negroponte) überspannt. Sultan Mehmed belagerte die Stadt ,in der gleichen Manier, wie er Konstantinopel zu Fall gebracht hatte. Er hatte 21 riesige Kanonen in Stellung gebracht und pulverisierte die Festungsmauern.
Venedig hatte eine Flotte von 52 Kriegsgaleeren, eine große Galeere und einige Schiffe, verschieden Typs (insgesamt waren es 72 Schiffe) losgeschickt. Capitano da Mar (Flottenführer) war der Jurist Nicolo da Canal, ein gelehrter Mann, ohne militärische Fähigkeiten oder Erfahrung in der Flottenführung. Negroponte hielt länger stand, als es Mehmed vorgesehen hatte. Er wusste, dass eine venezianische Flotte auf dem Weg war und dass er dieser vermutlich nicht standhalten könnte. Am 11. Juli wollte der Sultan gerade zu einem Sturmangriff auf Negroponte beginnen, als ihm die Ankunft der venezianischen Flotte gemeldet wurde. Er wusste, dass es genügte, wenn diese die Brücke zerstörte und er hätte auf der Insel festgesessen. Mehmed soll vor Wut geweint haben und hegte bereits die Absicht, sich mit seinem Heer aufs Festland zurückzuziehen. Da geschah etwas Unerwartetes. Die Venezianische Flotte fuhr in voller Fahrt durch den Kanal, der die Insel vom Land trennte, die belagerte venezianische Garnision brach schon in Jubel aus, als da Canal ,ohne ersichtlichen Grund die Anker fallen ließ und die Schiffe, in Sichtweite der Insel stoppen ließ. Einige seiner Seeleute baten darum, mit einer Galeere zu der Brücke fahren zu dürfen und diese zu zerstören. Zögernd gestattete dies der Generalkapitän. Kaum hatte sich die Galeere in Bewegung gesetzt, ließ er sie durch einen Kanoneschuss zurückrufen. Als Jurist wägte er beständig das Für und Wider einer Handlung ab und kam zu keiner klaren Entscheidung.
Mit Fassungslosigkeit blickten die Eingeschlossenen auf die, fast in Rufweite, regungslose Flotte, von der sie sich die Rettung versprochen hatten. Sie schleppten ein riesiges Kruzifix durch die Stadt um damit da Canal zum Handeln anzuspornen. Doch dieser konnte sich zu keiner Handlung durchringen. Die Flotte blieb regungslos vor Anker liegen. Ein venezianischer Augenzeuge schrieb: „ Uns sank der Mut ,wir blieben fast ohne Hoffnung auf Rettung zurück. Möge Gott dem Mann vergeben, der seine Pflicht nicht tat.“
Mehmed war nicht der Mann, der sich solche Gelegenheiten entgehen ließ. Für den nächsten Morgen ordnete er einen Sturmangriff auf Negroponte an. Mit geballter Kraft stürmten die Osmanen die zerschossenen Mauern. Die Eigeschlossenen hissten auf einem Turm eine Flagge, als Hilferuf an die Flotte. Da Canal ließ zögernd die Brücke angreifen. Da war es schon zu spät, auf den Mauern und Türmen wehten bereits Halbmondfahnen. Für Canal war das ein Signal, mit der Flotte das Weit zu suchen und seine Landsleute ihrem Schicksal zu überlassen. Mehmed ließ die Meisten von ihnen, darunter den Stadtkommandanten Alvise Calbo niedermetzeln. Der Sultan verbot Gefangene zu machen. 800 Jungen, die sich besonders verbissen gewehrt hatten, mussten sich im Kreise niederknien und wurden alle enthauptet. Eine große Anzahl von Einwohnern der Stadt und Venezianern versuchten über die Brücke zu fliehen. Diese brach unter der Last zusammen und diejenigen , die nicht ertranken, wurden von den Türken getötet. Nicolo da Canal rettete keinen Einzigen von ihnen.
Als die Flotte in Venedig ankam, war man fassungslos über deren, und vor allem über des Capitano da Mar vollkommenes Versagen. Nicolo da Canal wurde für imme aus der Stadt verbannt und musste, bis ans Ende seines Lebens in dem Städtchen Portogruaro ,50 km von Venedig entfernt leben. Leider lernte der große Rat nichts aus dieser Fehlbesetzung, wie man an der Schlacht von Zonchio und dem unfähigen Flottenbefehlshaber Grimani sehen konnte.
 
allerbesten Dank für die informationsreiche, detaillierte und so spannende wie kurzweilige Darstellung!!!:respekt::yes::yes:
 
Wenn du keine Probleme benennst, sondern lediglich einen lexikalischen historischen Abriss einstellst, ergibt sich keine Diskussion. ;)
Warum denn nicht ? Es könnte ja jemand sagen, dass das alles ganz anders war :pfeif:.
Ich meinte auch gar nicht speziell diesen Thread sondern die Epoche allgemein. Da scheint es nicht mehr viele Interessenten im Forum zu geben. Die Kalkriese-Diskutanten werden dagegen immer mehr :D.
 
Warum denn nicht ? Es könnte ja jemand sagen, dass das alles ganz anders war :pfeif:.
Ich meinte auch gar nicht speziell diesen Thread sondern die Epoche allgemein. Da scheint es nicht mehr viele Interessenten im Forum zu geben. Die Kalkriese-Diskutanten werden dagegen immer mehr :D.

Wir beide haben zum Thema "Venedig" mehrfach ausführlich diskutiert - mit viel Spaß an der Sache.

Allerdings gab es da auch stets einen Aufhänger. Bei unserer letzten Debatte z.B., welche Bedeutung die Terra ferma für die staatliche Entwicklung Venedigs hatte und ob der Festlandbesitz ausreichend in die staatlichen Strukturen eingebunden war. Darüber konnte man genussvoll streiten.

Vielleich benennst du hier noch einige Punkte, die man kontrovers diskutieren könnte? :grübel:
 
Am 24. Juli 1500 kam es nochmals zu einer Schlacht bei Zonchio. Diesmal wollte man verhindern, dass die Osmanen sich die Stützpunkte Coron und Modon einverleibten. Man hatte dieses Mal einen fähigeren Anführer für die Flotte erwählt, Girolamo Contarini. Es war aber nicht gelungen genügend Mannschaften anzuwerben. Der Rat verpflichtete sogar die Gondolieri zum Flottendienst. Die Flotte war wieder ähnlich bunt zusammengewürfelt , wie im Jahr zuvor. Verschiedene Schiffstypen, die nur sehr schlecht miteinander agieren konnten. Es waren auch wieder 13 Handelsgaleeren dabei, deren Patrone die gleiche Kampfesunlust an den Tag legten, wie unter Grimani.
Contarini griff die 230 Schiffe zählende osmanische Flotte, mit 34 Kriegsgaleeren, 13 Handelsgaleeren und 20 Segelschiffen an. Als der Wind drehte fielen die schwerfälligen Rundschiffe aus. Contarini lieferte sich ein Geschützgefecht mit den Türken, bis sein Kommandoschiff Leck geschossen war und zu sinken begann. Daraufhin wendete der Rest der Flotte und flüchtete. Zwei der Handelsgaleeren wurden zur Beute der Osmanen, eine versenkten sie sofort und eine nahmen sie als Schablone, für den Bau derartiger Schiffe mit. Bajezid befahl 50 solcher Großgaleeren zu bauen aber seine Baumeister mussten beschämt eingestehen, dass sie das nicht konnten. Im Schiffsbau waren die Venezianer den Osmanen noch weit überlegen.
Als Bajezid Modon und Coron eroberte brach der Rat in Venedig in Tränen aus. Modon war noch wichtiger für den Levantehandel als Negro Ponte gewesen. Nachdem sich niemand mehr um den Posten des Capitano da Mar bewarb, ernannte der Senat einen siebzigjährigen Haudegen Namens Benedetto Pesaro. Dieser kannte keinerlei Gewissensbisse, bei der Bestrafung von Befehlsverweigerern. Er ließ sogar zwei Verwandte des Dogen hinrichten, weil sie eine Festung kampflos übergeben hatten. Pesaro machte Jagd auf osmanische Schiffe, zerstörte türkische Schiffswerften an der griechischen Küste und es gelang ihm wieder einige der ionischen Inseln unter die Kontrolle Venedigs zurückzubringen. Er gehörte nicht zu den Anführern, die eine Distanz zwischen sich und der Mannschaften aufbauten, sondern verstand es diese für sich zu begeistern, indem er ihnen das Plündern erlaubte und eine große Strenge, gegenüber den anderen Kapitänen walten ließ. Auch stoppte er das Vordringen der Türken in die Adria, sodass am Jahresende 1500 wieder Konvois von Handelsgaleeren nach Beirut und Alexandria fahren konnten. Der alte venezianische Kampfgeist war noch nicht gänzlich erloschen. Leider war Venedig nicht schon 1499 darauf gekommen Pesaro das Oberkommando über die Flotte zu übertragen. Möglicherweise hätte Venedig noch längere Zeit über seine griechischen Stützpunkte herrschen können.
Eine Lehre aus den beiden Zonchio-Schlachten war, keine gemischten Flotten mehr für Seeschlachten einzusetzen. Nach der großen Brandkatastrophe der großen Karacken setzte man im Mittelmeer weniger auf die Feuerkraft, sondern kehrte zur alten Galeerentaktik, mit einer Kanonensalve aus der Nähe und anschließendem Enterkampf zurück.
 
Bei unserer letzten Debatte z.B., welche Bedeutung die Terra ferma für die staatliche Entwicklung Venedigs hatte und ob der Festlandbesitz ausreichend in die staatlichen Strukturen eingebunden war. Darüber konnte man genussvoll streiten.

Vielleich benennst du hier noch einige Punkte, die man kontrovers diskutieren könnte? :grübel:
Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass wachsender Wohlstand, ab einem bestimmten Punkt den Verteidigungswillen eines Volkes absinken lässt. Auch der venezianische Adel entfernte sich zunehmend von den Idealen ihrer Vorfahren. Es war üblich geworden, sich prunkvolle Landhäuser auf dem Festland zuzulegen und sich nur noch zeitweise in Venedig aufzuhalten. Dies könnte zu einer Distanzierung von der Mutterstadt geführt haben. Während ihre Vorfahren noch ihr Handelsimperium aufgebaut und verteidigt hatten, übernahm die Nachfolgegeneration bereits den Reichtum und nahm ihn als gegeben hin. Das gleiche Phänomen wie bei späteren Industriellendynastien.
 
Das könnte eine Erklärung sein.

Aus welcher Quelle stammen denn diese detaillierten Berichte, ist das aus den Annalen?

Ist da möglw. eine solche ("Gesellschafts"-)Kritik schon enthalten oder soll so etwas nahegelegt werden?
 
Ja das stammt größtenteils aus Annali Veneti dall' ann 1457 al 1500 von Domenico Malipiero und aus "Die Venezianer "von Colin Thubron , in meinen Worten wiedergegeben. Die Zeichnungen und das Schiffsmodell stammen von mir.
Man findet auch in zeitgenössischen Zitaten Hinweise darauf, dass sich die Kampfesbereitschaft der venezianischen Bevölkerung , mit steigendem Wohlstand abnahm. So erzählt ein Reisender im 14. Jh., dass es der venezianischen Bevölkerung so gut ging, dass es fast unmöglich wurde Freiwilwillige auf eine Galeere anzuwerben. Noch im 13. Jh. war es eine Selbstverständlichkeit ,im Kriegsfalle anzuheuern. Das lag aber an der zunehmenden Spezialisierung auf den Schiffen. War man noch im Mittelalter eine verschworene Einheit so wurde immer mehr in Offiziere, Steuerleute, Matrosen und Soldaten untergliedert und die Ruderer gerieten ganz nach unten in der Schiffshierarchie.
 
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Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass wachsender Wohlstand, ab einem bestimmten Punkt den Verteidigungswillen eines Volkes absinken lässt. Auch der venezianische Adel entfernte sich zunehmend von den Idealen ihrer Vorfahren.

Da mag ja etwas dran sein.
Ausschlaggebend für Venedigs allmählichen Niedergang war jedoch unbestreitbar die Verlagerung der Handelswege im Anschluss an die "Entdeckung" Amerikas. Zugleich musste Venedig vor der Übermacht des Osmanischen Reichs weichen, das ab dem 15. Jh. die Hegemonie im östlichen Mittelmeer errang. Damit einher verlor Venedig Stück um Stück seines Kolonialreichs, zuerst die Inseln in der Ägäis, später Kreta, das wie ein Flugzeugträger Venedigs Handel militärisch stützte, noch später die Insel Zypern.

Man muss sich wundern, wie dieser im Vergleich zu anderen europäischen Mächten winzige Staat Venedig überhaupt so lange den Türken zur See Paroli bieten konnte. Festzustellen ist, dass die Ausrüstung immer neuer Flotten ungeheure Geldsummen verschlang und Venedig angesichts eines dramatisch sinkenden Mittelmeerhandels finanziell ausblutete.

Erschöpfung der staatlichen und menschlichen Ressourcen ist also die eigentliche Ursache für Venedigs Niedergang, der sich nach ersten Alarmzeichen im 16. Jh. immerhin noch rund 250 Jahre hinzog.

Der Niedergang wurde allerdings vergoldet durch eine grandiose kulturelle Spätblüte in der Malerei, Architektur, Literatur und anderen Sektoren.
 
Da mag ja etwas dran sein.
Ausschlaggebend für Venedigs allmählichen Niedergang war jedoch unbestreitbar die Verlagerung der Handelswege im Anschluss an die "Entdeckung" Amerikas. Zugleich musste Venedig vor der Übermacht des Osmanischen Reichs weichen, das ab dem 15. Jh. die Hegemonie im östlichen Mittelmeer errang. Damit einher verlor Venedig Stück um Stück seines Kolonialreichs, zuerst die Inseln in der Ägäis, später Kreta, das wie ein Flugzeugträger Venedigs Handel militärisch stützte, noch später die Insel Zypern. .
Kleine Korrektur, Zypern ging vor Kreta verloren. Zypern 1571, Kreta 1669.
Du hast natürlich vollkommen recht, dass die Entdeckung neuer Seewege durch die Portugiesen und der damit verbundene Verlust des Handelmonopols mit dem Orient, einen der größten Schicksalsschläge für Venedig darstellte.
Auch wäre es auf lange Dauer wahrscheinlich nicht möglich gewesen, sich gegen die osmanische Übermacht zu halten, aber mit besserem Führungspersonal hätte das noch über mindestens eine Generation verschoben werden können. Die erste vollständige Vernichtung der osmanischen Flotte ,vor Gallipoli 1416, durch die venezianische Flotte, unter Pietro Loredan hatte ihnen 50 Jahre relative Ruhe verschafft.
Die größte Kunst der Venezianer bestand aber in ihrer Diplomatie, mit der sie sich immer wieder mit den osmanischen Sultanen aussöhnten und sich einige Jahre, relative Sicherheit erkauften.
 
Kleine Korrektur, Zypern ging vor Kreta verloren. Zypern 1571, Kreta 1669.
Du hast natürlich vollkommen recht, dass die Entdeckung neuer Seewege durch die Portugiesen und der damit verbundene Verlust des Handelmonopols mit dem Orient, einen der größten Schicksalsschläge für Venedig darstellte.
Auch wäre es auf lange Dauer wahrscheinlich nicht möglich gewesen, sich gegen die osmanische Übermacht zu halten, aber mit besserem Führungspersonal hätte das noch über mindestens eine Generation verschoben werden können. Die erste vollständige Vernichtung der osmanischen Flotte ,vor Gallipoli 1416, durch die venezianische Flotte, unter Pietro Loredan hatte ihnen 50 Jahre relative Ruhe verschafft.
Die größte Kunst der Venezianer bestand aber in ihrer Diplomatie, mit der sie sich immer wieder mit den osmanischen Sultanen aussöhnten und sich einige Jahre, relative Sicherheit erkauften.


Und nicht nur Frieden erkauften sie sich. Der erste Subsidienvertrag, den hessische Fürsten abschlossen war ein Vertrag mit der Republik Venedig, und die Armeen (im Sold) der Serenissima konnten 1685 den Peleponnes zurückerobern und bis Athen vorstoßen, wo 1687 die Akropolis durch den Schuss eines lüneburgischen Kanoniers in die Luft flog.
 
Und nicht nur Frieden erkauften sie sich. Der erste Subsidienvertrag, den hessische Fürsten abschlossen war ein Vertrag mit der Republik Venedig, und die Armeen (im Sold) der Serenissima konnten 1685 den Peleponnes zurückerobern und bis Athen vorstoßen, wo 1687 die Akropolis durch den Schuss eines lüneburgischen Kanoniers in die Luft flog.
Damals war Morosini Flottenkommandant und Wilhelm von Königsmaanischarck Generalissimus der Venezianer. Venedig hatte nach sich, nach längerer Ablehnung dem Bündnis gegen das osmanische Reich, welches durch die Belagerung Wiens zustande gekommen war angeschlossen. Der Krieg wurde als der 7. Türkenkrieg in Venedig bezeichnet. Die Rückeroberung Kretas und Euböas scheiterte allerdings.
 
Wie genau und realistisch Feinde analysiert wurden, zeigt der Bericht des Capitano Geronimo Longo, der 1470 die Flotte Mehmeds, bei ihrer Ausfahrt durch die Dardanellen sah und umgehend eine Meldung nach Venedig absetzte. Er schrieb: " Ich habe die türkische Flotte gesehn, die das Verderben der Christenheit sein wird, wenn Gott uns nicht beisteht....zuerst dachte ich ,dass es 300 Schiffe seien, jetzt denke ich, dass es eher 400 waren... Das Meer sah aus wie ein Wald, das klingt unglaublich aber der Anblick war einfach ungewöhnlich. Sie rudern sehr gut, mit schnellem Schlag ,aber nicht so gut wie wir. Doch die Segel und alles andere ist besser als unser Material. Ich glaube, sie haben mehr Männer wie wir. Ich glaube, dass die ganze Flotte, von der Spitze bis zum Ende sechs Meilen lang ist. Um diese Armada auf dem Meer angreifen zu können, brauchen wir, meiner Meinung nach, nicht weniger als 100 gute Galeeren... " Und ziemlich vorausschauend: " Jetzt müssen wir Stärke demonstrieren und schnellstens Schiffe, Männer ,Proviant und Geld schicken, wenn nicht, ist Negroponte in Gefahr, und unser gesamtes Reich in der Levante wird, bis Istrien verloren gehen."
 
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