Veränderungen in Europa Fortschritt? Revolution?

RiaResa

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Guten Abend alle zusammen,
ich habe ein kleines Problem und hoffe hier ein bisschen Hilfe zu finden. Bei dem Thema Industrielle Revolution bin ich leider nicht so durchgestiegen. Ich muss mich da aber irgendwie reinfinden, sonst bekomme ich Ärger.:rotwerd:
Meine Fragen wären nun, wie diese Revolution überhaupt zu bewerten wäre. Also ob denn die Veränderungen in Europa durch eben die Industrielle Revolution ein Fortschritt ist und ob diese Revolution überhaupt als Revolution bezeichnet werden sollte. Besonders da bin ich mir nicht sicher; sieht mir zum anderen auch sehr nach einer Reform aus.
Ich weiß auch nicht. :S Es wäre schön, wenn mir jemand eine klare, leicht verständliche und detailierte (sonst verstehe ich nur Bahnhof:S) Antwort geben könnte. Danke schonmal im vorraus.

LG Ria
 
Wieso meinst du denn, dass bei der Industriellen Revolution der Begriff Revolution nicht passt und durch Reform ersetzt werden sollte?
Was verstehst du unter den Begriffen Revolution und Reform?

Was nun zum Thema ob die Industrialisierung einen Fortschritt bedeutete zu sagen ist, hängt ganz davon ab, von welchem Blickwinkel du es betrachtest.
Technisch?
Sozial? Wobei es gerade hier ganz unterschiedliche Antworten geben kann, die sich dabei nicht einmal unbedingt widersprechen, ich denke dabei an Verelendung einerseits, sozialen Aufstieg und individuellere Freiheiten andererseits.
 
@RiaResa :winke:

Vielleicht kann ich dir einen etwas anderen Einblick zum Thema geben. Landläufig versteht der interessierte Laie gerne unter der "Industriellen Revolution": Dampfmaschine, Eisenbahn, Stahl, Elektrizität und Arbeiterausbeutung. Das ist zwar auch dem Thema zugehörig, aber nur von bedingter Aussagekraft.

In meiner Ausbildung (ich bin im Segment Technik tätig) kam freilich auch das Thema der Arbeitsvorbereitung und Arbeitsorganisation zur Sprache und was dort angesprochen wurde, ist nicht so landläufig bekannt wie die Dampfmaschine etc. - Dann mal los:

Ich beziehe mich nun auf eine Arbeitsstudie von Peronnet (einem Ingenieur), der diese 1762 in Genf anfertigte. Darin analysierte er die Stecknadelproduktion, die in einer Manufaktur durchgeführt wurde. Seine Erkenntnis war ganz elementar für das Verständnis der Industriellen Revolution. Anfang fertigte nämlich ein Arbeiter eine ganze Stecknadel, begleitete also das Werkstück durch den gesamten Fertigungsprozess hindurch.

Danach stellte Peronnet das System auf Arbeitsteilung um, wobei nun jeder Arbeiter nur noch einen einzigen Prozess durchführte (beispielsweise den Nadelkopf auf die Stecknadel aufsetzen). Durch das Prinzip der Arbeitsteilung, sprich die Zerlegung eines Gesamtvorganges in einzelne Teilvorgänge konnte Peronnet eine 240(!!!)-fache Steigerung der Stecknadelproduktion erzielen. Erst dadurch konnte die Stecknadel zum alltäglichen Gegenstand "aufsteigen".

Dieser "Aufwertungs"-Prozess von einem raren Gebrauchsgegenstand, hin zur Massenware stellt den Beginn der Massenproduktion und somit des Industriezeitalters dar, noch bevor dieses überhaupt begonnen hat. Man stelle sich dies einmal im Bereich der Massenfertigung von Schrauben, Bolzen, Nieten etc. vor, ohne die Maschinen oder sonstige Konstrukte niemals in Masse hätten gefertigt werden können.

Der Beginn der Industriellen Revolution ist in diesem Zusammenhang dann auch wirklich eine Revolution (eine Umdrehung der Verhältnisse), weil die Manufaktur (das handwerkliche Schaffen: 1 Arbeiter fertigt 1 Werkstück vom Anfang bis zum Ende) zu Gunsten der Arbeitsteilung und Arbeitsprozesszerlegung, nach und nach aufgegeben wurde (1 Arbeiter vollzieht nur noch einen Teilprozess und reicht das unfertige Werkstück an die nächste Arbeitsstation weiter).

Durch diese Maßnahme wurden die Produktpreise natürlich gewaltig gedrückt, was dann als Abwertung der Arbeit angesehen wurde...
 
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