Vergleich von Bismarcks Außenpolitik und der Weltpolitik Kaiser Wilhelms II.

Zur Dailey Telegraph Affäre muss man fairerweise aber anmerken, das Wilhelm II. sich hier nicht unkorrekt verhalten hat. Er hat das betreffende Interview mit dem biritschen Oberst Wortley vollkommen korrekt zur Prüfung an dem Reichskanzler von Bülow mit der Bitte um Prüfung, vor der Veröffentlcihung, weiter gereicht, Dieser hat es aber nicht für nötig gefunden es zu prüfen, und hat es seinerseits an das AA weitergereicht. Wilhelm trifft hier nicht die Schuld, sonder eher von Bülow. Das hat von Bülow auch mit Verzögerung 1909 den Job gekostet. Das Vertrauenvon Kaiser zum Kanzler bestand seit dieser Affäre nicht mehr.
 
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... vielen Dank für die links, die doch eigentlich nur bestätigen, dass weder Wilhelm II noch Caprevi die Bündnispolitk Bismarcks durchschaut haben oder sich gar nicht mehr für gewissen Bündnisse interessiert haben.....

Eher letzteres: Wilhelm II. hatte diesbezüglich andere Vorstellungen als Bismarck und vertraute eher auf ein Bündnis mit Österreich-Ungarn als mit Rußland, wobei man auch anmerken muß, daß bspw. der Rückversicherungsvertrag mit Rußland zumindest teilweise im Widerspruch zum Zweibund bzw. Dreibund stand.

... und dass die Interessen aller nicht unter einen Hut gebracht werden konnten und auch nicht gebracht werden sollten.

Den Interessenkonflikten Österreich-Ungarns mit Italien und Rumänien mit den genannten Bündnissen abzuhelfen gedachte man wohl schon (warum wären sonst diese Bündnisse - im Gegensatz zum Rückversicherungsvertrag mit Rußland - stets turnusgemäß erneuert worden?). Dies gelang jedoch aus den bereits dargelegten Gründen nicht; wobei ich nachträglich noch korrigieren muß, daß es vor 1914 noch kein deutsch-türkisches Bündnis gab, sondern "lediglich" eine Annäherung.
 
Hallo timotheus,

über deutsch-türkische Bündnisse zu dieser Zeit weiß ich leider absolut gar nichts, ich habe mich damit noch nie befaßt. Ich habe nur mal einen Fernsehbericht über den Bau der Eisenbahn in der Türkei, das wohl ein Prestigeprojekt von Wilhelm II. war, gesehen, das zwar hochinteressant war, aber von mir wissensmäßig nicht vertieft wurde und gehört hier wohl auch eigentlich nicht zum Thema.

schönen Tag ....
 
Eher letzteres: Wilhelm II. hatte diesbezüglich andere Vorstellungen als Bismarck und vertraute eher auf ein Bündnis mit Österreich-Ungarn als mit Rußland, wobei man auch anmerken muß, daß bspw. der Rückversicherungsvertrag mit Rußland zumindest teilweise im Widerspruch zum Zweibund bzw. Dreibund stand.


Der Widerspruch lag im Geheime Zusatzprotoll begründet, in dem es um die Dardanellen und Bulgarien ging. Im Herbst 1890 waren die Russen sogar bereit, auf das Geheime Zusatzprotkoll zu verzichten, damit wäre der Widerspruch in Bezug zu Österreich weitesgehend aufgehoben gewesen, aber die Reichsleitung war trotzdem nicht willens diesen Vertrag zu verlängern.
 
Im Herbst 1890 waren die Russen sogar bereit, auf das Geheime Zusatzprotkoll zu verzichten
Woher kam der Sinneswandel? Fühlte sich Russland nicht stark genug oder gab es andere vorrangigere Ziele, die mit dem Rückversicherungsvertrag angegangen werden sollten?

Schließlich kamen die Anstrengungen Russlands im Osten wohl kaum ohne Vorbereitung (Bau der Transsib, Druck auf China und Korea).

Solwac
 
Ich habe dazu schon in einem anderen Thread einmal etwas geschrieben, daher habe ich Teile davon einfach reinkopiert.

Der "Sinneswandel" hängt unmittelbar mit Bismarcks erzwungenen Abgang als Reichskanzler zusammen.

Bismarck hätte den Rückversicherungsvertrag nicht so unfassbar leichtfertig wie Reichskanzler Caprivi, Staatssekretär Marschall von Bieberstein, der Geheimrat Friedrich von Holstein und Ludwig Raschdau es ohne jegliche Not taten.
Gerade Holstein und Bieberstein waren Gegener der bestehenden Übereinkunft mit Russland, sie wolten versuchen eine Übereinkunft am besten sogar ein Bündnis mit England zu erreichen, und sahen nun nach Bismarcks Abgang, als die Russen über ihren Botschafter Paul Graf von Schuwalow die Verlängerung des Rückversicherungsvertrag ausloten wollten. Außerem haben die Herren mit dem nicht ganz falschen Argument gearbeitet, der Rückversicherungsvertrag würde dem Zweibund mit Österreich-Ungarn widersprechen.

Die Beziehungen zwischen Paris und St.Petersburg hatten sich Ende 1889 nämlich wieder abgekühlt gehabt. Aber durch diese unglaubliche dumme Politik des AA wurde Rußland förmlich in die Arme Frankreichs getrieben. Die Russen hatten nämlich nach der endgültigen Abfuhr, man war sogar bereit auf das geheime Zusatzprotkoll zu verzichten, berechtigte Sorge, das sie international isloiert dastehen würden.

Wilhelm war für sein Teil bereit, den Vertrag zu verlängern, aber Caprivi und die Herrschaften vom AA haben Wilhelm vom Gegenteil überzeugt bekommen.
 
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Außenminister Giers aber auch der Zar waren nach der Abfuhr zu Beginn des Jahres 1890 in schwerer Sorge ohne Partner und eine gewisse vertraglicher Sicherheit dazustehen.

Wie schon oben beschrieben, hatten sich ja auch die russisch-französischen Beziehungen gerade wieder etws abgekühlt. Des Weiteren waren auch die Beziehungen zu Großbritannen nicht gerade gut, denn die Gegensätze waren erheblich. Mit Österreich-Ungarn hatte man auch immer wieder, gerade auf dem Balkan, Probleme.

Man wollte von russischer Seite diesen Vertrag., weil man "Angst"hatte außenpolitisch isoliert zu sein. Nun war man auch bereit auch auf das Geheime Zusatzprotokoll zu verzichten.

Der Vertrag war ja praktisch ein Defensivbündnis und man sicherte sich gegenseitige Neutralität zu. Ausnahmen waren ein deutscher Angriff auf Frankreich und ein russischer Angriff auf Österreich-Ungarn.
 
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