Verläuft die B 68 zwischen Lippe und Diemel auf einer alten Römerstrasse?

Divico

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Hallo miteinander,

die heutige Bundesstraße 68 verläuft zwischen den Flüssen Lippe (-> Rhein) und Diemel (-> Weser) mit Ausnahme weniger kurzer Neubaustrecken kurvenlos und schnurgerade wie eine typische Römerstraße.

Aufgrund der starken napoleonischen Aktivitäten um Lichtenau könnte man an einen Neubau dieser Straße in jener Zeit denken. Dann verwundert jedoch, dass fünf von zehn Fundstellen von römischen Münzen in der Gegend genau entlang dieser Strecke liegen.

Zudem beträgt die Distanz zwischen Schloss Neuhaus und Lichtenau sowie zwischen Lichtenau und Ossendorf jeweils genau 20 km, einer für die Römer in ihrer Genauigkeit charakteristischen Etappenlänge (20 km = 9 Leugen).

Ich halte es für denkbar, dass die noch erkennbare römische Trasse von den Franzosen resp. nach französischem Vorbild neu ausgebaut wurde, wie es vielfach auch mit alten Römerstrassen in Frankreich geschah.

Andernfalls ist kaum erklärbar, warum römische Münzen an einer Straße verloren gehen, die erst im 17./18. Jh. gebaut wird.

Was denkt ihr, habe ich etwas übersehen?


Quelle der Münzfundorte:
Steinborn, Welschhoff & Bökemeier, Dokumentation römischer Fundmünzen aus der Region Weserbergland aus spätaugustäisch-frühtiberischer Zeitstellung, 2006
 

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Hallo Divico,

ich denke wenn eine von den Römern gebaute schurgerade Straße 2000 Jahre lang ihren ursprünglichen Verlauf behalten soll, braucht diese Straße ein solides Fundament, mit mehreren Schichten Kies und einem steinernen Pflaster, so wie wir das von den berühmten VIAE kennen.
Dass die Römer schnurgerade Schneisen durch die germanischen Wälder geschlagen hätten könnte ich mir auch noch vorstellen, aber für den Ausbau dieser Schneisen zu gepflasterten Straßen fehlte den Römern während der Okkupation m. E. schlichtweg die Zeit. In rund 20 Sommern kann man infrastrukturell zwar einiges erreichen, aber letztendlich ist das dann auch nicht zu viel Zeit.
Also haben sich die Römer auf den Ausbau der vorhandenen Straßen konzentriert, schnurgerade neue Straßen sind da nicht dazu gekommen. Und auch wenn sie die Zeit gehabt hätten, die Straßen neu linear zu vermessen, für einen Ausbau mit Fundament und Pflaster hätte die Zeit dann definitiv nicht mehr gereicht.
Und ohne dieses Fundament ist die Straße der Erosion ausgesetzt, niedrige Teile der Straße stehen bei Regen unter Wasser, man muss auf höhere Passagen ausweichen, und nach 2000 Jahren dieses Prozesses hat man wieder eine Straße, die sich sanft durch die Landschaft schlängelt.
Der lineare Ausbau der B 68 ist also sicherlich französischen oder preußischen Straßenbauingenieuren im Rahmen des Chausseebaus im frühen 19. Jahrhundert zuzuschreiben. Oftmals verlaufen Bundesstraßen und ihre Vorgänger die Reichsstraßen entlang uralter Fernhandelswege, die römischen Münzen werden also wahrscheinlich auf dem prähistorischen Vorgänger der B 68 verloren gegangen sein, vielleicht von dort entlang marschierenden römischen Legionären.
 
In Nordspanien verläuft die Nacional 1 von Irun nach Madrid in der Provinz Alava streckenweise über eine alte Römerstrasse. Es gibt sogar Stellen, an denen die moderne Strasse eine Kurve macht um das Gefälle auszugleichen, während die Römerstrasse gerade aus weiterläuft und in Resten noch zu sehen ist.

In Belgien und Frankreich findet man dieses ebenso. Auch in Fällen wo Pflasterung und Unterbau von anliegenden Bauern entfernt wurden, die die Römerstrassen als billiger Steinbruch verwendeten. Die Spur verbleib und wurde meistens weiter genutzt und später überbaut.

Ich weiss nicht ob die A68 nun konkret auf einer Römerstrasse liegt, möglich wäre es doch. Ich glaube nicht, dass bei der Effektivität des römischen Bauwesens, 20 Jahre zu wenig für einen solchen Bau gewesen wären. Strassen gehörten schliesslich zu den ersten Werken die angelegt wurden um schnelle Truppenbewegungen zu sichern.
 
Hallo LEG XVII,

Deine Argumente klingen wie die des Engelchens in meinem Kopf.

Dass die Römer schnurgerade Schneisen durch die germanischen Wälder geschlagen hätten könnte ich mir auch noch vorstellen, aber für den Ausbau dieser Schneisen zu gepflasterten Straßen fehlte den Römern während der Okkupation m. E. schlichtweg die Zeit. In rund 20 Sommern kann man infrastrukturell zwar einiges erreichen, aber letztendlich ist das dann auch nicht zu viel Zeit.

Wieviel Zeit benötigte Drusus, um den nach ihm benannten Kanal zu bauen? :devil:

Der lineare Ausbau der B 68 ist also sicherlich französischen oder preußischen Straßenbauingenieuren im Rahmen des Chausseebaus im frühen 19. Jahrhundert zuzuschreiben. Oftmals verlaufen Bundesstraßen und ihre Vorgänger die Reichsstraßen entlang uralter Fernhandelswege, die römischen Münzen werden also wahrscheinlich auf dem prähistorischen Vorgänger der B 68 verloren gegangen sein, vielleicht von dort entlang marschierenden römischen Legionären.

Dann müsste der prähistorische Vorgänger aber recht genau dem Verlauf der französischen/preußischen Straße entsprochen haben. :evil:

Als ich heute Morgen spaßeshalber versuchte, diese Route mit der gestern von mir in Deinem Thema Das römische Kastell bei der Spitzen Warte auf der Haarhöhe vorgestellten Strecke von Lippstadt über Hemmern nach Brilon in Verbindung zu bringen, war ich überrascht, wie einfach das ging.

Es verläuft nämlich von Lichtenau über Wünnenberg nach Brilon eine Straße, die die gleiche romanische Charakteristik aufweist. Und ich kann wirklich nichts dafür, dass zwischen Lichtenau und Wünnenberg wie auch zwischen Wünnenberg und Brilon genau 20 km liegen, so man der mutmaßlichen Römerstrecke folgt (die Routensuchfunktionen von GMaps oder GEarth können da nur Näherungswerte liefern, man muss die Strecken in GoogleEarth als Pfad akribisch abklicken. Bei Bedarf werde ich gern eine kmz-Datei zur Verfügung stellen).

So sähe dann das Gesamtbild aus, alle Distanzen zwischen den roten Punkten entsprechen genau 20 ±1% Kilometern (= 9 Gallische Leugen):
 

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Es gibt sogar Stellen, an denen die moderne Strasse eine Kurve macht um das Gefälle auszugleichen, während die Römerstrasse gerade aus weiterläuft und in Resten noch zu sehen ist.

Dergleichen findet man auch auf dieser Strecke, der alte Weg lässt sich aber meist gut nachvollziehen.

Hier ein beispielhafter Ausschnitt:
 

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(...)
Aufgrund der starken napoleonischen Aktivitäten um Lichtenau könnte man an einen Neubau dieser Straße in jener Zeit denken. Dann verwundert jedoch, dass fünf von zehn Fundstellen von römischen Münzen in der Gegend genau entlang dieser Strecke liegen.
(...)
Ich halte es für denkbar, dass die noch erkennbare römische Trasse von den Franzosen resp. nach französischem Vorbild neu ausgebaut wurde, wie es vielfach auch mit alten Römerstrassen in Frankreich geschah.

Andernfalls ist kaum erklärbar, warum römische Münzen an einer Straße verloren gehen, die erst im 17./18. Jh. gebaut wird.
...können Römer, zumal wenn viele unterwegs sind, nicht auch Münzen an Wegen verlieren, die sie nicht selber gebaut haben?

Man hat ja römische Münzen sogar in Skandinavien gefunden, einer Gegend, der man gemeinhin keine Römerstraßen zutraut - mit anderen Worten: Münzfunde außerhalb des römischen Imperiums weisen nicht zwangsläufig auf Römerstraßen hin*).

Gerade Wege, hochwasserfreie Wege usw. - sind das allein römische Erfindungen?

Römerstraßen in Frankreich haben die nicht zu unterschätzende Eigenschaft, innerhalb des Territoriums des römischen Imperiums angelegt worden zu sein und jahrhundertelang (!!) in Betrieb gewesen zu sein -- selbst wenn es spekulativ eine "ausgebaute, gewartete Römerstraße" an der Lippe gegeben hätte, so wäre diese nur sehr wenige Jahrzehnte in Betrieb gewesen...

Dass innerhalb röm. Imp. manche Trassen sozusagen heute noch in Gebrauch sind, sagt eigentlich nichts über Wege- und Straßenführungen außerhalb des röm. Territoriums aus. Man müsste für deine Vermutung konkrete Nachweise ergraben - so lange das nicht geschieht, ist die Fragestellung hypothetisch (bzw. spekulativ)
_________________
*) auch dann nicht, wenn sie entlang späterer Wege gefunden werden
 
...können Römer, zumal wenn viele unterwegs sind, nicht auch Münzen an Wegen verlieren, die sie nicht selber gebaut haben?

Man hat ja römische Münzen sogar in Skandinavien gefunden, einer Gegend, der man gemeinhin keine Römerstraßen zutraut - mit anderen Worten: Münzfunde außerhalb des römischen Imperiums weisen nicht zwangsläufig auf Römerstraßen hin*).

Gerade Wege, hochwasserfreie Wege usw. - sind das allein römische Erfindungen?
....

Schnurgerade Trassen in Westeuropa ja.

Ich weiss über das Thema und die Gegend zu wenig um mir eine abschliessende Meinung zu bilden. In der Gegend in Spanien in der ich Aufwuchs, gab es jedoch, wie oben erwähnt, zahlreiche römische Strassen. Wenn man irgendwo eine kerzengerade Strecke fand, konnte man recht sicher sein, dass es entweder die Reste einer römischen Trasse war (oft verblieb nur der Schotterunterbau, gelegentlich als eine Art Betonpackung) oder ein Weg der erst in den letzten Jahrzehnten bzw. hundert Jahren angelegt worden war.

Die Archäologen verwenden dort gerne Karten aus den 19. Jahrhundert (z.B. die französischen Militärkarten aus Napoleons Zeiten wo vorhanden, z.B. um Burgos herum) und Luftbilder aus den 50.ern. da es damals noch viel weniger Wege gab als heute und die geraden Strecken der Römer regelrecht herausstechen. Sehr alte Wege folgen oft den Höhenzügen, Mittelalterliche schlängeln sich von Dorf zu Dorf.

Die Archäologen beschweren sich in der Tat, dass die Feldbereinigung aus den 60.ern und die dabei zahlreich neu angelegten Wege Ihnen die Arbeit enorm erschwert hat und auch zahlreiche Bodendenkmäler zerstört hat.
 
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...können Römer, zumal wenn viele unterwegs sind, nicht auch Münzen an Wegen verlieren, die sie nicht selber gebaut haben?

Selbstverständlich kann jeder der römische Münzen besitzt, diese überall und jederzeit verlieren. Vorstellbar wäre auch ein schusseliger Münzhändler, der immer wieder an verschiedenen Orten entlang der B 68 gerastet hat.

Gerade Wege, hochwasserfreie Wege usw. - sind das allein römische Erfindungen?

Sehr wahrscheinlich haben Kelten auch schon vor der römischen Okkupation schnurgerade und auch gepflasterte Straßen gebaut. Es spricht sogar einiges dafür, dass die Römer den Straßenbau von den Galliern lernten, von denen sie sich ja auch den Begriff carrus entlehnten.

Nach den Römern haben in Mitteleuropa meines Wissens aber erst wieder die Franzosen im 17. Jh. begonnen, schnurgerade Chausseen zu bauen.

Römerstraßen in Frankreich haben die nicht zu unterschätzende Eigenschaft, innerhalb des Territoriums des römischen Imperiums angelegt worden zu sein und jahrhundertelang (!!) in Betrieb gewesen zu sein -- selbst wenn es spekulativ eine "ausgebaute, gewartete Römerstraße" an der Lippe gegeben hätte, so wäre diese nur sehr wenige Jahrzehnte in Betrieb gewesen...

Wir wissen doch, dass nach dem Abzug der Römer weiterhin Blei und andere Bodenschätze gehandelt wurden. Da lag es im Interesse der Germanen, die römischen Straßen zu erhalten, die gerade bei Blei- und besonders Erztransporten für die Ochsenkarren unentbehrlich waren.

Viele Germanen hatten beim römischen Militär gedient und waren daher mit den Techniken von Straßenbau und -instandhaltung vertraut.

Außerdem wissen wir, dass einige Hundert Jahre später Karl der Große diese Gegend mit einem großen Heerzug für längere Zeit unsicher gemacht hat. Die von mir gemutmaßte Römerstraße von Brilon nach Lichtenau führt über das Sintfeld, wo 794 eine große Schlacht gegen die Sachsen stattfand.

Die Karolinger hätten römische Straßen gekannt und erkannt. Und sie hätten die Zeit, Mittel und Motivation gehabt, die Straßen wieder etwas herzurichten.

Man müsste für deine Vermutung konkrete Nachweise ergraben - so lange das nicht geschieht, ist die Fragestellung hypothetisch (bzw. spekulativ)

Sicher ist sie das, ich hatte auch keine Ja- oder Nein-Antworten erwartet. ;)
Glücklicherweise muss man heute nicht unbedingt graben, aber es erscheint mir sinnvoll, solche verdächtigen Strecken z.B. in die Lidarfliegerei einzuplanen.

Schon deshalb ist es gut, öffentlich darüber zu diskutieren und das Für und Wider abzuwägen. Zumal hier aus dem Forum oft sehr wertvolle Hinweise von Ortskundigen und Sachkundigen kommen. Im vorliegenden Fall wären etwa neuere Münzfunde interessant.
 
oft verblieb nur der Schotterunterbau, gelegentlich als eine Art Betonpackung

Die karstig-trockene Geologie südlich von Paderborn dürfte da recht gute Erhaltungsbedingungen bieten.

Die Archäologen verwenden dort gerne Karten aus den 19. Jahrhundert

Die Straße bei Lichtenau fiel mir in der Tat eher zufällig auf einer Karte des frühen 19. Jahrhunderts auf. ;)
 
Hier steht auf S. 68, dass die Straße ziwschen Grundsteinheim und Warburg zwischen 1808 und 1810 zur Chausse ausgebaut wurde.

http://www.ossendorf.de/wp-content/uploads/2014/07/Ossendorf-Ein-Heimatbuch-Teil.pdf

Die ursprüngliche Wegführung wird der geraden Streckenführung der Chaussee in etwa entsprochen haben, die Leute wollten auch damals so schnell wie möglich von Grundsteinheim nach Warburg kommen, Zeit ist Geld.
An der B 1 kann man dies auch noch erkennen, wo in der Nähe von Ortschaften noch die alten Wege erhalten blieben, heute 'Alter Hellweg', 'Alte Heerstraße', usw.

https://maps.google.de/maps?hl=de&l...sspn=0.004933,0.009602&oq=alter+hell&t=m&z=17
 
Ossendorf

Laut Wikipedia wurde Ossendorf in den Corveyer Traditionen zwischen 825 und 876 erwähnt und ist urkundlich als Pagus Ossenthorp um 1100 bezeugt.

Auch soll sich in Ossendorf eine sächsische Wehranlage befunden haben. Der Ort ist also sehr alt und war offenbar strategisch bedeutsam, was wiederum für eine sehr alte Straße sprechen könnte.

Nun zum Ortsnamen. Es scheint klar, dass wir hier ein Ochsendorf haben, was als Name für eine alte Straßenstation an einer Schwertransportstrecke immerhin sehr passend wäre.

Der zweite Ort mit Namen Ossendorf in Deutschland liegt heute in Köln, damals gerade weit genug ausserhalb, um aus- und umzuspannen.

Und last but not least gibt es da noch Ossenheim in der Wetterau, das von der Römerstraße von Hanau zum Kastell Arnsburg durchschnitten (!) wird.

Das sind natürlich alles keine Beweise, aber nette "Indizlein". ;)
 
1.) Die Methode anhand von Fundmünzen Altstraßenverläufe nachzuvollziehen zu versuchen ist völlig legitim und plausibel. Aber dies kann natürlich weder beweisen, dass eine Straße von den Römern angelegt oder benutzt wurde.

2.) Wenn die Vorläuferstraße der B 68 als Chausee durch preußische oder französische Ingenieure angelegt wurde, was ich für plausibel und stimmig halte, sollte das in den entsprechenden Archiven nachweisbar sein, dafür muss man nicht einmal einen Spaten in die Erde stechen. Dass auch solche Chauseen Altstraßen folgten, also einen Ausbau oder auch aus Sicht des 19. Jahrhunderts eine Optimierung dieser darstellten, ist nur wahrscheinlich.

3.) Wir wissen nicht, wann und von wem die Münzen verloren bzw. niedergelegt wurden. Wenn die Münzen datierbar sind, kann man einen tpq festlegen; bei höherwertigen Münzen auch, je nach Abnutzunggrad der einzelnen Münze, ggf. abschätzen, ob es einen frische Prägung war, die relativ kurzzeitig nach der Ausgabe in den Boden kam oder ob sie länger in Benutzung war. Eine rituelle Niederlegung als Opfer ist besonders bei Funden an oder in (ehemaligen) Gewässern anzunehmen. Dann wäre der Niederlegende höchstvermutlich germanischer Herkunft gewesen.
Bei einer im Brunnenschacht gefundenen Münze ist wohl ein - germanischer? - Siedlungskontext anzunehmen. Ggf. müsste man dann auch überlegen, ob Brunnen neben ihrer Versorgungsfunktion auch rituelle Funktionen hatte, also dass es sich nicht um einen Verlust sondern um ein Münzopfer handelte. Entsprechend müsste man dann auch fragen, ob es die Römer waren, die ihre Nägel in Waldgirmes im Brunnen versenkten, um sie den Germanen nicht als Rohstoff in die Hände fallen zu lassen, oder ob man hier nicht die Spur einer rituellen Niederlegung der Nägel durch Germanen nach Auflassung der Anlage vorliegen hat. Aber das führt vom Thema weg.

4.) Dekumatland verwies auf Funde römischer Münzen in Skandinavien. Um den geographischen Raum noch um die vierte Dimension zu erweitern, will ich auf Münzschatzfunde aus dem Ostseeraum hinweisen, die im 8. und 9. Jhdt. zusammengetragen wurden (die Zusammensetzung der Münzschätze und die Schlussmünze sind dabei sehr entscheidend), die aber z.T. römische Münzen aus dem 2. oder 3. Jhdt. beinhalteten.
 
Laut Wikipedia wurde Ossendorf in den Corveyer Traditionen zwischen 825 und 876 erwähnt und ist urkundlich als Pagus Ossenthorp um 1100 bezeugt.

Auch soll sich in Ossendorf eine sächsische Wehranlage befunden haben. Der Ort ist also sehr alt und war offenbar strategisch bedeutsam, was wiederum für eine sehr alte Straße sprechen könnte.

Nun zum Ortsnamen. Es scheint klar, dass wir hier ein Ochsendorf haben, was als Name für eine alte Straßenstation an einer Schwertransportstrecke immerhin sehr passend wäre.

Der zweite Ort mit Namen Ossendorf in Deutschland liegt heute in Köln, damals gerade weit genug ausserhalb, um aus- und umzuspannen.

Und last but not least gibt es da noch Ossenheim in der Wetterau, das von der Römerstraße von Hanau zum Kastell Arnsburg durchschnitten (!) wird.

Das sind natürlich alles keine Beweise, aber nette "Indizlein". ;)

Indizien wofür? Dass die Römer Dörfern deutsche Namen gaben?
Ich würde nebenbei neben einer niederdeutschen Form für Ochsen auch im Einzelfall die Möglichkeit eines verschliffenen Osten in Betracht ziehen.
 
Hier steht auf S. 68, dass die Straße ziwschen Grundsteinheim und Warburg zwischen 1808 und 1810 zur Chausse ausgebaut wurde.

Toller Fund, danke!
Der Darstellung in der alten Karte konnte man schon entnehmen, dass sie zur Chaussee ausgebaut worden war und wären da nicht die auffällige Verteilung der Münzen entlang der Strecke, wäre die Sache für mich damit erledigt gewesen.

Die ursprüngliche Wegführung wird der geraden Streckenführung der Chaussee in etwa entsprochen haben, die Leute wollten auch damals so schnell wie möglich von Grundsteinheim nach Warburg kommen, Zeit ist Geld.
An der B 1 kann man dies auch noch erkennen, wo in der Nähe von Ortschaften noch die alten Wege erhalten blieben, heute 'Alter Hellweg', 'Alte Heerstraße', usw.

Wenn man sich die große Bedeutung von Soest und Paderborn im Mittelalter anschaut, kann man sich schon fragen ob diese Chaussee nicht auch auf einer schon schnurgeraden alten Trasse errichtet wurde.

So wie ich es verstanden habe, ließ Drusus jeweils schon beim Vormarsch Straßen anlegen und ausbessern, und das offenbar sehr schnell. Und er war nach Quellenlage definitiv in Westfalen, nachdem er die Alpen, Rätien und Obergermanien schon mit Straßen gepflastert hatte.
 
Wenn die Vorläuferstraße der B 68 als Chausee durch preußische oder französische Ingenieure angelegt wurde, was ich für plausibel und stimmig halte, sollte das in den entsprechenden Archiven nachweisbar sein, dafür muss man nicht einmal einen Spaten in die Erde stechen. Dass auch solche Chauseen Altstraßen folgten, also einen Ausbau oder auch aus Sicht des 19. Jahrhunderts eine Optimierung dieser darstellten, ist nur wahrscheinlich.

Wie wir dank LEG XVII jetzt definitiv wissen und ich nach der alten Karte schon ahnte, wurde sie im frühen 19. Jh. als Chaussee ausgebaut.

Wenn die Münzen datierbar sind, kann man einen tpq festlegen;

Bin kein wahrlich kein Münzspezialist, aber hier scheinen mir die VAR-gestempelten Münzen die Jüngsten zu sein (?).

Dekumatland verwies auf Funde römischer Münzen in Skandinavien.

Die Problematik ist mir voll bewusst. Ein Geologe kartiert auch nicht nach einzelnen Lesefunden.

Die Münzen kamen erst am Ende ins Spiel, als es bei einigen Ortsnamen klingelte und ich den o.g. Artikel erinnerte. Da hatte ich die Straße schon vermessen und die auffälligen Distanzen von je genau 20 km festgestellt.

Wie weiter oben schon erwähnt, sind wir zwischen Schloss Neuhaus, Lichtenau und Ossendorf ja auch nicht irgendwo, sondern im Gegenteil auf der schnellsten Verbindungsline vom Rhein- ins Wesereinzugsgebiet.

Edit:
Indizien wofür? Dass die Römer Dörfern deutsche Namen gaben?

Es gibt viele Beispiele für an Römerstraßen gelegenen Orten, die auch im deutschen Ortsnamen den Ursprung als Mansio oder Mutatio anklingen lassen, wohl auch, weil sie ihre Bedeutung beibehielten: Rastatt, Usspann und Hufschlag fallen mir auf Anhieb ein.

Da wäre natürlich noch die Möglichkeit, die erste Silbe aus dem Lateinischen herzuleiten, in Italien gibt es Ossana, Ossimo, Ossona und in Frankreich Osséja, aber das lasse ich lieber. ;)
 
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Bin kein wahrlich kein Münzspezialist, aber hier scheinen mir die VAR-gestempelten Münzen die Jüngsten zu sein (?).
Ich habe mir den vorgelegten Münzkatalog nicht näher angesehen. Da dieser aber von Bökemeier stammt, der ein bestimmtes, zeitlich definiertes Forschungsziel hatte, wäre ich mir wegen des tatsächlichen tpq nicht so sicher. Hat Bökemeier wirklich alle römischen Münzen aufgenommen, oder nur die, welche in seinen Forschungszeitraum passten?

Die Münzen kamen erst am Ende ins Spiel, als es bei einigen Ortsnamen klingelte und ich den o.g. Artikel erinnerte. Da hatte ich die Straße schon vermessen und die auffälligen Distanzen von je genau 20 km festgestellt.
Nur solltest du dabei beachten, dass deine 20 km-Distanzen bisher noch nicht so viele überzeugen konnten. Und wenn du Vegetius aufmerksam gelesen hättest und Caesars Entfernungsangaben mal nachrechnetest, dann würdest du feststellen, dass du besser nach 30 km-Distanzen suchen würdest. ;) Vegetius schreibt nämlich:
Quod aliter non potest fieri, nisi assiduo exercitio ambulare celeriter et aequaliter discant. Periculum enim ab hostibus semper grauissimum sustinet diuisus et inordinatus exercitus. Militari ergo gradu XX milia passuum horis quinque dumtaxat aestiuis conficienda sunt. Pleno autem gradu, qui citatior est, totidem horis XXIIII milia peragenda sunt.
Die Soldaten sollen also in der Lage sein 20 Meilen in fünf Stunden zu marschieren und ggf. auch in derselben Zeit 24 Meilen. Das sind Pi-mal-Daumen 30 - 36 km Tagesmarschleistung.
 
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Wir wissen doch, dass nach dem Abzug der Römer weiterhin Blei und andere Bodenschätze gehandelt wurden. Da lag es im Interesse der Germanen, die römischen Straßen zu erhalten, die gerade bei Blei- und besonders Erztransporten für die Ochsenkarren unentbehrlich waren.
das erscheint auf den ersten Blick plausibel ..... aber:
- gibt es irgendwo jenseits des Limes eine Römerstraße, die nachweislich von irgendwelchen Germanen "gewartet" (erhalten, gepflegt, ausgebessert etc.) wurde?
- wie gut waren die Germanen eigentlich darin, römische Technologie zu erhalten, zu übernehmen? Berühmt ist doch, dass ein merowinigischer König eine Versammlung in einer Römervilla abhalten wollte, aber leider das ungepflegte Gebäude zusammenkrachte (irgendwo in den 10 Büchern fränk. Gesdchichte von Gregor von Tours) ... auch nützliche Wasserleitungen wie z.B. in Köln wurden von den Merowingern nicht reaktiviert.
 
Ich habe mir den vorgelegten Münzkatalog nicht näher angesehen. Da dieser aber von Bökemeier stammt, der ein bestimmtes, zeitlich definiertes Forschungsziel hatte, wäre ich mir wegen des tatsächlichen tpq nicht so sicher.

Nunja, der Artikel behandelt ausdrücklich keine Jüngeren als frühtiberianische Münzen, das ist schon richtig.

Nur solltest du dabei beachten, dass deine 20 km-Distanzen bisher noch nicht so viele überzeugen konnten. Und wenn du Vegetius aufmerksam gelesen hättest und Caesars Entfernungsangaben mal nachrechnetest, dann würdest du feststellen, dass du besser nach 30 km-Distanzen suchen würdest. ;)

Ganz ehrlich, ich glaube nur das, was ich messe. Caesar hat viel geschrieben wenn der Tag lang war, und bei ihm war er natürlich immer besonders lang. ;)

Miss doch bitte einmal mit Google Earth die Entfernung zwischen Rottweil und Waldmössing; oder zwischen Faimingen, Schrezheim und Oberdorf; oder zwischen Türkheim und Kaufbeuren; oder zwischen Andernach und Remagen, zwischen Remagen und Bonn, etc. pp.
 
Es gibt viele Beispiele für an Römerstraßen gelegenen Orten, die auch im deutschen Ortsnamen den Ursprung als Mansio oder Mutatio anklingen lassen, wohl auch, weil sie ihre Bedeutung beibehielten: Rastatt, Usspann und Hufschlag fallen mir auf Anhieb ein.

Das sind keine römischen Namen. In welchen Ortsnamen steckt tatsächlich ein römisches Mansio oder Mutatio?
Auch in neuere Zeit als in der Römerzeit hat es an Straßen Rastplätze und Pferdewechselstationen gegeben. Warum glaubst du also, dass Namen, die - vielleicht - auf solche Stationen hinweisen, ausgerechnet aus der Römerzeit stammen müssen?

Nehmen wir mal Hufschlag und lesen diesen zwei Mal in Bayern vorkommenden Ortsnamen - das machst du ja offenbar - sprechend, wobei zu fragen ist, ob es sicher ist, dass dieser Ortsname tatsächlich spricht: Man könnte als Ortsnamenursprung sich einen Hufschmied vorstellen. Soweit so gut. Aber würde das ausgerechnet auf die Römer zurückweisen, die noch keine Hufeisen kannten?

Rastatt ist seit dem 11. Jahrhundert als Rasteten (Urkunde 1084) nachgewiesen. Möglicherweise tatsächlich ein verschliffenes Raststätte, vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht. Aber ob dem nun ein römisches Mansio zugrunde liegt?
Einen - vielleicht - namensverwandten Ort - Rastede - gibt es im Übrigen bei Oldenburg. Laut Wikipedia wird er als Rodungsstätte interpretiert. Ich wäre damit aber genauso vorsichtig, wie mit Raststätte.

Dein Usspann (auch Schreibvarianten davon) konnte ich leider nirgends finden.
 
Ganz ehrlich, ich glaube nur das, was ich messe.

Und da, wo 20 km Abstände herauskommen, müssen sich römische Siedlungen befunden haben, archäologische Funde und Befunde hin oder her.
Caesar hat viel geschrieben wenn der Tag lang war, und bei ihm war er natürlich immer besonders lang. ;)

Und was ist mit dem Vegetius-Zitat? Warum das vernachlässigen?
Miss doch bitte einmal mit Google Earth die Entfernung zwischen Rottweil und Waldmössing; oder zwischen Faimingen, Schrezheim und Oberdorf; oder zwischen Türkheim und Kaufbeuren; oder zwischen Andernach und Remagen, zwischen Remagen und Bonn, etc. pp.

Du hast auch mal eine Strecke mit 20 km Abständen quer durch den Schwarzwald gelegt, wo es auf der Strecke nirgendwo römische Fundorte und so weit ich weiß auch keine römischen Funde gab. Nur heutige Orte im 20 km Abstand.

Und vom römischen Bad Hüfingen zur römischen Siedlung Rottweil sind es keine 20 km, sondern offenbar 31,8 km - 33,5 km zu Fuss. https://www.google.de/maps/dir/Röme...m2!1d8.480049!2d47.919484!2m3!1b1!2b1!3b1!3e2
 
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