Vertreibung der Deutschen nach dem WK II.

Speziell zur Lage in Oberschlesien sind mir aus der Familienhistorie einige Fakten bekannt:

Da in Oberschlesien die vorherrschende Konfession der Katholizismus war (im Gegensatz zu Niederschlesien, aber auch zu Pommern und Ostpreußen), kam es dort zu Vermischungen zwischen den deutsch- und polnischsprachigen Volksgruppen. Und dies bereits Jahrzehnte vor der Vertreibung. Dadurch beherrschte ein gewisser Anteil der Bevölkerung (Prozentzahlen kann ich aber nicht liefern) sowohl Polnisch als auch Deutsch.

Diese konnten sich nach 1945 auf ihre polnischen Wurzeln besinnen und in ihrer Heimat verbleiben.

In Oberschlesien waren die Verhältnisse schon länger deutsch/polnisch gemischt, ob das mit dem katholischen Glauben zusammenhing, wäre ein interessanter Punkt.
Waren denn die anderen Gebiete mehrheitlich evangelisch, wahrscheinlich?

Zum "Leerräumen":

Speziell zu Breslau stehen in der Wikipedia einige Zahlen zur deutschen Bevölkerung: während im Juli 1945 noch 300.000 Deutsche in der Stadt lebten, sank ihre Zahl bis 1948 auf 7.000, d. h. etwa 2 %.

Ob diese verbliebenen 7.000 dann noch später ausgewiesen worden sind, steht leider nicht in der Wikipedia.
Einige sind mir dann um 1990 als frühe Spätaussiedler begegnet, jedenfalls nehme ich das an. Polen hat auch schon vor 1989 eine gewisse Freizügigkeit beim Reisen eingeführt.
 
Ich kenne einige Familien, die als Spätaussiedler in der DDR in ein fast menschenleeres Dorf geschoben wurden. Seitdem ist Wismar-Kluß eine ostpreussische Exklave. Der Dialekt lebt ("Mein Mann ist bei die Hiener, du Lorbass...") und die Jungs waren vor 40 Jahren, wie heute andere Immigrantengangs, berüchtigte Schulhofschläger die immer im Trupp auftraten (Sie redeten übrigens wirklich Deutsch und konnten vermutlich gar nicht Polnisch oder Russisch).
Aber sie sind dennoch fast alle solide Mitbürger geworden und lachen mich vielleicht aus - ein eigenes Autohaus oder Handwerksbetrieb ist halt was...
 
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Ich kenne einige Familien, die als Spätaussiedler in ein fast menschenleeres Dorf geschoben wurden. Seitdem ist Wismar-Kluß eine ostpreussische Exklave. Der Dialekt lebt ("Mein Mann ist bei die Hiener") und die Jungs waren vor 40 Jahren, wie heute andere Immigrantengangs, berüchtigte Schulhofschläger die immer im Trupp auftraten.
Aber sie sind dennoch solide Mitbürger geworden und lachen mich vielleicht aus - ein eigenes Autohaus ist halt was...

Ich fand die auch 1990 schon solide, keine Spur von Schulhofgang, im Gegenteil eher besonders brav und hilfsbereit. Das ist erst 20 Jahre her, so um die Wende. An noch frühere Spätaussiedler vor 40 Jahren, das wäre ja 1970 gewesen, kann ich mich nicht erinnern, gab es vielleicht nur in der DDR.
Eine Bekannte werde ich nie vergessen, die hat mir nämlich meinen ersten PC eingerichtet und wenn es bei mir nicht klappte, hat sie immer gesagt: " "Nicht schlimm, machen wirrr zu Fußßßß" und dann wurde der Bildschirmhintergrund schwarz und sie hat irgendwas in Dos geklimpert.
Das hat jetzt allerdings nur sehr am Rande was mit Flucht und Vertreibung zu tun, ich weiß noch nicht mal, ob diese Bekannte irgendwie deutschstämmig war oder ob ihr Mann deutsche Vorfahren hatte, danach habe ich sie nie gefragt.
 
Ich kenne einige Familien, die als Spätaussiedler in der DDR in ein fast menschenleeres Dorf geschoben wurden. Seitdem ist Wismar-Kluß eine ostpreussische Exklave.

Danke fierm Räjsetip fier dem neechsten Häjmatahmt!

Der Dialekt lebt ("Mein Mann ist bei die Hiener, du Lorbass...")
Auch heute noch?
Ich erlaube mir anzufügen: "Mäjn Mann ess bäj die Hiener, du Lorbass" - wobäj, dem Lorbass ess ja nu scho fast äjne Schmäjcheläj...

(Sie redeten übrigens wirklich Deutsch und konnten vermutlich gar nicht Polnisch oder Russisch).
Na abbr iwo näj doch, Mannche, was hettn se sollt redn Russisch?! Nuscht nich nee nich!
Meine masurischen Großeltern konnten auch nur ein paar Worte Polnisch, so auf der Ebene von "wschisko jedno" (alles egal) und "smakuje dobsche" (lecker).

Nu, dass wer solltn sprächn Däjtsch - das ham de Wästdäjtschn äjentlech nach fimmenfirzich nich so jesehn... :D So scheene Werters aus de Häjmat wie 'Dittche', 'Glums', 'Kodder' - hamse nuscht nich kenn' verstehn.

Masurisch war, nebenbei bemerkt, bis 1945 eine gesprochene Sprache. (Das obige ist aber mitnichten Masurisch, sondern auch wenn es schwerfällt zu glauben: Deutsch.)
 
Auch heute noch?
Ich erlaube mir anzufügen: "Mäjn Mann ess bäj die Hiener, du Lorbass" - wobäj, dem Lorbass ess ja nu scho fast äjne Schmäjcheläj...

Liebe @Ingeborg, die Frage ist berechtigt und mein Zitat betrifft eher eine damals 60jährige Oma. Schade isses! Heute ist das auch weg. Nur die Familiennamen (Dorroch, Mazgeit, Mialka, Pusbaskis etc.) stimmen noch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schade isses! Heute ist das auch weg. Nur die Familiennamen (Dorroch, Mazgeit, Mialka, Pusbaskis etc.) stimmen noch.

Ewig Schade!
Es wird sich kaum einer vorstellen können, welche ehrliche Freude ich empfand, als Anno 90 wieder das Sächsische, das Anhaltinische, Märker Glänge usw. als gesprochene Sprache in der BRD auftauchte. Klangfabren die die Sprache einfach braucht.

@Rena
Doch, es sind schon in den 70ern immer wieder Familien aus Schläsienober, Danzig und Westpreußen in die BRD gekommen. Ostverträge!
 
Wurde dieser Wiki-Artikel schon verlinkt?
Deutsche Minderheit in Polen ? Wikipedia
Da sind einige Karten, die recht interessant sein dürften. :)

Nein, bisher nicht, dabei ist er super und ich habe viel Neues erfahren.
Sogar meine Fragen sind fast vollständig beantwortet.
Aus Dem Link:
Neben der Ansiedlung von polnischen Vertriebenen und Neusiedlern durften alteingesessene Bewohner (Autochthone), vor allem Oberschlesier und Masuren, nach einer positiven „Verifizierung“ als polnische Staatsbürger bleiben. Auf diese Weise gab es ab 1951 nach verfälschten Angaben der polnischen Behörden keine Deutschen mehr in Polen und die tatsächliche deutsche Restbevölkerung wurde unterdrückt, was jedoch nach außen dementiert wurde.
Allein in Oberschlesien lebten nach dem Zweiten Weltkrieg noch mehr als 700.000 Deutsche, die damit die Hälfte der Bevölkerung ausmachten. In Niederschlesien (Woiwodschaft Breslau) lebten nach der Volkszählung 1950 noch 84.800 ehemalige Reichsbürger.[6] Sie lebten vor allem im Steinkohlegebiet um Waldenburg, wo sie als Fachkräfte für die Industrie benötigt und daher zurückgehalten wurden. Da sie nach einer Übergangszeit das Land verlassen sollten, wurden hier deutsche Organisationen und deutschsprachiger Unterricht gestattet.[7]

Nur die positive „Verifizierung“ als polnische Staatsbürger kann ich mir konkret nicht vorstellen.
Ich wußte gar nicht, dass es heute derart aktive Minderheiten in Polen gibt, fast wie bei den Dänen, Friesen und Sorben.
 
Nein

Nur die positive „Verifizierung“ als polnische Staatsbürger kann ich mir konkret nicht vorstellen.

Die Nazis waren bescheuert. Die haben mangels anderen objektiven Kriterien die "Volkszugehörogkeit" außerhalb Oberschlesiens an der Religion festgemacht. Ein Protestant war Deutscher.
Den Polen haben natürlich diese Kriterien auch gefehlt. Haben sie gleich gehandelt. Katholik ist Pole.
Das ist jetzt natürlich sehr vereinfacht, natürlich wurde 39-45 und 45-50 in Riesengetue veranstaltet, aber am Ende kam es halt doch darauf heraus.

Ich wußte gar nicht, dass es heute derart aktive Minderheiten in Polen gibt, fast wie bei den Dänen, Friesen und Sorben.

eine Facette die den ganzen Irrsinn verdeutlicht:
die Kaschuben in Hinterpommern.
 
Ein polnischer Kapitän (Er fragte mich auch ob es DER oder DAS Sparkasse heisst...) sagte mir, Kaschuben erkennt man sofort am "Eins, zwei, drei...".
 
Eine Erzählung

...Und noch eine naive Frage: Hatte jeder die Möglichkeit zu bleiben, wenn er ab da Pole sein wollte? Oder mußte z.B. eine deutsche Schlesierin ihren polnischen Freund heiraten und konnte dann bleiben? Oder wurde wieder mal Ahnenforschung betrieben, um diesmal die polnischen Ahnen zu belegen?
Dass in Schlesien auch Deutsche geblieben sind, weiß ich durch den Besuch dort mit meinen Eltern. Da haben wir in dem Heimatdorf meiner Mutter eine Schulfreundin von ihr besucht, die damals die Vertreibung nicht mitgemacht hatte. Leider weiß ich nicht mehr genau, warum.

Bei einem Gespräch mit einer Tschechin (in Deutschland lebend...) erfuhr ich von ihr folgendes: Sie ist wenige Jahre nach 1945 in Tschechien geboren. Ihre Eltern stammen aus Schlesien und waren katholische Deutsche. Ihr Vater war Bergarbeiter, der wohl auch durch Kollegen sich in Polnisch und Tschechisch verständigen konnte. Bei Kriegsende wollte seine Familie der Ausweisung entgehen und machte sich über die Berge nach Tschechien davon, wo sie sich gemeinsam mit Tschechen in einem einstmals von Deutschen besiedelten Ort niederließen und sich als halbe Tschechen und halbe Polen ausgegeben hätten. Sie wuchs dort auf und lernte Tschechisch und erst sehr spät die deutsche Sprache, ehe sie irgendwann in den 80er Jahren in die BRD kam. Interessanterweise stammt ihr hiesiger Chef von einer Familie ab (er ist jetzt 60 Jahre alt), die aus genau jenem tschechischen Ort kommt, in der die genannte Frau geboren ist. Sie unterhalten sich ab und an in Tschechisch…

Letztlich ist es wohl bei der Vertreibung zu chaotischen Zuständen gekommen und das ist wohl kaum verwunderlich. Die oben wiedergegebene Geschichte fand ich so seltsam, dass ich sie kurz wiedergegeben habe.
 
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Und noch eine naive Frage: Hatte jeder die Möglichkeit zu bleiben, wenn er ab da Pole sein wollte? Oder mußte z.B. eine deutsche Schlesierin ihren polnischen Freund heiraten und konnte dann bleiben? Oder wurde wieder mal Ahnenforschung betrieben, um diesmal die polnischen Ahnen zu belegen? [...]


[...]
In Vertreibung ? Wikipedia wurde zumindest meine Zahlenvorstellung präzisiert, es sind insgesamt 2,5 Mio wovon aber nur 1,1 auf Schlesien, Pommern und Ostpreußen entfallen.
Nun weiß ich immer noch nicht, wie die verbliebenen Deutschen es 1945/46 "hingekriegt" haben, in der Heimat bleiben zu können. Das sollte ich vielleicht zum Anlaß nehmen, mich mit dieser Geschichte zu beschäftigen.


Erstmal vorweg, ich meine, dass wir uns den Vertreibungs- und Ausweisungsprozess nicht geordnet und nach ganz klaren Regeln abgelaufen vorstellen dürfen.
Wie immer in Hast, Zeiten der Umwälzung und (Nachkriegs-) Zeit spielten Willkür, Zufall, Kontakte und die Laune der verantwortlichen Personen eine entscheidende Rolle.

Viele Deutsche sind vor der Roten Armee geflüchtet, der darauf folgende Vertreibung der Verbliebenen war wechselhaft.

Gerade in Oberschlesien blieb ja ein Großteil der dt. Bevölkerung zurück, aus mehreren Gründen:

1. Viele Deutsche lebten nach der Teilung Oberschlesiens 1922 auch im polnischen Teil. Diese hatten am 1.9.1939 die polnische Staatsbürgerschaft und das war ein entscheidendes Kriterium. Nach dem Krieg wurde überprüft, welche Angehörigkeit man besaß und das konnte u.U. einiges vereinfachen und es ermöglichen, zu bleiben.
(Ich bin gerade nicht zu Hause, habe dort aber ein Dokument, das die Suche nach einer Wohnung betrifft, auf dem dieses "Kriterium" vermerkt ist, ich scanne es dann ein.)

Diese Deutschen ("Volksdeutsche") mussten (insofern sie bleiben wollten) eine so genannte Rehabilitation durchlaufen und mussten sich "verantworten". Vor Gericht (oder Kommissionen?) musste begründet werden, warum man bleiben wolle. Außerdem mussten Zeugen Aussagen darüber machen, dass man sich nichts "zu Schulden kommen lassen" hatte.
Bei einem positiven Bescheid bekam man die polnische Staatsangehörigkeit zugeteilt.
(Jedenfalls war das das Vorgehen in einem geordneten Verfahren.)

Koordinierte Sprachtests hohen Niveaus konnte es allerdings nicht für jeden gegeben haben, wahrscheinlich war bei einer Familie der Familienvater hauptverantwortlich. Nähere Informationen dazu habe ich nicht.

2. Wie ihr schon erwähnt habt, gab es in Oberschlesien eine bikulturelle Gesellschaft, Familien in denen deutsch und polnisch gesprochen wurden, die Elternteile mal Deutsche oder Polen waren. Polnisch oder ein polnischer Nachname konnten dort als Grund für ein Verbleiben dienen.

3.Ein dritter Grund konnte die Unabdingbarkeit in der Industrie sein, geschultes Personal, auf das nicht verzichtet werden konnte, durfte bleiben oder wurde gar zurückgehalten.


Die letzten beiden Gründe galten besonders für "Reichsdeutsche", die es weitaus schwerer hatten zu bleiben. Gerade bei ihnen war wohl viel von Willkür, Beziehungen und Qualifikation abhängig.

Übrigens mussten sich viele nach dem Krieg ihren deutschen Nachnamen ändern lassen, so wurden aufeinanderfolgende doppelte Buchstaben "abgeschafft" (z.B. ll-->l), manche sollten sogar ihren "urdeutschen" Vornamen ändern.
Aber auch dieser Vorgang fand nicht flächendeckend statt. So gibt es von meinem Nachnamen viele Einwohner in Oberschlesien mit "-nn", genauso wie mit "-n".



[...]kam es dort zu Vermischungen zwischen den deutsch- und polnischsprachigen Volksgruppen. Und dies bereits Jahrzehnte vor der Vertreibung. Dadurch beherrschte ein gewisser Anteil der Bevölkerung (Prozentzahlen kann ich aber nicht liefern) sowohl Polnisch als auch Deutsch.

Diese konnten sich nach 1945 auf ihre polnischen Wurzeln besinnen und in ihrer Heimat verbleiben.

Zusammen mit dem was ich oben schrieb und Carolus schön formuliert hat, kam es schon zwischen 1933 und 1945 zu paradoxen Situationen.
So wurde meine Großtante als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt, ihr Bruder wurde zur Wehrmacht eingezogen.

Nur die positive „Verifizierung“ als polnische Staatsbürger kann ich mir konkret nicht vorstellen.
Ich wußte gar nicht, dass es heute derart aktive Minderheiten in Polen gibt, fast wie bei den Dänen, Friesen und Sorben.

Ich hoffe, ich konnte etwas mehr Licht in den Vorgang bringen:).
Die deutsche Minderheit ist auch im polnischen Parlament vertreten, in manchen Gebieten gibt es zweisprachige Ortsschilder, Behörden etc.

Die Nazis waren bescheuert. Die haben mangels anderen objektiven Kriterien die "Volkszugehörogkeit" außerhalb Oberschlesiens an der Religion festgemacht. Ein Protestant war Deutscher.
Den Polen haben natürlich diese Kriterien auch gefehlt. Haben sie gleich gehandelt. Katholik ist Pole.
Das ist jetzt natürlich sehr vereinfacht, natürlich wurde 39-45 und 45-50 in Riesengetue veranstaltet, aber am Ende kam es halt doch darauf heraus.

Ich weiß auch nicht, wie die Ausweisung außerhalb Oberschlesien gehandhabt wurde.
Mir ist zwar bekannt, dass es immer noch einige ursprüngliche Bewohner gibt, aber nicht, wie sie es schafften, dort zu bleiben. Auch hier tippe ich eher auf eine Mischung verschiedener Faktoren.


Zum Abschluss: Es gab in Polen nach 1950 mehrere Ausreisewellen, in denen es den ausreisewilligen Deutschstämmigen gestattet wurde, das Land zu verlassen. Genaue Zahlen habe ich nicht, aber gerade Ende der 50er haben viele das Land verlassen. Spätere, kleinere Ausreisewellen folgten.
 
[...]
(Ich bin gerade nicht zu Hause, habe dort aber ein Dokument, das die Suche nach einer Wohnung betrifft, auf dem dieses "Kriterium" vermerkt ist, ich scanne es dann ein.) [...]

Ich habe eine Ummeldebescheinigung vom Mai 1945 unten hochgeladen.
De rot unterstrichene Teil gibt Auskunft über die Staatsangehörigkeit am 1.9.1939 und die Einstufung in die Deutsche Volksliste (hier "polnisch" und "2").

Knappe, aber gute Informationen zur Deutschen Volksliste findet man wie so oft bei Wiki: Deutsche Volksliste.

Ich muss betonen, dass die pauschale Aussage am Ende, dass anscheinend nur Klasse III und IV rehabilitiert wurden, so nicht ganz korrekt ist.
Obere Person wurde nicht vertrieben, bekam die polnische Staatsangehörigkeit zugesprochen. Natürlich nicht ohne mit den Behörden noch jahrelang um das Ausstellen von Pässen etc. zu kämpfen.
 

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Danke Martas, gerade durch die Erfahrungen, die die Schlesier wenige Jahre zuvor mit der Einsortierung in die deutsche Volksliste gemacht hatten, kann ich mir nun vorstellen, dass viele gar nicht versucht haben in der Heimat zu bleiben. Wahrscheinlich haben sie die Umkehrung des "Volksbestimmungsprozesses" und die Vertreibung irgendwie erwartet.
Sie können gerade in Oberschlesien eigentlich nicht so naiv gewesen sein, anzunehmen, dass diese Behandlung der "Nichtdeutschen" nach dem verlorenen Krieg folgenlos hätte bleiben können.

Nun frage ich mich, wie das mit den Identitäten in Schlesien vor Hitler wirklich war. In einigen Beiträgen wurde bereits die Zuordnung anhand der Konfession angeführt.
Hier sieht man die Verteilung Schlesien: Verteilung der Konfessionen recht deutlich, es gibt ein überwiegend evangelisches Gebiet angrenzend an Sachsen und ein mehrheitlich katholisches Gebiet angrenzend an Polen und Tschechien.
Die Konfessionen waren bis weit in die Nachkriegszeit viel trennender als sie es heute sind.
Wie lange gab es eigentlich nach Konfessionen getrennte Schulen?
Während der Weimarer Republik scheint das noch ein wichtiges Thema gewesen zu sein. http://www.dhm.de/ausstellungen/grundrechte/katalog/40-43.pdf
Jedenfalls gab es in dem schlesischen Dorf meines Vaters eine evangelische und eine katholische Schule. Wenn man so aufwächst, nimmt man die Unterschiede wahrscheinlich überdeutlich wahr, weil die katholischen Kinder nicht automatisch Spielkameraden waren.
Wahrscheinlich führt das hier zu weit, ich möchte mir gern ein Bild machen, wie die Menschen dachten, die damals von Vertreibung betroffen waren. Und das waren ja nicht nur die deutschsprachigen Schlesier.
 
Dieser "erfolgreiche Bevölkerungsaustausch" musste dann 23 Jahre später als Musterbeispiel für die Vertreibungen in Mitteleuropa und dem Balkan herhalten.
 
Dieser "erfolgreiche Bevölkerungsaustausch" musste dann 23 Jahre später als Musterbeispiel für die Vertreibungen in Mitteleuropa und dem Balkan herhalten.

Das war der Preis, den Deutschland dafür zahlem nusste, dass es Europa mit nationalsozialistischem Terror überzogen und unermessliches Leid verursacht hatte.
 
Hä, achso Repo, du meintest den "Bevölkerungsaustausch" / Flüchtlingsströme nach dem 2. Weltkrieg.... sorry, hatte dich vorher missverstanden. Entschuldige mein zu schnelles Lesen deines Postings... :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Das war der Preis, den Deutschland dafür zahlem nusste, dass es Europa mit nationalsozialistischem Terror überzogen und unermessliches Leid verursacht hatte.

tststst...

Die Deutsch-Böhmen, die Banater, die Deutsch-Ungarn konnten für den Hitler gar nichts.

Aber ich wollte keine Vertreibungsdebatte anleiern. ist nach wie vor Tagespolitik.
Und hier also verboten.
 
tststst...
Die Deutsch-Böhmen ... konnten für den Hitler gar nichts..

Ich habe hier ein schönes zeitgenössisches Foto, das die jubelnden Deutsch-Böhmen zeigt, wie sie freudig die einmarschierenden deutschen Soldaten begrüßen und die Kinder Hitler-Fähnchen schwenken.
 
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