Verwicklung Europas in den amerikanischen Bürgerkrieg

maverick_1986

Neues Mitglied
Hi, stehe just vor einer wahren Materialflut. Könnt Ihr mir sagen, ob und wenn ja wie weit, die Staaten Europas in den amerikanischen Bürgerkrieg involviert waren.

Help....
 
ich glaube mich zu entsinnen dass die Invasion Mexicos und Installierung Kaiser Maximilians einen Zusammenhang mit dem Civil war hatte :grübel:
Die siegreiche Union unterstützte jedenfalls Juarez und beschleunigte den Sturz des kurzlebigen Kaiserreichs.
 
nun ja, zunächst kämpften ja einige volksgruppen auf beiden seiten, deren vorfahren, oder sie selbst aus europa kamen, wie iren, preußen, polen, etc., sowie beobachter aus england, frankreich, deutschland (zeppelin!) usw. direkt mischte sich kein land ein, was vor allem an der "emancipation proclamation" und den nachfolgenden niederlagen bei vicksburg und gettysburg lag, wo die konföderierten ihre chance auf anerkennung verspielt hatten. eine wichtige funktion hatten die länder jenseits des atlantik vor allem beim versorgen mit kriegs- und sonstigem material und auch im schiffsbau. die konföderierten verscuhten immer weider, anträge zum bau von blockadebrechern udn kampfschiffen im englischen parlament durchzusetzen (was ja auch manchmal gelang, siehe css alabama oder florida)
paar stichworte: trent-affäre, william yancey, charles francis adams
 
Bei H. Pemsel (Seeherrschaft, Band 2, Augsburg 1995) lese ich soeben folgendes über den amerikanischen Bürgerkrieg:

"Der Süden hatte auf die Abhängigkeit von Großbritannien und Frankreich von seinen Baumwollieferungen gerechnet und daher auf deren Anerkennung und Unterstützung gezählt. Beide, vor allem Großbritannien, verhielten sich wohl freundlich neutral, da der Süden jedoch zu Kriegsbeginn über keine militärischen Erfolge veweisen konnte, erfolgte auch keine politische Anerkennung.
Der Norden begann sofort mit einer Blockade der Küsten der Südstaaten, um diese nach Möglichkeit von der Außenwelt abzuschließen und dem Kampf damit den Charakter einer inneren Angelegenheit zu geben.
...
Die rigorose Blockade brachte für den Norden aber auch einige gefährliche politische Situationen. Nachdem im November 1861 ein Blockadeschiff der Union von einem britischen Dampfer zwei Diplomaten der Südstaaten verhaftete, war wegen dieser Neutralitätsverletzung Großbritannien nahe daran, an der Seite der Südstaaten in den Krieg einzutreten. In Kanada wurden von den Briten Truppen zusammengezogen, das Ostatlantikgeschwader verstärkt und das Chinageschwader an die Westküste von Nordamerika verlegt. Auch das Eingreifen von Streitkräften aus Großbritannien, Frankreich und Spanien in Mexiko wegen der dortigen Bürgerkriegswirren, ein Akt gegen die Monroe-Doktrin, verschlechterte die Beziehungen zur Union. Großbritannien und Spanien zogen jedoch bald wieder aus Mexiko ab. Die Überlegenheit der Union vor allem zur See hielt schließlich alle ausländischen Mächte von direkten Einmischungen ab."
 
Nun, soweit ich unterrichtet bin, unterstützten sowohl Frankreich als auch England die Südstaaten mit lieferungen aus Übersee, bis die Union so gut wie alle Häfen der Konföderation blockierten. die von beetlebum angesprochenen Maßnahmen der Briten sind mir noch unbekannt, aber rein theoretisch: Warum sollte England mit seiner, seit jeher vorherrschenden Armada, vor der Marine der USA zurückweichen? Wenn England und Frankreich auch nur geringstes interrese daran gehabt hätten, was in den Amerikanischen Staaten geschah, hätten sie sich eingemischt. Es scheint also für diese Länder keine Rolle gespielt zu haben, wer denn gewinnen würde, auch hatten beide einen Doppelspiel geführt sie unterstützten aufgrund ihrer Neutralität Nord und Süd, um bei keiner Fraktion in Ungnade zu fallen, im Falle deren Sieges.
Das ist alles was ich zur einmischung ausländischer staaten sagen kann, ist nicht viel, da müssen die echten experten ran!

hoffe wir hier, vor allem die anderen können dir weiter helfen!
 
zur rolle englands und frankreich ist schon einiges gesagt worden, anfängliche sympathie für die südstaaten, nach den niederlagen bemüht neutral.

die beiden deutschen grossmächte haben sich zu sehr mit sich selbst beschäftigt (und mit den dänen).

russland war gerade dabei, sich aus dem abenteuer nordamerika zurückzuziehen (verkauf von alaska 1867).

italien einigte sich gerade selbst ziemlich blutig und spielte als grossmacht sowieso noch keine rolle.

von einer echte "verwicklung" europäischer mächte in den bürgerkrieg kann also nicht gesprochen werden.
 
White_Wolf schrieb:
Nun, soweit ich unterrichtet bin, unterstützten sowohl Frankreich als auch England die Südstaaten mit lieferungen aus Übersee, bis die Union so gut wie alle Häfen der Konföderation blockierten. die von beetlebum angesprochenen Maßnahmen der Briten sind mir noch unbekannt, aber rein theoretisch: Warum sollte England mit seiner, seit jeher vorherrschenden Armada, vor der Marine der USA zurückweichen? Wenn England und Frankreich auch nur geringstes interrese daran gehabt hätten, was in den Amerikanischen Staaten geschah, hätten sie sich eingemischt. Es scheint also für diese Länder keine Rolle gespielt zu haben, wer denn gewinnen würde, auch hatten beide einen Doppelspiel geführt sie unterstützten aufgrund ihrer Neutralität Nord und Süd, um bei keiner Fraktion in Ungnade zu fallen, im Falle deren Sieges.
Das ist alles was ich zur einmischung ausländischer staaten sagen kann, ist nicht viel, da müssen die echten experten ran!

hoffe wir hier, vor allem die anderen können dir weiter helfen!

Ich denke, ganz entscheidend war Lincolns Emancipation Proclamation. Der Krieg wurde offiziell vorher geführt, um den Süden in der Union zu halten. Der Süden wiederum kämpfte, um aus der Union austreten zu können - dafür gab es in England und Frankreich durchaus Sympathien. Als nun Lincoln die Sklaven im Süden für frei erklärte, hatte er dort zwar keine Macht (dh, die Sklaven blieben Sklaven), aber plötzlich bekam der Krieg eine andere Ausrichtung. Falls es dem Norden gelang, den Süden in die Knie zu zwingen, würden die Sklaven im Süden die Freiheit erhalten - aus dem Krieg um die Frage der Rechtmäßigkeit einer Sezession wurde nun auch ein Krieg gegen die Sklaverei. Und die öffentliche Meinung in Frankreich und England war gar nicht für die Sklaverei (gab's in beiden Ländern schon nicht mehr).
Kurz: Die Bevölkerung (und wahrscheinlich auch die Politiker) in England und Frankreich war bereit, den Süden evtl. zu unterstützen, seine Unabhängigkeit vom Norden zu erkämpfen (klar, auch dann hätte der Süden die Sklaverei behalten, aber sie stand noch nicht im Mittelpunkt des Krieges und der öffentlichen Perspektive). Aber man war nicht bereit, plötzlich dem Süden bei der Verteidigung der Sklaverei zu helfen - und darauf wäre nach Lincolns Emancipation Proclamation ein Eingreifen Englands oder Frankreichs in den Augen der Bevölkerung hinaus gelaufen.

Dass der Süden kurz vor der Proclamation bei Antietam strategisch gesehen eine Niederlage erlitt spielte auch eine Rolle: Lincoln hatte einen "Erfolg" und konnte die Proclamation verkünden (er wollte dies schon eher, aber es sollte aus einer stärkeren Position heraus erfolgen, nicht nach lauter Niederlagen) und England und Frankreich schreckten nach dem Misserfolg des Südens zunächst vor offener Parteinahme zurück. Nach Gettysburg war das Thema dann endgültig vom Tisch.
 
Nun, auch nach einigem Googeln war ich nicht in der lage weitere verstrickungen ausländischer Kräfte in den US- Bürgerkrieg ausfindig zu machen.
Zudem möchte ich Papa_Leo recht geben, auch wenn ich ihn erneut etwas wiederhole, dass das politische Umfeld in Frankreich und england wohl dazu beitrug, dass keine eindeutigen "Lager" klar wurden, einerseits hätten Frankreich und England die Sezession der Konföderation unterstützt, dennoch hätten sie selbst unruhen riskiert, wenn sie für die Sklaverei eingestanden wären, darum konnten sie sich nicht für die Konföderation entscheiden, Dem freiheitswillen einer Nation hätten sie geholfen, nicht aber der unterdrückung anderer "Sklaverei". Andersherum konnten sie auch nicht den USA helfen, zwar hätte deren Bevölkerung wohl mitgespielt bei dem ehrenhaften Ziel die sklaverei zu beenden, nicht aber dabei, einen anderen Staat zu unterjochen, all diese wiedersprüchligkeiten haben wohl dazu geführt, dass sich die einmischung der Franzosen und Engländer nur auf den Handel als Neutrale Staaten beschränkte. ausgenommen die Schiffsüberschreibungen der Briten, zu beginn des sezessionskrieges, als es noch um die unabhängigkeit der CSA ging, als die sklaven noch kein thema waren.

ja, so wie "Papa_Leo" es richtig deutete könnte es gewesen sein. Das politische Umfeld war nicht klar definierbar, darum unterstützten weder England noch Frankreich offiziell eine der Parteien.

Ein kompliment an Papa_Leo diesen politischen aspekt hätte ich gar nicht erst angeschnitten!
 
sezessionskrieg

Hi Papa Leo,
die Sklaverei war doch Auslöser des Sezessionskrieges. Lincoln war ja Gegner der Sklaverei, und als er Präsident wurde wollten die Südstaaten sich ausgliedern aus den USA. Folge war der Sezessionskrieg und im Vordergrund stand die Einheit der USA, oder? Vielleicht kannst Du mir dabei helfen, was Lincolns Hauptziel war, und warum er so gegen die Sklaverei war. Würd mich interessieren. Danke
 
lincoln selbst war eher ein gemäßigter sklavereigegner. er wollte lediglich die ausbreitung der sklaverei auf andere bundesstaaten verhindern, sie aber nicht abschaffen (konnte er auch nicht, sie war ja durch die verfassung geschützt). wie du richtig gesagt hast, war lincolns erklärtes hauptziel die erhaltung der union, als er jedoch erkennen musste, dass diese nicht mehr zu retten war, wollte er eine neue union erschaffen, ohne sklaverei. achja, zum thema, sklaverei grund bzw. auslöser des kriegs: die hauptgründe für den bürgerkrieg war nicht so sehr die sklaverei, wie der unterschied zwischen den beiden landesteilen vor allem in gesinnung und wirtschaft. die sklaverei mag ihren teil beigetragen haben, ist jedoch nicht allein für den krieg verantwortlich. (so ist das ja auch bei den meisten kriegen, man benutzt irgendwelche vorwände zum rechtfertigen, de facto waren die meisten südstaatler keine sklavenhalter)
 
Gisele schrieb:
Hi Papa Leo,
die Sklaverei war doch Auslöser des Sezessionskrieges. Lincoln war ja Gegner der Sklaverei, und als er Präsident wurde wollten die Südstaaten sich ausgliedern aus den USA. Folge war der Sezessionskrieg und im Vordergrund stand die Einheit der USA, oder? Vielleicht kannst Du mir dabei helfen, was Lincolns Hauptziel war, und warum er so gegen die Sklaverei war. Würd mich interessieren. Danke

Auslöser für den Sezessionskrieg würde ich nicht sagen. Die Sklaverei spielte dabei eine Rolle, dass Norden und Süden sich unterschiedlich entwickelten und damit auch unterschiedliche Interessen hatten (z.B. der stärker industrialisierte Norden war für Schutzzölle, der Süden, der seine Güter im Austausch für Baumwolle aus Europa erhielt, wollte keine solchen Zölle).

Da im US-Senat jeder Staat zwei Vertreter hat, war die Frage wichtig, wie viele Staaten Sklavenstaaten waren und wie viele nicht - denn das konnte die Balance im Senat verändern. Daher kam es häufig wenn die USA Gebiete dazu gewannen (Krieg gegen Mexiko z.B.) zum Streit, ob
- die neuen Staaten ohne Sklaverei oder mit Sklaverei aufenommen werden sollten
- die Sielder in diesen zukünftigen Staaten selbst entscheiden sollten

Daraus brach dann der alte Streit wieder auf, welche Rechte der Bund/die Union hatte, und welche Rechte die Einzelstaaten. Durfte der Bund überhaupt die Sklaverei verbieten? Darf ein Einzelstaat wieder aus der Union austreten? Darf ein Einzelstaat überhaupt die Sklaverei verbieten, wo die Verfassung doch Eigentum schützt und was passiert dann einem Sklavenbesitzer, der mit seinen Sklaven in einen Staat reist, wo die Sklaverei verboten ist?
Das zu dem Zeitpunkt sehr südstaatenlastige Supreme Court entschied dann auch, dass Sklaverei überall in den USA erlaubt sein müsse, da ein freier Mann mit seinem Eigentum überall hingehen könne, und sein Eigentum zu schützen sei.

Lincoln selbst schrieb einmal: Wenn ich die Union retten könnte, ohne einen einzigen Sklaven zu befreien, würde ich das tun.
Der Süden sah in ihm aber einen Gegner der Sklaverei und nahm seine Wahl zum Anlass für die Sezession. Anlass für den Krieg war dann die Situation um Fort Sumter.

Wie gesagt, es ging ihm in dem Krieg um die Erhaltung der Union, die Befreiung der Sklaven (nicht aller - s.o.) kann auch als politischer Schachzug gewertet werden. Die Ausbreitung der Sklaverei wollte er verhindern, es gibt auch Briefe, die zeigen, dass er selbst nicht ohne Vorurteile war, denn er wollte auch mal alle Sklaven zurück nach Afrika schicken.
 
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